Autor Thema: arbeitet hier jemand nach Solinski?  (Gelesen 40640 mal)

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Muriel

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arbeitet hier jemand nach Solinski?
« am: 28.10.05, 09:29 »
Hi,
gibts hier Leute, die praktische Erfahrung mit der "reinen Lehre" von Solinski haben?
Ich hab meinen Connemara-Wallach vor und während dem Anreiten nach der Lektüre von "Das Gymnasium des Freizeitpferdes" am Boden, an der Longe und im Gelände gearbeitet, dann aber mit mehr "Erwartungshaltung" und anderen Einflüssen eine andere Richtung eingeschlagen.

Jetzt hat Solinski ja ein neues Buch geschrieben, "Pferdegymnastik", in dem er deutlicher als je sich von jedem "Bearbeiten" des Pferdes distanziert und auch einige Arbeitstechniken verändert hat.
Die Ausbildung  von Icaro, dem jungen Pferd, ist detailliert beschrieben und umfasst auch die Auseinandersetzung mit den anderesdenkenden Besitzern.

Wie 100% muss man sein - geht ein 'bisschen' Solinski, oder geht es dann gar nicht?

nachdenkliche Grüsse Heike

Offline 1snowflake

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Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #1 am: 07.11.05, 09:08 »
Hi Muriel,

also ich kenne nur das alte Buch von ihm und ich habe daraus ein paar wertvolle Anregungen bekommen und in die Praxis umgesetzt aber ehrlich gesagt der Typ ist mir ein bisserl zu radikal. Seine Vorstellungen zu einem korrekten Sitz sind jedenfalls ziemlich abenteuerlich. Und manche Passagen aus seinem Buch lesen sich wie Grimms Märchenstunden (sorry wenn ich es so hart formuliere). Aber wie gesagt es sind auch eine ganze Menge brauchbare Anregungen dabei (Bodenarbeit, die Haltungstips am Schluss, etc.)

Aber wie gesagt seine Vorstellung ein aufrechter Sitz sei automatisch ein steifer Sitz ist aus meiner Sicht Schwachsinn. Das abgekippte Becken kann man als kurzzeitiges Signal verwenden aber nicht als Dauerzustand (Reiter sitzt sonst hinter der Bewegung und blockiert den schwingenden Rücken).

Gruss,

Chris

Offline Karotte

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Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #2 am: 07.11.05, 11:40 »
nein, er propagiert etwa deenselben sitz wie penquitt, mit leicht abgekipptem becken, einen rundrücken macht man dabei nicht, weil man "obenrum" ja gerade sitzt. führt nur leider dazu (wie snowflake schon sagte), dass man den rücken blockiert. was bei penquitt erwünscht ist (ist dann bequemer zu sitzen). wie das bei solinsik aussieht, weiß ich nicht genau.
Das Leben ist keine E-Dressur!

Muriel

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Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #3 am: 07.11.05, 21:25 »
Uff, jetzt komme ich endlich mal zum Antworten.

Aufs Reiten kommts mir gerade ehrlich gesagt gar nicht an, wir sind gerade (wieder)  beim Longieren ::).
aber das mit dem ganz abgekippten Becken stimmt, optisch ergibt das einen Rundrücken (finde ich).
Ich kenn eine, die früher mal bei S. war und es sah immer irgendwie schluffig und unschön aus, wie sie draufsass. Wenn das Ergebnis vom Pferd her beeindruckend gewesen wäre, ja, aber so war es einfach irgendwie unschön.
Aber man kann ja auch eine Position des Beckens haben, die nicht ganz aufgestellt ist und wo das Becken die Bewegung abfedert und durchlässt, nicht der Rücken. Dabei schwingt das Becken dann eher nach vorne oben als nach hinten unten, wie es bei vielen ist, wo die Bewegung dann eben in den Rücken des Reiters und gegen den Rücken des Pferdes geht.

