Autor Thema: Geschwister mit in den Kreißsaal  (Gelesen 19751 mal)

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Offline fanni

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #15 am: 04.01.07, 17:17 »
Hallo,

kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen. Man muß den Kindern nicht alles zeigen. sie sind total überfordert. Mir reicht es heute noch von der Geburt unseres Hofbabys vor 2 Wochen. Der kleine nun "große" Bruder hat das ganze live miterlebt. Nur die letzte halbe Stunde war er bei uns im Haus. Aber man hört viel und weit auf so einem Hof. Er war total verstört und hat auch die Nacht bei uns geschlafen, da er nicht zur Mama und dem neuen Baby gehen wollte. Also von wegen heimelige Atmosphäre und so. Es war schon heftig für den Kleinen.

Fanni
Herzliche Grüße von Fanni

Offline Sasa

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #16 am: 04.01.07, 19:15 »
Ich kann mir gut vorstellen, daß der Kleine "durch den Wind war". Gerade kleine Kinder haben sehr gute Antennen dafür, ob es jemanden gut geht oder nicht. (War zumindest bei meinen so.) Auch, wenn man ihnen sagt, es ist nicht schlimm, sie merken trotzdem, Mama hat Schmerzen. Und verstehen können sie es nicht- nur mitfühlen, sie wissen ja, wie sich Schmerzen anfühlen. Ich wäre auch gar nicht in der Lage gewesen, mich um ein anderes Kind zu kümmern, weil ich so mit mir selbst beschäftigt war. Gegen Ende der Geburt hatte ich immer das Gefühl, ich würde "ganz in mich selbst eintauchen" (schwer zu erklären), hab vom Drumherum gar nichts mehr mitbekommen. Obwohl ich - bis auf den Kaiserschnitt bei der Jüngsten- recht schnelle, und auch leichte Geburten hatte.

Ich kann mich erinnern, bei der Ältesten war ich  etwas spät dran im Kreißsaal, mein Mann mußte mich schon ( in leicht gebückter Haltung, wie mit Hexenschuß) hinter sich herschleppen, weil ich das Gefühl hatte, nicht mehr laufen zu können. Naja, 10 Min. später war sie da - und Papa hats verpaßt, der sollte wegen der Untersuchung draußen warten ;D
Als er dann, gleich nach der Geburt, in den Kreißsaal gerannt kam, war er ganz erstaunt: "Du lachst ja schon wieder!" Diesen Wechsel- erst dieses "Hach,ich kann nicht mehr gehen, Du mußt mich tragen!", dann 15 Minuten später ein breites Grinsen- hat er bis heute nicht ganz verstanden. Wie soll das dann ein Kind verstehen?

brit

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #17 am: 04.01.07, 19:41 »
hmm..kam letzthin bei nem gespräch im radio,  da hat ne mutter , selber hebamme erzählt, dass das gössere kind bei der geburt des zweiten(hausgeburt) dabei sein wollte, und auch war, jedoch beim  dritten dann schon bald abzottelte..

hab ich auch gestaunt.. hätt ich vielleicht auch nicht gewollt..trotzdem  soo schlimm find ich das nun auch wieder nicht..
es gehört zum leben dazu..in dem sinn: bissel  was mitbekommen halt ich nicht für schädlich..
find eher dass die heutige gesellschaft extrem stark darin ist , den kindern nix zuzutrauen.. was darin gipfelt, dass mütter immer öfter schmerzlos gebären möchten..  ich weiss nicht..
hatte auch ein praktikum auf  der gebärstation..und auch aus eigner erfahrung glaub ich, dass der geburtsschmerz noch ne andere funktion hat, das hat schon auch was mit mutterkind-bindung zu tun..
und es ist höchst interessant , wie in verschiedenen kulturen verschieden mit dem thema geburt umgegangen wird..und eben auch wie die mädchen/ jungen frauen darauf vorbereitet werden..


« Letzte Änderung: 04.01.07, 19:49 von brit »

Offline martina-s

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #18 am: 04.01.07, 22:12 »
Im Alter von 3 finde ich es auch einen ausgemachten Schmarrn!
Ich würde ja nix sagen, wenn man so als Naturvolk leben würde, wo so was eher selbstverständlich ist. Bei denen ist auch der Tod nicht aus der Mitte verdrängt. So ist auch werdendes Leben irgendwie Mittelpunkt.
Aber in unserer Gesellschaft das dann plötzlich so hereinzunehmen finde ich nicht so gut.
Liebe Grüße
Martina

