Autor Thema: Weitermachen, wie bisher?  (Gelesen 26608 mal)

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Offline RosalindeTopic starter

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #15 am: 15.03.21, 17:51 »
Hallo Imogen,
was du geschrieben hast, war sehr interessant. Mein GG tut sich sehr schwer damit, loszulassen. Wir sind noch nie in Urlaub gefahren. Das Problem ist, dass wir nur Landwirtschaft kennen. Auch wenn wir verpachten würden, wäre auf dem Hof noch genug Arbeit vorhanden (Instandhaltungsarbeiten, Gartenarbeit etc.).
Aus unserem Freundes- und Bekanntenkreis hören wir öfters die Aussage "beginnt doch mal zu leben, da nach euch doch sowieso keiner kommt".
Mit weitreichenden Entscheidungen tut sich mein GG sehr schwer.
LG Rosalinde

Offline Ingrid2

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #16 am: 15.03.21, 18:26 »
Hallo Rosalinde,
ich kann verstehen, dass dein Mann sich schwer tut wenn er keine anderen Interessen als den Hof hat. Vielleicht solltet ihr in kleinen Schritten anfangen. Also z.B. den Ackerbau noch weiter betrieben, aber den Stall aufgeben. Dann wird die Arbeit deutlich weniger und ihr könnt vielleicht doch mal in Urlaub fahren. Dann könnt ihr euch langsamer daran gewöhnen wie es sich so ohne Landwirtschaft lebt.
Wir werden Ende des Jahres unsere Mastschweine, die Metzgerei und den Wochenmarktverkauf aufhören. Partyservice und Ackerbau werden wir im Moment noch weiter machen, Ackerbau macht mein Mann sehr gerne. Die Kinder wollen den Betrieb nicht haben und somit werden wir dann irgendwann ganz aufhören. Mein Mann ist jetzt 60 und hat ein neues Kniegelenk bekommen, irgendwann müssen wir anfangen mit dem aufhören.
Allerdings haben wir schon immer unsere Pferde und die werden wir natürlich weiter haben. Und da freuen wir uns jetzt einfach, wenn wir für dieses Hobby mehr Zeit haben.

Offline Morgana

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #17 am: 15.03.21, 18:49 »
Mein Mann musste krankheitsbedingt mit 47 Jahren in Rente gehen.
Er hatte einen verantwortungsvollen, sehr gut bezahlten Job den er sehr gerne gemacht hat.
Anfangs hat er sich sehr schwer getan, als alles auf einmal weg war.
Wir sind auch nie in den Urlaub gefahren, weil wir nebenbei noch den Hof hatten.
Heute nach 8 Jahren genießen wir unser Leben wie nie zuvor.

Offline Imogen

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #18 am: 16.03.21, 17:41 »
Hallo Rosalinde,
nun ich denke so wie Ingrid schreibt, mit dem weitermachen, was man gern macht und das aufhören, was weniger Freude macht ist schon mal ein guter Weg. Wenn man erstmal mehr Zeit zum durchatmen hat, sich den Freiraum schafft über anderes/neues nachzudenken bekommt man oft auch eine andere Sicht auf die Dinge.

Wie  ich schon geschrieben habe, das was während dem laufenden Betrieb liegengeblieben ist, zB. Instandhaltungsarbeiten etc. würde schon die "frei gewordene Zeit" füllen, aber der Sinn und Zweck ist doch, etwas zu tun das Freude macht.

Wenn ihr zwei begeisterte Renovierer und Gärtner seid, dann ist das gut für euch. Sonst nicht!

Notgedrungen, muss die eine oder andere Instandhaltungsarbeit gemacht werden und man kann das jetzt in Ruhe machen (früher war einfach keine Zeit und kein Kopf dafür) Für meinen Mann hätte sich das nicht verlockend angehört. Ihm wären dann doch  Stall und Feldarbeit lieber, als Renovierungsarbeiten.
So viel wie ich dachte, ist diesbezüglich noch nicht passiert, aber wie hatten zwei wunderbare Jahre ...vor Corona.

