Autor Thema: Abitur - das Maß aller Dinge?  (Gelesen 20648 mal)

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manurtb

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Re: Das deutsche Bildungssystem
« Antwort #45 am: 20.05.07, 08:56 »
Aber bei vielen ist es erklärtes Ziel, koste es was es wolle. Und das kann und will  ich nicht unterstützen. ;) Da hat du mich falsch interpretiert.
Sorry, das wollte ich nicht.
Aber mit der Statistik, die vor Dir hier reingestellt wurde im Hinterkopf: Warum haben es nur so wenige bei Euch ins Gymnasium geschafft?
Das es bei einigen das erklärte Ziel ist, kann ich sogar nachvollziehen. Du kannst mit dem Abi alles machen. Warum sollte man sich das Leben schwerer machen, als es sein muss? Ich kenne einige, die von der Hauptschule aus bis zum Abitur gemacht haben. Holla die Waldfee, das ist ein hartes Geschäft, da hab ich es wirklich nett gehabt. Einmal durch bis zum Abitur und dann wählen können, was ich wollte.

Wenns dann heißt: Was ,,nur" Realschule?! Hallo!! :o :(, wo sind wir?
Habe 2 die es bestimmt auch schaffen bzw. geschafft hätten. Es spricht also nicht der ,,Neid" aus mir. ;) Jedem das seine.
Das ist aber das Problem, das wir haben werden: Es dröselt sich immer weiter auf.
Darf ich Dich was fragen? Mach ich jetzt einfach: Wenn es einer von Deinen auch geschafft hätte, warum hast Du ihn nicht aufs Gymnasium geschickt? Das kann ich nicht nachvollziehen.

Offline Doro

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Re: Das deutsche Bildungssystem
« Antwort #46 am: 20.05.07, 09:19 »
Hallo Manurtb,

weil sie es nicht wollten, bzw. wollen. Und ich auch nicht dazu gedrängt hab.
Die älteste ist fertig, das mit einem 1, Schnitt. Die hätte das sicher gut gepackt, nicht nur von den Noten her.
Die jüngste steht jetzt vor dem Übertritt. Für sie war das schon lange klar-Realschule. Bin ich froh drum. :D
Warum sollen sie auf eine Schule gehen wo sie nicht hin wollen. Chancen hast du auch mit Realschulabschluß nicht vertan.
Stell ich mal klar: Ich hätte ihnen Gymi nicht ausgeredet, aber auch nicht dazu überredet! Was ist falsch daran? ???
Es grüßt Doro

,,Leben ist nicht genug", sagte der Schmetterling. ,,Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muss man haben".

manurtb

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Re: Das deutsche Bildungssystem
« Antwort #47 am: 21.05.07, 15:44 »
Warum sollen sie auf eine Schule gehen wo sie nicht hin wollen. Chancen hast du auch mit Realschulabschluß nicht vertan.
Stell ich mal klar: Ich hätte ihnen Gymi nicht ausgeredet, aber auch nicht dazu überredet! Was ist falsch daran? ???
Warum wollten sie da nicht hin?

Ich verstehs halt nicht so ganz, warum man jemanden, der die Chance hat, einen höheren Abschluss zu erreichen, dies nicht ermöglicht. (Dazu habe ich halt schon viele getroffen, die sich da im Nachhinein geärgert haben, dass sie nicht gleich und viel leichter Abitur machen konnten).
Und für mich klingt halt: Gott sei dank wollten sie da nicht hin und dass sie nicht hinwollten so ähnlich, wie ich das in meinem Verwandtenkreis beobachte:
Ach Kind, das brauchst Du nicht...
Und das finde ich immer schade...
« Letzte Änderung: 21.05.07, 16:09 von manurtb »

Offline fanni

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Re: Das deutsche Bildungssystem
« Antwort #48 am: 21.05.07, 16:41 »
Hi Manuturb,

manches geht im Leben halt nicht den Weg, den sich die Erwachsenen so vorstellen. Wer weiß für was es gut ist und es gibt ja viele Wege. Meine Buben waren in der vierten Klasse nicht bereit fürs Gymmi - und sie wollten auch nicht, obwohl die Noten locker gereicht hätten.  O.k., die werden ihren Weg schon machen, auch wenn es in meinen "erwachsenen Augen" mit dem direkten Weg mir lieber gewesen wäre!

 
Mein Neffe macht grade das Abitur auf anderem Weg.

