Bäuerinnentreff

Forum Mensch und Gesundheit => Gesundheit => Gesundheitswesen => Thema gestartet von: Beppa am 24.03.05, 08:31

Titel: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beppa am 24.03.05, 08:31
Mich beschäftigt ja seit Tagen diese richterliche Entscheidung in Amerika eine Frau im Wachkoma verhungern und verdursten zu lassen um sie so von ihrem Leiden zu erlösen. Ich finde das unmöglich. Da diese Behandlung doch unweigerlich zum Tod führt, warum kann man ihr da nicht die tagelangen Quälereien ersparen und mit Medikamenten den Tod schnell und schmerzfrei herbeiführen. Davon mal abgesehen das sowieso keiner weis, ob sie das nun wirklich will.

Genauso der Film über den vor kurzem im Fernsehen berichtet wurde, wo ein Mann 28 Jahre lang nach einer Queschnittslähmung darum kämpfte sterben zu dürfen. Er war noch bei klarem Verstand und hatte eben für sich entschieden das dieses Leben (24 Stunden täglich im Bett liegen und nur aus dem Fenster schauen zu dürfen) für ihn einfach nicht mehr lebenswert ist.

Sicherlich ist es recht schwer zu entscheiden welches Leben lebenswert ist und welches nicht. Aber verhungern und verdursten lassen finde ich nicht das richtige Mittel um Sterbehilfe zu leisten. Dann muß der Weg auch bis zum Schluß gegangen werden.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein
Beitrag von: Biobauer am 24.03.05, 08:36
Hallo,
auch wenn der weg des langsamen verhungerns bzw verdurstens schlimm ist wäre ich gegen jede art von medikamenten ,der weg zur euthanasie wäre meines erachtes dann nicht mehr weit.
ich kann nur jeden raten eine sogenannte vorsorgevollmacht auszufüllen und  demjenigen ,dem man sich darin anvertraut ganz klar und deutlich zu machen was man im falle eines falles wünscht.
mfg Herbert
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Silli am 24.03.05, 09:42
Hallo,

ich weiss nicht, ob ich richtig informiert bin. In Holland scheint es so zu sein: wenn man todkrank ist und man selber den Todeswunsch zwei Ärzten zweifelsfrei und eigenständig vermitteln kann, darf man sterben. Das finde ich eigentlich ganz gut, einem Menschen, der vielleicht nur noch Leiden und Schmerzen zu erwarten hat, einen würdevollen Wunschtod geben zu dürfen. Das System in Belgien (man muss nicht todkrank sein und auch Angehörige dürfen scheinbar solche Entscheidungen treffen) geht mir aber zu weit. Zumindestens meine ich auch, dass passive Sterbehilfe auch in Deutschland durch aktive ersetzt werden sollte. Dazu muss aber sicher gestellt werden, dass der Sterbende selber klar und deutlich seinen Wunsch artikulieren kann und die Angehörigen/Erben in solche Entscheidung nicht einbezogen werden.

Um so einen Streit wie in den USA zu vermeiden, sollte man auch selber über eine Patientenverfügung nachdenken, damit zweifelsfrei der eigene Wunsch berücksichtigt wird. In jungen Jahren denkt man sicherlich noch nicht über solche Situatonen nach, aber dann wären solche Situatioen vermeidbar, denn die Frau aus den USA hätte sicherlich nicht gewollt, dass sich ihre Familie streitet. Hier ist meine Meinung ziemlich gespalten, weil man ihren Wunsch eigentlich nicht kennt. Und die Meinungen der Experten zur Empfindungsfähigkeit im Wachkoma gehen sehr weit auseinander. Da sie aber jetzt ihre Meinung zu ihrem Tod nicht artikulieren kann, würde ich schon dafür plädieren, sie weiter zu ernähren.

LG
Silli
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: mary am 24.03.05, 10:03
Sterbehilfe ist ein sehr heisses Thema, das ganz schnell in eine Richtung kippen kann, die gefährlich ist.
Ich erlebe in unserem Bekanntenkreis gerade, wie nach 3 Jahren ein Wachkomapatient wieder zu sprechen lernt und ins Leben zurückkommt. Ohne den unermüdlichen Einsatz seiner Frau würde er wahrscheinlich schon lange nicht mehr leben.
Über dieses Thema traue ich mir kein Urteil zu,
ich sehe eine doppelte Gefahr, auf der einen Seite ist die medizinsche Technik heute soweit, dass Leben mit Apparaten verlängert werden kann, mit technischen Hilsfmöglichkeiten jemand wieder ins Leben zurückgeholt werden kann, der früher gestorben wäre, und auf der anderen Seite werden dann Angehörige mit der Pflege alleingelassen.
Im Zeitalter des Sparzwanges muss dann um jede Hilfsmöglichkeit gekämpft werden.
Die Patientenverfügung ist keine absolute Sicherheit vor der Apparatemedizin.
Ich möchte für mich nicht, dass mein Leben um jeden Preis verlängert wird, denn ich bin überzeugt, dass es auch nach dem Tod ein Weiterleben meiner Seele geben wird. Ich möchte mit Sicherheit nicht, dass ich entweder von meiner Familie oder in einem Pflegeheim gepflegt werden müsste,
aber Herr über Leben und Tod dürfen weder Angehörige noch Ärtze werden, dies hat allein Gott zu entscheiden.
Denn in Zeiten knapper Kassen kann mit entsprechendem Druck ganz schnell ein Pflegebedürftiger mürbe gemacht werden, dass er einstimmt, nicht mehr leben zu wollen, um anderen nicht zur Last zu fallen- Pflegeheime kosten ein erkleckliches Sümmchen, dass dann den Erben fehlt.
Komisch zuerst waren es die die behinderten Kinder, die im Weg waren, es gibt heute immer weniger behinderte Kinder, durch die vorgeburtliche Untersuchung wird da schon aufgeräumt,
dann kommen die Alten in Pflegeheime, die scheinbar auch nicht unbedingt ein würdiges Altern und Sterben gewährleisten und jetzt geht man noch einen Schritt weiter.
Irgendwann werden nur noch aktive und fite Menschen übrig bleiben- nur Gnade Gott demjenigen, der durch Krankheit, Unfall aus diesem Raster herausfällt.
Die Frage ob wir alles dürfen, was wir können, die ist in doppelter Hinsicht zu stellen.
Das Leid und die Krankheiten werden wir niemals aus dem Menschsein herauslösen können,
entscheidend ist, daraus zu lernen.
Und deshalb bekomme ich Bauchweh, wenn in der Zeitung nach einer Umfrage sehr viele für eine aktive Sterbehefhilfe sind.