Was die Gartenarbeit angeht ist es so: Der Gemüsegarten, den es schon immer gab ist eher ein "Stiefkind" man macht es halt. Unser neuer Staudengarten (ist ca. 8 Jahre neu?) hat es uns beiden angetan, wir arbeiten zuerst und lieber dort.
Wir hatten ein altes vor Jahrzehnten selbstgebautes Gewächshaus, dass wurde letztes Frühjahr durch ein neues ersetzt und ist der neue Lieblingsort meines Mannes.

Erst einmal einfach weniger, damit was anderes kommen kann. Wir haben auch nur von der einen Arbeit bis nur nächsten gedacht aber beide immer daran gearbeitet, doch noch ein bißchen "ANDERES" herauszuschinden, das macht es vllt. doch etwas einfacher.

Imogen





Viele Grüße
aus dem Tal der Liebe

Offline hosta

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #19 am: 16.03.21, 17:50 »
Man kann lernen in Urlaub zu fahrenund noch so einige Ding. Ich kenn Landwirte,die nie in Urlaub gefahren sind.
Jetzt macht es denen Spass
Herzlichst hosta

Offline Morgana

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #20 am: 16.03.21, 19:47 »
Man braucht Mut und Zuversicht um alles auf sich zukommen zu lassen.
Manchmal kommen die Dinge erst mit der Zeit, eben dass man wegfahren will
oder im Garten was ändern.  Wenn man ein ganzes Leben lang auf dem Hof gearbeitet hat,
kann nicht von einem Tag auf den anderen den Schalter umlegen.


Offline suederhof1

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #21 am: 17.03.21, 08:09 »
Hallo  Rosalinde

Wir haben seit 2019 keine Rindviehcher mehr.
Im Sommer haben wir auf unserem Land Vieh in Pension und im Winter sind die Ställe verpachtet.
Mein Mann füttert im Winter die Tiere für die Bauern ,  die in den Ställen ihre Jungtiere und Trockensteher stehen haben .
Der Landwirt macht Silo. Heu  und Stroh und lagert es bei uns.

Wir haben noch ein paar Schafe.
Im Frühjahr macht mein Mann noch ein paar Feldarbeiten , kümmert sich um Zäune und Instanthaltungsarbeiten.
Ansonsten sind wir raus.
Vielleicht wär das eine Übergangsmöglichkeit für deinen Mann.
Er hat was zu tun und kommt aus der Landwirtschaft ganz sachte raus.

LG und viel Glück
Barbara

Offline Lise

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #22 am: 02.11.21, 13:16 »
Anlässlich der aktuellen Situation im Schweinebereich würde mich interessieren welche Gedanken sich die Betriebe machen wie es weiter gehen kann.
Anderer Betriebszweig, aufhören, Nebenerwerb….
Vielleicht können wir uns in diesem Forum darüber austauschen.
LG Lise

Offline Margret

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #23 am: 02.11.21, 20:25 »
Hallo Lise,

ja, es ist gut, sich darüber hier auszutauschen.

Für uns ist diese Fragestellung zur Zeit das absolut zentrale Thema.
Herauszufinden, wie es weitergehen kann. Was Sinn macht und möglich ist.
Wir sind noch unsicher, in welche Richtung es für uns geht.

Das ist auf jeden Fall eine sehr betriebsindividuelle Entscheidung, die stark von den jeweiligen Gegebenheiten und Voraussetzungen abhängt.
Alter, Nachfolge, bereits vorhandene Alternativen im Betrieb oder neue Betriebszweige,  Möglichkeit für Zuerwerb oder ganz andere Tätigkeiten ?

Davor steht noch die Einschätzung, wie lange es dauert, bis eine wirksame Verbesserung (auch angesichts der Kostensteigerungen für Futter usw.) der Situation zu erwarten ist.  Hierzu gibt es ja viele Expertenmeinungen; leider herrscht bei den meisten nur sehr verhaltener Optimismus - und ob die Experten Recht behalten, zeigt sich erst im Nachhinein.

Margret


Offline Margret

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #24 am: 09.11.21, 20:18 »
Bei einer Online-Veranstaltung neulich sagte einer der Referenten dasselbe, was man sonst auch schon öfters hörte:

Die Sauenhalter, die nicht vorhaben, in wenigen Jahren die neue Tierschutz-Nutztierhaltungs-VO umzusetzen (erst im Deckzentrum, später in den Abferkelbuchten neu zu bauen), tun vermutlich am besten daran, wenn sie jetzt zeitnah mit der Muttersauenhaltung aufhören. Damit sie nicht vor der Aufgabe noch viele Monate (oder gar Jahre ?) niedrigste Erlöse mitnehmen.  :'(

Dieser Gedanke leuchtet ein...