Mogalla, ich fragte ja ausdrücklich nach Leuten, die Erfahrung damit haben...
Wie Snowflake ja auch schrieb, er ist so ein bisschen  ;) radikal in seinen Ansichten...
Aber von den Ideen über die Gymastizierung vom Boden aus gibt es m. Ansicht nach nicht viel besseres - wenn man die Arbeit betrachtet, um dem Pferd ein besseres Körpergefühl zu vermitteln und nicht mit dem (ausschließlichen) Ziel, es auszubilden umzu.....
die "Dressur" bzw die Übungen die unsereins (ich schliesse mich nicht aus) so toll finden wie Piaffe, passage, Galoppwechsel usw fallen dabei neben bei ab - vielleicht!, sind aber nicht Ziel der Ausbildung.

hihi, Grimms Märchen... was meinst Du damit? *gymnasium rauskramt und noch mal von vorne liest*

Ich setze mich halt gerade mit den Grundprinzipien der Pferdeausbildung auseinander. Nur von hinten - Solinski oder aktive Beinflussung der Vorderpartie - Phillippe Karl - und wo liegt der gangbare Weg für uns?
Beides zeigt gute Ergebnisse, wenn konsequent und fürs Pferd durchgeführt.
aber kann man es vereinen?

Claudia22

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Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #4 am: 21.11.05, 11:21 »
Hallo ihr!

Ich hab gerade eure Diskussion ergoogelt und  mich daraufhin kurzentschlossen im Forum angemeldet -
auch wenn der Thread schon ein bissi eingeschlafen ist.

Ich war zwei Mal eine Woche bei Solinski in Malibaud, das erste Mal vor 10 Jahren, und das zweite Mal diesen Sommer.

Die 10 Jahre dazwischen habe ich genau diese Fragen gewälzt:

Ist die Ausbildungsmethode bei "ungeeigneten" Pferden anwendbar - langen, überbauten, durch jahrelanges falsches Reiten schlecht bemuskelten, verspannten, schon nicht mehr reitbaren...?

Hat "ein bißchen Solinski" Sinn - läßt es sich kombinieren?

Wie isses mit dem Reiten?
In all den Jahren war nämlich die einzige Person, die ich so "nach Solinski" habe reiten sehen, daß ich gesagt hätte "boah ey!" - Solinski selbst. Und sonst - wie du schon gesagt hast, Muriel - "irgendwie unschön"

Also, auf eine sachliche, objektive Diskussion mit Leuten, die nach Solinski arbeiten oder auch, die es versucht haben und ablehnen - da hätt ich echt Bock.
Nur nicht auf irgendwelche vom Hörensagen nachgeplapperten Argumente von "Gurus" und Zeitschriften - die nie selbst mit dem eigenen Pferd überprüft wurden.

Ach ja - ich habe 4 sehr unterschiedliche Pferde hier am Haus und versuche nach wie vor, "nach Solinski" was zustande zu bringen. Im Moment allerdings arg eingeschränkt - Babypause. Deshalb häng ich auch vor dem Computer...

Freu' mich auf eure Antworten!

Liebe Grüße, Claudia

Muriel

  • Gast
Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #5 am: 21.11.05, 14:46 »
Hi Claudia,
willkommen hier im Forum!
 :D

da Du uns ergoogelt hast, nehme ich an, daß Du Diskussionsbedarf in Richtung S. hast?

Bist Du mit Deinen langjährigen überlegungen dann durch den Besuch im Sommer zu einem Ergebnis gekommen?
Was für Pferde hat S. denn jetzt noch, mit denen man lernen kann? im Buch war ja zu lesen, daß er einen von seinem alten Pferden verloren hat, und der junge stand ja wohl auch nicht mehr zur Verfügung - ?

