Autor Thema: Hauttransplantation beim Pferd  (Gelesen 28448 mal)

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Offline WondaTopic starter

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Hauttransplantation beim Pferd
« am: 01.12.05, 23:06 »
Hallo,

so etwas hört man nicht alle Tage, aber mein Tierarzt schlägt vor bei meiner Stute eine Haut bzw. Haut mit Felltransplantation vorzunehmen.

Meine Stute hat sehr große Narben auf dem Rücken, woher und warum weiß keiner so genau.  Ich habe sie vor noch nicht viel Zeit mehr auf einem Pferdemarkt gekauft, es war mir egal wie sie aussah, sie gefiel mir und wir verstanden uns.
Und jetzt versuche ich dem Pferd das Leben wieder angenehm zu machen.
Damit ihr euch ein Bild machen könnt:





So jetzt steht also die Hauttransplantation ins Haus, deshalb möchte ich hier fragen ob irgend jemand schon einmal so etwas bei einem Pferd hat machen lassen?
Oder hab ihr so etwas mal beobachtet?
Oder habt ihr überhaupt schon einmal so eine Narbe gesehen? Und von was?

Die Haut an der Stelle ist laut Labor (eine Hautprobe wurde schon genommen) altes dickes stark vernarbtes gewebe, Haarwachstum ist ausgeschlossen, es ist nicht entzündlich.

Für die Transplantation sprechen folgende Dinge. Zum einen ist sie so natürlich kaum Reitbar, was mir allerdings auch nicht großartig wichtig ist. Dann verliert sie viel Wärme über diese Flecken, es ist immernoch ungewiss ob sie eingedeckt werden muß oder nicht. Desweiteren muß ich schreckliche Angst haben das sie dort einmal hineingebissen wird oder beim wälzen auf einen Stein kommt, die Haut würde sofort reißen. Die Haut reißt auch von alleine wenn man sie nicht täglich reinigt und eincremt. Dann ist sie natürlich auch ein wenig schmerzempfindlich wenn man die Haut verschiebt. Und wovor ist auch große Angst habe ist die Sommersonne wegen Sonnenbrand.

Mein Tierarzt ist für die Transplantation, ich habe auch Vertrauen zu ihm. Nur würde ich gerne von anderen Betroffenen hören wie ihre Erfahrungen sind.

Sagt mir doch einfach was euch dazu einfällt.

Liebe Grüße
Wonda

Offline Nattrun

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Re: Hauttransplantation beim Pferd
« Antwort #1 am: 02.12.05, 08:57 »
Hallo Wonda,
das sieht mir nach alter Brandwunde aus. Könnte allerdings auch extrem mieser Satteldruck von zB einem alten riesigen Westernpad sein - je nachdem, wie das Pferd mal "gepflegt" worden ist? Alte Kontaktdermatitis durch siffiges, nicht passendes Sattelzeug, die sich entzündet hat?

Spontan fällt mir zu Brandwunde ein Artikel in der fs ein - da hat ein Stall gebrannt und die Pferde (2?) trugen relativ schwere Verbrennungen durch herabschmelzendes Plastik davon.
Die Besitzer entschlossen sich, das durchzufighten und haben, so meine ich, auch transplantieren lassen. Mit gutem Erfolg.
Wenn Du die fs-Redaktion kontaktierst, helfen die Dir sicher weiter, die sind immer sehr nett. Ich meine, es war dieses oder letztes Jahr. Vielleicht hat hier einer ein besseres Gedächtnis???  :-\

Hauttransplantationen sind ne ganz kitzelige Sache, ich hab lange in der plastischen Chirurgie gearbeitet. Würde das nur in einer Klinik machen lassen,wo es öfter gemacht wird, zumal es hier auch noch um relativ große Flächen geht. Stell Dich auf hohe Kosten ein.  :-\
Hut ab, daß Du drüber nachdenkst!
Nattrun
« Letzte Änderung: 02.12.05, 08:59 von Nattrun »
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Offline mammel

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Re: Hauttransplantation beim Pferd
« Antwort #2 am: 02.12.05, 13:15 »
Hallo,

ich habe den Artikel auch gelesen (hab die Zeitung sicher noch, falls Du Interesse hast) und bin auch der Meinung, dass die Narben wie die der Brandwunden aussehen. Grade auch, weil es so großflächig ist. Narben von Entzündungen sind meist unregelmäßiger und knubbelig zusammengewachsen.

Die Hauttransplantation würde Deiner Stute sicher helfen, da die Stellen sonst sicher immer ständiger Pflege bedürfen um keine Schmerzen zu verursachen. Und gegen Verletzungen beim Wälzen oder in der Herde ist man ja nie sicher...

LG Mammel

Offline Viki

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Re: Hauttransplantation beim Pferd
« Antwort #3 am: 02.12.05, 23:13 »
Blöde Frage: Wo kommt die transplantierte Haut her? Beim Menschen nimmt man doch eigene Haut (auch wegen der Abstossung)....