Würdiges Sterben- zulange wurde der Tod aus dem Leben verdrängt und diese Diskussion lässt dem Tod ebenfalls keinem Raum.
Einer Patientin die Sonde rauszunehmen und sie verhungern und verdursten zu lassen, empfinde ich als unmenschlich, absolut grausam.
Bisher habe ich im Stall um jedes Tier mit all meinen Möglichkeiten und Fähigkeiten gekämpft,
ein Tier verdursten und verhungern zu lassen- damit hat man mit dem Tierschutzgesetz zu tun,
aber Menschen gesteht man scheinbar nicht mal diese Grundrechte zu und das noch in aller Öffentlichkeit.
ziemlich entsetzt
maria
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beppa am 24.03.05, 11:10
Ich erlebe in unserem Bekanntenkreis gerade, wie nach 3 Jahren ein Wachkomapatient wieder zu sprechen lernt und ins Leben zurückkommt. Ohne den unermüdlichen Einsatz seiner Frau würde er wahrscheinlich schon lange nicht mehr leben.

Genau solche Situationen werfen die Frage auf ab wann ist etwas hoffnungslos. Selbst mit einer Patientenverfügung kann man das doch nicht genau festlegen. Schreib mal rein "Wenn geistige Behinderungen zu erwarten sind ...", dass wird dir doch nie ein Arzt definitiv sagen. Dort kommt dann höchsten ein "könnte sein oder aber auch nicht". Da stehste dann wieder am Anfang.

Geräte für Herz und Kreislauf .... abschalten finde ich ja in Ordnung, da der Körper ohne sie auch nicht mehr funktionieren würde. Aber die Ernährung einstellen geht dann doch zu weit. Schließlich kann der Patient sich nicht selbst mit Nahrung versorgen und der Körper wird gezwungen seine Funktionsfähigkeit einzustellen.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Petra_Pelz am 24.03.05, 20:07
Hallo,

Sterbehilfe ja/nein??? Ich glaub nicht das man das per Gesetzt entscheiden kann, da jeder Fall anders liegt und immer ein andres menschliches Schicksal, eine Tragödie zugrunde liegt.

Aber wenn ich höre, lese oder sehe (hatte Krebsfälle in der Familie) wie sehr die Menschen oft leiden müssen, denk ich das die Tiere es machmal besser haben, wenn sie von ihrem Leiden erlöst werden.

Viele Grüße
Petra O.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Margret am 24.03.05, 22:01
Hallo,

der Fall der Wachkoma-Patientin  in Amerika  beschäftigt mich auch sehr.

Aber auch ich tue mir schwer,  ein Urteil darüber zu fällen.

Finde es schon fast tragisch,  dass jemand so lange so überlebt.

Bei einem Bekannten von uns  verschlechterte sich nach ca. 10 Tagen der Gesundheitszustand  im Koma so drastisch,  dass die Ärzte überein kamen,  die Apparate abzustellen.
Aber ich denke,  keinem Angehörigen (schon gar keinem Ehepartner  oder Elternteil)  kann diese Entscheidung aufgebürdet werden;    ich weiß nicht,  ob man damit fertig werden könnte...

Andererseits ist es fast unvorstellbar,  als Angehöriger 10 oder 20  oder mehr Jahre  so  mit jemandem zu leben .

Als dieser Fall in unserem Bekanntenkreis war  (es war auch ein Landwirt vom Ort;  seine Kinder sind im Alter von unseren...)   haben wir angesichts der Parallelen  schleunigst  all die Dinge in unserem Leben geregelt,  die man eben so regeln kann und sollte,  wenn Familie und Betrieb da sind (z.B.  Vorsorgevollmacht).

Aber zur Patientenverfügung  konnten wir uns auch nicht durchringen,  weil man eben nicht weiß,  wie die Gesundheitslage sein könnte  und wie man selber in dieser Situation dann konkret  fühlen und denken würde.
Niemand kann von außen  sagen,  was lebenswert ist  und was nicht   bzw.  wann lebenswert aufhört.

Da konnte uns auch der Notar nicht abschließend raten.   Sein Tipp war,  dass man wenigstens dann (falls man noch die Gelegenheit hat...),  wenn eine bestimmte schwere Erkrankung  bei einem festgestellt wird,  dem vermutbaren Verlauf entsprechend noch Verfügung trifft.

Wenn einem dies nicht mehr vergönnt ist, dann kann man nur hoffen,  dass eine gute Abstimmung  zwischen Ärzten und Angehörigen  zum Wohle des Patienten möglich ist - oder Komplikationen hinzukommen,  die das Problem biologisch lösen...   Alles sehr makaber  und nicht gerade befriedigend...

