"Mama, darf ich am Montag beim Anton übernachten? Der Simon darf auch", frägt mich mein Ältester grade.
"Hä, wasn das neues? Da warst du ja sonst noch nie?"
*Kurz nachdenk, kopfkratz, Aha !!
*
Am Montag ist Freinacht. Also die Nacht vor dem ersten Mai. Früher war es mal ein schöner Brauch. Wer seinen Hof nicht aufgeräumt hatte, der konnte seinen Mistschubkarren oder seine Hausbank im Dorf suchen gehen, weil in dieser Nacht so "Hundskrüppel" unterwegs sind, die die Sachen verziehen, oder es wurden Sägemehlstrassen gestreut um anzuzeigen, wer bei wem ins Bett gehen tut (für Verheiratete immer spannend!!)
Manches ist ja ganz lustig. So haben sie mal bei einem Nachbarn das Plumpsklo abgebaut und auf dem Parkplatz vor der Kirche als öffentliches WC aufgestellt. Oder einem anderen haben sie mal sein Güllefass auf die Raiffeisenrampe gehoben. Das lustige dran war, dass der Besitzer besagten Fassen die Übeltäter gesehen hat, als er vom Tanzen heimgekommen ist und auch noch mitgeholfen hat, weil er in der Nacht sein Güllefass nicht erkannte. Ist heute noch der Brüller!
Oder einmal haben sie bei einem unserer lieben (ausländischen-preussischen) Mitbewohner, die immer gegen die Bauern stänkern und sich über alles aufregen die ganze Nacht mit Kuhglocken geläutet.
Das ist Dorf und da wird es langsam auch anders.
Aber in der Stadt spinnen sie, da ziehen schon die ganz Kleinen (kaum der Pampers entwöhnt) mit Zahnpaste und Klorollen durch die Strassen und versauen Autos. Da werden Gullideckel abgehoben und Briefkästen gesprengt usw...........
RANDALE PUR
Schlimm finde ich, dass die Eltern ja genau wissen, was so abläuft und die mit ihren Klorollen ziehen lassen und die Zahnpasta auch noch einkaufen.
Meinem Schwager haben sie jedes Jahr die Milchkammer versaut. Da hat er sich einmal auf die Lauer gelegt und die Konsorten mit dem Wasserschlauch verprügelt. Er ist knapp einer Anzeige entronnen. Die besorgten Eltern der Bürschchens haben sich furchtbar aufgeregt und der Bürgermeister musste schlichten.
Also meiner darf jetzt
nicht zum Anton in die Stadt, sondern muss zu Hause in die Freinacht gehen. Da müssen sie einige Kilometer laufen um irgendwo hinzukommen und sind schon zu müde für irgendeinen Schmarrn. Aber klar, dass ich jetzt wieder altmodisch bin und wir bis einschließlich 1. Mai Zoff haben. Jedes Jahr wieder!! Aber spannend ist es schon, was dann am ersten Mai wieder alles auf dem Dorfplatz ist.
Was ist bei euch in dieser Nacht so geboten. Gibt es auch nette Bräuche? Oder Erlebnisse?
Wir haben mal einer Nachbarsbäuerin zu Hause alle Radi im Glashaus ausgegraben und verkehrt rum in die Erde gesteckt - ich gebs zu, war auch nicht fein, aber wir haben es zugegeben und beim Gartenarbeiten geholfen!
Fanni