Noch Glückwunsch zum Baby. :D Wie alt ist es denn?

ich finde, die Art zu arbeiten lässt sich schon kombinieren, wenn man die einzelnen Anforderungen deutlich trennt.
Ich kann sowohl in der Mitte auf einem kleinen Kreis drehend longieren und auch durch mitgehen. ich kann auch *pfui* die bösen Hilfszügel verwenden, setze aber dann auch vermehrt Körpersprache ein, um dem Pferd eine Hilfestellung zu geben.

Reitmässig arbeite ich in den letzten Jahren mit (hoffentlich) feiner Anlehnung.
Die ersten Jahre bin ich mit ganz langem Zügel, nur mit Zügelgewicht geritten, und dann nur über Gewicht und Schenkel Biegungen usw
Dann wollte ich es lernen  mit dem Zügel umzugehen (da ich angefangen hatte zu springen, und da braucht man schon ein bisschen Zügel ;)) und dann haben wir intensiv am Zügelgefühl gearbeitet.
auf jeden Fall ist es s..ehr schwer, ein dem Gleichgewicht hinterhersausenden Pferdchen nur über die eigene Balance ein gutes Gefühl zu vermitteln und zu helfen. Dafür muss das eigene Gefühl schon sehr fortgeschritten sein und das bewusstsein über das, was man tut und tun kann und warum und wofür.

Claudia22

  • Gast
Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #6 am: 21.11.05, 20:37 »
Hallo ihr!

Ja - einen Erfahrungsaustausch fänd' ich klasse! Gibt nicht so viele Leute, die das praktizieren, da ist man manchmal ganz schön alleine..

Dann mach' ich mich mal ans Fragen-Beantworten... die einfachsten zuerst!

Danke für den Glückwunsch! Das "Baby" ist aber  schon 1 3/4, im Februar wird sie 2. Aber "Babypause" schreibt sich besser als "Kleinkindpause"  - und es ist ein hammerhartes Alter... als sie noch im Kinderwagen lag, war's noch einfacher als jetzt - da konnte sie wenigstens noch nicht abhauen... ;D
Und mein Mann ist - berufsbedingt - immer mal 2 oder auch mal 4 Wochen weg...dann reicht die Zeit grade für die Pferde-Grundversorgung :'(.

In Malibaud wars völlig klasse, wir (ein Freund von mir) und ich hatten sogar Longenstunden auf Ibis, der inzwischen über 30 ist, ich glaube 33.
Das hat mich auch am meisten beeindruckt - dieses Pferd sieht NICHT ALT aus! OK, außer im Gesicht..Ich hab' schon 12-jährige gesehen, die älter wirkten....
Ich hab' ihn auch fotografiert, wenn ich rauskriege, wie man hier Bilder reinstellt, kann ich das gerne machen.

Ich finde, er ist ein schöner Gegenbeweis gegen das Gerede, das ganze Aussitzen und die ganzen Mini-Volten beim Longieren machten die Pferde kaputt...
Ach ja, Solinski hat ihn 3-jährig bekommen. Als wir irgendwann einmal kommentierten, wie gesetzt und absolut taktrein Ibis an der Longe  seine Volten galoppiert, meinte er - also, nach 30 Jahren Gymnastizierung müßte er's wohl langsam können... :D

Leider ist Ibis auf Malibaud allein, seit Garrigaud letztes Jahr gestorben ist, mit, ich glaube 34. Das ist natürlich nicht schön, aber ich glaube, Solinski scheut sich davor, in seinem Alter die Verantwortung für noch ein weiteres Pferd zu übernehmen... außerdem ist da noch die leise Hoffnung, Icaro - den aus dem Buch - wieder zurückzukriegen.

