Autor Thema: Rückenprobleme: Hilfestellung bei Diagnose  (Gelesen 3036 mal)

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Matthias

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Hallo Mendi,

zunächst mal ein wenig Klärung in Sachen Untersuchung ...

Im Gegensatz zur Humanmedizin haben TÄ und THP das Problem, daß man auf die Frage "Wo tut´s denn weh ?" kaum eine erschöpfende Auskunft bekommt. Umso wichtiger sind hierbei eingehende Untersuchungen; diese gliedern sich in allgemeine Untersuchungen, welche bei jeder Fallaufnahme als Eingangsuntersuchungen zum Standard gehören (müssen!) und weitergehende Untersuchungen, über deren Umfang je nach Ausmaß der Krankheit und dem Ergebnis der allgemeinen Untersuchung individuell entschieden wird.

An erster Stelle der allgemeinen Untersuchung steht die Adspektion, also das Beobachten des Patienten.
Neben dem augenscheinlichen Gesamterscheinungsbild sorgen bei diesem Untersuchungsgang sowohl sichtbare Symptome, Veränderungen an Gliedmaßen und Haarkleid sowie Schleimhäuten, Augen und Ohren, als auch auffällige Verhaltensmuster für einen ersten Überblick.

Die Palpation, das "Abtasten" verschiedener Bereiche, dient nicht nur der Feststellung von Veränderungen an Körperoberflächen, Gelenken, Sehnen und Muskeln, sondern auch der Provokation von Reaktionen auf physische Einwirkung durch Fingerdruck oder einfacher Berührung.

Die anschließend folgende Perkussion - das "Abklopfen" von Körperhöhlen -  sowie Auskultation (Abhören) lasse ich hier mal außen vor ...

Führt diese allgemeine Untersuchung nicht zu einer klaren Diagnose, sind weitergehende Untersuchungen erforderlich; man zieht sozusagen immer engere Kreise, um Diagnosen entweder a) zu sichern oder b) Ursachen differentialdiagnosisch auszuschließen.

In diesem Fall bedeutet dies :

1. Blutbild; hier : Differentialblutbild (Blutausstrich)
Dieses sogenannte "weiße Blutbild" lässt durch Anzahl und Erscheinungsbild der weißen Blutkörperchen Rückschlüsse auf entzündliche Vorgänge im Körper zu.

2. Harnstatus
Die chemische Untersuchung gibt Aufschluß über die Konzentration bestimmter Stoffe im Harn, so können beispielsweise Eiweiße oder Blut- bzw. Muskelfarbstoffe (Stichwort : Kreuzverschlag) nachgewiesen werden und lassen Rückschlüssen auf Nieren- und Leberfunktionen zu.
Im Harnsediment können bei einer mikroskopischen Untersuchung die unterschiedlichen kristallinen Strukturen interpretiert werden, auch Zellen und Krankheitserreger wie bestimmte Bakterien und Pilze werden erkannt und dienen somit ebenfalls der "Beweisführung".

3. Kotuntersuchung
In der Schulmedizin werden Kotproben zumeist für den - i.d.R. wenig erfolgreichen - Nachweis von Darmparasiten oder zu Kontrollzwecken bei vermehrt auftretenden Sandkoliken herangezogen. Aus der chemischen Untersuchung lässt sich aber auch der Zustand des Säure/Basen Haushalts ableiten, dessen Störungen bei vielen Erkrankungen eine nicht unwesentliche Rolle spielen.

4. Thermographischer Scan
Entzündliche Prozesse zeigen sich bei Menschen durch Schwellung und Rötung; bei Tieren ist eine Schwellung nicht immer sichtbar, eine Rötung der Haut eher selten zu erkennen.
Die durch bei einem entzündlichen Prozeß vermehrte Durchblutung abgegebene Wärme ist jedoch meßtechnisch zu erfassen und stellt somit ein zusätzliches Kriterium in der Diagnostik dar.
Bei der infrarot-thermografischen Untersuchung wird die von der Oberfläche eines Körpers abgestrahlte Wärme mit Hilfe eines Sensors erfasst und in elektrische Signale umgewandelt. Mittels moderner Microprozessortechnik werden diese Signale in einer aufwendigen Schaltung zu verwertbaren Daten verarbeitet und visuell und akustisch dargestellt.
Nicht nur bei Sehnen, Bändern und Gelenken arbeitet diese Methode schnell und zuverlässig; ebenso wird die Wärme der Entzündung eines beginnenden Hufabzesses, Hufprellung oder Hufrehe und Huflederhautentzündung an die äußere Hufwand abgeleitet und ist damit meßbar.
Gerade im Hufbereich kann so durch Triangulation der Entzündungsherd recht genau lokalisiert werden.

Grundsätzlich erlaubt die infrarot-thermografische Untersuchung eine zuverlässige diagnostische Unterstützung und Diagnosesicherung und ermöglicht dem Anwender sogar das Auffinden entzündlicher Prozesse, welche nicht durch sichtbare oder fühlbare Symptome erkennbar oder durch radiologisch bildgebende Verfahren oder Ultraschall darstellbar sind.

Bis auf den Nachweis von Borna, PCR-Tests von EHV-Titer und einigen wenigen Blutwerten kann ich in meinem Labor beinahe sämtliche Untersuchungen durchführen. Das ist die notwendige Konsequenz aus dem letzten Sommer, wo etliche Proben trotz Kühlbehälter und Kurierexpress bereits auf dem Transportweg ins Großlabor verdarben und unbrauchbar wurden.

So, dann hoffe ich jetzt mal, daß niemand über diesem Roman eingechlafen ist ...  ;D

Gruß,

Matthias
« Letzte Änderung: 14.07.05, 21:37 von sandra1980 »