Was es sonst noch gibt > Religion und Glauben

Konfessionsübergreifender Religionsunterricht

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Anneke:
Ich bin begeistert von dem Modellversuch eines Nürnberger Gymnasiums und würde dies als Standard ab der 7. Klasse an allen Schulen begrüßen.

Entstanden ist dieser Versuch jetzt coronabedingt. Es sollten alle Schüler im Klassenverband verbleiben, eine Durchmischung weitestgehend vermieden werden.

Ein gemeinsamer Religionsunterricht über alle Konfessionen hinweg einschließlich der Konfessionslosen, quasi als Ersatzunterricht oder Ethikunterricht könnte doch Sinn machen. Dieses Nürnberger Gymnasium nimmt nun als erstes Thema „Freundschaft“ . Damit können alle etwas anfangen. Weitere geplante Themen sind „Geschlechterrollen“, „Glückerleben“....

Leider gilt dieses Modellprojekt an der 9. Jahrgangsstufe nur für die Dauer der Pandemie. Denn der konfessionell getrennte Religionsunterricht ist zumindest in Bayern im Gesetz verankert, bisher auf jeden Fall (wusste ich auch nicht)

Was haltet ihr von diesem Modellversuch?

LunaR:
Bei unserer Tochter, jetzt 27 Jahre alt, war das schon in der Grundschule. Ich fand das auch sehr gut. Besonders um die Weihnachtszeit. Wenn wir da nicht zusammen kommen...

Auch unser Pflegesohn hatte in der Berufseinstiegsklasse Religion übergreifend gehabt. Der Lehrer hat aber leider nur  so etwas wie Arbeitsgesetzte gemacht. Es waren viele Moslems in der Klasse und ich fand, es war eine verpasste Chance auch mal Gemeinsamkeiten der 3 Abrahamitischen Relegionen aufzuzeigen. Jetzt macht er ein Berufsgrundschuljahr und es gibt immer noch Religion übergreifend. Es wird bezeichnet auf der Grundlage evang. luth. Religionsunterrichts. Aktuell geht es um "Glück". Das Glücksverständnis der verschiedenen Religionen, das eigene und in der Philosophie. Sie sind noch am Anfang und es gefällt ihm.

Ich finde das auch eine gute Sache und es gibt doch so viele Themen, die wir alle gemeinsam haben. Allerdings wünsche ich mir auch eine gewisse Zeit den speziellen Religionsunterricht, wo das Wissen um die eigene Religion verstärkt vermittelt werden sollte.

Übrigens habe ich unserem Pflegesohn auch ganz zu Anfang seine Hierseins Gemeinsamkeiten vermittelt, in dem ich ihm von den 10 Geboten und den 7 geistigen und leiblichen Werken der Barmherzigkeit erzählt habe. Habe ihm gesagt, dass wir die Gemeinsamkeiten sehen müssen und die Verschiedenheiten respektieren sollten. Noch heute erzähle ich ihm Geschichten überwiegend auf dem Alten Testament, als Grundlage der Religionen.

Ich persönlich finde es sehr wichtig, dass wir uns gemeinsam über verschiedene Religionen auseinandersetzen und dass das schon in der Schule beginnt. Es geht dabei nicht darum zu schaun, wer ist "besser oder richtiger", sondern die gemeinsame Religions- und Lebensgrundlage zu vermitteln. Unsere Welt wächst nicht und immer mehr Menschen mit sehr unterschiedlichen Lebensanschauunge müssen immer dichter zusammen leben. Wir sollten nach Wegen suchen, damit das friedlich möglich ist.

Margret:
Ja, Anneke,

das klingt wirklich gut.
Keine Ahnung, ob das in allen Bundesländern gesetzlich so geregelt ist, dass der Religionsunterricht nach Konfessionen getrennt abgehalten werden muss. Muss ich mal versuchen nachzulesen.  Könnte mir das aber vorstellen.
Wünschen würde ich es mir anders.

Margret

PS: Habe etwas geforscht im Netz.
In Baden-Württemberg scheint es das seit 2005 zu geben bzw. ist es möglich.

mamaimdienst:
Auf der Realschule (katholische Schule) dürfen sich die „nichtkatholischen“ aussuchen, ob sie in den Unterricht der katholischen, oder in den evangelischen Unterricht gehen. Die meisten gehen in den evangelischen Unterricht. So sind bei meinen Kinden muslimische Kinder, evangelische und Kinder aus Familien die „nix“ sind. Meine Kinder gehen gerne in diesen Unterricht, weil die Lehrerin einfach einen tollen Unterricht macht.

Anneke:

--- Zitat von: mamaimdienst am 22.11.20, 10:38 ---Auf der Realschule (katholische Schule) dürfen sich die „nichtkatholischen“ aussuchen, ob sie in den Unterricht der katholischen, oder in den evangelischen Unterricht gehen. Die meisten gehen in den evangelischen Unterricht. So sind bei meinen Kinden muslimische Kinder, evangelische und Kinder aus Familien die „nix“ sind. Meine Kinder gehen gerne in diesen Unterricht, weil die Lehrerin einfach einen tollen Unterricht macht.

--- Ende Zitat ---

Für die Schüler, die „nix“ (netter Ausdruck ;D) sind, gabs zu meiner Realschulzeit „Ethik“. Schon Ende der 70er/Anfang 80er gab es in dieser staatl. Realschule einen Bedarf dafür, weil der Ort ein starke Gemeinde der Zeugen Jehova hatte/hat, es ist die nächste Kleinstadt, jetzt Sitz auch unserer Verwaltungsgemeinschaft. Die  dort behandelten Themen sind mir nicht mehr erinnerlich.

Stark in Erinnerung ist mir der Religionsunterricht (kath.) an dieser Schule in der 10. Klasse. Eine Themenauswahl von den Weltreligionen über Drogenaufklärung (es gab in dieser Zeit leider eine „starke“ Drogenszene im Landkreis) bishin zu gesellschaftskritischen/politischen Themen wie Olympiaboykott etc. Aus dieser Erfahrung leitet sich meine Begeisterung für das gemischt konfessionelle Projekt ab. Die Inhalte wären genauso gut hierfür hernehmbar.

Notiz am Rande: die meisten Vorbehalte kamen von den muslimischen Eltern, sie hatten Sorge, dass das Werteverständnis der übrigen Religionen (christlicher Relgionen) durch die Hintertür vermittelt wird. Diese Bedenken konnten die Initiatoren wohl zerstreuen.

Es ist ein langer Artikel, wens interessiert:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/modellversuch-gemeinsamer-reli-unterricht-fuer-alle-konfessionen,SGtyTVx

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