Autor Thema: Arthrose und Hufprobleme - weiß einfach nicht mehr weiter :( Bitte helft mir!!  (Gelesen 24998 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline gymmsteein

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 40
  • Geschlecht: Weiblich
  • Huforthopädin aus Überzeugung!
    • huforthopaedie-nrw.de
Hallo Ice Tear,

ja, die Hufzustände sind bedenklich. In der seitlichen Ansicht der Vorderhufe kann man deutlich die untergeschobenen Trachten erkennen. Das Pferd steht ja schon fast auf den Ballen. Die Vorderhufe sind mit NBS-Eisen beschlagen, sicherlich um dem Pferd einen günstigere Abfußung zu ermöglichen. Trotzdem bin ich der Auffassung, dass man ein Eisen an den Huf anpassen sollte und nicht den Huf an das Eisen. Hier wurde meines Erachtens viel zu viel an der Zehe geraspelt. Die Zehen-Fessel-Achse ist nach vorn gebrochen, bei beiden Vorderhufen, das Pferd sollte eigentlich viel steiler stehen. Vermutlich eine Art Schonhaltung, um die tiefe Beugesehne zu entlasten, die durch die niedrigen Trachten doch sehr in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Das Hufhorn sieht in seiner äußeren Struktur sehr unruhig aus, viele tiefere Rillen, eine grobe Hornröhrchenstruktur. Das alles sind Zeichen für eine bedenkliche Hufsituation. Am deutlichsten zeigt sich das an den Nagellöchern und am Hufrand im Zehenbereich.

Bei diesem Huf kann man ganz deutlich die abgeraspelte Zehe erkennen. Mich würde es nicht wundern, wenn zu der Diagnose Arthrose und Schale noch Hufrolle hinzukommt. Das hier sind Hufe, bei denen sich manche TÄ bei einer undefinierten Lahmheit gerne mangels Befunden mit einer Hufrollenerkrankung aus dem Schneider reden. Manche, nicht alle.
Was mir auch noch auffällt ist, dass die Aufzüge sehr eng gelegt sind. Sie üben sehr viel Druck auf die Hornkapsel aus. Normalerweise wird im Bereich der Aufzüge ein wenig Horn weggeschnitten, damit sich die Aufzüge in die Hornkapsel einfügen. Hier sieht es mir so aus, als wurden sie nur mal eben drangeschlagen.

Jeder Huf sollte eigentlich im Ganzen eher rund sein. Der linke Vorderhuf hat aber im Zehenbereich eine fast gerade Fläche. Durch ein bestimmtes Fußungsverhalten des Pferdes hat sich links und rechts der Zehe dickeres Horn entwickelt (durch höheren Druck beim Abfußen). Die HO nennen das Zehenabweiser. Diese Zehenabweiser werden von dem Druck der untergeschobenen Trachten nach vorn geschoben. Da vorn die Zehe immer dünner gehalten wird, kann sich dort der Druck hin entladen. Dadurch entsteht die glatte Fläche. Wenn der Druck höher wird kann sich dort sogar eine vertikale Senke im Hufhorn bilden. Dort wird dann die Hornkapsel nach innen eingedrückt, a la Gebirgsmassivverwerfungen. Schlimmstenfalls wird dann sogar das Hufbein in Mitleidenschaft gezogen.

Bei den Hinterhufen ist der Strahl schön entwickelt und bietet somit gute Voraussetzungen für das Barhuflaufen. ;D
Die Hufe finde ich persönlich nicht zu kurz, bzw. zu niedrig. Die Zehe ist aber definitiv zu lang, der Huf hat eine Herzchenform. Dabei sollte er eher längsoval sein. Außerdem hebelt´s auf der Zehe stark. Zu erkennen auch an den rötlichen Einfärbungen im Hufhorn. Das Eckstrebenhorn legt sich auf die Sohle und drückt somit langsam aber sicher die sowieso schon untergeschobenen Trachten nach außen.

Das war jetzt nur eine relativ oberflächliche Befundung der Hufe. Es gibt noch viel mehr zu sagen, aber das würde jetzt den Rahmen sprengen. Eine eingehendere Befundung nur vor Ort und mit Bewegungstudie.

Gruß
Gymmi
Hufpflege allein reicht nicht aus!

IceTear

  • Gast
Hm, da ich immer nur die Meldung bekomme "Nachricht konnte wegen max. Limit nicht gesendet werden" (warum auch immer, andere können doch viel längere Nachrichten schicken  ??? ), hier die (verkürzte) Nachricht doch per Forum:

Hey Du...

