Thema: Problempferd? Treten, giften, umrennen ...

[Christel]

Guten Morgen zusammen,
es geht um folgendes Problem.
Ich wurde gefragt, ob ich die Ausbildung einer 10-jährigen Stute übernehme (bis jetzt in der Zucht).
Habe schon einige Pferde mit Erfolg ausgebildet, aber bei dieser Stute stoße ich an meine Grenzen.
Sie ist sehr dominant, hat als junges Pferd mal eine schlechte Erfahrung gemacht (ein Gegenstand hat sich in ihrem Schweif verfangen) und tritt wenn man sich ihren Hinterfüßen nähert.
Nun habe ich versucht mit ihr im Roundpen zu arbeiten. Sie ist sehr unkonzentriert und glotzig und läßt sich nicht im Kreis schicken und rennt einen glatt über den Haufen. Führübungen klappen mal gut mal weniger gut. Schickt man sie rückwärts wird sie giftig und legt die Ohren an (ich schließe nicht aus, daß sie auch beißt oder sogar angreift). Ich bin nun doch etwas ratlos, ob und wenn ja wie man mit ihr weiter kommt.
Vielen Dank für Euere Ratschläge
LG Christel

[Nearly95]

Hi,

hinbekommen tut man die auf alle Fälle, sowas braucht halt Zeit und konsequentes Training.

Im Roundpen würde ich aus Sicherheitsgründen (mir liegt doch viel an meinem Leben) derzeit noch nicht arbeiten, sondern andere Wege gehen. Das Problem ist nämlich, sie wird grantig und Du automatisch unsicher, was sie wiederum spürt, dadurch seid ihr zwei in einem schlechten Kreislauf.

Aber vorweg eine Frage: Du sagst, sobald man an die Hinterfüße kommt, schlägt sie. Demnach kann man hinten wohl auch nicht auskratzen, oder? Und wie schaut es aus, wie versuchst Du, dieses Problem in den Griff zu bekommen?

vg Tanja

[Christel]

Also der Besitzer der Stute versuchte die Hinterfüße aufzunehmen, immer mit Ruhe und einer Engelsgeduld. Schlagen tut sie schon wenn man sie nur oben am Hinterbein berührt. Ich habe jetzt gesagt, das wir diese Methode erstmal lassen.
Ich habe aber jetzt angefangen sie im Roundpen mit der Gerte (da hat sie kein Problem mit) abzustreichen. Da komme ich schon bis zum Röhrbein (heiß das hinten so?), sie hebt zwar das Bein mal an, schlägt aber nicht.
LG

[geolina]

hallo,

ich frage mich wie du dich verhälst wenn sie dich im roundpen über den haufen rennen will?

und klar kann man so ein pferd erziehen, aber wenn sie das nach 10 jahren immer noch drin hat - weil sich mal was im schweif verfangen hat, dann sieht das für mich  schon so aus, als hätte man ihr beigebracht, dass sie sich eben von menschen da nicht anfassen oder bedrängen lassen braucht. ich habe bisher noch kein pferd kennengelernt, dass sich so lange wegen einem EINMALIGEN vorfall so aufgeführt hätte.

da sie also dann im anschluss falsch erzogen worden ist hast du schon eine echt langwierige sache vor dir.

warum klappt das vorwärtsschicken im roundpen eigentlich nicht? gerade im roundpen (ohne ecken und v.a. nicht zu groß, als dass man da nicht mit einer longierpeitsche arbeiten könnte) nicht?
(bevor mich wieder alle falsch verstehen, ich rede nicht von prügel sie doch einfach mal rum, aber ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass sich da ein pferd durchsetzen kann, außer es ist wirklich extrem gefährlich. von so einem pferd würde ich im übrigen die hände lassen. aber ich hab pferde eben auch nur so als freizeitbeschäftigung und kann mir aussuchen mit welchen pferden ich mich umgebe und von welchen ich abstand halte.)

bei der abstreichübung würde ich im übrigen die gerte am bein lassen wenn sie es hebt und dann nicht wegnehmen, so dass sie merkt, ich kann dem druck nicht mit einem kurzen heben entgehen, macht aber auch nichts, da mir die gerte nichts tut. wenn sie dann das bein wieder abstellt, dann füttern bis zum umfallen.

alex

[Nearly95]

Das Abstreichen mit der Gerte ist okay, würde dies allerdings nicht im Roundpen machen, sondern am Anbindeplatz eben in Verbindung mit dem Hufe auskratzen.