Abgesehen davon - was spricht dagegen, das Pferd bei Kälte und Sonne (auch im Winter gefährlich!) einzudecken? Vielleicht wär sie dankbar drum - Narbengewebe ist ja bei Menschen sehr empfindlich, evtl. auch gegen Wind etc. Ich würde aber eine gute (teure) Decke kaufen, die perfekt sitzt. Muss ja keine dicke Winterdecke sein, dann kann man sie auch nach der OP ganzjährig benutzen.

Wenn das klappt und die OP den finanziellen Rahmen sprengt, könnte man evtl. drauf verzichten - aufs Reiten halt dann auch (diesbezüglich hätte ich aber an der Stelle auch nach der OP Bedenken - das ist genau die Stelle, wo Last liegt und wo es zu Verschiebungen kommt).

Offline unki

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Re: Hauttransplantation beim Pferd
« Antwort #4 am: 03.12.05, 01:09 »
Blöde Frage: Wo kommt die transplantierte Haut her? Beim Menschen nimmt man doch eigene Haut (auch wegen der Abstossung)....
guckst du hier
oder hier, sind zwar eher Kleintiere betroffen, aber ich denke, dass es beim Pferd so ähnlich abläuft
Woher soll ich wissen, was ich denke, wenn ich noch nicht gehört habe, was ich sage?
unki

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Offline Nattrun

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Re: Hauttransplantation beim Pferd
« Antwort #5 am: 03.12.05, 09:10 »
Viki, beim Menschen nimmt man eigene Haut, und zwar Stücke zB vom Oberschenkel, wo die Heilung schnell geht. Diese Haut wird spezialbehandelt und wie ein Kuchenteig ausgewalzt, daß aus einem Ministück ein relativ großes Stück wird, sodaß man mit ganz wenig Hautspende viel abdecken kann.
Was "autologous" Haut ist, weiß ich nicht  ??? - Kunsthaut?
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Re: Hauttransplantation beim Pferd
« Antwort #6 am: 03.12.05, 17:22 »
Hallo nochmal!

Danke schon einmal für die Antworten.

Das finanzielle ist erst einmal kein Problem, abgesehen davon kommt der Tierarzt mir dabei aber auch entgegen da wir uns schon sehr lange und gut kennen.

Er will den Fleck quasi Stückweise flicken. Es werden an verschiedenen Stellen Haut abgenommen, und diese dann an der betreffenden Stelle wie ein FLickenteppich zusammengenäht.
Er würde das auch nicht in der Klinik machen sondern hier am Stall, mit einer leichten Sedierung und einer Lokalanästesie mit der die entsprechenden Stellen unterspritzt werden.
So 100 %ig hab ich es auch noch nicht verstanden, ich habe nächste Woche einen Termin mit ihm um das dann mal ganz genau zu besprechen.

Ich mache mir auch Sorgen ob das ganze meine Beziehung zu ihr wieder kaputt machen könnte.
Sie hat zu niemanden viel Vertrauen außer mir, wir ermuten das sie ziemlich geschlagen wurde, da sie sehr sehr ängstlich ist.
Ich denke es ist dann allerdings immernoch besser wenn sie hier ist als in einer Klinik. Aber wie gesagt ich weiß es alles noch nicht. Bis nach den Feiertagen warte ich ja auf jeden Fall noch, ich hoffe nur das ich vielleicht mal einen ebenfalls Betroffenen finde.

Es wäre sehr nett wenn mir einer von euch diesen Artikel vielleicht einscannen und mailen könnte oder so was, an: wonda@schlangengrube.de

Reiten wird mit meiner Maus immer ein Problem sein, das ist klar. Momentann reite ich sie ab und zu mit einem Barefoot Sattel, der ist schön kurz, und da er keinen Sattelbaum hat drückt er hinten auch nicht ein. Dazu noch ein Gelpad auf dem Rücken und die Stellen eingecremt, dann ist sie völlig zuffrieden.
Es ist sehr schade das sie so "geschunden" wurde, sie hat nämlich wirklich Spaß an der Arbeit, und geht wunderbar unter dem Stattel. Aber wir nutzen das Reiten bisher nur als wilkommene Abwechslung in der Arbeit.

So, danke nochmal für die Hilfe.
Ich nehme jeden Hinweis auf mehr Informationen dankend an.
Grüße
wonda

Offline Nattrun

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Re: Hauttransplantation beim Pferd
« Antwort #7 am: 03.12.05, 18:29 »
Also aus klinischer Sicht würde ich sowas immer von Spezialisten machen lassen. Gerade in der plastischen Chirurgie hat man es immer wieder mit Abstoßungsreaktionen und Infektionen zu tun, das sollten schon Leute machen, die Erfahrung damit haben.
Wenn es misslingt, hast Du ein fieses, gestörtes Narbenfeld UND viel Geld bezahlt.
An Deiner Stelle wüde ich mich auch im Humanbereich platisch schlau machen - ich weiß nicht, woher du kommst, aber in Aachen gibt es gleich zwei gute Plastiker, im Klinikum der RWTH (große Verbrennungschirurgie, die immer wieder Patenten aus dem Nahen Osten behandeln) und im Luisenhospital, sicher kann man dir zum genauen Verlauf einer Hauttransplantation generell Auskunft erteilen.
Ich würde mich auch an Tierkliniken umhören, ich weiß, daß es zum Walzen der Spenderhaut extra Geräte gibt, die Hautstücke kann man ja nicht einfach so aufnähen wie beim Quilten.