Der Fall in Amerika,  in dem seit so vielen Jahren   über das  "Wohl der Patientin"  gestritten wird,  trägt natürlich auch nicht zur Aufmunterung bei...

Ich traue mir  hier  keine Entscheidung zu (kenne natürl. den Fall auch nicht richtig).

Margret
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Silli am 24.03.05, 22:51
Hallo,

nun hat sich das alles ja erledigt. Die letzte Gerichtsinstanz hat sich gegen eine weitere Ernährung ausgesprochen.

Ob sich der Ehemann wohl auch so ins Zeug gelegt hätte, wenn er durch seine Forderungen vielleicht seine Ansprüche auf ihr Erbe, wie die Lebensversicherung verloren hätte?

Silli
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: mary am 25.03.05, 06:23
Hallo Silly,
ich habe keine Ahnung, ob der Ehemann vom Tod seiner Frau provitiert, weiß auch nicht, wie die Lebensumstände sind. Aber mich berührt dieses Medienszenario sehr unangenehm, man lässt jemand einfach verhungern und verdursten und die ganze Welt schaut zu.
Für mich ist das Mord, schlicht und einfach Mord unter den Augen der Welt.
Dem höchsten Gericht die Wiesheit zu unterstellen, wenn ich nur einen Blick in die Geschichte zurückwerfe,
es gab bestimmt schon viele gerichtliche Entscheidungen, die in späteren Jahren sehr kritisch zu sehen waren.
Die Gefahr, dass der wirtschaftliche Sparzwand oder mögliches Erbe als Hintergrund den Wert von Leben zu bewerten hat,
da kommen noch schöne Zeiten auf uns zu.
Einen Menschen verhungern und verdursten  zu lassen und im Fernsehen in einem Interview von bester Betreuung zu sprechen finde ich als absolut menschenverachtend.
Das ist auch für die Menschen, die sich um Wachkomapatienten bemühen ein Schlag ins Gesicht.
Mit diesem Medienspaktakel ist der aktiven Sterbehilfe die Tür aufgemacht worden,
wieder ist ein öffentlicher Dammbruch der Ethik zu beklagen.
Ausgerechnet heute am Karfreitag berührt mich das noch tiefer,
da hat man auch Einen, der für die MItmenschlichkeit eingetreten ist ans Kreuz geschlagen.

Ich bin vor kurzem mit vielen Tränen nach einem Besuch bei unserem bekannten Wachkomapatienten nach Hause gefahren, nach 3 Jahren konnten wir wieder miteinander sprechen, wie habe ich mich über die vielen kleinen mühsamen Fortschritte gefreut.
Hoffentlich bekommt er das nicht mit, was in Amerika passieren kann.
maria
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: SHierling am 25.03.05, 10:28
Hallo,
mich hat diese Diskussion an die Frage in einer anderen Box erinnert: ob man an ein Leben nach dem Tod glaubt. Ich denke, die Einstellung sowohl des Patienten als auch der Angehörigen zu diesem Thema würde für mich eine große Rolle spielen. Ich kenne niemanden im Koma - aber mich schreckt der Tod an sich eigentlich nicht sehr, für mich nicht, und auch für andere Leute nicht (was dazu führt, daß ich als extrem kaltschnäuzig gelte bei einigen). Ich glaube ganz fest daran, daß jemandem, der stirbt, nichts Böses wiederfährt, sondern das der Tod ganz einfach das Ende aller Gefühle ist - es gibt da kein Leid tun, keinen Schmerz, keine Erinnerung, kein Sehnen, und nichts, wovor man sich fürchten müßte. Nimmt man das neue Testament dazu, dann ist gott "ein Gott der Lebenden, nicht der Toten" und darin sollten dann die  (Über-)Lebenden ihren Trost finden.

Von daher ist mir so eine Art "Überlebenskampf um jeden Preis" auch immer etwas unverständlich und ich finde es schwer, abzuschätzen, wann das ganze einfach der Egoismus der Angehörigen ist, die einen geliebten Menschen einfach nicht hergeben wollen, oder die Arroganz der Ärzte, die ihre immer besseren Methoden unter Beweis stellen wollen und/oder erproben, oder der Pseudo-Sieg der Technik über die Biologie - für mich gehört der Tod zum Leben dazu, und für viele, auch für viele Alte Menschen, ist er nach meinem Verständnis ein natürliches und willkommenes Ende (oder meinetwegen auch Neuanfang, je nach Glauben).

Ganz provozierend ausgedrückt ist für mich beides ein "Hineinpfuschen" in etwas, das uns nicht zusteht: Wenn man einen Menschen nicht zum Tode verurteilen darf, weil Gott so etwas nicht vorsieht, ist es dann nicht ähnlich "ungewollt", einen von Gott zum Tode bestimmten Menschen zu so einer Art "menschenbestimmten und maschinenabhängigen" Leben zu verurteilen?

Grüße
Brigitta
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Silli am 25.03.05, 11:24
Ja, da hat jeder für sich bestimmt Recht. Ich weiss nur nicht, wo ich persönlich die Grenze ziehen würde. Jemandem, der an einer Herz-Lungenmaschine angeschlossen ist, könnte ich eher die Maschinen abstellen, als jemandem die Nahrung zu verweigern, obwohl das Gehirn die lebenserhaltenden Funktionen (Lunge, Herz, Nieren,...) von alleine aufrecht erhält. So tot kann das Gehirm bei der Komapatientin dann doch nicht sein? Wer ein schwerbehindertes Kind/Angehörigen hat, füttert es doch auch, obwohl klar ist, dass es alleine verdursten würde?