Und wie Geolina schon sagt, bedarf es hier wohl einer größeren Auseinandersetzung bei der klipp und klar die Fronten geklärt werden.

Und wenn sie die Ohren anlegt beim Rückwärtsgehen würd ich dies einfach ignoieren und weitermachen.

[geolina]

hallo,

ich weiss nicht ob das unbedingt eine größere auseinandersetzung sein muss. einfach mal die longierpeitsche am hintern lassen, ohne zu schlagen!, der druck sollte genügen. wenn sich das pferd dann allerdings gegen mich stellen würde, dann ist ne auseinandersetzung nicht zu vermeiden.

naja, für mich schon, ich würde gehen und sagen mach das pferd alleine 

alex

[Christel]

Also die Stute ist garnicht erzogen, sprich es wurde garnichts mit ihr gemacht. Sie läuft einfach nur auf der Wiese.
Wenn sie mich versucht umzurennen, versuche ich natürlich stehen zu bleiben bzw. sie zu verscheuchen. Was sie allerdings nicht wirklich beeindruckt.
Das Ohrenanlegen versuche ich zu ignorieren, wenn es allerdings irgendwann mal soweit sein sollte, das sie mich anspringt, weiß ich nicht was ich tue.

[Nearly95]

Sorry, aber wenn mich ein Pferd versucht umzurennen, da hat es ganz gewiss die Gerte oder was ich sonst in der Hand habe im Gesicht, ohne Wenn und Aber. Meine Kilos kommen gegen ein 600-Kilo-Pferd nicht wirklich an. Und wenn so verscheuchen keine Wirkung zeigt, dann erst recht. Da muss sich erstmal Respekt verschafft werden.

Christel, sei mir nicht bös, aber wenn Du auch nur das kleinste bisschen an Angst hast, dann gib die Stute zurück und lass es gut sein.

Solche Pferde müssen lernen, dass der Mensch zu respektieren ist, da werden auch keine Gründe vorgeschoben, von wegen Pferd hatte mal was im Schweif hängen oder ähnliches. Dies ist kein Grund für ein solches Verhalten. Madam hat einfach nie gelernt, dass der Mensch zu respektieren ist. Und ein 10-jähriges Pferd ist schon so eingefahren in sein bisheriges Leben, dass da gewiss resoluter vorgegangen werden muss.

vg

PS: Damit meine ich nicht, das Pferd verprügeln, aber in bestimmten Situationen knallt es ein bis zweimal, dann muss das Thema geklärt sein. Vor allem dann, wenn hier mein Leben auf dem Spiel steht, ich möchte nicht über den Haufen gerannt werden, einen Huf auf den Kopf abbekommen und tot sein.

[Christel]

Ich gebe euch vollkommen Recht. Ich habe selber lange Araber-Hengste für die Leistungsprüfung fertig gemacht. Da setzte es auch schon mal was. Habe jetzt nur soviel von Bodenarbeit nach Robert, Parelli ... gehört, dass ich mir die Frage gestellt habe, ob man damit vielleicht auch weiter kommt? Manchmal möchte ich ihr schon mal eine mitgeben, hab aber Angst, dass sie dann agressiv wird, denn dann hab ich verloren. Werde mich sicherlich nicht mit einer Furie zusammen in ein Roundpen stellen.

[Nearly95]

Mmmmh, ich finde das System von PAT Parelli an sich nicht schlecht, allerdings bedarf es dazu wohl einer Anleitung bzw. Kursteilnahme bis man die Körpersprache etwas beherrscht. Man kann zwar grob selbst rumwurschteln, aber um es wirklich richtig zu machen, kommt man ohne Anleitung nicht hin.

Also, sollte Pferdi Dich umrennen wollen, dann gibt es einen Schlag, wenn Pferdi Dich daraufhin angreifen will, gibt es wieder einen. Wenn Du aber Angst vor der Reaktion hast, dann solltest echt mit ihr aufhören, denn dann wird es für Dich gefährlich.