Was haltet ihr davon ?

Margret
« Letzte Änderung: 09.11.21, 20:20 von Margret »

Offline Suri

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #25 am: 09.11.21, 21:17 »
Hallo Margret,

wir sind ja auch betroffen und machen uns viele Gedanken.

Dieses Jahr wird sich an den Erlösen wohl nix mehr ändern. Bis sich die Betriebsaufgaben bei den Preisen bemerkbar machen geht doch mind. noch ein halbes Jahr rum (Schweinezyklus).

Wir verharren momentan sozusagen in Schockstarre  ???

LG Susi
Freunde sind wie Blumen:
Wenn du liebevoll mit ihnen umgehst, öffnet sich im Herzen eine Blüte.

Offline Margret

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #26 am: 13.11.21, 15:51 »
Ja, Susi,

"Schockstarre" passt ganz gut. :-\

Ich sag auch immer, das Thema legt sich wie Mehltau über uns...
Kaum eine Arbeit, eine Bestellung, ein Handeln oder Planen, wo man derzeit nicht dran rumdenkt, ob man es nicht schleunigst lassen sollte, ob man dies und jenes noch machen soll was in die nähere und erst recht weitere Zukunft reicht.
Wir hatten die Tage Geburten und erschraken richtig als wir dachten, man ist froh um jedes Ferkel, das nicht da ist und frisst, also nicht Verlust erzeugt. Wie pervers.

Wir merken auch, dass wir die Entscheidung ob Aufgabe (zumindest in Teilen der Tierhaltung) nicht mehr allzu lange hinausschieben dürfen, da man ganz irr davon wird.

Margret
« Letzte Änderung: 13.11.21, 15:53 von Margret »

Offline Heti

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #27 am: 26.11.21, 22:17 »
Abstocken geht nicht mal, die Schlachthöfe nehmen momentan keine großen Mengen Sauen an. Mastschweine werden auch oft geschoben. Die Lager sind voll, die Arbeiter haben Corona oder bleiben aus, weil sie wegen der neuen Gesetzeslage nicht mehr soviel Stunden machen dürfen, da suchen sie sich was anderes.
Gruß Hedwig

Offline Margret

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #28 am: 22.01.22, 11:49 »
Schade, dass hier so wenig geschrieben wird. :'(

Wir haben für uns nun entschieden, vier Jahre früher als geplant mit der Muttersauenhaltung aufzuhören. Mitte Juni kommen die letzten Ferkel zur Welt.

Wir informieren derzeit die zahlreichen Leute/Stellen, die davon betroffen sein werden. Das ist durchaus emotional und zeitaufwändig.

Margret
« Letzte Änderung: 22.01.22, 11:54 von Margret »

Online Maja

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Re: Weitermachen, wie bisher?
« Antwort #29 am: 22.01.22, 12:22 »
ich hab jetzt ein bisschen rückwärts gelesen in dieser Box.  Ich finde es traurig was bei uns im Land rückwärts geht in allen Tierbereichen. Aber man braucht sich ja nicht wundern wenn man in Zeittungsberichten die Fotos von zehnstöckigen grossen Schweinemast oder Schweinehaltungsbetrieben in
China sieht. Das essen die Chinesen auch nicht alleine was da produziert wird und bestimmt ist da Tierwohl kein Thema.
Aber ich weiss, das hilft euch Schweinefleischerzeugern auch nicht weiter.
Das Loslassen vom Betrieb muss man sich erarbeiten. Das geht nicht von heute auf morgen. Und dann steht ja noch ein anderer Punkt im Raum, wenn keiner den Betrieb weitermacht, wie ist es dann mit der Rente. ?
von der landwirtschaftlichen Rente kann keiner leben heutzutage. Hofübernehmer sorgen für den Austrag 
Wenn Landwirtschaftliche Produktion oder Tierhaltung kein Auskommen mehr bringen , übernimmt ja kein junger Mensch mehr. um beim Boxenthema zu bleiben....." einfach weiter so " ist nicht drin, weil zu viel dran hängt. Das will gut überlegt sein.