Silli
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Maria-Juliane am 25.03.05, 20:22
Wenn ein kranker Mensch seine Wünsche zur Behandlung nicht äußern kann,müssen Ärzte überlegen,was er  in der konkreten Situation gewollt hätte.
Hierzu kann eine vorher formulierte Patientenverfügung eine Hilfe sein.

Viele Menschen entwickeln trotz schwerer Krankheit eine positive Einstellung zum Leben als sie es vorher gedacht hätten.Deshalb ist ist es sinnvoll,sich intensiv mit Ärzte zu besprechen und sich erkundigen,welchen Verlauf die Krankheit nehmen kann und welche medizinische Möglichkeiten es gibt.

Auslöser für das Bedürfniss,eine Patientenverfügung zu formulieren,sind meist verständliche Ängste vor einem schmerzhaften und unwürdigen Sterbeprozess.

Ich würde auch ein Ausbau der Palliativmedizin für sinnvoll halten.Es müssen flächendeckend ausreichend Palliativstationen und ambulante Palliativdienste eingerichtet werden.

Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beppa am 29.03.05, 07:48

Ich würde auch ein Ausbau der Palliativmedizin für sinnvoll halten.Es müssen flächendeckend ausreichend Palliativstationen und ambulante Palliativdienste eingerichtet werden.



Was ist das ?
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: martina-s am 29.03.05, 08:06
 "Pallium" heißt "Mantel" (lat.), und damit ist eine Pflege und med. Versorgung gemeint, die einen unheilbar Kranken bestmöglich behütet und beim Sterben begleitet. Es soll ihm möglichst viel Leiden erspart werden, aber es soll mit der Palliativpflege nicht das Leben verkürzt oder verlängert werden. Der Tod wird als Vorgang verstanden, der zum Leben gehört. Ein Leitsatz ist bei den Palliativmedizinern deshalb: Der Tod ist eine Aufgabe für die Lebenden. Nicht ihn herbeizuführen, wie bei der Sterbehilfe, sondern ihn so menschenwürdig und menschenfreundlich zu gestalten, wie das möglich ist. Kein Mensch soll allein sterben, zur medizinischen Versorgung kommt psychologische oder ggfs. auch seelsorgerliche Begleitung, wenn vorhanden auch für die Angehörigen und Trauernden.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: martina-s am 29.03.05, 08:20
Hallo,
bei uns in der Familie haben wir das Thema auch schon diskutiert. Nicht weit von uns lebt auch eine Frau, die durch Unglücksfall seitdem im Wachkoma im Pflegeheim betreut wird. Die Kinder dieser Frau sind im Alter meiner Kinder.
Das Problem würde es mit Sicherheit nicht geben wenn wir mit den medizinischen Möglichkeiten noch 40 Jahre zurückliegen würden. Es ist also eine Erscheinung, bzw. Folge unserer Forschung und Wissenschaft. Zuerst wird alles menschenmögliche unternommen um den Menschen am Leben zu erhalten und jede Technik eingesetzt. Am Ende bleiben Lebewesen ohne Hirnfunktionen liegen und warten auf ihr Ende. Der Schnitt zwischen Leben und Tod ist oft ein schmaler Grat.
Und die Ärzte, die an dieser Gratwanderung beteiligt sind könnten eigentlich aus der Vernunft heraus entscheiden ob jemand am Leben erhalten wird oder nicht. Und zwar dann, wenn man feststellt, dass die Hirnfunktionen irreparabel geschädigt sind. Diese Verantwortung will aber niemand übernehmen. Wer will sich schon als Richter über Leben und Tod wissen? Masn hofft ja immer noch, etwas in dem unerforschten Apparat "Hirn" könnte sich wieder regenerieren und der Patient nimmt dann die Umwelt wieder wahr. Das ist aber in den seltensten Fällen so. Und bei den Fällen bei denen die Patienten wieder erwacht sind, war das bei den Untersuchungen in der Regel schon zu erkennen, dass sich da noch was regt. Wunder gibt es da eigentlich keine.

Verhungern lassen finde ich nicht das Mittel der Wahl. Ich finde es unmenschlich und grausam. In der BRD würde das sicher nicht angewandt. Zumindest nicht richterlich so verfügt.
Kinder mit Hirnschädigungen, die von Geburt an von ihren Eltern so betreut werden, die müßte/ könnte man ja dann auch durch Nahrungskarrenz und Flüßigkeitsentzug um die Ecke bringen - richterlich angeordnet? Nein, so etwas ist nicht richtig!
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: manurtb am 29.03.05, 14:07
Aber mich berührt dieses Medienszenario sehr unangenehm, man lässt jemand einfach verhungern und verdursten und die ganze Welt schaut zu.
Für mich ist das Mord, schlicht und einfach Mord unter den Augen der Welt.
Mich berührt sehr unangenehm, dass sich da sehr medienwirksam ein Jeb Bush einsetzt, der aber keine Skrupel hat, viele Todesurteile zu unterschreiben, ohne eine Revision zuzulassen.
Für mich ist das wieder die verlogene Wirklichkeit der Politik.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beppa am 29.03.05, 14:36
Das schweift zwar etwas vom Thema ab, aber am Donnerstag mußte ich die selbe Entscheidung treffen nur für mein Meerschwein.

