Autor Thema: Schweinemast in Deutschland - Lage, Prognosen und Strategien  (Gelesen 11082 mal)

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Offline MargretTopic starter

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Da wir auf unserem Betrieb sowohl Ferkelerzeuger  als auch Mäster sind,  betrifft mich beides.

Viele Betriebe haben aber lediglich die eine oder andere Ausrichtung,  deshalb habe ich das Thema zweimal begonnen 
(siehe ebenfallls "Ferkelerzeugung").

Des einen Freud,  des andern Leid...

Neulich traf ich in meinem Bäuerinnen-AK zwei (sehr nette !) Mästerinnen,  die sich gerade unterhielten als ich dazukam:
"...es geht wieder etwas besser,  die Ferkel sind ja wieder im Preis runter !"   Urgs, da schluckte ich als  Auch-Ferkelerzeugerin...

Für uns als Kombi-Betrieb,  der einen Teil der Ferkel selber mästet,  einen Teil verkauft,
ist zur Zeit am Mästen  noch deutlich besser "verdient" als an der Ferkelerzeugung, wo man einfach nur  kräftig drauflegt.

Wir haben wenig Fläche als Futtergrundlage und sind so dem Getreidepreis und Futterpreis am Markt einfach ausgesetzt.
Ebenso hat sich  Soja und die Energie für z.B. Lüftung ganz stark verteuert  und ich glaube nicht,  dass hier der Preis wieder niedriger wird.

Durch die weltweit riesig gestiegene Nachfrage  und die ebenfalls fast weltweite ziemliche Missernte  ist der Preis für Getreide sprunghaft gestiegen.
Ich denke,  dass alle auch erstmal die nächste Getreideernte abwarten,  um weitere Vermutungen anzustellen .

Im Moment rechnen sich viele Mäster aus,  dass es sich für sie nicht lohnt, Ferkel einzustallen,  da sie zu teuer fressen,  obwohl das FErkel sensationell billig zu haben ist.

Theoretisch  nach dem Gestz über Nachfrage und Angebot müsste sich das ganze Problem somit in einigen Monaten lösen.
Mastschweine müsten Mangelware werden und im Preis drastisch steigen.

Glaubt ihr,  dass solch hohe  Schweinefleischpreise am Markt durschsetzbar sind,  die die erhöhten Kosten langfristig decken werden ?
Oder wird der Verbraucher ab einer Schmerzgrenze eher Konsumverzicht leisten ,  denn er ist ganz klar gewohnt,  dass Fleisch sehr günstig verkauft wird.

Wie verringert ihr derzeit Kosten ?    Wie schätzt ihr die Lage ein ?

Margret

Offline mary

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Hallo Margret,
hab wenig Ahnung vom Schweinemarkt, aber darf ich dich fragen,
welche Möglichkeiten siehst du für die Zukunft?
Im Milch- und Rinderbereich liegen schwierige Zeiten hinter uns und in dieser Zeit habe ich mich ziemlich intensiv damit auseinander gesetzt.
Beim Bus-Kurs war ein guter Rat-
wenn Plan A nicht funktioniert, dann muss eben Plan B oder C usw. her. Als damals so kluge Ratschläge kamen, dass das Wort Krise auch ebenso Chance bedeuten kann, konnte ich sehr wenig damit anfangen.  Inzwischen habe ich einige Lektionen gelernt.
Ich sehe die Schwierigkeit, manchmal so im Fluss des Betriebes zu sein, dass einem ganz unkonventionelle Lösungsstrategien gar nicht so leicht in den Sinn kommen.
Herzliche Grüsse
maria


Offline MargretTopic starter

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Hallo Maria,

das mit der Krise als Chance  stimmt ganz sicher:  man überdenkt sich zwangsweise stark  und hinterfragt manches  und hat auch den "Mut der Verzweifelten" und die Berechtugung zu event. unkonventionellen  Lösungen.

Da wir in  "besseren Zeiten"  zum Glück Rücklagen bilden konnten,  bleiben wir erstmal dabei und versuchen auszuharren und beobachten alles.
Man möchte ja den angeblich  gaaaanz sicher irgendwann kommenden Aufschwung nicht verpassen... ;D
Aufgeben geht relativ schnell,  aber wieder einsteigen wäre schwierig.  Dies gilt natürl. viel mehr für unsere Zucht,  aber schon auch  wenn man z.B. regelmäßig einen best. Metzger beliefert.

Zum Investieren und groß Aufstocken hätte ich im Moment bestimmt keine Lust,  das gebe ich zu.

Margret

Offline phil

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Ich hab vom Schweinebereich auch wenig Ahnung:

Ich schreib bloß mal,daß neulich mal zu lesen war die Russen würden ihre Schweineerzeugung enorm ausbauen wollen.Letztes Jahr bereits 25% mehr Schlachtungen.
Wahres Wort ist nicht schön-schönes Wort ist nicht wahr!(Konfuzius)

Offline reserl

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Die Beiträge zu Veredelungsbetrieben im allgemeinen hab ich abgetrennt.
Dazu gibt es unter dem Thema "Agrarpolitik" nun die Box:

Zukunft der Veredelungsbetriebe!?


