Autor Thema: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???  (Gelesen 39531 mal)

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Offline annelie

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #75 am: 27.01.17, 15:12 »
Auch eine sehr gute und eindringliche Sendung zu dem Thema, lief diese Woche im TV.

https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-ich-sterbe-wie-ich-will-100.html

Ich sterbe wie ich will

37 Grad trifft drei kranke Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben. Wie sie sterben möchten, darüber hat jeder seine eigene Vorstellung. Selbstbestimmt und in Würde, das ist für alle wichtig.
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Annelie

Offline Mathilde

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #76 am: 23.11.20, 23:35 »
Hallo,

Gott

https://www.ardmediathek.de/ard/video/gott-von-ferdinand-von-schirach/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2dvdHQtdm9uLWZlcmRpbmFuZC12b24tc2NoaXJhY2gvODhhYmI2NjMtYmNiZS00MWMzLWIzODYtMTQ5YzUzNzRlNzgw/


Wer von Euch hat den Film ebenfalls gesehen?
Ich fand er hat das Thema sehr gut herausgearbeitet und es hat mich wieder einmal ratlos zurückgelassen.
Das Abstimmungsergebnis in hart aber fair hat mich nahezu entsetzt.
Dieser sprunghafte Anstieg in den Niederlanden ebenso. Ein Land hat das ja jetzt auch für Kinder freigegeben.

LG Mathilde
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Marie von Ebner-Eschenbach

Online gina67

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #77 am: 24.11.20, 12:01 »
Hallo
ich habe den Film nicht gesehen, habe mich aber schon mit dem Thema beschäftigt.
Ein Klassenkamerad von mir ist elendig an Krebs gestorben, den habe ich einige Wochen vor seinem Tod getroffen. Der sagte mir, dass Tiere eingeschläfert würden wenn die unheilbar krank seien und Menschen müssten das Krepieren bis zum Schluss aushalten.
Da gab es unser Hospiz noch nicht, da können Schwerkranke würdevoll und schmerzfrei sterben.
Es ist wirklich ein sehr schwieriges Thema und ich bin auch ratlos wie man sich verhalten sollte. Sterbehilfe sollte, wenn überhaupt, nur den Schwerstkranken vorbehalten sein.

Offline Karpfenkanone

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #78 am: 24.11.20, 12:22 »
Hi,

Ich habe weder den Film noch Plasberg geschaut.
Die Beschreibung des Films habe ich mir vorhin durchgelesen und
den Titel der Sendung hart aber fair.
Für mich sind schon Filmtitel wie auch der Sendungstitel von hart aber fair sehr befremdlich.

Das Abstimmungsergebnis finde ich auch erschreckend, schließlich wollen fast 30% der Abstimmenden
dem Menschen eine Art Lebenspflicht aufzwingen, oder ihn womöglich dazu treiben,
völlig fremde Menschen in Versuche der Selbsttötung zu verwickeln.(Sprung von der AB-Brücke, Bahn,
was man sich halt so vorstellen kann)
Leiden sind individuell zu betrachten. Wenn ein Mensch aufgrund des Todes eines anderen Menschen keinerlei
Lebensqualität für sich mehr hat und das Leben dadurch nur noch aus Leiden und Qualen besteht, wer ist man
dann, demjenigen einen angenehmen Tod zu verwehren?
Anderen Menschen den freien und selbstbestimmten Tod zu verwehren halte ich dann
tatsächlich für inhuman.

Ohne Probleme ist aber auch das alles nicht. Es gibt genug Menschen, die andere Menschen wie auch immer manipulieren und
ausbeuten wollen.
Desswegen hat der Gesetzgeber und gerne auch andere Institutionen sicherzustellen, dass der Wunsch das eigene Leben beenden
zu wollen, auch tatsächlich eine selbstbestimmte und freie Entscheidung ist.


Oder um die Begründung des BVerG anzuführen:

Artikel 2.1* in Verbindung mit Artikel 1.1** des Grundgesetztes gewährleisten das Recht selbstbestimmt die Entscheidung zu treffen
sein Leben eigenhändig, bewusst und gewollt zu beenden und bei der Umsetzung der Selbsttötung auf die Hilfe Dritter zurück zu greifen.






* Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen
die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

**Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
« Letzte Änderung: 24.11.20, 12:43 von Karpfenkanone »
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Offline annelie

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #79 am: 24.11.20, 12:36 »
Ich habe den Film "Gott" angeschaut und er war sehr interessant und hervorragend gemacht.  Der Film regt zum Nachdenken an. Für solch schwierige Themen gibts für mich keine einfachen Antworten.
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Offline LunaR

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #80 am: 24.11.20, 14:42 »
Ein Thema, das mich schon oft beschäftigt hat und schwierig zu lösen. Die Beste bei uns mögliche Variante ist m. M. ein Hospiz und ich wünsche vielen Schwerkranken ihre letzte Zeit an so einem Ort verbringen zu können. In einem Fernsehbericht (schonn länger her) sagte einer der dort Wohnenden, schwerstkrank und totgeweiht, aber er bekam an Schmerzmitteln was er brauchte, "hier habe ich erst an zu leben gefangen". Das hat mich sehr berührt. Ich empfinde deren Konzept als sehr respektvoll den Kranken gegenüber.

Wie man zur Sterbehilfe an sich steht hängt neben so manchen andderen Dingen auch damit zusammen, was man selbst erlebt hat. In meinem Umfeld sind schon viele an Krebs verstorben. Auch meine Eltern. Meine Mutter hat bei ihrem letzten KH-Aufenthalt, etwa eine Woche vor ihrem Tod, keine Schmerzmittel bekommen, obwohl sie dem Arzt von ihren Schmerzen berichtet hat. Darum sehe ich es auch so

Zitat
Ein Klassenkamerad von mir ist elendig an Krebs gestorben, den habe ich einige Wochen vor seinem Tod getroffen. Der sagte mir, dass Tiere eingeschläfert würden wenn die unheilbar krank seien und Menschen müssten das Krepieren bis zum Schluss aushalten.

Den Gnadentod gibt es nur für Tiiere und die meisten Menschen empfinden auch Mitleid mit einem Tier, was sich sehr quält. Auch für einen Menschen kann das Ende qualvoll und land sein. Zum Glück setzen sich Schmerzmittel in den Krankenhäusern verstärkt durch, aber immer wieder höre ich von furchtbarem Sterben, das für die Angehörigen zu einem Trauma wird. Ich finde, es sollte alles dafür getan werden, dem Menschen bei seinem Ende die Schmerzen und die Angst zu nehmen (für beides gibt es Medikamente) was möglich ist. Und wer sein Leben absolut nicht mehr aushalten kann, sollte einschlafen dürfen und zwar in Ruhe in seinem Bett und wenn er will mit seinem Liebsten und nicht gezsungen werden sein Leben auf schreckliche Weise beenden zu müssen und evtl. noch andere mit einzubeziehen.

Bei meinem letzten Krankenhausaufenthalt hatte ich ein gutes Gespräch darüber mit einer über 80jährigen, sehr gläubigen Katholikin. Ihre Cousine war in Amerika diesen Weg gegangen. Hatte vielen noch einen ausführlichen Brief geschrieben und sich verabschiedet und war an ihrem letzten Tag nicht allein gewesen. Ihr hätte nur noch eine kurze Lebenszeit mit viel Elend bevor gestanden. Meine Mitpatientin war natürlich anfangs erschrocken, aber sie konnte ihre Cousine durch den Brief auch verstehen und hat für sich auch einen Weg gefunden, das mit ihrem Glauben vereinbaren zu können.

Ich frage mich oft, was hat man getan, als es noch nicht die vielen Möglichkeiten gab, das Leben zu erhalten, egal in welchem Zustand? Uns fällt es heute oft schwer, den Tod zuzulassen.

Es ist sehr beglückend, sich mit kompetenten Menschen auszutauschen.

Ein lieber Gruß Luna


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Offline Steinbock

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #81 am: 24.11.20, 14:57 »
Luna, ich verstehen Deinen letzten Satz nicht.

Früher ist sicher in den meisten Fällen schneller gestorben worden, es gab
kaum medizinische, noch pflegerische Maßnahmen, um zu heilen oder zu lindern.
(Für die Adligen und Reichen gab's da sicher mehr Möglichkeiten)

Ich vermute mal (kann das nicht beweisen), dass es Sterbehilfe (Gnadentod) schon
immer auch gegeben hat. Über sowas spricht man nicht, wie über Abtreibung usw.
Sind sehr heikle/sensible Themen, von der Kirche ist eine klare Meinung vorgegeben.
Außerdem ist alles auch rechtlich eine Grauzone.
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne... (H.Hesse)

Offline LunaR

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #82 am: 24.11.20, 15:14 »
Ich meine damit, dass man vor den heutigen Möglichkeiten den Tod zulassen musste. Es gab keine Wahl. Da wurde mehr darüber nachgedacht, wie man dem Sterbenden das Ende erleichtern konnte. Gerade bei Medizinern  ist es heute oft ein Problem, einen Menschen sterben zu lassen, seinen Tod zuzulassen.

