Autor Thema: Mit zunehmendem Alter Angst  (Gelesen 95517 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Beni

  • Gast
Mit zunehmendem Alter Angst
« am: 07.11.05, 09:46 »
Hallo,
ich möchten mal die ängstlicheren Seelen unter euch zu ein paar Tips befragen...

Als jüngerer Reiter war ich immer ziemlich locker, bin jedes Pferd geritten, mit den jungen Pferden immer allein ins Gelände, je schwieriger der Ritt umso stolzer ich..
Mein Leistungsstand war in etwa Dressur/Springen L sowie aktiver Amateurrennreiter. So richtig ist mir nie was passiert.

Mit zunehmendem Alter und längerer Pause ist nun in mir die Angst wach geworden. Da ich im Gegensatz zu früher ja nun auch die Verantwortung für meine Kinder habe und arbeiten gehen muß, bin ich vorsichtig. Es könnte ja was passieren. Mein Pferd wird evtl. unkontrollierbar, rennt nach Hause oder ich falle runter und breche mir die Wirbelsäule... All die Situationen, von denen ich ja weiß, daß sie im Pferdesport nun mal passieren können, aber mir nie passiert sind, laufen in meinem Kopf ab.

Ich bin nun immer mal wieder die Pferde anderer Leute geritten, aber ein unausgelastetes fremdes Pferd zu reiten, das möchte ich nicht mehr. Meine Gesundheit ist mir für schlecht gerittene Fremdpferde zu schade, teure Reitstunden auf guten Pferden fallen flach.
So habe ich mir vor 2 Jahren noch einmal mein Traumpferd in jung angeschafft. Es ist jetzt 2,5 jährig und im Umgang sehr ruhig und lieb. Zu diesem möchte ich ein so gutes Vertrauensverhältnis aufbauen, daß mir wieder unbeschwerte Geländeritte im Alleingang möglich sind. Ich hoffe gewissermaßen, mir meinen Freund fürs Leben selber zu formen und nicht mehr fremde Pferde reiten zu müssen.
Obwohl es früher für mich Routine war, heute wird mir beim Gedanken ans Anreiten schon mulmig.

Wer mag, gibt mal ein paar Tips zur Vertrauensbildung!
Schon mal danke

Offline Just for Fun

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 856
    • Projekt Offenstall
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #1 am: 07.11.05, 09:59 »
Bist Du sicher, dass Du DICH beschreibst?
Jede zeile, aber wirklich jede Zeile, könnte von mir sein.
Mir geht es nach über 15 jahren Berufsreiterrei genau so, wie du es beschreibst, nach den Gründen habe ich (mehr oder weniger erfolglos) gesucht. Sicher hat es was mit den vorhandenen kindern zu tun und auch damit, dass man im lauf der jahre einfach WEISS, was alles passieren kann, ohne es zwingend selbst erlebt zu haben...
Ich bekomme heute schon herzklopfen, wenn ich nur daran denke, was früher selbstverständlich war...
Die berufliche reiterei habe ich bereits vor über 5 jahren "an den nagel" gehängt...

Ich hatte phasen, da konnte ich ohne weiche knie überhaupt nicht mehr aufs pferd (waren aber auch eine ansammlung "kniffliger" kandidaten... Und ich habe mich mit dem gedanken getragen, ganz aufzuhören.

Nun habe ich zwei (eigene) pferde, die gezielt so ausgesucht wurden, dass sie (unabhängig von ihrer qualität, welche früher über allem gestanden hätte) mir vertrauen vermitteln. Ich habe so "zurück gefunden", glaube wieder daran, dass ich eben doch reiten kann und diese pferde "erschrecken" mich nicht...

Nun kann ich sogar wieder zwei berittpferde machen, wovon zumindest eines nicht einfach ist. Ich habe mich allerdings ein paar wochen lang von unten versichert, dass sie nichts "schlimmes" macht und gehe mit dehr viel bedacht an die sache heran...
Nächstes jahr kommen zwei dreijährige auf mich zu, die wir aufgezogen haben, ich werde den weg gehen, sie anreiten zu lassen (in einem stall meines vertrauens) und werde mich auch dort einige zeit lang vonunten davon überzeugen, wie die pferde in bestimmten situaitonen sich verhalten, ebenso werde ich den ersten ausritt bestenfalls mit einem zuverlässigen führpferd begleiten, drauf sitzen werde ich dabei nicht.

