...ich geb' Euch beiden vollkommen recht...man immer schööön langsam...meine Kleine war lt. Vorbesitzer 4 1/2 Jahre alt... als ich sie angeguckt hatte, wirkte sie auf den ersten Blick wie 2 1/2 - sehr kindlicher Blick, total überbaut - ein Blick ins Maul, da kam der Schreck...sie hatte grade die oberen Mittelzähne gewechselt, die waren noch nicht in Reibung, also grade mal 3 1/2.... das war im Feb. 2004, der "Einreitversuch" oder besser, Einbrechversuch war im Sommer 2003, also war sie so um die drei Jahre...
1. hab ich noch nie eine Dreijährige angeritten, die wurden bei mir erst mit vollen 4 Jahren mal leicht mit Sattel und
Co. bekannt gemacht und hatten dann wieder Pause
2. als halberter Araber wäre sie sowieso noch später mental erst in der Lage gewesen, das Ganze zu verarbeiten..
Opa und Family waren aber wirklich geschockt, dass die Kleine ein Jahr jünger ist...verkauft wurde sie ihnen als 2 1/2jährige, mit der man anfangen kann, zwei Jahre hatten sie sie....also war sie doch 4 1/2
?? Und wollte immer noch nicht?
So ein spinnerter Bock.... Reitlehrerin sagte auch, aus der wird nie was..
aber ...die Kiddies wollten ja reiten...achja...vor dem Reiten wollten sie Stuti longieren...das ist auch gründlichst daneben gegangen....Sie wurde wohl ausgebunden, bekam Platzangst, und überschlug sich rückwärts. Dabei ist ein Ausbinder (die Dinger sind ja nun stabil) gerissen. Als wir dann bei uns auch die zähne checken wollten, zeigte mir der Tierarzt das noch vorhandene Loch im Gaumen....lecker....
Longieren konnten wir auch erstmal vergessen... entweder stieg sie, oder rannte um ihr Leben.
Geblieben ist ausserdem eine panische Angst vor Fremden...Vertrauen hat sie in erster Linie zu mir, auch mein Mann kann sie problemlos handeln, aufsitzen würde er aber niemals....dass der Trainer sie immerhin am Strick fast am Kopf halten darf ist schon ein besonderer Gunstbeweis. TA und Hufschmied gehen nur mit mir am Kopf.
Gut, diese Stute hat Glück gehabt, aber wieviele andere werden genau so rüde behandelt, an irgend einen Gutgläubigen verscheuert, es gibt Schwierigkeiten und der Besitzer kriegt Angst?
Aber...ein dickes Dankeschön an Euch alle...Eure ganzen Postings haben mich zum Nachdenken gebracht. Jetzt kann ich meine Angst eingrenzen..., genau wie Zaino und moggala schreiben...langsam vorgehen und vorher nachdenken....alle Eventualitäten vorher mal im Kopf durchspielen...und im Handling auf Nummer Sicher gehen...
so hab' ich es schon immer gemacht.... was mir die Angst eingejagt hat, war die schaurige Vorgeschichte der Stute. Klar, musste ich die kennen....um eben Schwierigkeiten nach Möglichkeit erst garnicht entstehen zu lassen. Aber , hätte ich nichts gewusst....ich wäre wesentlich unbefangener, nicht unvorsichtiger, rangegangen. zumal auch meine Stute zur übersensiblen und misstrauischen Truppe gehört und keinerlei Druck verträgt. Bei mir hat übrigens Clickertraining im Umgang und beim Führ/Stehtraining innerhalb kürzester Zeit mega Fortschritte gebracht. Vom Trainer zuerst misstrauisch bis zum Gehtnichtmehr beäugt, dann aber akzeptiert. Aber das war eine Basis, bei der Stuti und ich stressfrei auf einander eingehen konnten.
Und das ist vielleicht das Wichtigste überhaupt... ich muss MEIN Pferd mögen und annehmen, und mich voll und ganz darauf einlassen....dann bekomme ich das auch zurück. Mein Vertrauen zu meiner Stute ist inzwischen stark gewachsen, meine Stute beweist mir immer wieder, dass sie mir vertraut und viel für mich tut. Ich habe heute im Sattel beim Ausritt mal wieder eine Angstattacke bekommen. Wir sind am Nachbarhof vorbei, wo ein kleiner Shettyhengst auf dem Paddock alle Anstalten machte, durch den Zaun zu krabbeln um die netten Mädels von nebenan mal näher kennen zu lernen. Ich wurde - im Sattel - starr vor Schreck und bin wahrscheinlich aus Luftmangel blau angelaufen. Im Kopf lief schon so ein Film ab....Hengst will auf Stuti, die will nicht und haut ab...ogottogott....Stuti baute sich schon auf im Stile "wilde, schöne Araberin" so mit Kragen und Schweif auf den Rücken werfen und übte schon mal so was wie Passage mit "...schnarchchch...." Irgendwie kriegte ich noch ein "whoa" rausgequetscht...und oh Wunder....Stuti stand wie festgenagelt. Ich runter...erstmal weg von Hengsti...Stuti mit Kragen und "...schnarchchch..." im Stechschritt neben mir her... aber ich hatte nur das Zügelgewicht in der Hand...also bis um die Ecke...wieder anhalten, einige Schritte rückwärts treten lassen...und ... puff.....die Luft war raus bei Stuti, die fiel förmlich wieder in sich zusammen und hing total friedlich in den Gelenken neben mir und guckte mich dumm an...ich kriegte auch wieder Luft...der Herzschlag normalisierte sich auch wieder...ich mit weichen Knien wieder hoch....Das Pferd total ruhig, aber MIR zitterten noch ne Viertelstunde die Hände. Hätte sie in der Zeit was unternehmen wollen....das wär ein voller Erfolg geworden. Zumal das ja nun wirklich nicht die Nummer "..der Reiter gibt dem Pferd Vertrauen..." war... Hinterher ist mir erst klar geworden, dass da das Pferd eher auf mich aufgepasst hat. Aber ich bin diejenige, die immer wieder diese blöde Angst vor Rückfällen des Pferdes hat. Vielleicht bräuchte ICH ne Therapie....Mir ist aber ein Stein vom Herzen gefallen, weil mein Pferd auch in dieser brenzligen Situation gehorcht hat. Das war eine Vertrauen bildende Massnahme für mich..
So long, Civilay