Deshalb habe ich Dir auch von vornherein von einer Roundpenarbeit abgeraten, da mir das Risiko so zu hoch wäre. Ich möchte Pferdi schon mit dem Strick notfalls weg von mir lenken können, im Roundpen habe ich keinerlei Einwirkung, außer zu hoffen, dass das Pferd flüchtet, was wiederum dadurch, dass Pferdi nicht wirklich flüchten kann, die Aggressivität gegen den Fluchtverursacher steigern könnte.

Geh doch einfach an der Hand zur Bodenarbeit auf den großen Reitplatz, sollte Pferdi Dich tatsächlich umrennen und Du reagieren müssen (Pferdi wird natürlich nur bestraft, wenn es wirklich sch.. baut), dann kann Pferdi notfalls wirklich weggetrieben werden, was es zu 99% auch tun würde, auf einen Schlag hin wird geflüchtet. Es sei denn, sie wäre ein richtiger Verbrecher (was ich aber nicht glaube), dann wäre sie in Deinen Händen aber gewiss auch nicht gut aufgehoben, denn solche Pferdi sind wirklich gefährlich.

vg Tanja

[Medanos]

Wir haben auch so einen Rasenmäher das einem geziehlt X mal angeht sobald mit ihm am Boden gearbeitet wird. Ich würde bei der Bodenarbeit einen Rasselsack, Plane oder gefüllte Dose mitnehmen vor dem das Pferd dann hoffentlich etwas Respekt hat, bzw. mir mal mit der Gerte RICHTIG Respekt verschaffen wenn es Ansätze macht mich anzugehen.
Alleine würde ich mit dem Pferd aber nicht arbeiten!

Wegen dem ausschlagen: Besen nehmen und da einen gefüllten Handschuh befestigen und damit das Pferd an den Hinterfüßen berühren bis es die Berührung akzeptiert. Ev. die Füße später mit einem Seil (ca- 3-4 m und dick) heben wenn man ran kommt. Das hat bisher immer geklappt.

[Nearly95]

Medanos, ich nehme in solchen Fällen immer ein Handtuch zusammengedreht, funktioniert super und ist dem Pferdi net unangenehm. 

[Viki]

Das Ohrenanlegen versuche ich zu ignorieren, wenn es allerdings irgendwann mal soweit sein sollte, das sie mich anspringt, weiß ich nicht was ich tue.

versteh ich - wenn ein wirklich respektloses Pferd aggressiv wird und angreift, geht das evtl. blitzschnell und dann nutzt dir die Gerte garnichts - eher schon der Klappersack, wenn du sehr schnell bist. Mir wär das zu gefährlich. Wenn dir schwummrig wird in manchen Situationen ist das normal und es ist keine Schande, die Finger davon zu lassen.
Es ist doch noch nicht mal dein eigenes Pferd - ich würds lassen.

Die Westernbodenarbeit (um mal Namen weg zu lassen) ist toll - aber selbst mit einem Kurs braucht man noch Routine etc. Die Zeit hast du jetzt ja gar nicht.

[tara]

ich würde es nicht riskieren, für die verbogenen Zossen anderer Leute meine Knochen zu riskieren. Das deckt meine Krankenversicherung nicht ab. Es gibt Leute, die das berufsmäßig machen. Die sind im Falle eines Falles auch ganz anders abgesichert/versichert.

[laurie]

Hab jetzt keine direkten Tips für dich, will dir aber auch erfahrungsgemäss von der Arbeit im Round Pen abraten. Zumindest momentan noch. Mein Wallach war vor ein paar Jahren auch ziemlich agressiv und respektlos (umrennen/beissen/schlagen/bocken usw). Ich war dann einmal mit ihm im Round Pen und er reagierte ähnlich wie "deine" Stute. Wahrscheinlich hat er sich zu eingeengt gefühlt und dazu kam noch dass er sehr dominant war (Herdenchef). Habe dann nur noch auf dem Reitplatz an der Hand gearbeitet. Führübungen und Gelassenheitstraining. Später hab ich dann auch ohne Strick Übungen gemacht, wie wegschicken und stehenbleiben, aber in den Round Pen bin ich nicht mehr rein. Eigentlich weiss ich selbst nicht wie ich es genau gemacht habe, aber heute habe ich ein total ausgeglichenes Pferd, er respektiert mich 100% und ist wie ausgewechselt.
Geduld, Lust und keine Angst dazu musst du schon haben, aber das weisst du ja auch
Liebe Grüsse
Laurie