Autor Thema: Ein Platz zum Trauern?  (Gelesen 13758 mal)

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Offline caraTopic starter

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Ein Platz zum Trauern?
« am: 23.05.17, 07:34 »
Ich bin über das Thema anonyme Beerdigungen darauf gekommen, wollte den Thread aber nicht kapern.

Braucht ihr ein Grab zum Trauern? Wieso ist es so wichtig? Welche Plätze gibt es noch?

Ich für mich brauche das nicht. Mein Vater ist auch so immer wieder in meinen Gedanken präsent, oft denke ich, das hätte ihm gefallen oder darauf hätte er eine Antwort gehabt.
Das Grab besuche ich eher selten, meistens dann im Rahmen eines Sonntagsspaziergang der Familie. Es ist für mich nicht so wichtig.
LiGrüss cara

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Offline gatterl

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #1 am: 23.05.17, 08:01 »
Meine Gedanken sind täglich bei den lieben Verstorbenen.  So, wie bei dir zu den jeweiligen Situationen.
Ganz eindeutig: Ich brauche kein Grab dazu.
Ich glaube nicht, dass das, was ich lieb gehabt habe, dort liegt.
Aber ich glaube mittlerweile, dass ich es meinen Kindern überlasse, wie sie es handhaben wollen, wenn es bei mir soweit ist. Sie sind die, die vermutlich trauern mit oder ohne Grab und / oder stöhnen, weil ein Grab zu pflegen ist. Wenn sie ein Grab haben wollen, dann ist das für mich genau so in Ordnung, wie wenn nicht.
« Letzte Änderung: 23.05.17, 09:01 von gatterl »
Manche Menschen können nichts mehr wahrnehmen ausser ihrer eigenen Befindlichkeiten
Florian Schroeder

Offline pauline971

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #2 am: 23.05.17, 08:27 »
Gutes Thema Cara; muss ich drüber nachdenken.
Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich hart erarbeiten

Offline Gitta

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #3 am: 23.05.17, 08:53 »
was ich mal brauchen würde, ist ein Kreis von Leuten, die das gleiche Schicksal haben wie ich und
über meine Trauer reden kann, weinen oder einfach nicht einsam zu sein.

bei mir hilft die Aussprache mehr als ein Grab, sicher gehe ich zum Grab aber die Erinnerungen und
das Gespräche sind für mich wichtiger.

Gitta
Wer das Ziel nicht kennt, kann den Weg nicht finden.
Liebe Grüße
Gitta

Offline martina

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #4 am: 23.05.17, 09:15 »
Ich bräuchte kein Grab zum Trauern, weil es mir wie Cara geht, dass die Verstorbenen eh in unseren Gedanken und auch Gesprächen bleiben.

Aber ich habe festgestellt, dass es gut tut und wir zu Ruhe kommen, wenn wir uns auf dem Friedhof auf unsere Bank an unseren Gräber setzen und dabei die Gedanken wandern lassen.

Meiner Mutter als bekennenden Gärtnerin tut es gut, wenn sie sich mit den Pflanzen auf den Gräbern beschäftigt und sie betüdelt und gießen kann, für sie ist das eine Form der Trauerverarbeitung.

Ich sehe auch, dass sich bei uns viele Angehörige zwar für ein anonymes Urnengrab entscheiden, aber dort dann doch Blumen ablegen und ihnen der konkrete Platz des Grabes für die Trauer fehlt.

Offline apis

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #5 am: 23.05.17, 10:39 »
Auf unserem Friedhof gibt es fast nur noch Urnenbestattungen. Meist mit Grabstein als kleines Urnengrab gestaltet.
Mich wundert jedoch sehr, dass hinter den Grabstellen Rosen gepflanzt werden, Blumensträuße oder Schalen stehen auf oder neben den Platten. Da wird oft ein erheblicher Aufwand betrieben, obwohl er doch ursprünglich nicht gewollt war.

Offline martina

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #6 am: 23.05.17, 11:17 »
Vielleicht sind Leute auch schlicht überfordert. Da kommt ein plötzlicher Todesfall und man steht selber total unter Schock und soll dann innerhalb von wenigen Stunden entscheiden, wie es werden soll.

Und dann, wenn die Beerdigung gewesen ist, stellt man nach einiger Zeit fest, dass das Rasengrab oder die große Steinplatte über der Urne  doch nicht das richtige wahr und einem die Beschäftigung mit dem Grab fehlt. Oder es wird das Erdgrab genommen und die Pflege überfordert dann doch.

Deswegen finde ich es wichtig, dass sich jeder Gedanken macht, was mal werden soll. Damit im Falle des Falles - und der kommt ja unausweichlich - auch so entschieden werden kann, wie es passt.