Ich will das vertrauen, dass ich "wieder gefunden" habe, nicht durch "erschrecken" gefährden, mein weg ist dieser: erst drauf setzen, wenn ich  mit (fast) sicher sein kann, dass das pferd  die ersten "dummheiten" hinter sich hat...


Offline zaino

  • Mein Pferd ist als Pferd eine Katastrophe, als Mensch ist es unersetzlich.
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5.752
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #2 am: 07.11.05, 10:14 »
Hi, Du,
willkommen im Club!  :-\
Was Du da beschreibst ist sowas von "normal", möchte ich sagen - alle intelligenteren Exemplare Mensch haben leider auch (zu) viel Phantasie mit zunehmendem Alter!
- Fremdpferde: Reite ich nur noch (selten) wenn ich weiss, die sind artgerecht gehalten. Reine Stallpferde? Njet! NImmermehr.
- Fremdpferde: Nur noch die, dich ich auch selber satteln darf. 2x im Leben habe ich so ein Teil nach einer furchtbaren halsbrecherischen Reit-Einheit abgesattelt u. handtellergroße Satteldruck-Geschwulste entdeckt! Tja, ein Pferd mit SChmerzen verhandelt nicht mehr, das reagiert nur noch.
- Eigenes Ross: Auch 2jähriges Hengstli erstanden, 1 Jahr spazierengegangen, Rechnung ging auf - ist ein ziemliches Verlasspferd geworden! Hab ihn jetzt bald 12 Jahre!
- RB-Pferde vorher: teilweise super nette Tiere gehabt wie den unvergesslichen Traki Lukas, der 3 km flott durchgaloppieren konnte, Zügel IMMER nur am kleinen Finger, NIE heiss wurde - das "Schlimmste was er mal tat, war piaffieren, als uns mal ein grässlicher Bernhardiner  (Modell Cujo) in einem Dorf bellend verfolgte und ich immer nur zwischen den Zähnen leise sagte: "Ruuuuhig, Lukas, Ruuuuhig, geregelter Rückzug, nicht rennen, laaaangsam sonst kommt der KÖter auch auf Touren..."  ;D

Trotzdem - das Pferd kann stolpern u. hinfallen, wie meins, im Oktober vor 1 Jahr. Hab mir den rechten Daumen verknotet, ist seither steif... hat jetzt 1 Jahr gedauert bis ich mich wieder rausgetraut u. draussen galoppieren getraut hab. Ich weiss jetzt warum das passiert ist, so ziemlich, u. habe die Ursachen - hoffentlich - gründlich abgestellt. Ich hab mich wieder und wieder zum Galoppieren gezwungen, in der Bahn u. auch draussen. Immer nur kurz, immer wenn ich merkte, ich fange an zu krampfen, Pause, absteigen, führen, marschieren, durchatmen.