Tut mir leid, daß ich mich noch nicht eher gemeldet habe  :( auf Deine so super ausführliche Beurteilung der Hufe!! Ich war (und bin immer noch) seit über einer Woche sehr krank, bin die meiste Zeit im Bett und kaum bis gar nicht am PC... Ich hoffe, Du bist nicht sauer auf mich  :-\

Kann ich Dich irgendwie per Email erreichen? Das wäre für mich einfacher als das per Forum zu machen... Ich hab da nämlich schon noch ein paar Fragen, weil ich mich mit Hufen bisher kaum auskenne und so viele Sachen nicht verstehe, die Du geschrieben hast...

Ganz, ganz liebe Grüße und nochmal sorry, daß ich so ewig nicht online war!
IceTear

IceTear

  • Gast
Hallo Ihr :)

Lang, lang war ich nicht hier :-[ und bekam heute eine liebe Nachricht, aufgrund dessen ich hier natürlich gern wieder schreibe und von Anton berichte :D

Wie es meinem Hafi geht... Bzw. sollte ich wohl erstmal erzählen, wie es denn dann weiterging mit ihm, denn seitdem ist einiges passiert. Zuerst einmal mußten beide Eisen vorne auch noch runter, da sie sowieso nicht mehr länger als ein paar Tage am Stück hielten, das Horn war inzwischen einfach zu schlecht und ausgebrochen. Der Hufschmied schnitt ihn noch ein paarmal aus, doch nach und nach bemerkte ich Veränderungen an seinem Huf, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Der Hufschmied (nichts gegen ihn, ich halte ihn für sehr kompetent und erfahren in Richtung Eisen) meinte, das sei alles nicht schlimm und das sei doch normal. Ich kenne mein Pferdchen aber inzwischen seit 8 Jahren und weiß, daß das für seine Hufe einfach nicht normal ist... Nun gut, was sollte ich machen, ich wußte mir ja auch nicht zu helfen...

Eine Freundin (Reitstallbesitzerin und hat auch schon einiges durchgemacht mit ihren Pferden) meiner Mutter gab mir ein paar Wochen später den Tip, mich an einen Huforthopäden zu wenden, der nach der Jochen Biernat-Methode ausgebildet wurde... Da ich sowieso nicht mehr weiterwußte mit meinem Pferdchen bzw. seinen katastrophalen Hufen, war ich bereit, nach jedem Grashalm zu greifen, der mir gereicht wurde und so suchte ich nach einem dieser Huforthopäden in meiner Nähe. Siehe da, ich hatte Glück und der erste Termin zum Ansehen wurde vereinbart. Ein ausführliches Beratungsgespräch, eine Stunde und einige digitale Fotos von den Hufen später und der Huforthopäde hatte einen neuen Kunden  ;D

Wir haben gerade den zweiten Termin hinter uns und ich habe bereits einige Veränderungen am Huf festgestellt. Vor allem ist er vorne runder geworden (vorher waren auch die Hufe vorne sehr oval), die Hufe insgesamt etwas kleiner (da war wohl eine dicke Schicht überflüssiges Horn oben drauf) und das Profil sieht etwas anders aus... Der Hurorthopäde versucht momentan v.a., die Eckstreben wieder herzustellen, die der Hufschmied vorher komplett weggeschnitten hatte und das Horn wieder gerade zu stellen...

Mal sehen, wie sich die Hufe nach ein paar weiteren Behandlungen verändern... Momentan überlege ich mir, ihm Hufschuhe zu kaufen, wenn die gröbsten Hufveränderungen abgeschlossen sind. Er geht nach wie vor unheimlich fühlig vorne, obwohl die Eisen jetzt seit inzwischen ca. 3-4 Monaten runter sind. Er hat eine extrem dünne Sohle, könnte das daran liegen?
Wobei er inzwischen sogar auf Asphalt wieder ganz gut läuft, das ging am Anfang noch gar nicht... Bei Matsch und Schnee ist es sowieso kein Problem, aber jetzt, wo es gefroren ist, kann er kaum laufen (da dann die Unebenheiten auf Feldwegen usw. natürlich steinhart sind)... Bessert sich das wohl noch etwas oder ist das normal?

