Rund ums Reiten > andere Reitweisen ...
arbeitet hier jemand nach Solinski?
Muriel:
Hi Claudia,
willkommen hier im Forum!
:D
da Du uns ergoogelt hast, nehme ich an, daß Du Diskussionsbedarf in Richtung S. hast?
Bist Du mit Deinen langjährigen überlegungen dann durch den Besuch im Sommer zu einem Ergebnis gekommen?
Was für Pferde hat S. denn jetzt noch, mit denen man lernen kann? im Buch war ja zu lesen, daß er einen von seinem alten Pferden verloren hat, und der junge stand ja wohl auch nicht mehr zur Verfügung - ?
Noch Glückwunsch zum Baby. :D Wie alt ist es denn?
ich finde, die Art zu arbeiten lässt sich schon kombinieren, wenn man die einzelnen Anforderungen deutlich trennt.
Ich kann sowohl in der Mitte auf einem kleinen Kreis drehend longieren und auch durch mitgehen. ich kann auch *pfui* die bösen Hilfszügel verwenden, setze aber dann auch vermehrt Körpersprache ein, um dem Pferd eine Hilfestellung zu geben.
Reitmässig arbeite ich in den letzten Jahren mit (hoffentlich) feiner Anlehnung.
Die ersten Jahre bin ich mit ganz langem Zügel, nur mit Zügelgewicht geritten, und dann nur über Gewicht und Schenkel Biegungen usw
Dann wollte ich es lernen mit dem Zügel umzugehen (da ich angefangen hatte zu springen, und da braucht man schon ein bisschen Zügel ;)) und dann haben wir intensiv am Zügelgefühl gearbeitet.
auf jeden Fall ist es s..ehr schwer, ein dem Gleichgewicht hinterhersausenden Pferdchen nur über die eigene Balance ein gutes Gefühl zu vermitteln und zu helfen. Dafür muss das eigene Gefühl schon sehr fortgeschritten sein und das bewusstsein über das, was man tut und tun kann und warum und wofür.
Claudia22:
Hallo ihr!
Ja - einen Erfahrungsaustausch fänd' ich klasse! Gibt nicht so viele Leute, die das praktizieren, da ist man manchmal ganz schön alleine..
Dann mach' ich mich mal ans Fragen-Beantworten... die einfachsten zuerst!
Danke für den Glückwunsch! Das "Baby" ist aber schon 1 3/4, im Februar wird sie 2. Aber "Babypause" schreibt sich besser als "Kleinkindpause" - und es ist ein hammerhartes Alter... als sie noch im Kinderwagen lag, war's noch einfacher als jetzt - da konnte sie wenigstens noch nicht abhauen... ;D
Und mein Mann ist - berufsbedingt - immer mal 2 oder auch mal 4 Wochen weg...dann reicht die Zeit grade für die Pferde-Grundversorgung :'(.
In Malibaud wars völlig klasse, wir (ein Freund von mir) und ich hatten sogar Longenstunden auf Ibis, der inzwischen über 30 ist, ich glaube 33.
Das hat mich auch am meisten beeindruckt - dieses Pferd sieht NICHT ALT aus! OK, außer im Gesicht..Ich hab' schon 12-jährige gesehen, die älter wirkten....
Ich hab' ihn auch fotografiert, wenn ich rauskriege, wie man hier Bilder reinstellt, kann ich das gerne machen.
Ich finde, er ist ein schöner Gegenbeweis gegen das Gerede, das ganze Aussitzen und die ganzen Mini-Volten beim Longieren machten die Pferde kaputt...
Ach ja, Solinski hat ihn 3-jährig bekommen. Als wir irgendwann einmal kommentierten, wie gesetzt und absolut taktrein Ibis an der Longe seine Volten galoppiert, meinte er - also, nach 30 Jahren Gymnastizierung müßte er's wohl langsam können... :D
Leider ist Ibis auf Malibaud allein, seit Garrigaud letztes Jahr gestorben ist, mit, ich glaube 34. Das ist natürlich nicht schön, aber ich glaube, Solinski scheut sich davor, in seinem Alter die Verantwortung für noch ein weiteres Pferd zu übernehmen... außerdem ist da noch die leise Hoffnung, Icaro - den aus dem Buch - wieder zurückzukriegen.
Und das Fazit - 10 Jahre Zeit verschwendet? Nein, ganz so schlimm war's nicht...
Als ich das erste Mal da war, kam ich von der Dressurszene her - ich bin zwar selber nie Turniere geritten, aber ich habe bei einem der besseren deutschen S-Dressurreiter Pferde betreut, hab' sie auch geritten und so... aber ich dachte immer, das kann nicht alles sein.
Und da in Frankreich standen diese kleinen gakeligen schwachbemuskelten Pferdchen auf der Wiese - im Vergleich zu den deutschen Dressurkolossen -, dann ist Solinski geritten, und ich hätte nie gedacht, daß Pferde überhaupt so laufen können - ich bekam eine leise Ahnung davon, was Versammlung eigentlich ist.