Natürlich reflektiert auch das bravste eigene Pferd irgendwann mal die eigenen "Krämpf"...  :-[ aber häppchenweise, mit aller Vorsicht, kommt man dagegen wieder an. Die Angst-Situationen in kleine Portionen aufteilen und nach u. nach "bearbeiten", das geht.
Ich reite schon IMMER nur mit Kappe, was mir viel Spott u. Hohn eingetragen hat von Leuten, die offenbar den Inhalt ihrer Köpfe für entbehrlich halten. Wer sich damit noch besser fühlt, soll sich einen Rückenprotektor umtun, gibt ja jetzt geniale Teile!  
Ausserdem sehr sehr sehr!!!!! sorgsam die Begleitung auswählen mit der man reiten geht. Was ich da alles schon erleben musste - grausig! Mehrere Ausritte mit Chaoten können dazu beitragen, ein junges Pferd zu vermurksen und einem jegliche Unschuld und Freude rauben, bezüglich Geländereiten.
Lieber allein als in schlechter Gesellschaft, das gilt fürs Reiten wie überhaupt. Immer die dummen Sprüche man soll ja NIE NICHT alleine reiten...  Ja mei, was nützt mir ein Mitreiter der aus Leichtsinn/Dummheit den Unfall erst verursacht? Kann so jemand denn 2 Pferde händeln und Hilfe holen bzw. leisten???? Oder wenn die Person dann selber daliegt und ich darf sie aufklauben?
(neulich erst bei uns der Fall - verzogener Gaul parkt im Gelände aus dem Galopp! zum Grasen, Pony holt natürlich zu schnell auf, grasender Gaul dessen Reiterin von dem Stop überrascht noch am Westernsattelhorn klebt, keilt prompt aus, volle Granate - das ist so eine S**, der droht nie, der haut immer gleich feste zu - u. katapultiert Pony erstmal 2 m weiter in den Acker.... SUPER! Jedes Pferd bleibt mal stehen weils evt. scheut, aber ein wacher Reiter kann dann einwirken. Aber so eine Situation ist ja nun wirklich vom Feinsten, ne?  >:()
Es lebe das Zeitalter des Handies und da reite ich dann lieber alleine!

Naja, ist lang geworden, Beni... das Thema kommt immer wieder in Foren und viele sind davon betroffen. *handreich*
Aber man kriegts in den Griff.  :)

Und Just for Fun hat mich überholt, ist ja fast schon beruhigend, dass Profis auch manchmal mit sowas kämpfen... entschuldige wenn ich das so hinschreibe, natürlich tut es mir leid für Dich. Andererseits könnte jemand wie Du dann mit mehr Geduld und Verstand Pferde ausbilden als die ganzen Hachstellteuchnichsoan-Raubeine, die man oft antrifft. Und es kämen aus solchen Händen halt dann auch mehr Verlasspferde...

Bei mir um die Ecke wäre grad ein 4jähriger sprunggewaltiger WB-Wallach anzubieten, aus Profiberitt, und Berichten zufolge bereits völlig gaga... ich kann jetzt nicht beurteilen ob das am Pferd liegt (weicher keks) oder am Beritt  ::) *seufz*

Beni

  • Gast
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #3 am: 07.11.05, 10:43 »
Hallo, jeder von euch, der zugibt, daß es ihm genauso geht, hilft mir schon..  In meinem "Pferdeleute-Umfeld" gibts nämlich keinen, der Angst hat.
Ich kann halt keine Hilfe von auswärts in Anspruch nehmen. Meine Pferde wohnen bei uns zu Hause, in einem Reitstall hätte ich immer Probleme, weil ich zur Haltung oftmals andere Ansichten habe. Außerdem wär`s zu teuer... Und dann die Stallbarbies...
Mein Aufruf zielte dahin, daß ich mal ein paar Tips kriege, wie ich mich zusammen mit meinem Youngster schon jetzt vorbereite, daß ich das Reiten selber nur noch als Ergänzung und nicht als gefährliches Highlight empfinde... So nach dem Motto, der ist ja sooo lieb, dem kann ich so vertrauen. Prinzipiell habe ich sicher das Können, mir nach all den Jahren nochmal ein gut gerittenes Dressur/Geländepferd mit grundsolider Ausbildung zu formen,(frei von jeglichen Schnellmethoden mit absolutem Grundvertrauen) aber wie kriege ich meinen Kopf frei....

Offline Waddington

  • pssst...Hafiträumtnoch
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 472
  • Geschlecht: Weiblich
    • Reitertreff für alle Sparten
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #4 am: 07.11.05, 10:55 »
Also ich denke, dass zwei Dinge passieren werden: 1.) du baust Vertrauen zu deinem Joungster auf und alles wird kein Problem. So wie die Pferde Vertrauen zum Menschen aufbauen, passiert ja umgekehrt genau das Gleiche! Dein Zwerg ist jetzt 2,5 ihr habt also noch ein ganzes Jahr Zeit, euch aufeinander vorzubereiten.