Ach ja, bezüglich seiner Lahmheit/Arthrose: Eine gute Freundin aus dem Stall riet mir, ihm in angemessener Dosis Ingwer zu füttern und gab mir auch gleich ein Paket davon zum Ausprobieren mit und siehe da: Mein Pferdchen trabte nach bereits 3 Wochen über die Weide, als sei nie etwas gewesen  :o :D Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie ich gejubelt hab, als ich das sah :) Immerhin ging er da seit fast 5 Monaten lahm... Mal hoffen, daß das so bleibt, auch wenn ich ihn dann im Frühjahr (wenns mit den Hufen klappt) wieder langsam anfange zu reiten...  ::) Momentan gehen wir viel spazieren, wenns mein Studium und die Wetterverhältnisse (gefroren ist bei ihm halt schlecht) zulassen... :)

So, das waren die neusten Neuigkeiten über Anton... :)
Falls Ihr noch Fragen habt oder so... Immer her damit :)

Liebe Grüße,
Christine und Anton

IceTear

  • Gast
Hey Ihr...

Ich hab gleich mehrere Fragen und  hoffe, daß Ihr mir helfen könnt...

Kann man irgendwas dafür tun, damit die Sohle eines Pferdes dicker wird und es nicht mehr so extrem fühlig geht?

Außerdem... Bei meinem Dicken ist die weiße Linie so weit am Rand außen, daß sie am vorderen Rand des Hufes schon gar nicht mehr zu sehen ist... Ist das sehr schlimm, also kann ihm das weh tun?  :(
Und ist es normal, daß man in dem Bereich dann so ganz "läppchenförmiges" Horn hat?  ??? Schwer zu beschreiben... Es ist nicht so glatt wie Sohlen- und Wandhorn, sondern so, als würde man die Röhrchen sehen und dummerweise setzen sich dadurch ständig zig kleine Steine da rein, die ich kaum oder nur schwer alle da rauskriege...  :-[
Er wurde jetzt ja zweimal vom neuen HO (nach JB) bearbeitet und der meint, daß viel zu viel überflüssiges Horn auf seinem Huf an den Wänden war und raspelt da jedesmal was von weg... Kann das mit der weißen Linie damit was zu tun haben? So extrem am Rand war die vorher noch nie...

Och man, ich hab das Gefühl, daß ich nie den richtigen Hufbearbeiter für ihn finde und da ich selbst so wenig Ahnung von dem Thema hab, kann ich das auch alles nie so richtig beurteilen :( Dabei wäre das bei seiner Arthrose und seinen sowieso so empfindlichen Hufen doch so wichtig...

Kennt jemand von Euch einen super HO oder Schmied im Raum Gießen?  ??? *hoff*

Ganz liebe Grüße und noch einen schönen Abend,
IceTear

IceTear

  • Gast
Ach so, ganz vergessen: Am Freitag könnte ich aktuelle Fotos machen, würden die wohl helfen? Mich würd auch sehr interessieren, was Ihr zu seiner Hufentwicklung meint, seitdem er die Eisen abbekommen hat und vom HO bearbeitet wurde...

Offline Pferdefreundin

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 15
Hi Ice Tear,

das gummiartige "Horn" ist die Blättchenschicht. Wenn bis auf diese Schicht abgeraspelt wurde, wurde auf jeden Fall zuviel geraspelt. Manche Pferde laufen sich den Tragrand im Zehenbereich ab. Dann ist da halt nichts. (Auch daran kann man meist etwas ändern). Aber die Zehe so weit wegzuraspeln halte ich für falsch. Tortzdem möchte ich mich ohne Fotos nicht festlegen. Freue mich auf die Bilder und ich würde an deiner Stelle den HO fragen, warum er das macht. Evtl. gibt es ja eine einleuchtende Erklärung?

Viele Grüße

Offline gymmsteein

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 40
  • Geschlecht: Weiblich
  • Huforthopädin aus Überzeugung!
    • huforthopaedie-nrw.de

Kann man irgendwas dafür tun, damit die Sohle eines Pferdes dicker wird und es nicht mehr so extrem fühlig geht?

Ja, klar, PM in deinem Postfach.

Zitat
Außerdem... Bei meinem Dicken ist die weiße Linie so weit am Rand außen, daß sie am vorderen Rand des Hufes schon gar nicht mehr zu sehen ist... Ist das sehr schlimm, also kann ihm das weh tun?  :(

In diesem Bereich hat sich das Sohlenhorn über das Blättchenhorn gelegt. Eigentlich sollte dein HO das entfernen, aber es fragt sich, ob dann nicht unnötig die Sohlendicke angegriffen wird. Da sollte von Fall zu Fall entschieden werden.