Ansonsten stand ich da wie der Ochs vorm Berg, ich habe praktisch nichts verstanden - diese komische Mitgehmethode beim Longieren, das konnte man doch nicht ernsthaft betreiben? Und wieso beim Reiten die Beine vergessen?
Aber das Reitgefühl auf dem Pferd war so genial, daß ich unbedingt wissen mußte, wie man es einem Pferd beibringt, so zu laufen.
Dann habe ich in Deutschland weitergelernt, bei jemandem, der "nach Solinski" gearbeitet hat, es aber wohl doch nicht so wirklich ganz verstanden hatte - das weiß ich aber jetzt erst...
Zur Bodenarbeit: ich hatte beim ersten Mal nicht gesehen, wie intensiv das Pferd longiert wird, wie sehr es "angepackt" wird - aber aus-schließ-lich!! durch die treibende Position!! Und wirklich niemalsnicht über die Longe.
Das ist nämlich so ein Knackpunkt der Methode: Voraussetzung für den gymnastizierenden Erfolg der Bodenarbeit ist, daß das Pferd - gerade am Anfang im Schritt - immer so energisch und raugreifend läuft, wie es überhaupt laufen kann, und das durch alle Volten, Schlangenlinien usw. hindurch, mit dem inneren Hinterbein weit unter den Schwerpunkt tretend. Diesen "Maximalfleiß" - der natürlich auf keinen Fall mit Eilen zu verwechseln ist! muß man für das jeweilige Pferd im Gefühl haben.
Das ist auch so ne Sache: man muß unheimlich gut sehen können, unheimlich viel Gefühl fürs Pferd haben, sonst wird's nix. Und da wird's dann schwierig: Mitgehrhythmus - bitte im Gleichschritt mit dem Pferd - Abstand zum Pferd, eigener Weg in der Reitbahn, aber bitte nicht schwanken, wie soll denn sonst das Pferd gerade laufen, gleichzeitig permanent überwachen, ob der Takt noch stimmt, ob's sich noch biegt, der innere Hinterfuß weit genug untertritt, der äußere nicht ausfällt...
Und dann noch aus dem Bauch raus alle Lektionen so wählen, daß sie dem Pferd maximal zugute kommen, natürlich spontan während des Longierens...
Ich denke, wer das beherrscht, kann fast jedes Pferd am einfachen Kappzaum und loser Longe sehr weit ausbilden und hat andere Longiermethoden, Hilfszügel usw. gar nicht nötig - sie wären einfach überflüssig.
"Fast" jedes Pferd, weil es immer ein Pferd gibt, bei dem die Methode - egal welche - nicht funktioniert.
Aber wer hierzuland beherrscht das? Welcher Freizeiteiter schafft es, sich diesen Takt anzueignen?
Wobei - auch wenn sie nicht perfekt ausgeführt wird, als grundlegende Erziehungsmethode ist diese Form der Bodenarbeit, über die verschiedenen Führpositionen, einfach toll fürs Pferd - sehr pferdefreundlich im Sinn von konsequent und für das Pferd leicht zu verstehen - meine Meinung. Nur die perfekte Versammlung auf der Hinterhand, die wird dann nicht so ganz erreicht. ;)
Und beim Reiten ist es natürlich ähnlich.
Jetzt muß ich aber dringend Kinder zum Schlafen bringen! Schreib später weiter..übers Reiten!
LG Claudia
Claudia22:
Nachtrag!
Hatt ich vergessen - noch ein Punkt zur Bodenarbeit:
Wichtig ist auch die Größe der jeweiligen Volten, Schlangenlinien...
Gestern habe ich irgendwo im net einen Kursbericht von einem Dr.- Dörr- Kurs gelesen (klassisch-Reitkunst). Der hat den Teilnehmern erstmal das Viereck auf 15 x 30 m verkleinert - kleiner Aufruhr - "was, auf sowas Kleinem soll man reiten...?"
Nun, Solinskis Platz hat ungefähr die "Größe" von 12 x 16m... ;D - wer mal in Malibaud war, dem wird er unvergeßlich in Erinnerung bleiben...
Als wir im Sommer da waren, hat er uns ebenda im Schritt eine Schlangenlinie in drei Bögen durch die halbe (!) Bahn vorgeritten - ohne daß das Pferd irgendwie aus der Spur geraten wäre oder sich gar herumgeworfen hätte... bitte mal gedanklich nachreiten! :D
Das heißt, damit das Pferd den Biege-Impuls über die Hufschlagfigur erhält, muß diese kleiner sein als die üblichen Volten und Schlangenlinien in FN-Maßen - sonst fruchtet es nicht. Deshalb schreibt er im Buch auch von der 3m-Volte...
Wobei auch wieder zu bedenken ist: Solinski hat mit Pferden mit ca. 1,40m Stockmaß gearbeitet - daß ein Schiff von 1,75 Stockmaß einen größeren "Wendekreis" hat und mehr Raum braucht, ist wohl logisch!