2.) Du wirst deine Angst behalten, dann brauchst du jemanden, der gewisse Routine beim Anreiten mitbringt und dir behilflich ist. Bei mir hat es schon genügt, dass eine sichere Person anführt und das Pony in Bewegung setzt.

Ich habe nach 15 Jahren Reitpause mir auch ein Pferd (Hafi, 2,5 Jahre) gekauft und stand genau vor dem gleichen Problem. Jedoch haben wir in dem 1 Jahr Vorbereitungszeit unsere Ängste gegenseitig vollkommen abgebaut! Ich wusste einfach, dass es klappen wird, und bin schon nach wenigen Einheiten auf dem Platz in's Gelände gegangen. Die vielen, vielen gemeinsamen Spaziergänge ließen das für mich ganz natürlich erscheinen!
Bin sonst auch eher dehr Schisser, der die Horrorvisionen vor Augen hat, wenn es um was Neues geht.....  :-X

Jetzt ist der Hafelschlingel 5,5 und macht mir mehr Probleme (Testen) als am Anfang. Da war er soooo auf das Neue konzentriert, der hat gar nie daran gedacht, irgendeinen Sch**** zu machen. Selbst als die Weidekollegen reingaloppiert kamen, war er ganz konzentriert bei der Sache. Jetzt nimmt er sich doch mehr Freiheiten raus, und das erste mal runtergeflogen bin ich 1 Jahr NACH dem Anreiten.

Offline zaino

  • Mein Pferd ist als Pferd eine Katastrophe, als Mensch ist es unersetzlich.
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5.752
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #5 am: 07.11.05, 11:09 »
Armes Waddi, seid Ihr grad in der Flegelphase? AUa....  :-\ Naja, Dein Hafi ist ja, nach all Deinen Berichten, keine S**, sondern ein grundsätzlich gutartiger, lustiger Springinsfeld, trotzdem - ich wünsche Dir viel haft-kraft am Popes und gute Nerven und kann Dir nur aus eigener Erfahrung versichern - ES GEHT WIEDER VORBEI! (wir hatten auch Zeiten wo ich ernsthaft eine Satteltasche fürn Flachmann am Sattel erwog...  ::))

Die ERfahrung mit Jungpferd-Zufusswanderungen = Entspanntes Anreiten u. super Basis kann ich aus vollem Herzen bestätigen! Hab mir beim Anreiten auch helfen lassen, aber das war mehr zu meiner Beruhigung. Aufs Pferd hätte ich mich grad draufsetzen u. losreiten können nach der Vorbereitung.

Beni, nach so vielen jahren Reiterfahrung immer noch kein dickes Fell? Mei... schaff' Dir eins an, könnte ich jetzt sagen, wenn ichs Dir denn vormachen könnte  :-\. Stallbarbies u. Leute, die alle angeblich keine Angst haben oder zu blöd sind, welche zu haben wenns heilsam wäre? Das Gezücht stirbt leider nicht aus.
Das schärfste war neulich der Typ der bei uns gelandet ist mit Pferd, weil er grad auf Entzug ist u. tief in der Krise. Hab ihm von meinem Sturz letztes Jahr u. der langen Arbeit dran erzählt, darauf grinste er nur herablassend: Mei, ich kenn koa Angst... Kein Wunder...  ::) Wie schön für ihn. Wer immer gar so überlegen tut .... beeindruckt mich schon lange nimmer. Guckt man dahinter ist da meistens nicht viel, nämlich.
In diesem Sinne - NUR MUT!

holzwurm

  • Gast
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #6 am: 07.11.05, 11:57 »
Hallo

ich kenn das auch...  ::) nach 12 Jahren mit eigenen Pferden (Späteinsteiger) schüttel ich heute manchmal den Kopf darüber, was ich mir einstens mit meinem Pferd zugetraut hab...  :-X allerdings dürfte damals die relative Ahnungslosigkeit des Neupferdbesitzers eine große Rolle gespielt haben.

Trotzdem stelle ich jetzt immer wieder fest, dass ich Sachen nicht mache, über die ich früher gar nicht groß nachgedacht habe. Oder eben ungern.
Ich reite nur noch sehr selten allein aus, nicht aus Angst sondern weil es sich halt so ergeben hat - zwei Pferde und eine reitbegeisterte Stieftochter  ;D - und durfte letzthin feststellen dass mir bei einem Einzelritt mit Jungpferd doch etwas anders wurde...  :-X

Naja.

