@ Brit,
hallo Brit - Fragen über Fragen...Gut so...Also
1. die HintergrundInfos kommen vom Augen- und Ohren offen halten...Und vor allem: genau dort anfangen nachzufragen und nachzuhaken, wo die meisten damit aufhören...
2. Genitalverstümmelungen können eben NICHT verhindert werden, wenn die Ärzte nicht melden müssen...Die Kinder wurden und werden in deutsche Krankenhäuser eingeliefert, wo nicht nur die Ärzte sondern auch das Pflegepersonal Kenntnis erhält...Und jetzt: Alle schweigen sich aus und schauen weg, anstatt die Eltern anzuzeigen. Und weißt Du, was als nächstes kommt? Die weiteren Töchter werden auch verstümmelt. Nachvollziehbar, wieso sollten die Eltern es ernst nehmen, dass sie das "offiziell" nicht dürfen?
3. Wenn es schon "passiert ist", nützt eine Anzeige nicht wirklich? Wie meinst Du das? Meinst Du, weil es für das Kind dann eh'zu spät ist, muss man diejenigen, die dafür verantwortlich sind - und bei Genitalverstümmelungen sind es nun mal immer (!) die Eltern, bzw. die Familie - nicht bestrafen? Warum nicht? Wenn die Tatsache, dass eine Anzeige, Bestrafung von Tätern grundsätzlich "nicht wirklich nützt", wenn es "schon zu spät" ist, müssten wir unser gesamtes Strafrecht abschaffen - denn das Strafrecht greift immer(!), wenn es zu spät ist! Wenn jemand einen Menschen umgebracht hat, nützt es dem Opfer überhaupt nichts mehr, wenn der Täter verurteilt wird, denn für das Opfer ist es definitiv zu spät...Aber sollten wir deshalb die Tat ungestraft lassen? NEIN das Strafrecht ist dazu da, begangenes Unrecht zu ächten, zu sühnen - und vor allem, den Tätern Grenzen aufzuzeigen...Tut man das nicht, macht man sich zu Mittätern - und trägt eine Mit-Verantwortung, wenn die Täter es wieder tun...Bitte frag'Dich einmal, weshalb Du hier mit zweierlei Maß messen möchtest...
4. Was das ganze Ausmaß der Verstümmelungen in Europa angeht, glaube ich, dass wir weit davon entfernt sind, auch nur die Spitze des Eisberges zu erfassen...Hast Du das Buch "Schmerzenskinder" von Waris Dirie gelesen? Erstaunlicherweise führt gerade dieses Buch - im Vergleich zu ihrem ersten Werk "Wüstenblume" - ein Schattendasein. Dabei werden dort Dinge beschrieben, die sich direkt hier in Europa abspielen - und uns Momente zeigen, in denen wir hellhörig werden sollten...Ich habe das Gefühl, das will niemand WIRKLICH wissen...Für mich der größte AHA-Effekt in punkto: Ja, das gibt es bei uns auch - und zwar nicht nur in Einzelfällen, sondern massenhaft - war ein Artikel in einer holländischen Zeitung, der vor etwa 2 Jahren veröffentlicht wurde...Dort haben zwei Sozialarbeiterinnen aus Somalia, die jetzt in Holland leben und arbeiten, unabhängig voneinander berichtet, dass als "realistische Zahl, in welchem Maß somalische Mädchen in Holland verstümmelt werden, 80% angesetzt werden muss". 80 von 100 somalischen Mädchen, die vielleicht sogar in Holland geboren wurden und aufgewachsen sind, werden demnach verstümmelt...Kannst Du Dir das vorstellen? Und es gibt überhaupt keine Anhaltspunkte dafür, dass das in Deutschland anders wäre...
5. Integration, Brit, muss nicht nur "gekonnt", sondern vor allem "gewollt" sein...Hast Du den Morsal-Prozess mit verfolgt, bei dem gestern der Bruder zu lebenslanger Haft verurteilt wurde? Er zeigt - um ein aktuelles Beispiel zu zeigen - dass sich die Familie gar nicht integrieren WILL, sondern an den Wertvorstellungen Afghanistans, die unseren einfach entgegenlaufen, festhält...Nein, zu Integration kann niemand gezwungen werden, ABER: wir müssen dafür sorgen, dass Gewalt, die "im Namen althergebrachter Konventionen" entweder konsequent geächtet wird (wir im "Fall" Morsal) - oder verhindert wird...Denn, es kann nicht oft genug betont werden: Alle Menschen in Deutschland haben die gleichen Rechte...Und Mädchen, deren Eltern der Meinung sind, sie hätten das Recht, sie zu verstümmeln, müssen - wenn es sein muss mit rechtlichen Mitteln - gestoppt werden...
wünsche Dir ein schönes Wochenende,
Olympe
Absätze für bessere Lesbarkeit eingefügt