Also nicht nur die Frage stellen: "Was will ICH als Sterbender, was mit meinem Leichnam passieren soll" sondern auch mal fragen "Was möchten meine Hinterbliebenen, was ist ihnen wichtig? Kommen sie damit klar, wenn ich verbrannt werde und unter den grünen Rasen möchte? Können sie die Grabpflege auch leisten (räumliche Entfernung, Arbeitsbelastung) oder kümmert man sich gleich um einen Pflegevertrag mit der Gärtnerei, weil man nicht verbrannt werden mag, sondern besser mit dem Gedanken klarkommt, dass über einem schöne Blumen gepflanzt sind?

Offline frankenpower41

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #7 am: 23.05.17, 12:01 »
das hast Du sehr treffend gesagt.
Da aber sterben, zumindest bei den Meisten, sehr verdrängt wird kommt es immer wieder zu solchen Situationen wo man nicht weiß wie es richtig ist.
Solange noch genügend Leute (mit Zeit) da sind, meine jetzt ehemalige Nachbarn die rüstig sind und sowieso öfters am Friedhof sind, ist es zumindest auf dem Land noch einfacher, egal ob Urnengrab oder großes Grab, auch wenn Kinder nicht in der Nähe sind.  Gärtnerei beauftragen ist eine gute Lösung, aber auf den Dörfern ist es noch unüblich. In der Kreisstadt machen das viele, oft nur zum gießen.  Wenn aber nur eine Handvoll Gräber auf Friedhof Kilometer weit weg von Gärtnerei zu richten ist, dann macht das keine Gärtnerei.
Auch eine Platte braucht "Pflege".  Bei uns sind viele Vögel am Friedhof, da hilft es gar nichts, wenn man abdeckt, da muss wirklich oft jemand hin der mal drüber wischt.

Man kann sicher an jemanden denken ohne Grab, aber von vielen älteren Leuten weiß ich, dass sie denken am Grab dem nahen Angehörigen näher zu sein.


Offline mary

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #8 am: 23.05.17, 13:13 »
Mir fällt auf, dass sich die Sichtweise in Richtung Trauer und Grab im Laufe des Lebens verändert.
Wir leben auf dem Land, Grabsteine unterliegen auch der Mode.
Bin froh, dass wie noch einen sehr alten Grabstein haben, wo jeder nicht nur mit Namen, sondern auch mit Foto verewigt wurde.
Die Vor-vorgänger/innen auf unserem Hof hab ich nicht mehr persönlich kennengelernt, aber durch Erzählung und die Fotos auf dem Grabstein bleiben sie in Erinnerung.
Wenn ich das Grab herrichte halte ich meine persönliche Zwiesprache mit ihnen, es gibt sicher noch einige Erinnerungsstücke auf dem Hof.
Ob es das Grab als Ort der Trauer braucht, ich finde schon, aber auch als Ort des Gedenkens und der Erinnerung.
Mir fällt nicht mehr ein, von wem der Satz stammt, man ist dann erst wirklich tot, wenn man in den Herzen vergessen ist.
Beim Gang über den Friedhof lese ich die  die Namen auf den Grabsteinen und dann kommen die Erinnerungen an die Menschen hoch.
Wo wäre sonst der Ort der Erinnerung?


Mucki

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #9 am: 23.05.17, 13:15 »
Ich brauche kein Grab weder zum Trauern noch zum bepflanzen , ich möchte gebrannt werden und ich möchte gerne das mein Mann und ich bei unserer letzten Ruhe bei einander sind.
 Lg
Mucki

Offline frankenpower41

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #10 am: 23.05.17, 13:41 »
Mir fällt auf, dass sich die Sichtweise in Richtung Trauer und Grab im Laufe des Lebens verändert.
Wir leben auf dem Land, Grabsteine unterliegen auch der Mode.
Bin froh, dass wie noch einen sehr alten Grabstein haben, wo jeder nicht nur mit Namen, sondern auch mit Foto verewigt wurde.
Die Vor-vorgänger/innen auf unserem Hof hab ich nicht mehr persönlich kennengelernt, aber durch Erzählung und die Fotos auf dem Grabstein bleiben sie in Erinnerung.
Wenn ich das Grab herrichte halte ich meine persönliche Zwiesprache mit ihnen, es gibt sicher noch einige Erinnerungsstücke auf dem Hof.
Ob es das Grab als Ort der Trauer braucht, ich finde schon, aber auch als Ort des Gedenkens und der Erinnerung.
Mir fällt nicht mehr ein, von wem der Satz stammt, man ist dann erst wirklich tot, wenn man in den Herzen vergessen ist.
Beim Gang über den Friedhof lese ich die  die Namen auf den Grabsteinen und dann kommen die Erinnerungen an die Menschen hoch.
Wo wäre sonst der Ort der Erinnerung?

genau so ist es, an viele Menschen und Begegnungen mit ihnen denkt man oft nur wenn man am Grab vorbei geht und dann kurz inne hält.  Wenn ich in meinem Geburtsort über den Friedhof laufe, dann "besuche" ich oft bereits verstorbene Klassenkameraden oder Lehrer und auch gute Bekannte.  Je älter man wird, umso mehr trifft man dort auch Leute mit denen man sich kurz unterhält zu denen man sonst keinen Kontakt hat.