Zitat
Und ist es normal, daß man in dem Bereich dann so ganz "läppchenförmiges" Horn hat?  ??? Schwer zu beschreiben... Es ist nicht so glatt wie Sohlen- und Wandhorn, sondern so, als würde man die Röhrchen sehen und dummerweise setzen sich dadurch ständig zig kleine Steine da rein, die ich kaum oder nur schwer alle da rauskriege...  :-[

Das läppchenförmige Horn ist die sog. Blättchenschicht. Wenn diese noch sehr breit ist oder anfällig, d.h. die gefestigte Struktur noch nicht wieder da ist, dann setzten sich dort gerne Steinchen rein. Wenn diese Steinchen nicht besonders groß sind, dann laß sie einfach drin. Jedes Steinchen macht eine Vertiefung in das Horn. Wenn du es rausholst kann sich in diese Vertiefung ein neues, größeres Steinchen reinsetzen. Sind die Steinchen unter 2mm laß sie drin.

Zitat
Er wurde jetzt ja zweimal vom neuen HO (nach JB) bearbeitet und der meint, daß viel zu viel überflüssiges Horn auf seinem Huf an den Wänden war und raspelt da jedesmal was von weg... Kann das mit der weißen Linie damit was zu tun haben? So extrem am Rand war die vorher noch nie...

Die Bearbeitung der HO unterscheidet sich von den Bearbeitungsmethoden der anderen Hufexperten auch darin, das die HO bestrebt sind eine gesunde Hufmechanik herzustellen, damit genug Eigenbewegung im Huf vorhanden ist und dieser somit genügend durchblutet wird um qualitativ gutes, gesundes Horn zu produzieren. Das zeigt sich auch im Wandhorn beraspeln. Und manchmal, gerade in den ersten Bearbeitungsintervallen, ist es notwendig etwas mehr zu tun. Die Anfälligkeit der weißen Linie für Steine hat damit aber nichts zu tun.

Zitat
Och man, ich hab das Gefühl, daß ich nie den richtigen Hufbearbeiter für ihn finde und da ich selbst so wenig Ahnung von dem Thema hab, kann ich das auch alles nie so richtig beurteilen :( Dabei wäre das bei seiner Arthrose und seinen sowieso so empfindlichen Hufen doch so wichtig...

Dein HO war jetzt zweimal da, was erwartest du? Das dein Pferd nach jahrelanger andersartiger Bearbeitung nun auf Wolken schwebt? Bedenke, das ein Huf ein Jahr braucht, um einmal durchzuwachsen. GEDULD ist jetzt das Stichwort. Für Dich, dein Pferd und auch für die Änderung der Hufe.

Zitat
Kennt jemand von Euch einen super HO oder Schmied im Raum Gießen?  ??? *hoff*

Und das beantworte ich dir jetzt mal gar nicht, denn ich denke, man sollte nicht bei den ersten kleinen Unverständlichkeiten die Flinte ins Korn werfen. Dein HO ist auch in der Lage, dir diese Fragen zu beantworten. Frag ihm bitte während er arbeitet Löcher in den Bauch. IMMER! So lernst du die Zusammenhänge kennen.

Liebe Grüße
Gymmi
Hufpflege allein reicht nicht aus!

IceTear

  • Gast
Moin moin,

hier also erstmal die Bilder (für eine größere Ansicht einfach auf den Link unter dem entsprechenden Bild klicken - wenn Ihr wollt, lad ich auch Bilder in Originalgröße hoch, dann erkennt man einiges ja noch genauer):

Vorne rechts:

(http://img202.imageshack.us/my.php?image=vornerechts2fa.jpg)

Hier sieht man auf dem rechten Bild genau in der Mitte seines Hufes vorne eine Kerbe, die der HO vor 2 Monaten ganz oben ins Kronhorn geraspelt hat, damit man sehen kann, wie schnell sein Horn wächst... Ich denke, von der Wachstumsgeschwindigkeit dürfte das ok sein, oder? Scheint ca. 1 cm pro Monat zu sein...
Was mir hier heute aber aufgefallen ist, daß die Sohle "Wellen" wirft, sie ist nicht in einer Ebene, sondern total huckelig... Was kann das bedeuten? Das ist neu...


Hinten rechts:

(http://img202.imageshack.us/my.php?image=hintenrechts4hl.jpg)

Hinken links:

(http://img478.imageshack.us/my.php?image=hintenlinks6ek.jpg)

Dieser Huf macht mir momentan am meisten Sorgen und zwar wegen diesen enormen Rissen, die sich an der Vorderseite gebildet haben... Sie sind seit ca. 2-3 Wochen dort...