Ich habe meine große Stute auch 2,5 j. gekauft und in diesem Jahr selber eingeritten. Die Dicke ist ein richtig ruhiges Pferd und auch prima allein im Gelände - Marke "ich schau lieber erst mal was da ist statt kopflos zu rennen, das ist ja zu anstrengend"  ;) Die hab ich mir - teils unbewusst - auf der Weide schon deshalb raus gepickt, weil sie inmitten prügelnder Youngster ruhig da stand.
An Vorwärtsdrang fehlt es übrigens nicht!

@Beni, ich bin ein Jahr lang mit der Stute spazieren gewesen, in Begleitung von Reitern oder Radfahrern oder auch mit einem Shetty vorm Sulky. Das hat meine Dicke schon mal an Radler und andere ominöse Sachen gewöhnt. Trecker, Autos, Spaziergänger etc. hat sie alles an der Hand kennen gelernt.
Das Führen war anfangs nicht ganz einfach, weshalb wir zwei Monate lang einen Kappzaum benutzt haben. Danach war dann aber geklärt, dass sie neben oder leicht hinter mir zu gehen hat - nicht schräg vor mir  ::).
Meiner eigenen Fitness hat's übrigens auch ausgesprochen gut getan...

Anreiten lief so ab, dass ich Anfang des Jahres den Sattel mit Hilfe einer Freundin immer mal wieder aufgepackt habe, bis wir ihn locker angurten konnten (war nach 4x der Fall) und auftrensen war gar kein Problem, die hatte das Gebiss schneller drin als ich gucken konnte (hätt ja was essbares sein können).

Das erste Mal aufsitzen hat meine Stieftochter übernommen, da sie nur halb so schwer ist wie ich und recht gut sitzt.
Langsam haben wir uns dann vorgetastet - während einem Spaziergang mal 10 Minuten rauf (an der Leine), dann etwas länger und selbständig Tempo regeln vom Sattel aus (immer noch an der Leine), dann im Schritt mal frei, dann auch mal antraben... irgendwann waren wir zu zweit los, sie auf dem Jungpferd, ich auf dem Rad mit der Leine in der Hand, und da durfte die Dicke dann richtig laufen  :D. Als dann das " Bremsen" gut klappte ist meine Stieftochter auch mal längere Zeit frei neben mir geritten.

So hat die Dicke Kondition aufgebaut (nebenbei wurde noch longiert) und konnte im Mai dann die erste ernsthaften Schritte auf dem Reitplatz gehen. DAS war dann meine Sache... und trotz der langen Vorarbeit hatte ich extremes Herzklopfen...  ::)
Wir sind langsam vorgegangen (die ersten paar Male nur fünf Minuten Schritt), und mittlerweile (mit Hilfe einer guten Reiterin) geht die Dicke auf dem Platz Zirkel und ganze Bahn in allen Gangarten recht gut, im Gelände traumhaft, im Umgang derzeit wieder mal Flegel *grmpf*

Auf die richtigen Flegeljahre wenn sie einigermaßen ausgewachsen ist und ihr Gleichgewicht hat, freu ich mich jetzt schon... ::) ;D Das wird sicher lustig, aber ich weiß inzwischen dass sie mich selbst beim Buckeln kaum runter bekommt.

Meine zweite Stute war ein Zufallstreffer von Anfang des Jahres, im Sommer 4 geworden und ca. 1 Monat später angeritten als die Dicke. Die hat trotz Temperament (viel VB und Trakki drin) keinerlei Schwierigkeiten gemacht, das war schon fast zu leicht. Aber auch da - beim ersten Draufsitzen Herzklopfen ohne Ende.