Ich hoffe halt, dass es später andere die mal wenn ich nicht mehr bin, auch so halten.
« Letzte Änderung: 23.05.17, 13:45 von frankenpower41 »

Offline Wiese

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #11 am: 23.05.17, 14:44 »
Ich weiß nicht ob meine Angehörigen mal das Grab pflegen, das schon seit Generationen
auf dem Friedhof weiter gegeben worden ist. Bei uns wird der Friedhof noch von den freiwilligen betreut und um die Gräber muss jeder selber für Sauberkeit sorgen. Auch den Abfall wieder mit nach Hause genommen.
Wenn der Grabstein mit den Namen voll ist,
werden die älteren Schriften dann wieder entfernt.
Ich gehe auch gerne durch die Grabreihen und denke an die bekannten Verstorbenen. Dann denke
ich, was solange ist der oder die schon gestorben.

Auch durch die Ahnenforschung suche ich gerne Friedhöfe auf. So manchen Zufallstreffer
mit Geburts- und Sterbedatum haben mir schon manchmal weiter geholfen.

Leider sind die neuen Gräber teils nur noch mit Vornamen und als Überschrift der Familienname anzutreffen.
Eine Urnenwand haben wir nicht, so kömmt die Urne in die Erde ins Grab.
Wer sich heute freuen kann,soll nicht bis morgen warten.
                     " Pestalozzi "

Online Frieda

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #12 am: 23.05.17, 14:53 »
Vielleicht muss man so aufgewachsen sein, dass man ein Grab möchte oder braucht zum Erinnern und trauern.
Ich hab da schon von meinen Elten nichts "mitbekommen" mein Vater war Flüchtling - so sind SEINE Großeltern weit weg beerdigt, die Verwandtschaft meiner Mutter ist auch weiträumig auf Bayern verteilt. Ich habe NIE erlebt, dass meine Mutter zum Grab ihres Vaters gefahren wäre. Ich selber habe auch keinen richtigen Bezug zu den Gräbern meiner Eltern.
Wer es gerne möchte und braucht-  der kann doch gerne Gräber besuchen. Aber, was ich oft erlebt habe, den Umkehrschluss-  wer keine Gräber besucht, der hätte Angehörige und /oder Freunde vergessen -  den finde ich ungerechtfertigt-ich denke sehr häufig an Menschen, grad in den letzen 20 Jahren sind viee gestoben, die mir sehr am Herzen gelegen sind.
Außerdem glaube ich daran, dass ich auferstehen werde -  so ist es mir echt völlig wurscht, ob ich nach meinem Tod von allen Menschen vergessen werden würde. Gott denkt an mich, somit wer ich nicht wirklich tot sein.
« Letzte Änderung: 23.05.17, 15:00 von Daggl »
Viele Grüße,

Jesus verspricht: Ich bin bei euch alle Tages eures Lebens bis ans Ende der Zeit (Mt 28,20)

Offline gatterl

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #13 am: 23.05.17, 15:19 »
Die Ausgangsfrage von Cara war für mich eigentlich, ob Ihr ein Grab braucht als Platz für Eure Trauer.
Das hat für mich zumindest- nichts damit zu tun, ob oder warum ich gerne oder nicht gerne auf den Friedhof gehe.

Der Vater meiner Chefin hat verfügt, dass er eine einfach Urnenbeisetzung wünscht, damit die Familie keine grosse Arbeit hat.

Der Bestatter riet davon ab (Er mag seine Gründe und seine Erfahrung haben. ) Und die Familie hat daraufhin eine ganz übliche Erdbestattung mit allem drum und dran gewählt.

Wer tief im Glauben verwurzelt ist- sieht das vermutlich wirklich anders. So wie Daggl.



Ich halte oft Zwiesprache mit meinem Vater. Am Grab fällt mir das eher schwer.
Vielleicht liegt es aber auch ganz banal daran, dass ich zum Friedhof mit dem Auto fahren muss, da er ziemlich weit vom Ort entfernt liegt.
Ein alter Friedhof ist mitten in Berchtesgaden. Da wäre es vielleicht wieder anders. Zum Trauern brauche ich das Grab aber trotzdem nicht.
« Letzte Änderung: 23.05.17, 15:34 von gatterl »
Manche Menschen können nichts mehr wahrnehmen ausser ihrer eigenen Befindlichkeiten
Florian Schroeder

Offline Hamster

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Re: Ein Platz zum Trauern?
« Antwort #14 am: 23.05.17, 16:12 »


Ein Grab zum Trauern?

Kann ich gar nicht so genau sagen.

Aber es ist schon so, dass ich Gräber "besuche".

Nahe Angehörige sind schon immer "bei mir".
Trotzdem habe ich das Grab meines Vaters gebraucht,
Auch wenn ich dafür eine  Stunde Fahrzeit benötige.

Und eine Freundin die mit 50 Jahren verstorben ist,
besuche ich auch oefters, wäre ohne Grab nicht möglich.

LG
Hamster

Liebe Grüße
sagt der Hamster