Offline bauernhof

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #19 am: 05.01.07, 08:02 »
Ein Kleinkind mit im Kreissaal finde ich auch nicht gut. Ich hätte das auch nicht gewollt. Wenn man dem Kind unbedingt die Geburt erklären möchte, gibt es heute sehr gute Bücher dazu. w´Wenn ich dann sehe das es ihm zuviel wird kann ich aufhören und wieder weitererklären wenn das Kind Fragen stellt. Unser ältester war von anfang an immer mit im Stall, also auch bei Geburten. Als ich dann schwanger war, er war fünf, hat er nur gefragt geht das bei dir auch wie bei den Kühen, dann war das Thema für ihn erledigt.
Liebe Grüsse von der Höri
Walburga

 

Offline Luxia

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #20 am: 05.01.07, 08:06 »
Hallo,

Meine drei Ältesten, damals fast 5, 4 und 2 Jahre alt, haben ungewollt die Geburt meiner jüngsten Tochter miterlebt, da diese ungeplant (Blasensprung) zuhause auf der Couch zur Welt kam. Der Krankenwagen war nicht schnell genug.  ;D

Meine Mutter sass mit ihnen nebenan vorm Fernseher und hat die Geburt, die sehr schnell und nicht sehr laut war, schlimmer empfunden als die Kinder. Sie hat gebetet.
Die Kinder erzählen heute noch, wie sie Teletubbies angeschaut haben und Mama das Baby bekommen hat.
Bevor wir dann ins Krankenhaus gefahren sind, durften sie das Schwesterchen noch anschauen und haben uns dann nachmittags im Krankenhaus besucht.

Ich denke nicht, dass dieses Erlebnis sie überfordert hat, denn sie hatten ja auch vorher schon bei Kühen "mitgelitten". Aber es hängt wohl auch ganz stark davon ab, wie man den Kinder die Geburt erklärt und wieviel die Kinder vertragen.
Liebe Grüsse

Offline martina

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #21 am: 05.01.07, 08:28 »
Hallo Luxia,

ich denke aber schon, es ist ein Unterschied, ob die Kinder - so wie Deine - im Nachbarraum sitzen oder tatsächlich mit im Entbindungszimmer sind.

ICH hätte nicht gewollt, dass meine Kinder dabei sind. Dieser spezielle Augenblick (oder auch die Stunden *grins*) gehört mir und meinem Kind und meinem Mann.

Auch mir gings so wie Sasa, dass Göga zumindest beim ersten Kind doch etwas irritiert war, wie schnell die Laune umsteigen kann von heftigstem Geschimpfe und Gefluche vor auf seelig erleichtertes Grinsen nach der Geburt.
Wie so etwas ein Kind verstehen soll, weiß ich nicht. Ein Kind erlebt es doch selber nicht am eigenen Leibe, das so starke Schmerzen tatsächlich fast auf den Schlag weggehen können. Ich selber wollte es ja auch kaum glauben. Naja, je mehr Kinder, desto stärker die Nachwehen... so ganz auf einen Schlag sind die Schmerzen also auch nicht weg.


Meine letzte Entbindung wurde eingeleitet, sie war also rel. geplant. Da gab es einen Assistenzarzt im Krankenhaus (gemütlich klein) der kam untertags ins Wehenzimmer und fragte mich, ob er wohl dabei sein dürfe, er hätte so lange schon keine Geburt mehr gesehen und wollte siene Kenntnisse für die Notarzttätigkeit auffrischen. Na gerne doch, das hat mich weniger gestört. Als es dann so weit war, war er aber doch nicht da.

Ich hab eine Bekannte, deren Oma ist auch Hebamme - hat hier im Umfeld wohl die meisten Babys geholt. Jedenfalls tauchte diese Oma dann während der Entbindung bei ihrer Enkeltochter im Kreissaal auf. Diese hat sie umgehend rausgeschmissen, konnte Oma gar nicht so verstehen.

brit

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #22 am: 05.01.07, 08:49 »
luxia,  das ist ja ne tolle geschichte!! :)

find halt auch in nem kreissaal ists schwieriger, weil da ists für die kinder fremd, aber zuhause ists was anderes find ich..
und genau wie du schreibst, kommt auch drauf an, welche vorinfos die kinder haben..
schwieriger ists auch wenn ne komplikation da ist..zb unsere mittlere hatte nabelschnur um den hals, plötzlich gings ihr schlecht , und man musste vorwärts machen..da wurde es dann recht hektisch, und das ist dann nix für kinder.
(ich mein kinder sind ja zuhause einfach rum..das heisst ja nicht dass sie sich vor mama hinsetzen und *geburt gucken* , wie andere leute fernseh)

martina naja bissel was könnten wir uns von den naturvölker abgucken..
ich mein schwangerschaft ist keine krankheit..aber heut wird sie fast zu dem gemacht.. kontrolle über kontrolle, ungeduld..ich mein wenn ein baby bissel später kommen will, werden die mütter schon fast unter druck gesetzt einzuleiten.. etc..