Und das Fazit - 10 Jahre Zeit verschwendet? Nein, ganz so schlimm war's nicht...
Als ich das erste Mal da war, kam ich von der Dressurszene her - ich bin zwar selber nie Turniere geritten, aber ich habe bei einem der besseren deutschen S-Dressurreiter Pferde betreut, hab' sie auch geritten und so... aber ich dachte immer, das kann nicht alles sein.
Und da in Frankreich standen diese kleinen gakeligen schwachbemuskelten Pferdchen auf der Wiese - im Vergleich zu den deutschen Dressurkolossen -, dann ist Solinski geritten, und ich hätte nie gedacht, daß Pferde überhaupt so laufen können - ich bekam eine leise Ahnung davon, was Versammlung eigentlich ist.
Ansonsten stand ich da wie der Ochs vorm Berg, ich habe praktisch nichts verstanden - diese komische Mitgehmethode beim Longieren, das konnte man doch nicht ernsthaft betreiben? Und wieso beim Reiten die Beine vergessen?
Aber das Reitgefühl auf dem Pferd war so genial, daß ich unbedingt wissen mußte, wie man es einem Pferd beibringt, so zu laufen.

Dann habe ich in Deutschland weitergelernt, bei jemandem, der "nach Solinski" gearbeitet hat, es aber wohl doch nicht so wirklich ganz verstanden hatte - das weiß ich aber jetzt erst...

Zur Bodenarbeit: ich hatte beim ersten Mal nicht gesehen, wie intensiv das Pferd longiert wird, wie sehr es "angepackt" wird - aber aus-schließ-lich!! durch die treibende Position!! Und wirklich niemalsnicht über die Longe.
Das ist nämlich so ein Knackpunkt der Methode: Voraussetzung für den gymnastizierenden Erfolg der Bodenarbeit ist, daß das Pferd - gerade am Anfang im Schritt - immer so energisch und raugreifend läuft, wie es überhaupt laufen kann, und das durch alle Volten, Schlangenlinien usw. hindurch, mit dem inneren Hinterbein weit unter den Schwerpunkt tretend. Diesen "Maximalfleiß" - der natürlich auf keinen Fall mit Eilen zu verwechseln ist! muß man für das jeweilige Pferd im Gefühl haben.

Das ist auch so ne Sache: man muß unheimlich gut sehen können, unheimlich viel Gefühl fürs Pferd haben, sonst wird's nix. Und da wird's dann schwierig: Mitgehrhythmus - bitte im Gleichschritt mit dem Pferd - Abstand zum Pferd, eigener Weg in der Reitbahn, aber bitte nicht schwanken, wie soll denn sonst das Pferd gerade laufen,  gleichzeitig permanent überwachen, ob der Takt noch stimmt, ob's sich noch biegt, der innere Hinterfuß weit genug untertritt, der äußere nicht ausfällt...
Und dann noch aus dem Bauch raus alle Lektionen so wählen, daß sie dem Pferd maximal zugute kommen, natürlich spontan während des Longierens...

Ich denke, wer das beherrscht, kann fast jedes Pferd am einfachen Kappzaum und loser Longe sehr weit ausbilden und hat andere Longiermethoden, Hilfszügel usw. gar nicht nötig - sie wären einfach überflüssig.
"Fast" jedes Pferd, weil es immer ein Pferd gibt, bei dem die Methode - egal welche - nicht funktioniert.

Aber wer hierzuland beherrscht das? Welcher Freizeiteiter schafft es, sich diesen Takt anzueignen?

Wobei - auch wenn sie nicht perfekt ausgeführt wird, als grundlegende Erziehungsmethode ist diese Form der Bodenarbeit, über die verschiedenen Führpositionen, einfach toll fürs Pferd - sehr pferdefreundlich im Sinn von konsequent und für das Pferd leicht zu verstehen - meine Meinung. Nur die perfekte Versammlung auf der Hinterhand, die wird dann nicht so ganz erreicht. ;)

Und beim Reiten ist es natürlich ähnlich.

Jetzt muß ich aber dringend Kinder zum Schlafen bringen! Schreib später weiter..übers Reiten!

LG Claudia

Claudia22

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Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #7 am: 22.11.05, 12:51 »
Nachtrag!

Hatt ich vergessen - noch ein Punkt zur Bodenarbeit:

Wichtig ist auch die Größe der jeweiligen Volten, Schlangenlinien...

