Sadko G. Solinski Nachruf
„….Nabel hinter das Pferd!“ „…locker sitzen, kipp das Becken ab!“ „…nachgeben, nachgeben! Diese Worte, ungeduldig, fast ärgerlich ausgesprochen, klingen mir noch im Ohr. Dabei falle ich beim Spazierenführen oder Longieren fast über meine Füße, komme mir beim Reiten vor, wie ein aus der Form geratener Kartoffelsack. Lockerer kann ich nicht sitzen, das Becken kann ich nicht noch mehr abkippen….Jeder, der einmal einen Kurs, sei es in Deutschland, der Schweiz, oder auf Malibaud in den Cevennen bei Sadko Solinski besucht hat, wird wissen, wovon ich spreche. Ja, er war schwierig, immer voller Kritik, eigenbrötlerisch, unnachgiebig in seiner Meinung, ein wirklich schlechter Pädagoge. Bei ihm fühlte ich mich auf dem Pferd selbst nach jahrzehntelanger Reiterfahrung, wie ein Anfänger und war stolz, als ich zum ersten Mal auf einem seiner Pferde ohne Longe reiten durfte. Sein größtes Lob war „Na ja, das war ja schon ganz nett.“ Aber er war auch humorvoll, manchmal sogar charmant. Ich kenne Sadko Solinski seit 30 Jahren, habe unvergeßliche Wanderritte mit ihm durch die Cevennen und einmal bis in die Carmargue gemacht. Ich habe seine Kurse besucht und er war mir immer ein guter Ratgeber. Zwischen den Kursen hat er unermüdlich auf jeden, mit Fragen gespickten Brief geantwortet und zugeschickte Fotos beurteilt. Durch ihn habe ich gelernt „auf der Seite der Pferde zu stehen“, wie er es immer ausgedrückt hat. Ich habe gelernt zu sehen und begriffen, daß ich nie auslernen und nie reiten können werde. Wie war doch einer seiner Lieblingssätze : „ Wer jemals ausgelernt haben möchte, der suche sich ein anderes Hobby.“ Noch heute, der letzte Kurs ist lange her, höre ich oft seine mahnende Stimme :“Becken abkippen“, oder „locker sitzen“, wenn ich auf meinem Pferd reite. Er hat im deutschsprachigen Raum maßgeblich die Freizeitreiterei beeinflußt, durch seine Bücher ( das letzte“Pferdegymnastik“ erschien kurz vor seinem Tod), durch seine Kurse und vielleicht nicht zuletzt durch seine kauzige, kompromißlose Art. Unvergessen bleiben seine Carmargue-Wallache, die noch mit über 30 Jahren mühelos Lektionen der hohen Schule absolvierten, was für jeden Zuschauer ein Erlebnis war. In seiner Konsequenz war er einmalig- hat er doch in all den Jahren in bescheidensten Verhältnissen für seine Pferde auf Malibaud gelebt, ohne jemals der Versuchung erlegen zu haben, aus ihnen und seinem unerschöpflichen hippologischem Wissen Profit zu schlagen. Bei allem, was er mit Pferden tat, hinterfragte er sich stets, ob auch die Pferde selbst etwas davon haben würden. Auf die Frage, ob er noch Spaß am Reiten habe, sagte er einmal zu mir, „Ich reite nicht aus Spaß. Ich habe nur Spaß am Spaß des Pferdes.“ Sadko Solinski ist am 21.12.2005 nach schwerer Krankheit gegangen und wird eine große Lücke hinterlassen – er war etwas Besonderes und ich bin mir sicher, daß er im Pferdehimmel ist.
Heidelberg/Hamburg Susann Truetsch, Leonie Schulte-Uentrop