Er hat den Quali gemacht und eine sehr gute Lehre als Mechatroniker hingelegt. Er war in der Schule immer hinten dran und es war ein Kampf. Jetzt hat er gemerkt, dass andere an ihm vorbeiziehen und ging nochmal in die Schule aber mit einem Ziel vor Augen und er wird es schaffen.  *Daumen-drück* Um seine grottenschlechten Englischkenntnisse auf Vordermann zu bringen war er 6 Monate zum Arbeiten in Irland. Aber das sind Ausnahmen, muss man ganz klar sagen.............

Ich möchte jetzt mal eine Bemerkung in die Runde schmeißen, die könnt ihr gerne diskutieren: Das Gymmi, so wie es sich mir darstellt kommt den Mädels mehr entgegen als den Buben. Was sagt ihr dazu? Drum sind die auch mehr und besser dabei!!
Verziehn wir unsere Söhne *Fragezeichen* ich bring es jetzt nicht so rüber, es ist zu heiß, aber vielleicht kann ja jemand meinen Gedanken folgen !

Fanni

Fanni
Herzliche Grüße von Fanni

Offline Sasa

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Re: Das deutsche Bildungssystem
« Antwort #49 am: 21.05.07, 22:35 »
Hallo Fanni,

ich hatte damals, als es um den Wechsel auf die weiterführenden Schulen ging, einen Klassenlehrer, der sagte, bei Mädchen sei es so, daß sie anfangs oft mehr Spaß an Fleissarbeiten usw. haben, sauberer arbeiten ( obwohl ich mir da denke, daß da oft einfach bei Mädchen mehr Wert drauf gelegt wird, als bei Jungs. Zumindest zu meiner Schulzeit..), konzentrierter mitarbeiten. Daher haben sie in der Grundschule die besseren Noten. In Klasse 8 ändert sich das oft, da sie dann die "Herrlichkeiten" im Kopfe hätten...

Jungs würden oft erst in den letzten Schuljahren zu "voller Form" auflaufen, sie sind bis 12-13 oft "verspielter" und unkonzentriert...Angeblich hinken Jungs in der geistigen Reife den Mädchen um 2 Jahre hinterher ( hab ich gelesen, kann aber nicht beurteilen, obs stimmt. Ich selber habe nur Töchter, und meine Brüder finde ich bis heute "unreif", auch wenn sie teilweise schon hart auf 40 zugehen ;D. Bei den Kumpels meiner Töchter kann ich da keine großen Unterschiede im Reifegrad feststellen...)

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich  habe damals zu meiner Schulzeit festgestellt, daß man auf dem Gymmi nicht unbedingt wunders wie intelligent sein mußte, sondern nur wirklich gerne Fleißarbeiten anfertigen. Man musste die Fähigkeit besitzen, sich sehr langatmig und ausführlich schriftlich zu "erklären". Das war schon die halbe Miete...Ich könnte mir vorstellen, daß diese Art von Schule einem Mädchen eher entgegen kommt. Aber, wie gesagt, das war  zu meiner Schulzeit, ich kenne kein modernes Gymnasium. Ich hoffe doch sehr, daß der Unterricht sich dort geändert hat??

Offline Doro

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Re: Das deutsche Bildungssystem
« Antwort #50 am: 22.05.07, 07:08 »
@ manurtb

Sie haben und hatten ihre Gründe. Die ich aber sicher hier nicht verbreiten werde! AUS!
Es grüßt Doro

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Offline martina

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Re: Das deutsche Bildungssystem
« Antwort #51 am: 22.05.07, 07:42 »
Es kommt doch auch immer auf das Kind drauf an.

Sicher würden viele mit viel Fleissarbeit ein Abitur auf dem direkten  Weg übers Gymnasium schaffen, aber geht dann nicht auch die Freude an der Schule verloren, wenn es immer nur heißt: lernen, lernen, lernen?

Sollen die Kinder nicht auch noch Kind sein dürfen? Mir ist ein Realschulabschluß - trotz mehr Lernpotential beim Kind- nach 6 Jahren weiterführender Schule lieber, in denen das Kind Spaß und Freude an der Schule und am Lernen hatte und neugierig in die Welt gehen, als ein Kind, welches auf Wunsch der Eltern sein Potential voll ausschöpfen muß und dann im Gymnasium nur gefrustet ist, weil es sich dort nicht wohlfühlt.

Sicher ist gute Bildung wichtig - aber was ist denn GUTE Bildung genau?