Vorne links:

(http://img202.imageshack.us/my.php?image=vornelinks6db.jpg)

Hier sieht man ganz gut, was sich seit einigen Monaten auch verändert hat an seinem Huf, und zwar sitzt direkt am Kronrand noch eine dickere Schicht sehr elastisches Horn dem Huf auf. Sowas hatte er vorher noch nie, ist das normal und gesund?


Mein Pferdchen komplett:

(http://img152.imageshack.us/my.php?image=img27035pr.jpg)
--> ich finde, für einen Hafi, der seit inzwischen 7 Monaten nicht mehr geritten wurde und im Offenstall steht, hat er noch eine recht manierliche Figur  ::)


@ Pferdefreundin
Wie ich schon schrieb, er meinte anfangs, daß auf seinen Hufen viel zu viel überflüssiges Horn ist und deshalb raspelt er halt ganz viel davon weg bei jedem Mal. Deshalb denke ich auch, daß die weiße Linie auf einmal so weit am Außenrand ist (am besten zu erahnen auf dem Bild von dem Huf hinten links, ansonsten ist es aber vorne stärker)...
Ich werd ihn diese Woche (der nächste Termin) auch sofort darauf hinweisen, daß das noch nie so extrem war und daß da wohl irgendwas nicht so ganz richtig sein kann. Seitdem brechen seine Wände unten nämlich auch wieder wesentlich stärker aus, was sich zwischendurch mal gebessert hatte. Ich kann mir irgendwie nicht ganz vorstellen, daß es Sinn und Zweck der Angelegenheit ist, daß er dann zwar schön dünne Hufe hat, die Wände dadurch dann aber so schmal sind, daß sie innerhalb von wenigen Tagen wegbrechen am unteren Rand...

@ gymmsteein

Besteht bei so kleinen Steinchen nicht die Gefahr, daß sie dann die weiße Linie hochwandern und er dadurch dann Probleme bekommt? Davor hab ich nämlich ziemlich Bammel und hab deshalb immer versucht, sie vorsichtig rauszukriegen...

Ich glaub auch gar nicht mal, daß die weiße Linie auf einmal anfälliger geworden ist für Steinchen, normalerweise setzen sich da ja auch gerne mal welche rein, aber dadurch, daß die Linie an den meisten Hufen inzwischen genau am Zehenrand aufhört, ist dort wesentlich mehr Fläche von diesem Horn vorhanden, wodurch sich wesentlich mehr Steinchen da reinbohren...

*sfz* Ja, Geduld, ich weiß... Ich glaub aber nicht, daß man mir insgesamt wenig Geduld vorwerfen kann. Ich verzichte wegen seiner Hufprobleme (anfangs auch wegen seiner Arthrose) inzwischen seit 7 Monaten aufs Reiten, fahr meistens nur hin, um seine Hufe zu behandeln und (wenn der Boden es zuläßt) ein wenig mit ihm spazieren zu gehen... Nur, so langsam würd ich schon mal etwas Besserung sehen, aber er läuft immer noch so, als seien ihm die Eisen erst gestern abgenommen worden.

Es ist einfach schwer, noch zu irgend jemandem Vertrauen zu haben, der an den Hufen arbeitet, schon alleine, wenn sie sich dann so seltsam verändern (Riß im Huf hinten links, weiße Linie an allen Hufen auf einmal bis zum Rand usw.). Der HO hat seine Ausbildung noch nicht beendet (macht die Abschlußprüfung diesen Monat, glaub ich) und schon alleine deshalb frag ich mich dann doch öfter, ob er überhaupt genügend Erfahrung hat, sich da gut drum kümmern zu können...
Ich hab halt inzwischen soviel Mist erlebt, daß ich kaum noch weiß, wem ich da wirklich die Hufe anvertrauen kann und wo es vielleicht nicht schlimm ist, wenn sie sich erstmal so verändern, daß es gar nicht gut aussieht. Die vorherigen Schmiede haben mir vorher auch immer gesagt auf meine Fragen hin "Jaja, das ist nicht schlimm, das ist normal" und im Nachhinein hab ich dann immer herausgefunden, daß das ganz und gar nicht normal und sogar sehr schädlich war für seine Hufe   :( >:(

Na ja, auf jeden Fall bin ich jetzt erstmal gespannt auf Euer Urteil bezüglich der Hufe... Hoffentlich isses nicht ganz so schlimm, wie ich denke  :-\

Liebe Grüße,
IceTear

IceTear

  • Gast
Ach ja, was ich noch sagen wollte: Der HO ist wie gesagt gerade erst dabei, seine Ausbildung abzuschließen, arbeitet wohl erst seit 2 Jahren an Hufen und arbeitet noch dazu immer nur samstags... Irgendwie ist das meiner Meinung nach sehr, sehr wenig, um auf dem Gebiet wirklich Erfahrung zu bekommen... Was meint Ihr dazu?