Fazit: Mach genau das wozu Du Dich in dem Moment in der Lage fühlst, und taste Dich stückweise vor. Mit der Zeit wagst Du auch wieder mehr und bekommst Vertrauen in Dein Pferd. Und nimm Dir einen zweiten Mann (bzw. eine Frau) mit zu den kritischen Ausbildungssachen, also alles was zum ersten Mal gemacht wird. Dann ist immer jemand da der das Pferd halten und loben kann oder auch beruhigen etc.
Es ist etwas knifflig, einem neugierig rumeiernden Pferd *kannmandasfressen?* den Sattel auf den Rücken zu legen und gleichzeitig eine Belohnung zu geben wenn es ihn duldet.  ;D

Offline Viki

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.844
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #7 am: 07.11.05, 12:04 »
Angst hat jeder, nur hat nicht jeder gleich viel Kontakt zu seiner eigenen Angst (Männer tendenziell allgemein weniger) und dann wird das halt zugedeckt mit Sprücheklopfen etc. Aber es gibt schon Leute, die die Ruhe weg haben - z.B. Sandos Trainer. Das hat mir geholfen, als ich mit der Ausbildung nicht weiterkam.

Beni, du könntest dich vorbeugend umschauen nach einem, der dir helfen könnte, wenn es Probleme gäbe. Ich hab ein ganzes Jahr mit der Suche verloren.
Wenn du ins Gelände gehst, ist eine zuverlässige Begleitperson mit entsprechendem Pferd Gold wert. Wenn ich neue heikle Routen vorhabe (z.B. kürzlich durchs Dorf, an vielbefahrener Bundesstraße), dann mach ich das nur zu zweit.

Außerdem könntest du mit dem ungerittenen Pferd jegliches Schrecktraining absolvieren. Das hatte mein Pensionswallach (kam als Fohlen zur Besitzerin) - der wurde rundrum betüddelt und hat keinerlei Angst vor Plastik und anderen Dingen, die geübt wurden. Mein eigener Wallach ist diesbezüglich teilweise immer noch im Stadium eines Wildpferdes und verliert bestimmte Ängste nur sehr mühsam. Darauf hab ich nicht geachtet beim Kauf, bzw. hab mich einlullen lassen von seinem Benehmen in der gewohnten Umgebung.
Es ist auch eine Typfrage - ich glaube nicht, dass mein Pferd jemals seine diffusen Ängste vor allem, was hinterm Busch oder am Horizont lauern könnte, verlieren wird. Das find ich nervig und an manchen Tagen hock ich in Dauerspannung drauf - obwohl er nicht durchgeht, obwohl er regulierbar bleibt - die eigenen Phantasien, was passieren KÖNNTE, bestimmen dann den Ausritt. Würde ich bewusst ein Pferd fürs "Mittelalter" kaufen, würde ich darauf mehr achten. So bleibt es eine ständige Herausforderung. Wenn ich zu zweit ausreite, gibt es keine Probleme, blos reitet meine Einstellerin zu selten für meinen Bedarf.
Spazierengehen, auch allein, ist wichtig. Wenn das Führen und die Erziehung vom Boden aus sitzt (bei meinem dank Trainer der Fall), dann kann man sich immer noch mit Absteigen "retten" und das tu ich auch, wenn ich mich selber dem, was da kommt, nicht gewachsen fühle.

Ein unerschöpfliches Thema.


holzwurm

  • Gast
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #8 am: 07.11.05, 12:12 »
die eigenen Phantasien, was passieren KÖNNTE, bestimmen dann den Ausritt

Wohl wahr  ::) Meine RB (die hatte ich schon bei meinem ersten Pferd, fing als Jugendliche an) hat sich mit der Dicken schon allein raus getraut (an der Hand) da dachte ich noch nicht mal dran.

Sie ist ganz einfach davon ausgegangen dass das Pferd brav bleibt... und so war's dann eben auch.
Bei mir wär's  vermutlich schief gelaufen wegen der unterschwelligen Sorgen  ;D aber so hatte ich ja den Beweis dass es geht... ;)

Beni

  • Gast
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #9 am: 07.11.05, 13:14 »
Na, das ist ja schon mal was... Danke an alle, die sich die Zeit nehmen!
Ich merke schon spazierengehen liegt schwer im Trend. Da sich keiner gemeldet hat,der hierbei verunglückt ist, werde ich nun also sofort heute Nachmittag eine kleine Runde gehen. Hab allerdings jetzt schon etwas Angst, er könnte z.B. mit aller Macht versuchen nach Hause zu rennen oder mir auf den Fuß springen...Und das, obwohl mir von diesem Pferd jegliche "Schweinereien" unbekannt sind! Leider habe ich kein Führpferd, bin hier wirklich allein auf weiter Flur und konnte bis jetzt keine Hilfe oder Reitbeteiligung finden, der nicht ich erst mal die Grundbegriffe beibringen müßte.