Du könntest noch ein wenig Zeit ins Land gehen lassen und am Vertrauen Deiner Stute arbeiten - die Narben beeinträchtigen sie ja nicht im täglichen Leben. Wenn sie weiß, daß sie zu dir gehört, wird sie Dir auch willig in eine Klinik folgen.
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Offline acarychtis

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« Antwort #8 am: 03.12.05, 18:40 »
Hübsches Pferd hast Du gekauft. Wie schön, dass das Tier einen netten Besitzer und eine Aufgabe gefunden hat und nicht gleich vom Metzger wegekauft wurde.. Ich wäre mit der Transplantation auch eher vorsichtig und würde sie erst mal eindecken wg. der bereits erwähnten Probleme. Viel Glück Dir und Deiner (glücklichen) Stute!
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Offline unki

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Re: Hauttransplantation beim Pferd
« Antwort #9 am: 05.12.05, 18:31 »
Ich würde mich auch an Tierkliniken umhören, ich weiß, daß es zum Walzen der Spenderhaut extra Geräte gibt, ...
Ja, genau - steht auch so dem deutschen Artikel unter dem Link weiter oben.

"Homolog" heißt, dass die eigene Haut des Patienten genommen wird, halt von einer Stelle (z.B. an der Seite des Halses, unter der Mähne), und am Ort der Verletzung aufgebracht wird. Es gibt die Möglichkeit, Vollhaut zu nehmen, oder man spaltet die Haut und nimmt nur die obere Schicht. Beide Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile, die der behandelnde Arzt abwägen muss.

Wegen der Nutzung: wie sieht es denn mit Fahren aus?
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unki

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Offline acarychtis

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Re: Hauttransplantation beim Pferd
« Antwort #10 am: 13.12.05, 20:15 »
Jau, das mit dem Fahren hab ich auch gleich gedacht. Macht bestimmt auch Spaß, ich bin jedenfalls immer ganz neidisch, wenn die bei uns mit der Ponykutsche vom Hof zockeln,´....
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Offline WondaTopic starter

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Re: Hauttransplantation beim Pferd
« Antwort #11 am: 08.01.06, 22:01 »
Hallo nochmal!


Nach langen Absprachen mit Tierarzt und Tierklinik ist es vollbracht. Das erste kleine Stückchen neue Haut ist auf dem Rücken.

Es wurde bei uns im Stall vorgenommen. Transplantiert wurden nur sehr kleine runde Hautstanzungen mit etwa 5mm im Durchmesser.
Davon wurden 8 Stück vom Bauch auf den Rücken transplantiert.

Aufgrund einer Verstopfungskolik war Shallina kurz vor Weihnachten noch in der Pferdeklinik (ohne OP). In der Klinik sahen die Ärzte sich auch den Rücken nochmal an und stimmten dem Behandlungsvorschlag meines Tierarztes zu.

Am 05.01. haben wir den ersten Versuch gemacht, jetzt heißt es hoffen, das alles so heilt wie Tierarzt und ich uns das vorstellen.
Momentan ist ein Verband drauf, der wird übermorgen wieder gewechselt, dann weiß ich sicher mehr.

Falls es jemanden interessier könnt ihr euch auf meiner Homepage ein paar Bilder ansehen, aber vorsicht es ist etwas blutig.

http://www.reptilienzimmer.de/modules/easyweb/?artid=28

Gruß
wonda


Offline Carlotta67

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Re: Hauttransplantation beim Pferd
« Antwort #12 am: 08.01.06, 22:26 »

Ich habe überhaupt nullnix Ahnung von Hauttransplantationen, bin nur zufällig über die Box gestolpert, und wollte nur aus tiefstem Herzen dazu sagen: Hut ab vor Dir und was für ein Glück für das Pferd, Dich gefunden zu haben!!
Wünsche Dir viel Freude und lange Freundschaft mit ihr!

LG, C.

Offline Rübe

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Re: Hauttransplantation beim Pferd
« Antwort #13 am: 09.01.06, 10:29 »
Interessant! Ich habe übrigens auch sehr gute Erfahrungen mit einer OP am Rücken im STALL gemacht. Es gab keinerlei Entzündung.

Eine Frage habe ich: Soll jeweils die ganze Narbe ausgestanzt und erneuert werden? Müssen dann noch in den Abständen Stanzungen vorgenommen werden, oder ist der Abstand klein genug? Ich hab das nur mal bei einer Reportage über Haartransplantationen von Menschen gesehen.
Manchmal ist das Ungesagte das Aussagekräftigere.

Offline schnegge78

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Re: Hauttransplantation beim Pferd
« Antwort #14 am: 10.01.06, 12:31 »
Wow  :o Ich höre auch das erste Mal von einer Hauttransplantation bei Pferden!

Toll, das Dich Dein Pferdchen gefunden hat und viel Glück auf Euren hoffentlich sehr langen gemeinsamen Weg!!