Offline Pferdefreundin

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 15
Hi Ice Tear,

die Wellen in der Sohle sind Sohlenwülste. Weil der Tragrand deines Pferdes stark ausgebrochen ist, muß die Sohle erst mal mittragen. Dadurch erhält sie mehr Druckreize und produziert so mehr Horn. Der HO sollte bei seinen Bearbeitungen diese Wülste glätten. (Je nach Hufzustand auch Sohle noch rausnehmen. Aber das kann man nur vor Ort nach Prüfung mit der Zange entscheiden). Wenn bei deinem Pferd der Tragrand nachgewachsen ist und -Wie der Name schon sagt - trägt, werden diese Wülste verschwinden. Der Huf hinten rechts hat sich für zwei Bearbeitungstermine schon gebessert. Die herzförmige Sohle ist auf dem Weg zu einer normalen Rundung. Die Risse hinten links zeigen, daß an dieser Stelle die Wand zu dünn gemacht wurde. Aber das ist auch eine schwierige Gratwanderung: Macht man zu wenig, ändert sich die Hufsituation nicht, macht man zuviel, bricht etwas aus. Wichtig ist sofort zu erkennen, wenn man auf dem falschen Weg ist und entsprechend zu reagieren. Die Risse werden rauswachsen und wenn die Wand nicht zu dünn gemacht wird werden keine weiteren kommen. Man braucht so 4-5 Termine, um die Hufe kennenzulernen.

Wenn du Zweifel an der Qualität deines HOen hast, dann wende dich doch mal an www.difho.de. Dort gibt es auch ein Forum. Oder schicke die Huffotos direkt an Jochen Biernat. (Mail-Adresse in o.a. Internetadresse unter Register) Eine kompetentere Information kannst du nicht bekommen.

Auch ich meine, daß du mit deinem HOen mehr Geduld haben solltest. 7 Monate aufs reiten zu verzichten zeugt ja nicht von Ungeduld, aber in diesen Monaten warst du offensichtlich nicht auf den richtigen Weg. Der fängt gerade erst an.

Ich glaube, daß dein Hafi bald wieder reitbar ist.

Offline gymmsteein

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 40
  • Geschlecht: Weiblich
  • Huforthopädin aus Überzeugung!
    • huforthopaedie-nrw.de
Hier sieht man auf dem rechten Bild genau in der Mitte seines Hufes vorne eine Kerbe, die der HO vor 2 Monaten ganz oben ins Kronhorn geraspelt hat, damit man sehen kann, wie schnell sein Horn wächst... Ich denke, von der Wachstumsgeschwindigkeit dürfte das ok sein, oder? Scheint ca. 1 cm pro Monat zu sein...
Das ist so in Ordnung!

Zitat
Was mir hier heute aber aufgefallen ist, daß die Sohle "Wellen" wirft, sie ist nicht in einer Ebene, sondern total huckelig... Was kann das bedeuten? Das ist neu...
Wie Pferdefreundin schon schrieb sind das Sohlenwülste. Sie entstehen durch unterschiedlichen Bodengegendruck. Manchmal komprimiert sich auch sog. Zerfallshorn unter der Sohle, welches dann ganz hart wird und nur sehr schwer zu entfernen ist. Das sind normale Vorgänge, vor allem bei den momentanen Bodenverhältnissen.

Zitat
Dieser Huf macht mir momentan am meisten Sorgen und zwar wegen diesen enormen Rissen, die sich an der Vorderseite gebildet haben... Sie sind seit ca. 2-3 Wochen dort...

Kannst du ausschließen, das er irgentwo mächtig gegengetreten hat? Ich sehe häufig solche Hornbrüche, wenn Pferd mal wieder übermütig gegen die z.B. Freßstandwand getreten hat, um seinen Kumpel abzuwehren. Muss also nicht an Hufzuständen liegen.

Zitat
Hier sieht man ganz gut, was sich seit einigen Monaten auch verändert hat an seinem Huf, und zwar sitzt direkt am Kronrand noch eine dickere Schicht sehr elastisches Horn dem Huf auf. Sowas hatte er vorher noch nie, ist das normal und gesund?

