Autor Thema: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???  (Gelesen 39746 mal)

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brit

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #30 am: 31.03.05, 23:35 »
hallo,

also  all die genauen  lebensumstände und hintergründe , die kenne ich wirklich nicht.   finds drum  schwierig anhand dieses schicksals zu diskutieren.  möcht ich nicht ehrlich gesagt.


 für mich hab schon seit längerm entschieden, dass ich lieber würdig sterben möchte ,  und das ist nicht so dahingesagt, sondern ich hab in der pflege gearbeitet, und viele grosse schicksale die sich fernab der  medien abspielen mitbekommen.
klar kommts auch auf die situation drauf an, sind kinder da, in welchem alter, etc.
 aktive/passive sterbehilfe ist schwierig, weil da einfach zu grosse manipulationsgefahr besteht, und irgendjemand  den entscheid mittragen muss, das ist enorm  belastend. palliative pflege, das heisst keine lebensverlängernden massnahmen ist das was ich vertretbar finde, und auch so für mich möchte. 

nur das hört sich furchtbar einfach an, ist es aber ganz und gar  nicht. weil das braucht dann viele kleine entscheide ( medikamente  ja / nein, etc. ) eben auch immer entscheide, die anfechtbar sind.
 


lg   brit









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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #31 am: 01.04.05, 07:17 »
Was mich noch interessieren würde mit welcher Begründung die Ernährung eingestellt wurde. Diese richterliche Entscheidung muß doch auf irgendwelchen Gesetzten basieren. Leider hört man über diese Hintergründe im Fernsehen nichts.

Aber das den Eltern der Zutritt zu ihrer sterbenden Tochter verwehrt wird finde ich grausam. Familienstreit hin oder her aber wenigstens in dieser Zeit könnte man sich doch mal zusammenreisen.

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #32 am: 01.04.05, 07:18 »
Natürlich kenne ich nicht seine genauen,  persönlichen Gründe und Gedanken, aber da er schon lange eine eigene Familie mit zwei Kindern hat und 1992 eine Millionenklage erstritten hat, kann ich nicht so recht an liebevolle Berücksichtigung von Wünschen seiner "Ehefrau" glauben!

Um was ging es bei der Klage ?

manurtb

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #33 am: 01.04.05, 09:02 »
Ihr "Ehemann" muss/sollte jetzt mit diesem unwürdigen Handeln leben! Wie kann man nur zu so einer grausamen Entscheidung kommen, einen Menschen verdursten zu lassen!? Denn es war in erster Linie Verdursten!, was den Tod ausgelöst hat. Für mich ist das Mord!
Tja, hätte er aktive Sterbehilfe leisten können, ich denke, er hätte es getan. Was kann er dafür, dass nur die Versorgung unterbrochen werden kann?

Es gibt in Amerika eine nach vielen Jahren aus einem Wachkoma erwachte Frau, heute hält sie Vorträge über ihre damaligen Wahrnehmungen.
Nach wievielen Jahren ist sie erwacht? In den Medien konnte man ja schön verfolgen, wie die Pro-/Contralinie verlaufen ist. Dafür oder dagegen gab es genügend Berichte.

Übrigens hat der Ehemann lt. Presseberichten den Eltern von Terri Schiavo die Anwesenheit zur Todesstunde ihrer Tochter verweigert!
Ich frage mich schon die ganze Zeit, was ist das nur für ein Mensch!
Ich glaub, ich hätte es ähnlich gemacht, wenn ich der Mann gewesen wäre und die Entscheidung zu treffen gehabt hätte. Wenn dann meine Schwiegereltern so einen Terror machen, dann hätte ich sie einfach nicht mehr hingelassen, vor allem, wenn ich dort gewesen wäre zur Todesstunde (konnte man die so genau vorherbestimmen? Ich habe ja einige Ärzte in der Verwandt- und Bekanntschaft, aber sowas könnten die nicht machen).

Ich denke, je nach eigener Einstellung verurteilt man den Mann oder versteht ihn. Aber die ganze Medienöffentlichkeit, die haben die Eltern von ihr zu verantworten.