meine kleinste kam ja verkehrtrum, steissgeburt..da war dass halbe spital aufgeboten..die standen da um uns herum..hatte aber liebe hebamme, die hat die mannschaft (einfach alle dies bei nem allfällig nötigen kaiserschnitt gebraucht hätte)
hinausgeschickt..und zu mir sagte sie, hören sie mal , bei uns (ich glaub sie war aus lybien) ists meist nicht möglich steisschen  per kaiserschnitt zu holen..drum ich hab übung ..lassen se mich nur machen..so wars dann auch.. war meeine schönste geburt..(natürlich hätte sie bei problemen sofort reagiert)

find auch dass frauen hebammen oft nen andern zugang haben als männer/ärzte..
(wobei hab auch mit ganz schrecklichen hebammen arbeiten müssen..es gab welche,die waren sowas von gehässig zu den müttern..das ist dann natürlich schwierig..)

wir sind 4 std nach der geburt wieder nach hause, und ne alte superliebe hebamme kam zur nachsorge, die hat unsere drei kinder so herzig miteinbezogen..die kinder freuen sich heute noch , wenn sie vorbeikommt..

« Letzte Änderung: 05.01.07, 08:52 von brit »

Offline mary

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #23 am: 05.01.07, 09:25 »
Hallo Brit,
wir haben eine Missionszeitschrift aboniiert, in der vor einiger Zeit ein Beitrag über den Beginn des Lebens in verschiedenen Völkern  stand.
Soweit ich mitbekommen habe, bringen Frauen in anderen Ländern ihre Kinder auf andere Weise auf die Welt- heute scheint es auch zum Glück in unserer westl. Kultur zu einer Umbesinnung gekommen zu sein.
Nach dem Bericht ziehen sich Frauen überall auf der Welt zurück,
selbst die Tiere suchen sich einen geschützen Platz.
Ich glaube nicht, dass bei Naturvölkern die Kinder bei den Geburten zuschauen.
In der Weihnachtsausgabe der Zeitschrift war nochmals ein Beitrag einer älteren Hebamme und ihren Gedanken und Erfahrungen über Geburten auf der Welt.
Kinder gehören sicher nicht in den Kreissaal, aber im Bereich der Geburt selbst geht es heute hoffentlich anders zu als vor 30, 25 Jahren.
Ich war über den Beitrag sehr betroffen, dann genau meine schlechten Erfahrungen, meine Bedenken in der damaligen Zeit- scheinen heute wieder ins Gespräch zu kommen.
Dass Bauernkinder einen anderen Zugang zum Leben haben, ergibt sich aus dem Alltag.
Aber ab wann einem Kind die Geburt eines Tieres zugemutet werden kann, muss man als Eltern auch im Gespür haben.
Auf alle Fälle haben meine Erfahrungen zu einem anderen Verständnis von Geburt geführt und ich hoffe, dass wenigstens unsere Kühe davon profitieren konnten.
Und da scheinen auch Kinder noch gefühlsmässig tiefer drinnen zu stecken,
denn unsere Kinder haben mir immer vorgejammert, dass ich doch den Kuh-Mamas ihr Kind lassen sollte.
Mir ist damals Fannies Beitrag über die Hausgeburt ziemlich nahe gegangen,
als Frau selbstbestimmt sein Kind auf die Welt bringen zu können-
und nicht an die vielen Schläcuhe und Apparate angehängt zu sein,
das wäre nach meinen Verständnis wieder ein etwas natürlicher Weg.
Aber wenn man unter die Kategorie Risikoschwangerschaft fällt, dann ist derartiges überhaupt kein Thema.
Herzliche Grüsse
maria

brit

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #24 am: 06.01.07, 00:49 »
mary,
das ist klar , bei risikoschwangerschaft geht man auf sicher.. und das ist richtig so!!..
immerhin ist die kinder-und müttersterblichkeit bei uns gerade deswegen tief..das ist ein  glück..