Wurde die Fotos zu einer Zeit angefertigt, wo Pferd mehr auf feuchtem Boden gestanden hat? So sieht das Saumhorn aus, wenn es sich voll Wasser gesogen hat, aufgequollen.

Zitat
Ich kann mir irgendwie nicht ganz vorstellen, daß es Sinn und Zweck der Angelegenheit ist, daß er dann zwar schön dünne Hufe hat, die Wände dadurch dann aber so schmal sind, daß sie innerhalb von wenigen Tagen wegbrechen am unteren Rand...
Du solltest bedenken, das dein Pferd zurzeit noch qualitativ minderwertiges Horn hat. Da kann auch mal etwas wegbrechen. Das ist solange nicht beunruhigend, solange es nicht ins Leben reisst. Es sieht nicht schön aus und ist für das menschliche Auge gewöhnungsbedürftig. Spricht deinen HO darauf an, aber ich meine er hat in dieser Beziehung nichts falsch gemacht.

Zitat
Besteht bei so kleinen Steinchen nicht die Gefahr, daß sie dann die weiße Linie hochwandern und er dadurch dann Probleme bekommt? Davor hab ich nämlich ziemlich Bammel und hab deshalb immer versucht, sie vorsichtig rauszukriegen...
Das ist eine gern genutzte Schmiedemähr, bedenke, wenn Steinchen, Fremdkörper, die weiße Linie hochwandern sollten, um dann am Kronrand als eitriger Abzess wieder herauszukommen, dann wird dein Pferd beim ersten Eindringen des Steinchens in den enervierten Bereich des Hufbeinträger schon lahm gehen und es wird eine hochgradige Huflederhautentzündung bekommen. Aber dazu kann es nicht kommen, da die Steinchen durch den Druck, den sie ausüben, die Blättchenschicht zusammendrücken und sich unter den Steinchen somit eine etwas härtere Schicht bildet. Das ist eine Barriere.

Zitat
Ich glaub auch gar nicht mal, daß die weiße Linie auf einmal anfälliger geworden ist für Steinchen, normalerweise setzen sich da ja auch gerne mal welche rein, aber dadurch, daß die Linie an den meisten Hufen inzwischen genau am Zehenrand aufhört, ist dort wesentlich mehr Fläche von diesem Horn vorhanden, wodurch sich wesentlich mehr Steinchen da reinbohren...
Hat sich deiner Meinung nach die weiße Linie verbreitert? Ich meine nein, ich habe gerade die Fotos von vor ein paar Monaten mit den neuen verglichen.

Zitat
*sfz* Ja, Geduld, ich weiß... Ich glaub aber nicht, daß man mir insgesamt wenig Geduld vorwerfen kann. Ich verzichte wegen seiner Hufprobleme (anfangs auch wegen seiner Arthrose) inzwischen seit 7 Monaten aufs Reiten, fahr meistens nur hin, um seine Hufe zu behandeln und (wenn der Boden es zuläßt) ein wenig mit ihm spazieren zu gehen... Nur, so langsam würd ich schon mal etwas Besserung sehen, aber er läuft immer noch so, als seien ihm die Eisen erst gestern abgenommen worden.
Wo gehst du mit ihm denn spazieren? Was für Boden?

Zitat
Es ist einfach schwer, noch zu irgend jemandem Vertrauen zu haben, der an den Hufen arbeitet, schon alleine, wenn sie sich dann so seltsam verändern (Riß im Huf hinten links, weiße Linie an allen Hufen auf einmal bis zum Rand usw.). Der HO hat seine Ausbildung noch nicht beendet (macht die Abschlußprüfung diesen Monat, glaub ich) und schon alleine deshalb frag ich mich dann doch öfter, ob er überhaupt genügend Erfahrung hat, sich da gut drum kümmern zu können...

Dazu mehr per PM

Gymmi
Hufpflege allein reicht nicht aus!

Offline Mahrus

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 127
Hi!

@gymmi: Bist Du nach Biernath ausgebildet, Du erklärst so schön ;D

Mahrus

Offline gymmsteein

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 40
  • Geschlecht: Weiblich
  • Huforthopädin aus Überzeugung!
    • huforthopaedie-nrw.de
@ Mahrus

Och, ich hatte viele Ausbildungen, bei denen ich das erklären gelernt habe. Auch bei Biernat. Trotzdem versuche ich nicht irgentwelche Psalmen herzubeten.