Offline Mirjam

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Re: Abitur - das Maß aller Dinge?
« Antwort #52 am: 22.05.07, 08:30 »
Diese Woche in "Focus" Hauptthema: Karriere auch ohne Studium

Zitat bzgl. Ausbildung bei Siemens "nur für Schüler mit Hochschulreife bietet Siemens die zweijährige Ausbildung zum Industriekaufmann an"

"Problem" - immer mehr Hoch/Fachhochschüler entscheiden sich für eine Lehre (machen dann Druck nach unten auf die Realschüler) - und fehlen dann im Studium, da wir eh schon zu wenig Studenten haben. Ohne Studenten keine Akademiker, ohne Akademiker keine Forschung, ohne Forschung keine Weiterentwicklung Wirtschaft....

Ich hoffe, die Lehre wacht langsam auf und öffnet die Studientore auch mehr für lernwillige junge Leute ohne Abi.

Gruß Mirjam
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Offline Mirjam

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Re: Abitur - das Maß aller Dinge?
« Antwort #53 am: 22.05.07, 08:50 »


Phil, dass Thema mit ähnlichem-inhaltlichen Posting von dir hatten wir schon mal und ich kann dir sagen:

Meine Schwester hat 2 x Zwillinge und bei gleichem Elternhaus und gleichem Freundeskreis tun sich hier schulisch einfach Unterschiede auf, die man nicht so erklären kann, auch wenn z.B. die Mädchen von ihr ein-eige Zwillinge  sind - und ihre Jungs zwei ei-ig.

Natürlich wissen wir alle, dass eine Förderung grad in den ersten Lebensjahren wichtig ist genauso wie Vorbildfunktion und nachwiesen, dass die Abiturientenquote durchaus an der gesellschaftlichen Stellung der Eltern hängt.

Aber auch ich habe 4 Geschwister und alle wir 5en sind einen unterschiedlichen Schulweg gegangen.

Aber der Umkehrschluss: Alle wären abifähig - nur die Eltern wären "schuld"...  :-X, bitte das nicht schon wieder...

Gruß Mirjam
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Offline Mirjam

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Re: Abitur - das Maß aller Dinge?
« Antwort #54 am: 22.05.07, 09:50 »
Hallo Phil,

kann man Intelligenz "prägen"!? Jeder Mensch hat verschiedene Veranlagungen, Fähigkeiten, Begabungen.

Das wäre genauso zu sagen: Jeder Mensch kann ein 1 A Geräteturner werden - wenn die Eltern nur "richtig" prägen. Komisch - ich erlebe hier Kinder, die können einfach aus dem Stand einen geraden Salto rückwärts vom Sprungbrett ziehen - andere werden dass trotz aller Übung in ihrem Leben nicht lernen.

Für andere ist eben eine Gaußsche Normalverteilung was Interessantes und die Herausforderung fängt erst beim 3-fach Integral an (bei mir nicht  :P).

Natürlich, das was du ansprichst kann man machen als "Genomanalyse" (das geht eher in Richtung Verhaltensmuster und Wertesystem z.b. Putzen wichtiger denn Lesen...), aber das ist doch das schöne an den Menschen: Das uns die Kids alleweil "überraschen" und "aus der Art schlagen" *gg*  ;).

Gruß Mirjam
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Offline fanni

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Re: Abitur - das Maß aller Dinge?
« Antwort #55 am: 22.05.07, 10:00 »
Also ich mach auch mal Schluss hier mit Beiträgen:

Für mich ist eine gute Bildung das Maß der Dinge und diese Bildung passiert lebenslang. Das Abi ist sicher wichtig und (kann) hilfreich sein. Auf dem Weg diesen Lebens-Berg zu erklimmen brauchen unsere Kinder Hilfen und auch das Schuhwerk muss passen.

Und es führen viele Wege nach oben!! Aber alle schaffen es nicht, manche sind mit der Mittelstation auch zufrieden und manche stürzen ab - leider. Manche legen Pausen ein.......

Ich hab für mich überlegt, welcher Mensch aus meiner näheren Umgebung mich beeindruckt- mit seiner Bildung.

Es ist ein pensionsierter Arbeiter und Hobby-Schafzüchter zu dem das ganze Dorf geht, wenns Probleme gibt. Er weiß immer einen Rat. Er legt jetzt keine Hände auf oder ist sonst ein Guru, aber er hat eine Art an sich und strahlt eine Lebensweisheit aus, da würde man sich am liebsten reinsetzen. Das ist mein Vorbild an Bildung, dass man den anderen Menschen erkennen kann.


Also das Maß aller Dinge ist der Mensch mit seiner Menschlichkeit. (jetzt hätt ich fast Amen gesagt, aber das passt hier nicht rein)

Fanni
« Letzte Änderung: 22.05.07, 10:03 von fanni »
Herzliche Grüße von Fanni