Offline sandra

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #34 am: 01.04.05, 09:28 »
Mal ganz ehrlich:

Vor gar nicht allzu langer Zeit hätte sie gar nicht so lange überlebt.
Entweder wäre sie gleich bei ihrem Herzstillstand gestorben, oder sie wäre danach genauso gestorben wie auch jetzt, da sie nämlich auch keine Nahrung hätte aufnehmen können! Wachkomapatienten können nun mal nicht oral ernährt werden! Sie können nämlich meist nicht schlucken, oder jedenfalls nicht koordinieren, wann sie es tun. Das meiste an Trinken/püriertem Essen würde also in die Lunge fließen, Folge wäre eine Aspirationspneumonie, woran sie genauso sterben, nur mit wahnsinnigen Schmerzen!

Verdursten lassen klingt zwar schrecklich, tut aber nicht weh. Und nach 1-2 Tagen hat man auch kein Durstgefühl mehr (falls Wachkomapatienten es überhaupt noch haben???). Man dämmert langsam vor sich hin. Man braucht sich doch nur mal überlegen: Wenn man selbst mal einen Tag fast nichts trinkt, tut einem was weh? Nein. Hat man Durst? Anfangs vielleicht, später nicht mehr. Das einzige ist, dass man sich nicht mehr so konzentrieren kann.
So jetzt könnt ihr mich vierteilen.
lg Sandra

Wo kämen wir denn hin, wenn alle sagen würden, wo kämen wir denn hin, und keiner ginge, um zu sehen, wohin man käme, wenn man ginge.

brit

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #35 am: 01.04.05, 11:18 »
hallo sandra,

ja ich denke genauso. glaube dass das ein friedvoller tod war, ansonsten hätt sicher auch kein arzt und keine pflegeperson einfach zugeschaut.

aber der moment ist von aussenstehenden gewählt,es war allem nach ein stabiler zustand, und das lässt fragen offen. sie hätte auch noch länger in dem zustand leben können, und hat wahrscheinlich in dem zustand nicht gelitten.
 und das bewegt, und könnt auch richtungsweisend sein.
vor allem in fällen von schwerer behinderung.  ab wann wird ein leben, ein zustand als nicht mehr lebenswürdig angesehen, und sehr wichtig: wer entscheidet das?
das sind schon richtungsweisende entscheide, wo befürchtungen gerechtfertigt sind.

und das ist ein grosser unterschied zu vielen sterbehilfefällen, wo aufgrund ner lebensbedrohenden krankheit dann wirklich der sehr grosse leidensdruck zum todeswunsch führt.

lg   brit

 

Offline BeppaTopic starter

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #36 am: 01.04.05, 11:42 »
So jetzt könnt ihr mich vierteilen.

Wofür ? Für die Wahrheit oder deine Meinung ?  ;) Aber es ist schon besser, wenn die Leiden nicht noch verstärkt wurden.

Wie ist das aber mit der Nahrung ?

Ich war mal im Krnakenhaus und bekamm dort wegen einer OP 4 Tage kein Essen. Ich hätte an die Decke gehen können wegen den Magenschmerzen. Übrigens stellte sich später heraus das Ärzte und Schwestern sich mal wieder nicht abgesprochen hatten.

Mathilde

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #37 am: 01.04.05, 18:03 »
Hallo,

bei uns in der Bibliothek steht ein Buch "Bis auf den Grund des Ozeans" . Ich hatte leider keine Zeit es zu Ende zu lesen aber die ersten 60 Seiten haben mir gereicht.
Diese Frau lag auch im Wachkoma und konnte sich nicht bewegen und sprechen hat aber alles haarklein mitbekommen auch wie man Ihr den Ehering von der Hand raubte  :o.  nur ein aufmerksamer Besucher hat eines Tages festgestellt dass die Frau mit den Augen sich verständlich machen kann und so wurde dieses Buch mit Hilfe dieses Mannes und einer speziellen Lasertechnik geschrieben.
Sollte ich mal wieder etwas mehr Zeit haben dann hole ich mir das Buch nochmal.

