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Wissenswertes über die Schweiz

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LunaR:
Hallo,

heute fiel mir bei einem anderen Beitrag auf, dass der Begriff "Kindergarten" in der Schweiz wohl anders ausgelegt wird als in Deutschland. Außerdem lese ich z. Z. das Buch "Der Engländer" von Daniel Silva, das anders als erwartet nicht in England, sondern überwiegend in der Schweiz spielt. Auch hier fällt mir auf, dass ich große Wissenslücken über die Schweiz habe. Besonders über politische und gesellschaftliche Hintegründe weiß ich recht wenig. Vielleicht können mich die Schweizerinnen (und andere Schweizkennerinnen) informiern, wie z. B. die staatliche Gewalt organisiert ist, welche Rolle die Kantone spielen (eigene Gesetzgebung?) u. v. a. mehr, was ihr wissenswert findet.

Herzliche Grüße
Luna 





 

brit:
hallo luna,
aber gerne doch :)
aber wieso spielt das buch der engländer mehr in der schweiz..worum geht es?

ok die staatsmacht ist bei uns folgendermassen geregelt, es gibt nicht ein staatschef, sondern sieben, die sich die aufgaben teilen, um eben ein gleichgewicht zu haben. nun wir haben die älteste (??) demokratie, und dass ist sicher der grund wieso wir uns mit andern systemen schwer tun.
die demokratie erlaubt es uns, zu jedem thema (aufgrund einer   initiative oder einem referendum) abzustimmem. also im prinzip kann jeder im parlament gemachte entscheid noch vors volk kommen. zum beispiel dieses we stimmen wir ab, ob wir anstatt vieler einzelkrankenkassen eine einheitskrankenkasse wollen. wir haben keine festen koalitionen, sondern die bilden sich je nach thema wieder neu.
einige aufgaben sind  kantonal geregelt, das ist wahrscheinlich vegleichbar mit euren bundesländern. nur sind die kantone halt *grösser* 8)..(hmm..uups tippfehler) kleiner(!!) natürlich. 26 kantone sinds übrigens.

kindergarten, was ist hier anders?? weiss ich nicht..wie sieht den das bei euch aus?
was einfach wirklich speziell ist , ist, dass wir vier landessprachen haben, deutsch, französisch , italienisch und romanisch. (wir können sprachaufenthalte grad im eignen land machen :) )

mal soviel..

lg   brit






regi:
Wie brit schon gesagt hat, wir haben 26 Kantone - und die funktionieren nach folgendem Witz:

Treffen sich 3 Kinder aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz und fragen sich, woher die Babys kommen.
Sagt das deutsch: Na, ist doch sonnenklar: Der Storch bringt die Kinder!
Sagt das französische: Mais non, chez nous, c'est l'amour qui fait les enfants!
Entgegnet das Schweizerkind: Bei uns ist das halt von Kanton zu Kanton verschieden....

Wir haben ein Bundesparlament mit 200 Mitgliedern im Nationalrat und 46 Mitgliedern im Ständerat - diese sind die Legislative für die Schweiz, dh. sie machen die Gesetze.
Der 7köpfige Bundesrat ist die Executive, führt die Gesetze aus.

In allen Kantonen hat es wiederum eigene Kantonsparlamente (Legislative) und eigene Regierungsräte (Evecutive) - und die sind relativ eigenständig, dh.

Wir haben 26 verschiedene Steuersysteme, Schulsysteme usw. usw.
Wir haben viele gesamtschweizerische Gesetze, aber die werden (wie im Witz) von Kanton zu Kanton verschieden ausgelegt....

Dazu kommen alle Gemeinden, die auch eine Executive und eine Legislatve haben und auch relativ autonom funktionieren
 

LunaR:
@ brit und regi,

gibt es denn auch jemanden, der unserem Bundespräsidenten oder dem Bundeskanzler entspricht?

Bei 26 Kantonen in einem relativ kleinem Land  und dann noch mit so großer Selbständigkeit ist es erstaunlich, dass alles so friedlich abgeht. :)

Werden denn bei den unterschiedlichen Schulsystemen auch die Abschlüsse in den Kantonen gleichermaßen von den anderen Kantonen anerkannt oder gibt es da heimliche Favoriten (wie in Deutschland z. B. Bayern)?