Der TA sagt das es in dem Alter (8 oder 9) eigentlich kaum mehr eine Chance gibt ihn wieder auf die Beine zu bekommen. Ich könnte es nur noch einmal mit Zwangsernährung probieren. Da stand ich nun von einer Minute zur nächsten mit dieser Entscheidung und fragen konnte ich ihn ja schlecht, was er wollte.

Habe mich dann für das Einschläfern entschieden. Auch weil mir sofort diese Frau wieder in den Kopf schoss. Er wäre sonst in den nächsten Tagen verhungert und verdurstet. Und das wollte ich ihm einfach nicht antun. Ich frage mich aber seit dem immer noch, ob es die richtige Entscheidung ist. Hätte ich die Zwangsernährung doch machen sollen ? Trotzdessen das ich wußte, dass er jede Art von Zwang haste. Vielleicht hätte er dann doch noch einen Sommer auf der Wiese verbringen können.

Und ich kann es vorallem nach dem jetzt erlebten nicht verstehen, wie man einen Menschen oder Tier so etwas antun kann. Schließlich sollte es bei Sterbehilfe (in jeglicher Form) das Ziel sein den Sterben in dieser Zeit eine Stütze und Hilfe zu sein. Und nicht noch neues Leid oder Schmerzen zu fördern.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Mirjam am 29.03.05, 16:04

Hallo,

ich habe erst vor ein paar Wochen "ahnungslos" von einer Bekannten das Buch ausgeliehen, dass sich mit dieser Thematik beschäftigte und auch mit "Therapien", allerdings (gut recherierte) Belletristik.

Und auch damit, dasss mit dem "Aufwachen" - nicht immer alles gut ist, sondern die Familien mit einem Erwachten - Schwerbehinderten schwerer tragen, als mit einem Wachkomapatienten und diese dann denoch sterben können, weil einfach zu viele Funktionen die vom Großhirn/Bewußtsein gesteuert, trainiert werden (Nerven brauchen Reize) zu lange brachliegen.

Die Diskussion ist ja genau so wie bei frühen Frühchen: Der eine Arzt "rettet" ein Kind, dass dann schwer-schwerstbehindert ist, andere - sind trotz Grenzgewicht kerngesund.

Wer kann von den Ärzten verlangen, "im voraus" zu wissen, wie sich was entwickelt und bei so schwierigen Entscheidungen Prognosen für die Zukunft?

Ehrlich gesagt, auch aus solchen Gründen möchte ich kein Arzt sein..

viele Grüsse

Mirjam







Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: SHierling am 29.03.05, 16:59
Hallo,
ich hab auch zum Buch gegriffen *wink*, und mir angelegentlich aus einer lange vergessenen Ecke im Bücherregal einen Band von Elisabeth Kübler-Ross vorgeholt - "Interviews mit Sterbenden". Auch wenn es da nicht um Koma-Patienten geht, schon beeindruckend, wie intensiv man sich (die Autorin ist Psychologin) mit dem Thema auseinandersetzen kann und wie "plötzlich" und unvorbereitet viele Leute trotzdem vor einem Sterbenden stehen oder selbst von einem lang vorherzusehenden Tod getroffen werden.

Ich denke auch: verhungern lassen ist keine medizinisch, psychisch oder moralisch vertretbare Lösung - egal welche Entscheidung da getroffen wird, so etwas muß nicht sein. Krass ausgedrückt: schon gar nicht in einem Land, das sich ja auch noch öffentlich etwas darauf einbildet, selbst gesunde und kräftige Leute perfekt und "human" zu Tode bringen zu können, nur weil irgendein Gericht das so befindet.

Grüße
Brigitta
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Gitta am 29.03.05, 18:57
Hallochen,

meine Meinung zu dem Thema Sterbehilfe ja oder nein, ist die:

Dem Menschen steht es nicht zu über Leben oder Tod zu entscheiden!
Dieses Recht hat nur einer!

Ich weiß, dass ist die Sicht einer Christin, aber was momentan in Amerika mit Frau Schiavos abläuft ist für mich nicht akzeptabel. Sicher, das Leben der Frau zu finanzieren ist für den Mann nicht leicht, aber sie deshalb verhungern zu lassen ist meiner Meinung nach (aus christlicher Sicht) unverantwortlich.

Die Eltern der Frau verstehe ich vollkommen und mir tun sie auch unendlich leid, dass sie jeden Antrag auf Wiederaufnahme der Ernährung abgelehnt bekommen.

Als DH pflegte ich auch eine Wachkommapatienten mehrere Wochen lang. Ich hatte durchaus den Eindruck, dass der Mensch mitbekommt, was um ihn los war und wer an seinem Bett stand und mit ihm redete oder pflegte.
Nur verständigen konnte er sich nicht.

Dass Frau Schiavos verhungern darf ist in meinen Augen nicht richtig.

Gitta
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beppa am 30.03.05, 08:06
Krass ausgedrückt: schon gar nicht in einem Land, das sich ja auch noch öffentlich etwas darauf einbildet, selbst gesunde und kräftige Leute perfekt und "human" zu Tode bringen zu können, nur weil irgendein Gericht das so befindet.

Daran habe ich ja auch noch nicht gedacht. Ein Mörder hat ja bei denen tatsächlich einen "humaneren" Tod verdient, als ein Mensch der sich nichts zu Schulden kommen lassen hat. Verkehrte Welt. Oder die kommen jetzt noch auf die Idee die Todesstrafe durch verhungern und verdursten zu vollziehen.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Silli am 30.03.05, 21:24
Hallo,

allmählich fehlen mir hier die passenden Worte. Unvorstellbar, wie lange die Dursterei schon und vielleicht noch gehen wird. Und man sollte sich bewusst machen, dass auf diesem Wege häufiger mit Schwerbehinderten in den USA umgegangen wird. Der Fall Schiavo wurde nur bekannt, weil die Eltern so vehement versucht haben, sich gegen den GöGa zu wehren und der Streit so eskaliert ist. Andere sind sich da  einiger.