Der Mann meiner Freundin hatte eine Patientenverfügung und es war an seinem Ende so, als ob in jedem seiner Krankenhäuser vermieden werden sollte, dass er dort in der Sterbestatistik auftaucht. Er war Herzpatient und wäre bei einem Weiterleben Schwerstpflegefall gewesen. Er wurde noch in ein anderes Krankenhaus gebraucht, von dort in die Reha (schon fast sterbend), musste auf dem Weg dorthin mehrmals reanimiert werden, von der Reha wieder zurück.

Ich möchte damit auch sagen, wenn der Mensch an seinem Ende ruhig einschlafen darf und er dabei die medizinische Hilfe in Form von Schmerzmitteln, angstdämpfenden Medikamten und Schlafmitteln bekommt, wir als Gesellschaft und die Mediziner wieder lernen, das Ende des Lebens anzunehmen, wird in vielen Fällen das Thema Sterbehilfe nicht mehr anstehen. Auch die Angst vieler Menschen vor dem Sterben kann gemildert werden. Die Angst vor dem Tod ist oft die Angst vor dem Leiden davor.
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Offline Karpfenkanone

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #83 am: 24.11.20, 15:33 »
Die Angst vor dem Tod ist oft die Angst vor dem Leiden davor.
Natürlich.
Aber sowas haben nicht andere zu bestimmen, sondern der Mensch den es betrifft.
Wenn jetzt ein anfang 20 Jähriger, pyhsisch gesunder Mensch mit Depressionen, dissoziativen Störungen und Borderline-Syndrom
austherapiert ist und dann äußert "Ich würde gerne leben, aber ich kann dieses Leid und diese Qualen nicht mehr ertragen".
Soll man diesem Mensch dann sagen: "Tja, Pech gehabt, wir verbieten dir das selbstbestimmte Sterben.Wir verbieten dir, über dein eigenes Leben
zu bestimmen.".



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Offline Mathilde

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #84 am: 24.11.20, 16:03 »
Die Angst vor dem Tod ist oft die Angst vor dem Leiden davor.
Natürlich.
Aber sowas haben nicht andere zu bestimmen, sondern der Mensch den es betrifft.
Wenn jetzt ein anfang 20 Jähriger, pyhsisch gesunder Mensch mit Depressionen, dissoziativen Störungen und Borderline-Syndrom
austherapiert ist und dann äußert "Ich würde gerne leben, aber ich kann dieses Leid und diese Qualen nicht mehr ertragen".
Soll man diesem Mensch dann sagen: "Tja, Pech gehabt, wir verbieten dir das selbstbestimmte Sterben.Wir verbieten dir, über dein eigenes Leben
zu bestimmen.".

Und wo liegt dann der Anspruch an Andere es ihm zu ermöglichen oder es womöglich noch aktiv zu tun?
Im übrigen machen das solche Menschen sowieso.

Nein sowas ist für mich nicht das Maß der Dinge.

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Offline Rohana

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #85 am: 24.11.20, 17:33 »
Uns fällt es heute oft schwer, den Tod zuzulassen.
Das ist ein bemerkenswerter Satz. Ich finde, er trifft des Pudels Kern. Der Tod gehört zum Leben dazu. Warum also ist es anscheinend nicht möglich, jemanden der selbstbestimmt leben "darf", auch über seinen Tod bestimmen zu lassen, soweit das denn eben geht...
Ich weiss, das beisst sich mit "du sollst nicht töten" und auch mit meiner Auffassung, dass das Leben ein Geschenk ist, das man nicht zurückweisen darf/soll. Ich kann aber anderen eine andere Meinung zugestehen.

Offline frankenpower41

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #86 am: 24.11.20, 17:43 »
Ich meine damit, dass man vor den heutigen Möglichkeiten den Tod zulassen musste. Es gab keine Wahl. Da wurde mehr darüber nachgedacht, wie man dem Sterbenden das Ende erleichtern konnte. Gerade bei Medizinern  ist es heute oft ein Problem, einen Menschen sterben zu lassen, seinen Tod zuzulassen.