dass die männer dabei sind ..ist eigentlich auch noch eher neu...das war früher  frauensache.. (hab jetzt grad beim googeln gelesen, dass es meinungen gibt, die dem beisein der männer auch negative aspekte zuschreiben..ist interessant..vielleicht weden männer dereinst wieder verbannt ;) )
 
 ich wollte mehr die intuition der frauen ansprechen..
zum beispiel meine schwiegermutter..als kind und als ledige oft in verschiednen häusern als hilfe bei der niederkunft...  wie sie mit babies und kindern umgeht das ist zum staunen..(die schönste geschichte ist die, wo sie ner mutter bei der geburt von  unerwarteten zwillingen beistehen konnte, die dazu ziemlich klein  waren)

früher die hebammen hatten viel wissen was irgendwie langsam verschwindet...
das find ich schade.. 

 es gab in den siebzigern auch eltern, die die kinder beim sex mitgucken liessen..ist dann irgendwie auch wieder aus der mode gekommen.. 8)
hat im nachhinein aber auch mitgeholfen , tabus zu brechen.. das war ein extrem, zum andern extrem..

das heute alles sich in speziellen häusern abwickelt , hat wirklich vor und nachteile..
ich weiss nicht , wie sich das früher für kinder angefühlt hat, ne geburt im haus  mindestens von weitem mitzuerleben... vielleicht hats doch auch  ein nützliches gefühl dafür gegeben wie das leben ist??

hingegen gaukeln wir heut den kindern vor wie toll alles ist, ..alles easy no problem.., und so sind dann  halt auch die erwartungen..

ps..in heutigen verschiedenen kulturen sind unterschiede, zum beispiel  moslemische frauen , die oft in der geburt viel stärke zeigen.. zufall??

« Letzte Änderung: 06.01.07, 01:40 von brit »

Offline Beppa

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #25 am: 09.01.07, 10:08 »
Ich finde es eigentlich gut, wenn die Kinder in alles mit einbezogen werden, dann entsteht bei Ihnen wenigstens nicht das Gefühl in wichtigen Momenten von den Eltern ausgegrenzt zu werden.

Allerdings kommt es immer darauf an, ob und wie man es den Kindern erklärt. Sicherlich kann man ein 3 jähriges Kind nicht einfach in die Ecke setzten und sagen bleib schön hier sitzen. Es muss meiner Meinung nach die ganze Zeit jemand für das Kind da sein. Man muss ihm schon vorher erklären, dass Schmerzen und Blut einfach dazu gehören und wie die Geburt ablaufen wird.

Wichtig ist aber auch, ob die Mutter es überhaupt möchte, dass ihr jemand bei der Geburt zusieht.

Gunter von Hagens (Präperator) nimmt seine Kinder z.B. auch mit auf Arbeit. Sie gehen mit dem Thema Tod deshalb ganz anders und selbstverständlicher um, als Kinder die noch nie den Tod erlebt haben.

Wenn wir Themen, welcher Art auch immer zum Tabu machen, dann werden unsere Kinder immer Angst vor diesen Situationen haben, weil sie nicht wissen was passiert. Sind ihnen aber die Abläufe vertraut, dann verliert vieles seine beängstigenden Eindruck.
Es kommt auch darauf an, wie Eltern ihren Kindern etwas vermitteln. Erzählt man seinem Kind z. B. das man immer dann ins Krankenhaus kommt, wenn es einem schlecht geht, dann machen Krankenhäuer einem Kind Angst. Sagt man dem Kind aber, dass das Krankenhaus einen wieder gesund macht, dann vermittelt das einen positiveren Eindruck.

Als Kind eines Arztes hatte diese Kind wohl genug Infos um nicht zwangsläufig ein traumatischen Erlebnis zu haben.

Offline mary

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #26 am: 09.01.07, 10:13 »
Hallo Beppa,
hast du selbst Kinder?
Herzl. Grüsse
maria

Offline martina-s

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #27 am: 09.01.07, 10:25 »
Hallo,
also meine Beobachtung hier in dieser BOX: Alle die hier was zum Thema schreiben, die unterscheiden sich von der übrigen Bevölkerung dadurch, dass sie einfach viel mehr ins Leben einbezogen sind als Menschen in der Stadt oder eben einfach mit anderen Berufen.

Bei uns ist vieles selbstverständlich, was anderswo erst diskutiert werden muss.
Also meine Kinder waren immer bei Kalbungen dabei.
Wir haben uns da nie den Kopf gemacht, ob es dem Kind schaden könnte, da zuzusehen.
Schaden haben sie da bestimmt nicht genommen.

Sicher könnte man sich von Naturvölkern was abschauen.  Aber so den direkten Vergleich wird man hier nie herstellen können. Und wenn man an die Beschneidung der Frau denkt, wie sie gerade in Naturvölkern üblich ist, dann will ich das auch gar nicht.