Gestern habe ich irgendwo im net einen Kursbericht von einem Dr.- Dörr- Kurs gelesen (klassisch-Reitkunst). Der hat den Teilnehmern erstmal das Viereck auf 15 x 30 m verkleinert - kleiner Aufruhr - "was, auf sowas Kleinem soll man reiten...?"

Nun, Solinskis Platz hat ungefähr die  "Größe" von 12 x 16m... ;D - wer mal in Malibaud war, dem wird er unvergeßlich in Erinnerung bleiben...

Als wir im Sommer da waren, hat er uns ebenda im Schritt eine Schlangenlinie in drei Bögen durch die halbe (!) Bahn vorgeritten - ohne daß das Pferd irgendwie aus der Spur geraten wäre oder sich gar herumgeworfen hätte... bitte mal gedanklich nachreiten! :D

Das heißt, damit das Pferd den Biege-Impuls über die Hufschlagfigur erhält,  muß diese kleiner sein als die üblichen Volten und Schlangenlinien in FN-Maßen - sonst fruchtet es nicht. Deshalb schreibt er im Buch auch von der 3m-Volte...

Wobei auch wieder zu bedenken ist: Solinski hat mit Pferden mit ca. 1,40m Stockmaß gearbeitet - daß ein Schiff von 1,75 Stockmaß einen größeren "Wendekreis" hat und  mehr Raum braucht, ist wohl logisch!

Und da kommt wieder der Reitertakt ins Spiel: das Pferd fordern und fördern durch die maximale Biegung, die ihm derzeit möglich ist, aber auf keinen Fall durch zu kleine Kringel überfordern. Denn wenn das Pferd durch die Überforderung erstmal gelernt hat, in der Biegung mit der Hinterhand auszufallen oder sich einfach über die Schulter reinzuwerfen, dann is Essig mit der Gymnastizierung...

Auf die Spitze getrieben: wenn jemand autodaktisch, nur mit Anleitung aus den Büchern, versucht, die äußere Form nachzuahmen, ohne wirklich Gefühl für Pferdebewegungen zu haben, und ungebogen 1000 kleine Kringel dreht,  erhält er im schlimmsten Fall ein  langsam und mit den Hinterbeinen  kurz tretendes Pferd, das über die innere Schulter in alle Wendungen fällt - und daß DAS fürs Pferd höchst ungesund ist, ist klar.

Das heißt, je kleiner der korrekt gelaufene Kringel ist, desto größer ist die Förderung fürs Pferd - und desto schneller macht es das Pferd kaputt, wenn der Kringel unkorrekt gelaufen wird.

Ach ja, damits keine Mißverständnisse gibt (obwohl, die gibts eh immer...) - Biegung = etwas, das im Pferderumpf geschieht. Das heißt: ein ungebogenes Pferd biegt sich nicht allein dadurch, daß man Kopf und Hals zur Seite nimmt, weil man dadurch den Rumpf nicht beienflussen kann. Aber: bei einem gebogenen Pferd stehen Hals und Kopf automatisch immer "nach innen gestellt" richtig, auch an der durchhängenden Longe, in natürlicher Fortsetzung der gebogenen Rumpfwirbelsäule.

LG Claudia

Offline Esprit

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Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #8 am: 22.11.05, 16:11 »
Claudia - das ist ja interessant - ich war vor ca 15 Jahren bei Solinski und habe mit Bewunderung in dem
neuen Buch gelesen, dass die Pferde noch immer leben zw  wie Du jetzt sgtest lebten.
Ich habe sicherlich damals nur einen Bruchteil dessen verstanden, was seine Philosophie ausmacht.
Aber ich habe meinen Vollblüter und später meinen Luso versucht so am Boden auszubilden und m.M.
nach sogar mit einigem Erfolg. Reiterlich bin ich nicht weit damit gekommen, wohl auch weil mir die weitere
Unterstützung fehlte. Inzwischen habe ich ein junges Pferd mit dem ich wieder genauso angefangen habe
und im Moment sieht es so aus, als würde er sehr gut darauf ansprechen.
" ... doch schätze ich sehr die Berberpferde für die Reitkunst, wegen ihrer besonderen Fähigkeit
sich gewandt und anhaltend in schwierigsten Galopplektionen zu bewegen" Antoine de Pluvinel