Der Mann meiner Freundin hatte eine Patientenverfügung und es war an seinem Ende so, als ob in jedem seiner Krankenhäuser vermieden werden sollte, dass er dort in der Sterbestatistik auftaucht. Er war Herzpatient und wäre bei einem Weiterleben Schwerstpflegefall gewesen. Er wurde noch in ein anderes Krankenhaus gebraucht, von dort in die Reha (schon fast sterbend), musste auf dem Weg dorthin mehrmals reanimiert werden, von der Reha wieder zurück.

Ich möchte damit auch sagen, wenn der Mensch an seinem Ende ruhig einschlafen darf und er dabei die medizinische Hilfe in Form von Schmerzmitteln, angstdämpfenden Medikamten und Schlafmitteln bekommt, wir als Gesellschaft und die Mediziner wieder lernen, das Ende des Lebens anzunehmen, wird in vielen Fällen das Thema Sterbehilfe nicht mehr anstehen. Auch die Angst vieler Menschen vor dem Sterben kann gemildert werden. Die Angst vor dem Tod ist oft die Angst vor dem Leiden davor.


DAs kann ich nur unterschreiben.
Für mich war mein Vater tot als ich dazugerufen wurde, auch wenn sein Leben, nach längerem Leiden, noch am seidenen Faden hing.
Da Sonntag war und Hausarzt nicht erreichbar kam Rettungswagen mit Damdam angerast, vorher saßen wir ja schon eine halbe Stunde bei ihm bevor wir anriefen.
Eigentlich sollte nur sein Tod festgestellt werden.
Und was war das 1. Wort des Rettungssanitäters  "Sie wissen schon dass wir jetzt das volle Programm mit Wiederbelebung usw. fahren müssen"
Ich denke das ist auch das was Du meinst.  Sterben zulassen.  Zum Glück war Patientenverfügung greifbar.

Offline Ingrid2

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #87 am: 24.11.20, 17:52 »
Und trotzdem habe ich bei diesem Thema Bauchschmerzen wenn es um das selbstbestimmte Sterben geht. Viele schwerkranke Menschen wissen ja, dass sie für Ihre Angehörigen eine Last sind (oder zumindest denken sie so) und dass es dann ja besser wäre sie würden gleich sterben. Viele Menschen wollen für ihre Umgebung keine Last sein. Wer soll da entscheiden? Wollen die Schwerkranken das wirklich? Die Entscheidung zu sterben ist ja unumkehrbar.


Offline LunaR

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #88 am: 24.11.20, 18:43 »
Zitat
Zum Glück war Patientenverfügung greifbar.

... und zum Glück wurde die berücksichtigt. Mir fallen gleich drei Fälle in meinem Umkreis ein, da wurde in solchen Fällen gesagt, dass ist jetzt ein Notfall und dann gilt die Patientenverfügung nicht.  :o

Ja, das ist ein schweres, sehr schweren Thema. Natürlich sollte es selbstbestimmt sein, aber schon da werden Grenzen aufgezeigt, wenn es eine gesetztliche Regelung gibt. Auch ein Gesetz bestimmt über jemand anderen. Das heißt jetzt nicht, dass ich gegen eine solche Reglung bin. Ich will nur sagen, wie schwierig es ist. Ebenso im Falle des jungen Menschen mit psychischer Erkrankung, der aber nach dem Gesetzt erwachsen ist. Oder bei jemanden der eindeutig für Sterbehilfe war und sich dann an seinem Ende aber nicht mehr zu seinem eigenen Wünschen äußern kann. Ebenso die vielen Fälle, wo sich in einem alles dagegen streubt, das zuzulassen.

Ich möchte noch mal betonen, ich habe sehr großen Respekt vor dem Leben und den Menschen, in jeder Phase seines Daseins. Was ich mir Wünsche, ist Gnade mit den leidenden und angsterfüllten Menschen zu haben. In den Hospizen geht es so, wie ich mir das vorstelle. Leider haben nur wenige Menschen die Möglichkeit, dort die letzte Zeit ihres Lebens verbringen zu können. Darum hoffe ich sehr, dass sich diese Haltung auch in den Krankenhäusern durchsetzt. Alles medizinisch Mögliche zu tun, Leiden zu mindern am Ende des Lebens. Sterbehilfe als Hilfe beim letzten Weg.

Die religiöse Seite muss jeder mit sich selbst ausmachen. Da kann niemand einem anderen etwas vorschreiben. Ich denke immer an den Satz einer Großtante von mir, den sie zu mir in einem anderen Zusammenhang sagte, als ich noch jugendlich war: Manchmal ist Gott gnädiger als die Menschen.
Es ist sehr beglückend, sich mit kompetenten Menschen auszutauschen.

Ein lieber Gruß Luna


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