Ahnungslose Grüße in die Schweiz
Luna
 

Romy:
Wie schon geschrieben haben wir 7 Bundesräte.  Einer davon ist der Bundesratspräsident, der wechselt aber jedes Jahr im Turnus.
Bundesrat Leuenberger hat letzthin einmal geschrieben: Wenn er in anderen Länder die Politik der Schweiz erkläre, werde er oft von den Staatsmänner ausgelacht, sowas sei doch viel zu kompliziert und untergrabe seine Macht.
Dort wo ich füher arbeitet hatten wir einmal einen Austauschschüler aus Amerika. Sie machten einen Ausflug zu den Tellspielen. Sie fiel aus allen Wolken, als ein paar Stühle weiter unser damaliger Bundesratspräsident sass, einfach so mitten im Volk ohne Laibwächter. Bei uns hat es überhaupt keinen Sinn einen Bundesrat zu erschiessen, da kommt nämlich gleich ein neuer, und keiner ist so wichtig, dass sich in der Politik durch sein ableben etwas verändern würde. Ist jetzt etwas sarkastisch aber stimmt halt.

Bei uns mahlen die Mühlen alle etwas langsamer. Dass ist halt weil wir - das Volk - die eigentlichen Regierenden sind. Wenn wir eine Idee haben oder mit etwas nicht einverstanden sind, sammeln wir Unterschriften, wenn es uns gelingt genug zu sammeln kommt es vors Volk und alle dürfen abstimmen ob sie uns Recht geben oder nicht. Der Bundesrat muss den Entscheid dann umsetzen.

Wenn ich unsere Politik erklären will scheint es immer so kompliziert, dabei ist es doch ganz einfach
Im kleinen gesehen:
Die Legistative = das Volk
Die Executive = die Politiker/innen
Die Judicative = das Gericht

die Legislative befiehlt
die Executive führt aus
die Judicative schaut dass alles gerecht zu und her geht.


Kommt man da jetzt draus? Oder verzapfe ich da ein Krüsimüsi?

Die Schulabschlüsse werden in allen Kantonen anerkannt, die Schulsysteme sind aber sehr verschieden. Dies kann sogar von Dorf zu Dorf unterschiedlich gehandhabt werden.
Bei uns in Graubünden ist es so
6 Jahre Grundschule
3 Jahre Oberstufe, das heisst 3 Jahre Sekundarschule oder 3 Jahre Realschule
Von der 2. Sekundarschule kann man ins Gymi wechseln
Nach diesen 9 Jahren Schule kann man weiter in die Schule gehen Gymi, Semi etc. oder mann macht eine Berufslehre, nach der Berufslehre steht einem eine Berufsmatura offen, dann ist man gleich weit wie jemand der das Gymnasium gemacht hat und kann an alle weiterführenden Schulen die man will.
Kindergarten ist bei uns im Kanton nicht obligatorisch, man kann die Kids schicken, muss aber nicht. Wir haben zusätzlich vom Kindergaren weg die Zweisprachigkeit Romanisch.
Im Moment ist das Schulsystem total im Umbruch. Wir waren auch ein Pilotprojekt. Vor etlichen Jahren führten wir ein, dass Real und Sekundarschule nur noch in den spezifischen Fächern wie Mathe, Deutsch und Französisch getrennt wurden. In allen andern Fächern wie, Zeichnen, Geschichte, Naturkunde etc. wurden Real und Sekundar zusammen geführt.
Die Realschule wird es aber nur noch wenige Jahre geben. Es wird nur noch die Sekundarschulen weiter geführt, diese aber in drei Stufen eingeteilt. Eine mit stärke Mathe, eine mit stärke Deutsch etc. ganz genau wie das dann sein wird, weiss ich noch nicht.
Die Ausländer sind hier bei uns noch kein Problem, da ist es selbstverständlich dass ein Kind Deutsch sprechen muss, sonst muss es Nachhilfe nehmen. Aber schon in Chur und Umgebung wirds schlimmer. Man redet jetzt davon, eine Schuleinführungsklasse einzuführen für Ausländer um Deutsch zu lernen. Die Schule soll sich doch darauf konzentrieren können den Schulstoff zu vermitteln nicht um zuerst noch einen Deutschkurs für Anfänger zu führen.

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