Muriel

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Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #9 am: 24.11.05, 00:15 »
Ich habe sicherlich damals nur einen Bruchteil dessen verstanden, was seine Philosophie ausmacht.
Aber ich habe meinen Vollblüter und später meinen Luso versucht so am Boden auszubilden und m.M.
nach sogar mit einigem Erfolg.

Hi Esprit!
Aber ich denke, daß der Grundgedanke und die Intention schon gut rüberkommen, auch  wenn man ihn letztendlich nicht wirklich begreifen kann - allein warum er diese Arbeit in das Pferd des Nachbarn steckt und es nachher genauso schlimm auskommt wie man es befürchtet.... :'(
Da stellt sich auch die Frage - tun wir Pferden damit immer was gutes, wenn wir sie so "öffnen" - wenn es nicht unsere eigenen sind, und sie nachher von allen Menschen einiges erwarten, erwarten "pferdegemäss" angesprochen und gearbeitet zu werden - und dann unter Druck gesetzt werden und nur als Sache behandelt werden.
Die Frage treibt uns öfters um (wir sind hier zu dritt, die in der Art arbeiten).

Zitat
Reiterlich bin ich nicht weit damit gekommen, wohl auch weil mir die weitere Unterstützung fehlte. Inzwischen habe ich ein junges Pferd mit dem ich wieder genauso angefangen habe und im Moment sieht es so aus, als würde er sehr gut darauf ansprechen.

Schön, mit wem arbeitest du da? Wie "weit" bist du da mit ihm? Wie alt ist das Pferd - ist es Bariq?
Momentan würde ich auch gerne wieder mit einem jungen anfangen, um es nochmal "richtig" zu machen.

Mit Mirko hab ich ja doch sehr viel vermischt, und wir haben eine bestimmte Art von Kommunikation entwickelt, wo ich auch auf viele Sachen von ihm eingehe.
Aber um so mehr staune ich im Moment, wo ich mal einige Wochen ganz konsequent so longiere, wie fein unsere Abstimmung im Vergleich zu vorher wieder geworden ist (und frage mich, warum ich das über Jahre hab so in den Hintergrund treten lassen).
lg Heike

ups, jetzt hab ich Claudias zweiten Beitrag ganz überlesen *lesengeht*

Muriel

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Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #10 am: 24.11.05, 00:23 »
Und da kommt wieder der Reitertakt ins Spiel: das Pferd fordern und fördern durch die maximale Biegung, die ihm derzeit möglich ist, aber auf keinen Fall durch zu kleine Kringel überfordern. Denn wenn das Pferd durch die Überforderung erstmal gelernt hat, in der Biegung mit der Hinterhand auszufallen oder sich einfach über die Schulter reinzuwerfen, dann is Essig mit der Gymnastizierung...

Auf die Spitze getrieben: wenn jemand autodaktisch, nur mit Anleitung aus den Büchern, versucht, die äußere Form nachzuahmen, ohne wirklich Gefühl für Pferdebewegungen zu haben, und ungebogen 1000 kleine Kringel dreht,  erhält er im schlimmsten Fall ein  langsam und mit den Hinterbeinen  kurz tretendes Pferd, das über die innere Schulter in alle Wendungen fällt - und daß DAS fürs Pferd höchst ungesund ist, ist klar.

Das heißt, je kleiner der korrekt gelaufene Kringel ist, desto größer ist die Förderung fürs Pferd - und desto schneller macht es das Pferd kaputt, wenn der Kringel unkorrekt gelaufen wird.