LG Mathilde

Silli

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #38 am: 01.04.05, 21:17 »
Ich glaub, ich hätte es ähnlich gemacht, wenn ich der Mann gewesen wäre und die Entscheidung zu treffen gehabt hätte. Wenn dann meine Schwiegereltern so einen Terror machen, dann hätte ich sie einfach nicht mehr hingelassen, vor allem, wenn ich dort gewesen wäre zur Todesstunde (konnte man die so genau vorherbestimmen? Ich habe ja einige Ärzte in der Verwandt- und Bekanntschaft, aber sowas könnten die nicht machen).

Na, mit dir möchte ich aber nicht verheiratet sein  ;)

Meiner Meinung nach sollte ein Mensch nur auf eigenem Wunsch sterben dürfen! Um wem dieses Recht wichtig ist, macht eine Patientenverfügung. Natürlich hat biba Recht, in jungen Jahren denkt man nicht an so eine Möglichkeit. Obwohl ich aber auch denke, dass gerade junge Menschen sich viele Gedanken um Organsprende und Sterbehilfe machen. Und trotzdem finde ich, dass niemals die Angehörigen den Tod eines anderen einklagen dürfen. Das sollte das eigenste Recht eines jeden sein!

Dass der Ehemann den Eltern den Zutritt verweigert hat und ihren Bruder 10 Minuten vor dem Tod rausgeschickt hat, finde ich allerdings auch nicht korrekt. Auch, wenn die Eltern "Terror" gemachte haben, so ist der Tod seiner Frau nicht seine "Privatparty" und die Eltern haben ein ganz natürliches Recht, die letzten Minuten dabei zu sein und sich zu verabschieden. Da wollte er einfach nochmal seine Macht ausspielen und denen einen reinwürgen. Wenn er schon so in ihrem Sinne gehandelt hat, wäre es sicher auch in ihrem Sinn gewesen, dass die Eltern und Geschwister kommen dürfen.

Silli

Offline Mirjam

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #39 am: 02.04.05, 19:34 »

Hallo Silli,

weiß du was mein erster Gedanke war in Hinblick auf den Medienaufwand (Ärzte die per "Videoanalyse" die Tochter beurteilten), die Aussagen der Eltern (sie sagte auf die Frage, ob sie noch leben möchte "yeah") usw.?

Das es vielleicht die Angst des Mannes war, das die Eltern den Tod per Kamera festhalten und dann eine Hexenjagd über die Medien auf ihn starten?

Zum Thema lebenswürdiges "leben" - 15 Jahre x 365 Tage - mir wird bei dem Gedanken, dort so hilflos zu liegen, sich nicht mitteilen zu können usw. einfach mulmig im Bauch. Was wenn man ein Teilbewußtsein und nur noch Alpträume hat? Oder Ängste,Schmerzen stunden-, tage-, minutenlang?

Mit einer bekannten Arztfamilie habe ich drüber gesprochen - Wachkomapatienten gibt es so viele ganz unterschiedliche, dass muss man individuell entscheiden. Man hat ja die Frau nur in Ausschnitten gesehen, wie sieht bei einem Patienten 24 Stunden aus? Haben sie Krampfzustände?

viele Grüsse

Mirjam
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Offline mary

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #40 am: 02.04.05, 20:24 »
Man hat hier vor den Augen der Weltöffentlichkeit einfach jemand verdursten und verhungern lassen.
Würde man das bei einem Tier machen, dann würde man wegen Tierquälerei angezeigt.
Selbst ein zum Tode verurteilter stirbt schneller.
Die Vorstellung, jahrelang vollkommen hilflos zu sein, ist eine Horrorvorstellung für mich,
aber verhungern und verdursten zu müssen, weil jemand beschlossen hat, dass es jetzt Zeit ist, zu sterben, das stelle ich mir noch grausamer vor.
Es hat mir wieder gezeigt, dass Gerichte und Gesetze  ein Teil des Rechts sind,
wichtiger für Entscheidungen muss das Gewissen sein.
Ich fand diese ganze Schlammschlacht vor der Öffentlichkeit so daneben, gut, dass es einen Ausknopf bei den Berieslungsmaschinen gibt.
Aber damit wurde vermutlich wieder eine Türe aufgemacht,
die in eine Richtung weist, die Leben unterteilt.
maria

Gitte

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #41 am: 03.04.05, 00:20 »
Wie diese Frau sterben mußte ist einfach empörend und unvorstellbar....