Hier in der Box bitte beim Thema "Schweinemast" bleiben. ;)
lieben Gruß
Reserl



Manchmal ist es ein großes Glück,
nicht zu bekommen, was man haben will.

Offline MargretTopic starter

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Habt ihr schon  erfolgreich  versucht,  sinnvoll am Futter zu "sparen" ?
D.h. neue,  günstigere Fütterung zu finden ?  Durch Umstellung der Mischung  oder wie ?

Zur Zeit werden immer wieder Seminare und Beratungen zu dieser Thematik angeboten - aus der Not eben geboren.

Ganz klar  birgt jede Futterumstellung auch die Gefahr,  dass sie sich ungut auswirken könnte,  z.B. beim Magerfleischanteil o.ä.
Dann wäre sicher nichts gespart...

Margret

Offline Freya

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Hier ist schon lange nichts mehr geschrieben worden, aber mich interessiert doch die neue "Strategie" vom Lebensmitteleinzelhandel in Bezug auf Strohhaltung von Mastschweinen.

Ich habe Bekannte gefragt, die bekennende Schweinefleischliebhaber sind und sie sagten mir, dass sie Strohschweine nicht mehr kaufen, weil die nicht "so" schmecken.
Wer mästet auf Stroh und lohnt sich das, wenn es nur wenig kaufen ???
Wer heilt, hat Recht.
Hippokrates

liebe Grüße
Freya

Offline MargretTopic starter

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Also,

hier kam schon lange kein Beitrag mehr.
Dann "oute" ich mich mal.

Wir waren jahrzehntelang im geschlossenen System, erzeugten also unsere Ferkel selber und mästeten sie dann.
Aufgrund der Schweinekrise warfen wir bei der Ferkelerzeugung dieses Jahr das Handtuch, also einige Jahre früher als je geplant.
Früher hatten wir halt immer gedacht, dass wir erst in den letzten Berufsjahren Ferkel zukaufen.

Dann war die gesamte Branche so am Boden, dass wir gar nicht mehr sicher waren, ob es Sinn machen könnte, Ferkel zu kaufen und mästen.

Nach verschiedenen Entwicklungen und aus mehreren Gründen entschieden wir uns nun vergangene Woche, dass wir doch nach unseren letzten eigenen Ferkeln bald zugekaufte einstallen werden und das Ganze mal doch wagen.
Es scheint auch regionale Ferkel zu geben, sogar zeitnah (nicht erst nach "Auftragsvergabe Besamen").

Nun sind wir mal gespannt, was die Zukunft uns damit bringt.

Wie schätzt ihr für euch selber und allgemein die Lage ein ??

Margret
« Letzte Änderung: 22.09.22, 14:32 von Margret »

Offline naima

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Hallo Margret,

der Mastschweinepreis ist ja zur Zeit recht hoch.

Regionale Ferkel gibt es, da viele Mäster nicht mehr einstallen, die Ferkelpartien sind plötzlich frei.
Ich hörte gerade von einem Vertreter aus der Ausstattungsbranche, dass viele seiner langjährigen Kunden, Ferkelerzeuger und Mäster, aufgehört haben.

Vermarktet Ihr direkt an Metzger oder über Händler an Schlachthof?
Bei 2. Variante ist Haltungsform 1 sicher ein Auslaufmodell, für Haltungsform 2 müsste investiert werden?

Die Frage ist einfach, wie Eure Deckungsbeitragsrechnung aufgeht.
Die Kosten sind explodiert und werden das noch weiter tun.
* Erhaltet Ihr Euren Strom/Wärme aus einer benachbarten Biogasanlage oder müsst Ihr am Markt kaufen?
* Zukauf von Futtermitteln, bei Niedrigwasser der Flüsse, bei Verknappung des Getreides durch den Krieg - alles sehr viel teurer als noch im letzten Jahr.

Bei uns sind im März die letzten Ferkel vom Hof gegangen. Wir sind froh, mittlerweile auch Göga, der sich lange schwer getan hat mit seiner Entscheidung.
Ich würde mich mit den unsicheren Vorzeichen momentan nicht wohlfühlen, für so viele Tiere verantwortlich zu sein (kann Heizung und Lüftung im Winter gewährleistet werden?, sind Futtermittel in ausreichender Menge vorhanden und bezahlbar?).

Ich denke, Ihr werdet Euch den Schritt gut überlegt haben.

Alles Gute für Euch,
LG Naima

Offline Heti

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Da kann ich dir nur Recht geben Naima.
Am unsichersten ist einfach nur, wie die Politik weiter entscheiden wird. Wir würden gerne weiter machen, müssten in den nächsten Jahren sehr viel investieren, um gesetzeskonform zu bleiben. Aber wer garantiert uns, dass die Investition dann nicht wieder nur kurzeitig richtig ist ? Keiner weiß momentan , was überhaupt wie gebaut/umgebaut werden muß  ??? und fachlich sinnvoll ist nichts von dem, was die Regierung derzeit vorschreibt ....
Gruß Hedwig