Auch das Alter der Erstgebährenden möchte ich nicht in unsere Region kopieren. Wir haben einfach ganz andere Strukturen (Schulausbildung, Beruf usw.) Das müsste dann letztendlich auch umgestellt werden.... Nur so als mal nachgedacht....
Liebe Grüße
Martina

Offline martina

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #28 am: 09.01.07, 10:51 »
Hallo Martina,

da stimm ich Dir zu.

Unser Kulturkreis unterscheidet sich einfach schon zu stark von den Naturvölkern, als dass man das so einfach 1:1 übertragen kann, auch wenn es in vielen Bereichen oft und gut nötig ist, sich an die Wurzeln zurückzubesinnen - keine Frage.

Bei den Naturvölern ist es oft noch so, dass z.B. menstruierende Frauen sich abseits halten von den Männern, weil sie unrein sind? Wer macht das heute bei uns noch?

Eben so im Wochenbett. Welche Frau bei uns läßt sich bitte schön gerade im Wochenbett von ihrem Mann trennen? Ganz im Gegenteil, er geht oft mit zur Entbindung und hat anschließend (im Idealfall) eine Zeitlang Urlaub genommen, um Frau und Kind zu umsorgen...

Wir können nicht für uns die Vorteile der Zivilisation und Emanzipation in Anspruch nehmen wollen, aber gleichzeitig als Naturvolk leben. Das geht einfach nicht.


Offline Mirjam

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Re: Geschwister mit in den Kreißsaal
« Antwort #29 am: 09.01.07, 11:02 »
Hallo,

ich finde das Beispiel mit den Kalbung bzgl. Kinder Geburt zuschauen echt weit hergeholt und nicht passend.

Bei einer Kalbung geht es auch nicht um die "Intimität" der Mutter und Schamgefühle. Genau so gut könnte man sagen: Kinder dürfen auch bei einer Karnickel-OP zukucken, also auch bei der Darm-OP beim Opa. Ich glaube nicht, dass so ein Erlebnis das Verhältnis nicht beeinflusst.

Ich kann mir Kids (nicht Jugendliche/erwachsene Kinder)-Anwesendheit bei einer Geburt überhaupt nicht vorstellen - in Rückblick an meine Erfahrungen nicht an Stunden sondern beim ersten an TAGE der Geburtsdauer, den wahrlich ungemütlichen/bedrohlichen Maschinen, der engen Umgebung, dem was die Hebammen mit Frau und Mann schon genug zu tun hatten.

Bei vielen Geburten spielt auch ein Dammschnitt eine Rolle und ich kann mir vorstellen, dass Kinder die ihre Mutter dort so leidend erleben, den Arzt mit einem Messer an der Mutter - diese Bilder weder verstehen noch kompensieren können und es zu einem anderen Verhältnis zwischen Mutter - Kinder kommt, bei Männern kommt es ja auch vor, dass sich die Bilder einer Geburt nicht unbedingt förderlich für die sexuelle Attraktivität auswirken (auch wenn ich dafür bin, dass ein Mann versteht/beisteht).

In unserem Kulturkreis haben wir auch unsere Wertvorstellungen innerhalb der Familie - nicht alle Eltern baden bis zum Jugendlichenalter mit ihren Kindern nackt gemeinsam oder gehen gemeinsam in die Saune, wir haben unsere Werte, Schamgefühle und die kann weder Kind noch Mutter *zack* für die Geburt abstellen, auch wenn "noch so natürlich ist".

Das hat mir auch mal eine Hebamme gesagt: Frauen aus dem vorderasiatischen Raum z.B. Türkinnen würden ihre Kinder einfach mehr "hinausschreien" - so wie dort auch viel lauter getrauert, geweint, geschrieen wird um Emotionen Raum zu geben - da tun wir uns doch in Europa/Deutschland viel schwerer mit das an uns zuzulassen? Und dann noch vor einem sehr familiären "Publikum" wie den Kindern wo man dort doch eher gewöhnt ist sich als Mutter "zusammenzunehmen"?

Bei der Krankenhausauswahl hab ich beim zweiten Kind kurz vorher noch gewechselt - als ich sah, dass man zur Benutzung der neuen Geburtsbadewanne: Erstmal noch über den Flur muss vorbei an den wartenden Familienangehörigen der anderen Frauen  ::).

Bei der Geburt geht es vordererst mal um die Mutter - die dann Unterstützung für diese große Herausforderung braucht. Ich kann mir in keiner Weise vorstellen, wie Kinder hier unterstützend dabei sein könnten.

Gruß Mirjam
« Letzte Änderung: 09.01.07, 11:05 von Mirjam »
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