Wie kann man so grausam sein, einen Menschen verhungern und verdursten zu lassen. Keiner weiß was Terry noch mitbekommen hat.

Es ist einfach nur zum Kotzen wenn Menschen meinen sie sind Gott und über Leben und Tod entscheiden.

 :'( :'( :'( :'( :'( :'(

Silli

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #42 am: 03.04.05, 09:58 »
Das es vielleicht die Angst des Mannes war, das die Eltern den Tod per Kamera festhalten und dann eine Hexenjagd über die Medien auf ihn starten?

Hallo Mirjam,

das letzte Video von Terri war 4 Jahre alt. Wenn die Eltern sie also in ihren letzten Stunden hätten filmen wollen, so hätten sie in den 13 Tagen genügend Gelegenheit gehabt. Da ihr Ehemann die Vormundschaft hatte, hätte er den Besuch eines Fernsehteams in ihrer Todesstunde zu Recht sicherlich auch verbieten lassen.

Um nocheinmal meine Meinung deutlicher zu machen: wenn sie tatsächlich sterben wollte, ist es OK, wie es gelaufen ist (obwohl ich dann eine Injektion als wesentlich humaner empfunden hätte). Aber wenn keine Patientenverfügung vorhanden ist, wird es schwierig zu beurteilen, was sie gewollte hätte. Es gibt die Aussagen vom Ehemann und zwei seiner Freunde gegenüber der Aussage der Eltern, Schwester und dem Bruder. Wer handelte denn nun in ihrem Interesse? Ich weiss es nicht.

Und Terri Schiavo ist in den USA kein Einzelfall. Der Fall wurde nur bekannt, weil sich die Angehörigen so streiten.

Liebe Grüsse
Silli

Offline BeppaTopic starter

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #43 am: 04.04.05, 08:40 »
Ich habe am Wochenende mit einem Bekannten gesprochen der wohl durch`s Fernsehen noch einige für mich neue infos hatte.

Zum einen soll Terri Schivo schon früher verfügt haben, dass sie nicht künstlich am Leben geahlten werden soll. Hätte also niemals an die künstliche Ernährung angeschlossen werden dürfen. Und somit entsprach es ihrem Wunsch zu sterben. Damit erklärt sich mir auch die Entscheidung des Gerichtes, dass dies zugelassen hat.

Und zum 2. hätten sich die Eltern wohl jahrelang nicht so sehr um ihre Tochter gekümmert, wie es jetzt im Fernsehen dargestellt wird. Erst zum Schluß als der ganze Rummel losging.


Offline Beate Mahr

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Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
« Antwort #44 am: 04.04.05, 12:52 »
Hallo


Gestern Nacht hab ich zufällig PLANETOPIA gesehen ...
es kam ein Beitrag zum Thema ...

Drama um Wachkoma-Patienten

u.a. auch über das Schicksal von Marion und Lena Gerken
 



Beide !!!!! liegen seit einem Unfall im Wachkoma

Dort hat auch Rechtsanwalt Wolfgang Putz erläutert wie er Angehörigen hilft
Sterbehilfe straffrei anzuwenden ...
er sagte z.B. dass wenn die Angehörigen sich über den Willen des Patienten ( Patientenverfügung ) hinwegsetzen
sie wegen Körperverletzung angezeigt werden können

Ich hab keine Ahnung ob die Sendung wiederholt wird.



Gruß
Beate
Entscheidend ist nicht, ob man kritisiert wird;
entscheidend ist, ob die Kritiker die Mehrheit bilden.

© Ernst R. Hauschka