Und da kommt wieder der Reitertakt ins Spiel: das Pferd fordern und fördern durch die maximale Biegung, die ihm derzeit möglich ist, aber auf keinen Fall durch zu kleine Kringel überfordern. Denn wenn das Pferd durch die Überforderung erstmal gelernt hat, in der Biegung mit der Hinterhand auszufallen oder sich einfach über die Schulter reinzuwerfen, dann is Essig mit der Gymnastizierung...
Auf die Spitze getrieben: wenn jemand autodaktisch, nur mit Anleitung aus den Büchern, versucht, die äußere Form nachzuahmen, ohne wirklich Gefühl für Pferdebewegungen zu haben, und ungebogen 1000 kleine Kringel dreht, erhält er im schlimmsten Fall ein langsam und mit den Hinterbeinen kurz tretendes Pferd, das über die innere Schulter in alle Wendungen fällt - und daß DAS fürs Pferd höchst ungesund ist, ist klar.
Das heißt, je kleiner der korrekt gelaufene Kringel ist, desto größer ist die Förderung fürs Pferd - und desto schneller macht es das Pferd kaputt, wenn der Kringel unkorrekt gelaufen wird.
Ach ja, damits keine Mißverständnisse gibt (obwohl, die gibts eh immer...) - Biegung = etwas, das im Pferderumpf geschieht. Das heißt: ein ungebogenes Pferd biegt sich nicht allein dadurch, daß man Kopf und Hals zur Seite nimmt, weil man dadurch den Rumpf nicht beienflussen kann. Aber: bei einem gebogenen Pferd stehen Hals und Kopf automatisch immer "nach innen gestellt" richtig, auch an der durchhängenden Longe, in natürlicher Fortsetzung der gebogenen Rumpfwirbelsäule.
LG Claudia
Esprit:
Claudia - das ist ja interessant - ich war vor ca 15 Jahren bei Solinski und habe mit Bewunderung in dem
neuen Buch gelesen, dass die Pferde noch immer leben zw wie Du jetzt sgtest lebten.
Ich habe sicherlich damals nur einen Bruchteil dessen verstanden, was seine Philosophie ausmacht.
Aber ich habe meinen Vollblüter und später meinen Luso versucht so am Boden auszubilden und m.M.
nach sogar mit einigem Erfolg. Reiterlich bin ich nicht weit damit gekommen, wohl auch weil mir die weitere
Unterstützung fehlte. Inzwischen habe ich ein junges Pferd mit dem ich wieder genauso angefangen habe
und im Moment sieht es so aus, als würde er sehr gut darauf ansprechen.
Muriel:
--- Zitat von: Esprit am 22.11.05, 16:11 ---Ich habe sicherlich damals nur einen Bruchteil dessen verstanden, was seine Philosophie ausmacht.
Aber ich habe meinen Vollblüter und später meinen Luso versucht so am Boden auszubilden und m.M.
nach sogar mit einigem Erfolg.
--- Ende Zitat ---
Hi Esprit!
Aber ich denke, daß der Grundgedanke und die Intention schon gut rüberkommen, auch wenn man ihn letztendlich nicht wirklich begreifen kann - allein warum er diese Arbeit in das Pferd des Nachbarn steckt und es nachher genauso schlimm auskommt wie man es befürchtet.... :'(
Da stellt sich auch die Frage - tun wir Pferden damit immer was gutes, wenn wir sie so "öffnen" - wenn es nicht unsere eigenen sind, und sie nachher von allen Menschen einiges erwarten, erwarten "pferdegemäss" angesprochen und gearbeitet zu werden - und dann unter Druck gesetzt werden und nur als Sache behandelt werden.
Die Frage treibt uns öfters um (wir sind hier zu dritt, die in der Art arbeiten).
--- Zitat --- Reiterlich bin ich nicht weit damit gekommen, wohl auch weil mir die weitere Unterstützung fehlte. Inzwischen habe ich ein junges Pferd mit dem ich wieder genauso angefangen habe und im Moment sieht es so aus, als würde er sehr gut darauf ansprechen.
--- Ende Zitat ---
Schön, mit wem arbeitest du da? Wie "weit" bist du da mit ihm? Wie alt ist das Pferd - ist es Bariq?
Momentan würde ich auch gerne wieder mit einem jungen anfangen, um es nochmal "richtig" zu machen.
Mit Mirko hab ich ja doch sehr viel vermischt, und wir haben eine bestimmte Art von Kommunikation entwickelt, wo ich auch auf viele Sachen von ihm eingehe.
Aber um so mehr staune ich im Moment, wo ich mal einige Wochen ganz konsequent so longiere, wie fein unsere Abstimmung im Vergleich zu vorher wieder geworden ist (und frage mich, warum ich das über Jahre hab so in den Hintergrund treten lassen).
lg Heike
ups, jetzt hab ich Claudias zweiten Beitrag ganz überlesen *lesengeht*
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