Ach ja, damits keine Mißverständnisse gibt (obwohl, die gibts eh immer...) - Biegung = etwas, das im Pferderumpf geschieht. Das heißt: ein ungebogenes Pferd biegt sich nicht allein dadurch, daß man Kopf und Hals zur Seite nimmt, weil man dadurch den Rumpf nicht beienflussen kann. Aber: bei einem gebogenen Pferd stehen Hals und Kopf automatisch immer "nach innen gestellt" richtig, auch an der durchhängenden Longe, in natürlicher Fortsetzung der gebogenen Rumpfwirbelsäule.

super auf den Punkt gebracht!
man muss so akribisch sein, und da sehe ich den Vorteil des permanenten Untertreibens. nachdem ich das jetzt einige Woche mehr oder minder konsequent angewendet habe, hat Mirko mir gestern das erste Mal kleine Volten (ca 4 Meter Durchmesser) mit jeweiligem Fussen der Hinterhufe in die Trittsiegel der Vorderhufe präsentiert  :D
Im Schritt geradeaus hingegen fällt mir auf, daß er auf der Hohlgebogenen Seite (links) weiter (2 Huf) übertreten kann als rechts (0-1 Huf)

das führt zu dem Thema Biegung:
Viele Autoren haben inszwischen sich an das Märchen der Biegung gewagt. Es ist wohl so, daß sich die Wirbelsäule vielleicht minimal, aber niemals so biegen kann, daß sie einen kreisbogen beschreibt bzw sich auf einer konstanten Kreislinie befindet. Und dann wird diese Biegung nur für jeweils eine Phase des vorschwingenden Beines aufrechterhalten. In dem Augenblick wo das andere Bein vorschwingt schwingt die Wirbelsäule zur anderen Seite.
Man müsste also korrekterweise von der Schulter- und Hüftbeweglichkeit sprechen, denn die bestimmt, wie weit das Pferd dann in der jeweiligen "Biegung" das Bein nach vorne schwingen kann bzw wieweit die Hufe sich zueinander bewegen können im Augenblick des Auffussens.

lg Heike

Offline Bernie

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Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #11 am: 24.11.05, 10:18 »
Hallo zusammen!

da man ja nicht auslernt, welches Buch von Solinski ist am besten? Oder gibt es eh nur das eine? Wäre um Infos dankbar.

lg

Bernie
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Offline Esprit

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Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #12 am: 24.11.05, 10:37 »
Hi Esprit!
Da stellt sich auch die Frage - tun wir Pferden damit immer was gutes, wenn wir sie so "öffnen" - wenn es nicht unsere eigenen sind, und sie nachher von allen Menschen einiges erwarten, erwarten "pferdegemäss" angesprochen und gearbeitet zu werden - und dann unter Druck gesetzt werden und nur als Sache behandelt werden.
Die Frage treibt uns öfters um (wir sind hier zu dritt, die in der Art arbeiten).
Mhh - ja da hast Du recht.Es bringt für die Pferde womöglich mehr Konflikte als wenn sie sich in
die üblichen "Prozduren" reinfinden. Ich habe festgestellt, dass meine Pferde von anderen auch kaum
handelbar sind, weil sie sich halt "anders" verhalten.

Zitat
Schön, mit wem arbeitest du da? Wie "weit" bist du da mit ihm? Wie alt ist das Pferd - ist es Bariq?
Ja - es ist Bariq , er ist jetzt gut 3.

Zitat
Momentan würde ich auch gerne wieder mit einem jungen anfangen, um es nochmal "richtig" zu machen.
Es ist toll, weil sie reagieren so direkt und unbefangen.