Silli
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: brit am 31.03.05, 14:07
hallo,

in so einer situation wird sicher per infusion flüssigkeit zugeführt, nicht ernährend, aber erhaltend. ansonsten wäre das unmenschlich.

irgendwie geht das in nen graubereich der medizin, an die grenzen des möglichen.

zuerst kommt die erhaltung des lebens, unbedingt!!!! jedoch bei wirklich aussichtslosem verlauf kann würdevolles sterben vielleicht manchmal menschlicher sein.
 
zumindest für mich ist das so. und ich glaub man muss das mit seinen lieben schon früh besprechen.

diese weltweite mediale diskussion find ich eher unwürdig und verletzend für  die betroffenen.

lg   brit

Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beppa am 31.03.05, 14:16
in so einer situation wird sicher per infusion flüssigkeit zugeführt, nicht ernährend, aber erhaltend. ansonsten wäre das unmenschlich.

Glaub ich mal nicht sonst könnte man ihr doch auch Wasser zu trinken geben. Außerdem würde es das Leiden ja nur verlängern. Da so auf das Verhungern gewartet werden müßte. Verdursten geht innerhalb von 14 Tagen.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: wombel am 31.03.05, 17:46


Terri Schiavo hat es hinter sich.

zum Tode verurteilte müssen nicht so eine langen Weg bis zum Tod hinnehmen.

Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: biba am 31.03.05, 19:10
Ja Wombel, sie hat es jetzt letzlich hinter sich!
Ihr "Ehemann" muss/sollte jetzt mit diesem unwürdigen Handeln leben! Wie kann man nur zu so einer grausamen Entscheidung kommen, einen Menschen verdursten zu lassen!? Denn es war in erster Linie Verdursten!, was den Tod ausgelöst hat. Für mich ist das Mord!
Kein noch so qualifizierter Experte kann doch mit letzter  Sicherheit ausschliessen, ob sie nicht doch Empfindungen gespürt hat. Es gibt in Amerika eine nach vielen Jahren aus einem Wachkoma erwachte Frau, heute hält sie Vorträge über ihre damaligen Wahrnehmungen.
Übrigens hat der Ehemann lt. Presseberichten den Eltern von Terri Schiavo die Anwesenheit zur Todesstunde ihrer Tochter verweigert!
Ich frage mich schon die ganze Zeit, was ist das nur für ein Mensch!
 
biba
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: brit am 31.03.05, 20:55
hallo,

@ beppa, ja das stimmt .. leider.. ist  ein  enorm schweres schicksal.


 trotzdem verstehe ich eine solche  hetze gegen den mann so  nicht. so zu urteilen, einfach aufgrund medialer berichte.. nur angenommen, die frau hat sich wirklich so ihm gegenüber geäussert gehabt? und er hat ihr anliegen vertreten? könnte sein, vielleicht auch nicht, wie wollen wir das urteilen??

 und zum beispiel ich würd sone haltung auch nicht meinen eltern mitteilen, da ich ja weiss , das die ne ganz andere  einstellung haben.

lg   brit










Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Silli am 31.03.05, 21:21
Hallo,

ich doch noch etwas gehofft, dass sie wieder ernährt wird  :-[.

LG
Silli
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beate Mahr am 31.03.05, 21:31
Hallo

auch auf die Gefahr hin, dass ihr mich vierteilt ...

das war ein elendes verrecken lassen[/b] ... menschenunwürdig

Das müßtet ihr mal SO mit einem Tier machen  ...
da würde jeder in den Knast wandern - weil die Tierschützer euch die Hölle heißmachen

Für mich gibt es einen gewaltigen Unterschied zwischen dem abschalten von
einer Herz - Lungenmaschine und dem Nahrungsentzug von Terri

Wenn man den Stecker der HLM zieht ... ist gleich Schluß ...
und wie lange mußt Terri verhungern und verdursten ???

13 Tage [/b]......

Da hat es jeder Todeskandidat in den USA besser ...

Traurige Grüße
Beate

Der Ehemann ... dem ging es m.M. nach nicht um den Willen von Terri ...
sondern höchstens um die Lebensversicherung ... schon mal daran gedacht ???
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: biba am 31.03.05, 22:08
das war ein elendes verrecken lassen[/b] ... menschenunwürdig

Beate, genauso empfinde ich es auch!

Hallo Brit,

kann ja sein, dass Terri Schiavo sich mal so geäußert hat, habe ich auch schon häufiger. Ich habe aber früher angenommen, Geräte werden abgeschaltet, oder Schlauch rausgezogen und man in kürzester Zeit tot! Wer denkt schon genauer über so einen schnell dahin gesagten Satz richtig nach, wenn man erstens jung ist und zweitens keine richtigen Sachkenntnisse hat.

Was mich wirklich nachdenklich macht, ist die Tatsache, mit welcher Vehemenz er das Ziel seit vielen Jahren verfolgt hat. Natürlich kenne ich nicht seine genauen,  persönlichen Gründe und Gedanken, aber da er schon lange eine eigene Familie mit zwei Kindern hat und 1992 eine Millionenklage erstritten hat, kann ich nicht so recht an liebevolle Berücksichtigung von Wünschen seiner "Ehefrau" glauben!
Zumal er mit Sicherheit darüber informiert war, WIE seine Frau sterben würde: Nämlich verdursten! Dafür brauchte seine Frau fast vierzehn Tage, weil sich ihr Körper an die jahrelange Sparflamme gewöhnt hatte.