@Just for Fun: wie hast du vom Boden schon sicher testen können, daß das Pferd beim Reiten brav ist?

@Viki: Schrecktraining? du meinst Bodenarbeit mit Plane etc? Werde ich tun, bei allem Neuen war mein Pferd bis jetzt eine Schlaftablette, er hatte auch schon ab und an mal den Sattel drauf, lies ihn völlig kalt. Kannst du mir bitte eine prima RB per Post senden???

@Holzwurm: so in etwa dachte ich mir das, wir haben alle Zeit der Welt und ich tu nur das, was ich mir zutraue. Allerdings läuft man da vielleicht Gefahr, sich ein Pferd zu erziehen, das diese Unsicherheit spürt und dies ausnutzt. Prinzipiell reite ich eher nach der Maxime, immer ein bißchen mehr zu fordern, als das Pferd von sich aus gibt. Habe aber im Gegensatz zu früher, Angst vor evtl. Konsequenzen.
Bei Dir läufts auch auf eine zweite Person hinaus, dies ist s.o. ein Problem. Evtl. mein Mann, aber den müßte ich -wenn mal was ist-dann auch retten...

So, weil ihr ja alle alle fürs Spazierengehen seid, tu ich dies nachher und ihr seid Schuld wenn`s schief geht...   

Offline zaino

  • Mein Pferd ist als Pferd eine Katastrophe, als Mensch ist es unersetzlich.
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5.752
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #10 am: 07.11.05, 13:25 »
@Holzwurm: so in etwa dachte ich mir das, wir haben alle Zeit der Welt und ich tu nur das, was ich mir zutraue. Allerdings läuft man da vielleicht Gefahr, sich ein Pferd zu erziehen, das diese Unsicherheit spürt und dies ausnutzt.  

Ne, glaub ich jetzt nicht. Du darfst halt selber nie mehr abbeissen als Du grad kauen kannst, psychisch gesehen.
Und wenns mal eine Rauferei geben sollte, zu irgendeinem Thema, dann such das Schlachtfeld möglichst selber aus wenn Du die Sache provozierst um sie korrigieren zu können.
Bei Kerstin Diakont nachzulesen: Es ist übrigens bei Bodenarbeit völlig ok wenn ein Pferd erstmal hampelt u. wegspringt - es setzt sich ja trotzdem mit einer Sache auseinander dabei! stures Stillstehen muss nicht sein, das kommt noch mit der Routine.

Gut ist aber, z. B. alles gaaaanz langsam zu beginnen. Keinen speed reinbringen wenns nicht sein muss! Wir sind ca. 30 min ganz ruhig vor unserem ersten kleinen Bächlein gestanden - alles war erlaubt ausser wegdrehen u. abhauen! - bevor der Knilch anfing mit dem Vorderhuf zu kratzen wie ein Bulle und sich dann, unter Protest, zu einem Riesensatz da drüber aufzuraffen (weil vorher geht die Alte eh hier nicht mehr weg. HMPF. ist das doof!). Habe ihn furchtbarlich gelobt, zurück und nochmal hin u. her ging dann schon flüssig! und machte Spass u. der war bestimmt 3 cm höher auf dem Heimweg!  ;D *tänzel* *halsmach*  ;D: Yeah, ich bin ein HELD!

Offline Aleike

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 3.153
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #11 am: 07.11.05, 13:29 »
Oje, wie lange wird denn das noch schlimmer?