Zitat
Mit Mirko hab ich ja doch sehr viel vermischt, und wir haben eine bestimmte Art von Kommunikation entwickelt, wo ich auch auf viele Sachen von ihm eingehe.
na ja - mit der zeit wird man halt zu einem alten Ehepaar, wo jeder weiss, wie der andere reagiert und was man voneinander zu halten hat. Da lässt man dann auch einiges wieder schleifen ;)

Zitat
Aber um so mehr staune ich im Moment, wo ich mal einige Wochen ganz konsequent so longiere, wie fein unsere Abstimmung im Vergleich zu vorher wieder geworden ist (und frage mich, warum ich das über Jahre hab so in den Hintergrund treten lassen).
Genau - siehe oben.
" ... doch schätze ich sehr die Berberpferde für die Reitkunst, wegen ihrer besonderen Fähigkeit
sich gewandt und anhaltend in schwierigsten Galopplektionen zu bewegen" Antoine de Pluvinel

Claudia22

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Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #13 am: 24.11.05, 10:50 »
@ Muriel - jetzt haste mich erwischt! Ich geb's zu, "Rumpfwirbelsäüule" hab ich nur aus Faulheit geschrieben...

Ich hab mal folgendes Bild vermittelt bekommen: sich den Pferderumpf aus 3 Teilen bestehend denken, so wie einen 3-teiligen Eisenbahnzug. Die "Knickpunkte" sind vorne die Schulterpartie und hinten die Nierengegend.  Schulterherein = maximaler Knick vorne, Kruppeherein = maximaler Knick hinten usw..
Eine von vorne bis hinten gleichmäßige Wirbelsäulenbiegung oder "Rippenbiegung" sind Illusion.
Wobei - ich versteh schon, warum das lange auch in Fachbüchern so beschrieben wurde und immer noch wird - es fühlt sich halt so an! Wenn das Pferd sich so richtig schön butterweich um den Innenschenkel rundmacht, der Außenschenkel von alleine satt anliegt...

Äh - kommen wir mal wieder zum Thema zurück...die Bücher, tja, was soll man da raten? 4 gibt's inzwischen - Moment - zählnach... ja. Wenn man die ganz alten nicht mitzählt, aber das sind mehr so
Camarguereportagen.

Ich würde sie in chronologischer Reihenfolge lesen - wenn man nicht nach dem ersten schon genug hat... 8)
Also: "Reiter reiten Reiterei" als erstes?

Was meinen die anderen?

LG Claudia



Muriel

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Re: arbeitet hier jemand nach Solinski?
« Antwort #14 am: 24.11.05, 14:18 »
Äh - kommen wir mal wieder zum Thema zurück...

*g* hier darf man abschweifen  ;) ;D  ::)

Tja, welches zuerst - ich würde zuerst das Gymnasium empfehlen, dann ist man "angefixt". Dann sollte man Reiten, Reiter, Reiterei lesen, damit man mehr über Solinskis Einstellung erfährt.
das ABC hab ich nicht gelesen.
Auf jeden Fall ist dann die Pferdegymnastik wichtig, weil dann ja vieles anders beschrieben ist als im ersten.
Oder erst die Pferdegymnastik, und zur Klärung der auftretenden Fragen das Gymnasium.
Also eigentlich alle..... ::)

Zitat
Ich habe festgestellt, dass meine Pferde von anderen auch kaum
handelbar sind, weil sie sich halt "anders" verhalten.

jaaa und wenn dann das Pferd stehenbleibt, den Longenführer anguckt: Was wird das, was was Du da machst? kannst Du Dich mal klar ausdrücken bitte? - Und der Mensch keinen Schimmer hat wodrum es geht... longieren lasse ich aber auch eigentlich kaum jemanden, dann schon eher reiten.
Aber führen müsse sie alle erst, die was mit ihm machen wollen.
Die letzten Versuche, eine RB zu engagieren, scheiterten immer daran, daß es den Leuten "zu hoch" oder "zu kompliziert" war. Fanden zwar alles super und toll, mal mit so einem feinen Pferd umzugehen, sie waren aber in der Regel sehr überfordert. :-\