Für mich bleibt das ein langsamer, qualvoller Mord, unterstützt von einigen Politikern und Richtern!

biba
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: brit am 31.03.05, 23:35
hallo,

also  all die genauen  lebensumstände und hintergründe , die kenne ich wirklich nicht.   finds drum  schwierig anhand dieses schicksals zu diskutieren.  möcht ich nicht ehrlich gesagt.


 für mich hab schon seit längerm entschieden, dass ich lieber würdig sterben möchte ,  und das ist nicht so dahingesagt, sondern ich hab in der pflege gearbeitet, und viele grosse schicksale die sich fernab der  medien abspielen mitbekommen.
klar kommts auch auf die situation drauf an, sind kinder da, in welchem alter, etc.
 aktive/passive sterbehilfe ist schwierig, weil da einfach zu grosse manipulationsgefahr besteht, und irgendjemand  den entscheid mittragen muss, das ist enorm  belastend. palliative pflege, das heisst keine lebensverlängernden massnahmen ist das was ich vertretbar finde, und auch so für mich möchte. 

nur das hört sich furchtbar einfach an, ist es aber ganz und gar  nicht. weil das braucht dann viele kleine entscheide ( medikamente  ja / nein, etc. ) eben auch immer entscheide, die anfechtbar sind.
 


lg   brit








Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beppa am 01.04.05, 07:17
Was mich noch interessieren würde mit welcher Begründung die Ernährung eingestellt wurde. Diese richterliche Entscheidung muß doch auf irgendwelchen Gesetzten basieren. Leider hört man über diese Hintergründe im Fernsehen nichts.

Aber das den Eltern der Zutritt zu ihrer sterbenden Tochter verwehrt wird finde ich grausam. Familienstreit hin oder her aber wenigstens in dieser Zeit könnte man sich doch mal zusammenreisen.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beppa am 01.04.05, 07:18
Natürlich kenne ich nicht seine genauen,  persönlichen Gründe und Gedanken, aber da er schon lange eine eigene Familie mit zwei Kindern hat und 1992 eine Millionenklage erstritten hat, kann ich nicht so recht an liebevolle Berücksichtigung von Wünschen seiner "Ehefrau" glauben!

Um was ging es bei der Klage ?
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: manurtb am 01.04.05, 09:02
Ihr "Ehemann" muss/sollte jetzt mit diesem unwürdigen Handeln leben! Wie kann man nur zu so einer grausamen Entscheidung kommen, einen Menschen verdursten zu lassen!? Denn es war in erster Linie Verdursten!, was den Tod ausgelöst hat. Für mich ist das Mord!
Tja, hätte er aktive Sterbehilfe leisten können, ich denke, er hätte es getan. Was kann er dafür, dass nur die Versorgung unterbrochen werden kann?

Es gibt in Amerika eine nach vielen Jahren aus einem Wachkoma erwachte Frau, heute hält sie Vorträge über ihre damaligen Wahrnehmungen.
Nach wievielen Jahren ist sie erwacht? In den Medien konnte man ja schön verfolgen, wie die Pro-/Contralinie verlaufen ist. Dafür oder dagegen gab es genügend Berichte.

Übrigens hat der Ehemann lt. Presseberichten den Eltern von Terri Schiavo die Anwesenheit zur Todesstunde ihrer Tochter verweigert!
Ich frage mich schon die ganze Zeit, was ist das nur für ein Mensch!
Ich glaub, ich hätte es ähnlich gemacht, wenn ich der Mann gewesen wäre und die Entscheidung zu treffen gehabt hätte. Wenn dann meine Schwiegereltern so einen Terror machen, dann hätte ich sie einfach nicht mehr hingelassen, vor allem, wenn ich dort gewesen wäre zur Todesstunde (konnte man die so genau vorherbestimmen? Ich habe ja einige Ärzte in der Verwandt- und Bekanntschaft, aber sowas könnten die nicht machen).

Ich denke, je nach eigener Einstellung verurteilt man den Mann oder versteht ihn. Aber die ganze Medienöffentlichkeit, die haben die Eltern von ihr zu verantworten.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: sandra am 01.04.05, 09:28
Mal ganz ehrlich:

Vor gar nicht allzu langer Zeit hätte sie gar nicht so lange überlebt.
Entweder wäre sie gleich bei ihrem Herzstillstand gestorben, oder sie wäre danach genauso gestorben wie auch jetzt, da sie nämlich auch keine Nahrung hätte aufnehmen können! Wachkomapatienten können nun mal nicht oral ernährt werden! Sie können nämlich meist nicht schlucken, oder jedenfalls nicht koordinieren, wann sie es tun. Das meiste an Trinken/püriertem Essen würde also in die Lunge fließen, Folge wäre eine Aspirationspneumonie, woran sie genauso sterben, nur mit wahnsinnigen Schmerzen!