Aber manches wiederholt man eben, weil man sich dann nicht immer etwas neues ausdenken muss. ;D (*auchfaulbin*)

gymmi
Hufpflege allein reicht nicht aus!

Offline agrajag

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 77
    • der-huf.de, Hufseite für Pferdefreunde
moin!
auffällig an den hufen dieses pferdes sind v.a. die relativ dünnen, eher hafi-untypischen hornwände (also eher hafi mit einkreuzungen als "ur-hafi"?!). sie lassen vermuten, dass auch das sohlenhorn nicht allzu dick ausgeprägt ist.
es ist weiterhin zu vermuten, das in der vergangenheit eher zu wenig an den hornwänden korrigiert wurde, es könnten öfter zu starke nägel verwendet worden sein, es könnte eher mal in die wand als in die weisse linie genagelt worden sein, die eisen könnten zu schwer gewählt worden sein etcetcpp...
all diese fehler dürften sich so ausgewirkt haben, dass die hornwände immer weniger tragfähig und in sich immer weniger stabil wurden (keime, die in kleinste risse und ritzen im horn eindringen und zuallererst das zwischenröhrchenhorn, das massgeblich für die stabilität der wand in sich mit verantwortlich ist, zerstören, haben sicherlich auch noch einen einfluss auf die derzeitige hufsituation), was als endergebnis das starke ausbrechen der wände zur folge hatte.
zumindest bei den letzten beschlägen wurde nach den bildern relativ stark aussen an den wänden korrigiert, was aber in dem zustand der hufe keine wirklich "heilsame" wirkung mehr gehabt haben dürfte, sondern eher noch zusätzlich destabilisierend gewirkt haben dürfte.
wenn nun nach abnahme der beschläge zusätzlich über die wände korrigiert wird, diese also weiter geschwächt werden, bleibt dem tierchen garnix anderes übrig, als die last mehr oder weniger komplett über die trachtenecken und die vorderen sohlenbereiche aufzunehmen.
sowas kann man ganz gezielt machen, indem man dem tier über sachte erhöhten bodendruck an ebendiesen sohlenbereichen eine hornschwiele "wachsen lässt", auf der es relativ gut laufen können sollte, hier geraten allerdings ho per prinzipem u.u. ein bisserl in probleme, je nachdem, wie erfahren sie sind und wie sehr sie auch mal vom absoluten bearbeitungsprinzip abweichen können. funktioniert z.b. dann nicht, wenn man versucht, den tragerand trotzdem auf jeden fall mittragen zu lassen, denn dann muss man im zweifelsfalle, wenn also die hornwand sich mangels tragfähigkeit & stärke immer wieder bis auf sohlenniveau abreibt, auch immer wieder etwas von der sohle abnehmen...
leider einer der kardinalsfehler, der immer mal wieder auftaucht.
nu gibt´s aber auch tiere, bei denen dieses prinzip der sohlenschwiele nicht so recht funtioniert, das sind vor allem tiere mit eher, nennen wir´s mal "blütertypischen" hufen. hier ist die fähigkeit der sohlenlederhaut, eine ausreichend stabile schwiele zu bilden, leider nicht vorhanden, bzw. es dauert tierquälerisch lange, bis das mal soweit ist, dass tierchen einigermassen drauf laufen kann. solche hufe bedürfen besonders sorgfältiger bearbeitung und, wenn´s erst mal soweit gekommen ist wie bei den hufen deines pferdes, vernünftigerweise eines zumindest temporär angebrachten festen hufschutzes.
alleine ein barhuf weiterarbeiten wird deinem pferd wahrscheinlich noch einen längeren leidensweg und/oder aber dir einen recht aufwendigen weg der hufpolsterung bescheren, denn verbesserungen an der wandstabilität sind hier nur sehr langsam zu erreichen.
besser sähe ich in diesem fall die möglichkeit, gleichzeitig an der verbesserung der hufsituation zu arbeiten als auch dein tier mit entsprechendem schutz (remus hat´s ganz am anfang dieser box schon mal genannt) auszustatten. hier bietet sich ein vernünftig aufgebrachter klebebeschlag geradezu an. wird je nach bearbeitungsintervall nach drei bis fünf wochen wieder entfernt und nach hufbearbeitung wieder aufgebracht.
bietet die vorteile, dass dein pferd laufen kann, die hornwände nicht noch weiter zernagelt werden und trotzdem eine hufbearbeitung in ausreichend kurzen abständen ermöglicht wird.
gruss,
ag