Ich hab jetzt schon ein leicht beklommenes Gefühl, wenn ich mich nach einer längeren Reitpause zum ersten Mal wieder auf mein vertrautes Pferd setze, und bin erst 35.
Noch lass ich mich dadurch nicht vom Reiten abhalten, aber wer weiß, wie das noch wird. Und glücklicherweise habe ich mich bei meinen über die Jahre verteilten Stürzen auch noch nie ernsthaft verletzt. (Neulich allerdings bei dem Proberitt mit dem anscheinend höchst unpassenden Probesattel ordentlich den unteren Rücken geprellt...)

Muss ich damit rechnen, mit 50 oder 60 Jahren nur noch in der Halle spazieren zu reiten, sofern nicht zu schnelle Reiter mit drin sind?  ;) ;D
Man darf nicht sagen: "Was, du Mistvieh, du willst nicht?" Sondern: "Entschuldige, mein Tier, ich werde schon noch dahinterkommen, wie ich es lerne, dich peu à peu auf den rechten Weg zu führen." (Udo Bürger)

Offline Aleike

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 3.153
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #12 am: 07.11.05, 13:36 »
Was mir heutzutage (früher hätte ich drüber gelacht) vollkommene Angst bereitet, sind Situationen, wie panisch durchgehende, unkontrollierbare Pferde auf dem direkten Weg zu nächsten Autoobahn oder eben Gelände- und Bodensituationen, wo ein Sturz bei unkontrolliertem Verhalten eben sehr wahrscheinlich wäre.
Naja, DA keine Angst zu haben, wäre wohl schlichte Abwesenheit jedweder Vorstellungskraft... oder latente Selbstmordneigung.

Bedenklich finde ich diese eher irrationale Angst vor dem unwahrscheinlichen, aber nie ganz auszuschließenden Restrisiko.  ::)

Ich habe allerdings mal erlebt wie ein Haflinger vom Typ "Panzerschnecke" samt Besitzerin einfach seitwärts umgefallen ist, und diese sich dabei auf dem nassen Sand des Reitplatzes eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen hat. Das ist mir immer das beste Argument für die Reitkappe selbst auf todbraven Pferden. ;)
« Letzte Änderung: 07.11.05, 13:42 von Aleike »
Man darf nicht sagen: "Was, du Mistvieh, du willst nicht?" Sondern: "Entschuldige, mein Tier, ich werde schon noch dahinterkommen, wie ich es lerne, dich peu à peu auf den rechten Weg zu führen." (Udo Bürger)

Offline zaino

  • Mein Pferd ist als Pferd eine Katastrophe, als Mensch ist es unersetzlich.
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5.752
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #13 am: 07.11.05, 13:36 »
*moggalemirausderseelespricht* und auf "Freunde", die z. B. ohne Vorwarnung Rennen starten obwohl man ihnen vorher sagte, bitte heute nur schritt, wir sind nicht fit, und dann hinterher sagen: Stell dich net so an - auf DIE Sorte kann man in jedem Lebensalter wirklich gut verzichten. So!

Beni

  • Gast
Re: Mit zunehmendem Alter Angst
« Antwort #14 am: 07.11.05, 14:04 »
Moggalla und zaino:
ihr sprecht mir aus der Seele! Die Interpretation, das meine Angst nur ein Ausdruck meiner unglaublichen Lebenserfahrung und Weisheit ist, finde ich soooo suuuuper!
Allerdings bin ich erst 33 und schon so`n Schisser...

Es ist eigentlich ganz einfach: mir ist völlig klar,was ich wann und wie erreichen möchte. Hab`s ja schließlich sogar mal gelernt (Pferdewirt, ist allerdings auch nicht immer ein Befähigungsnachweis). Aber durch diese schrecklichen Bilder von gebrochenen Wirbelsäulen und auf der Bundesstrasse galloppierenden Pferden, laß ich dann einiges wieder sein. Daß ich erst heute mal mit meinem Youngster spazieren gehe, wäre mir früher nicht passiert. Nach 3 Tagen in meinem Besitz hätte er wahrscheinlich schon den ganzen Landkreis gekannt... 
Hoffentlich kann ich morgen noch was schreiben, falls er nicht bei einem wilden Fluchtversuch meine Finger amputiert hat...