Verdursten lassen klingt zwar schrecklich, tut aber nicht weh. Und nach 1-2 Tagen hat man auch kein Durstgefühl mehr (falls Wachkomapatienten es überhaupt noch haben???). Man dämmert langsam vor sich hin. Man braucht sich doch nur mal überlegen: Wenn man selbst mal einen Tag fast nichts trinkt, tut einem was weh? Nein. Hat man Durst? Anfangs vielleicht, später nicht mehr. Das einzige ist, dass man sich nicht mehr so konzentrieren kann.
So jetzt könnt ihr mich vierteilen.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: brit am 01.04.05, 11:18
hallo sandra,

ja ich denke genauso. glaube dass das ein friedvoller tod war, ansonsten hätt sicher auch kein arzt und keine pflegeperson einfach zugeschaut.

aber der moment ist von aussenstehenden gewählt,es war allem nach ein stabiler zustand, und das lässt fragen offen. sie hätte auch noch länger in dem zustand leben können, und hat wahrscheinlich in dem zustand nicht gelitten.
 und das bewegt, und könnt auch richtungsweisend sein.
vor allem in fällen von schwerer behinderung.  ab wann wird ein leben, ein zustand als nicht mehr lebenswürdig angesehen, und sehr wichtig: wer entscheidet das?
das sind schon richtungsweisende entscheide, wo befürchtungen gerechtfertigt sind.

und das ist ein grosser unterschied zu vielen sterbehilfefällen, wo aufgrund ner lebensbedrohenden krankheit dann wirklich der sehr grosse leidensdruck zum todeswunsch führt.

lg   brit

 
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beppa am 01.04.05, 11:42
So jetzt könnt ihr mich vierteilen.

Wofür ? Für die Wahrheit oder deine Meinung ?  ;) Aber es ist schon besser, wenn die Leiden nicht noch verstärkt wurden.

Wie ist das aber mit der Nahrung ?

Ich war mal im Krnakenhaus und bekamm dort wegen einer OP 4 Tage kein Essen. Ich hätte an die Decke gehen können wegen den Magenschmerzen. Übrigens stellte sich später heraus das Ärzte und Schwestern sich mal wieder nicht abgesprochen hatten.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Mathilde am 01.04.05, 18:03
Hallo,

bei uns in der Bibliothek steht ein Buch "Bis auf den Grund des Ozeans" . Ich hatte leider keine Zeit es zu Ende zu lesen aber die ersten 60 Seiten haben mir gereicht.
Diese Frau lag auch im Wachkoma und konnte sich nicht bewegen und sprechen hat aber alles haarklein mitbekommen auch wie man Ihr den Ehering von der Hand raubte  :o.  nur ein aufmerksamer Besucher hat eines Tages festgestellt dass die Frau mit den Augen sich verständlich machen kann und so wurde dieses Buch mit Hilfe dieses Mannes und einer speziellen Lasertechnik geschrieben.
Sollte ich mal wieder etwas mehr Zeit haben dann hole ich mir das Buch nochmal.

LG Mathilde
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Silli am 01.04.05, 21:17
Ich glaub, ich hätte es ähnlich gemacht, wenn ich der Mann gewesen wäre und die Entscheidung zu treffen gehabt hätte. Wenn dann meine Schwiegereltern so einen Terror machen, dann hätte ich sie einfach nicht mehr hingelassen, vor allem, wenn ich dort gewesen wäre zur Todesstunde (konnte man die so genau vorherbestimmen? Ich habe ja einige Ärzte in der Verwandt- und Bekanntschaft, aber sowas könnten die nicht machen).

Na, mit dir möchte ich aber nicht verheiratet sein  ;)

Meiner Meinung nach sollte ein Mensch nur auf eigenem Wunsch sterben dürfen! Um wem dieses Recht wichtig ist, macht eine Patientenverfügung. Natürlich hat biba Recht, in jungen Jahren denkt man nicht an so eine Möglichkeit. Obwohl ich aber auch denke, dass gerade junge Menschen sich viele Gedanken um Organsprende und Sterbehilfe machen. Und trotzdem finde ich, dass niemals die Angehörigen den Tod eines anderen einklagen dürfen. Das sollte das eigenste Recht eines jeden sein!

Dass der Ehemann den Eltern den Zutritt verweigert hat und ihren Bruder 10 Minuten vor dem Tod rausgeschickt hat, finde ich allerdings auch nicht korrekt. Auch, wenn die Eltern "Terror" gemachte haben, so ist der Tod seiner Frau nicht seine "Privatparty" und die Eltern haben ein ganz natürliches Recht, die letzten Minuten dabei zu sein und sich zu verabschieden. Da wollte er einfach nochmal seine Macht ausspielen und denen einen reinwürgen. Wenn er schon so in ihrem Sinne gehandelt hat, wäre es sicher auch in ihrem Sinn gewesen, dass die Eltern und Geschwister kommen dürfen.

Silli
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Mirjam am 02.04.05, 19:34

Hallo Silli,

weiß du was mein erster Gedanke war in Hinblick auf den Medienaufwand (Ärzte die per "Videoanalyse" die Tochter beurteilten), die Aussagen der Eltern (sie sagte auf die Frage, ob sie noch leben möchte "yeah") usw.?

Das es vielleicht die Angst des Mannes war, das die Eltern den Tod per Kamera festhalten und dann eine Hexenjagd über die Medien auf ihn starten?

Zum Thema lebenswürdiges "leben" - 15 Jahre x 365 Tage - mir wird bei dem Gedanken, dort so hilflos zu liegen, sich nicht mitteilen zu können usw. einfach mulmig im Bauch. Was wenn man ein Teilbewußtsein und nur noch Alpträume hat? Oder Ängste,Schmerzen stunden-, tage-, minutenlang?

Mit einer bekannten Arztfamilie habe ich drüber gesprochen - Wachkomapatienten gibt es so viele ganz unterschiedliche, dass muss man individuell entscheiden. Man hat ja die Frau nur in Ausschnitten gesehen, wie sieht bei einem Patienten 24 Stunden aus? Haben sie Krampfzustände?

viele Grüsse

Mirjam
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: mary am 02.04.05, 20:24
Man hat hier vor den Augen der Weltöffentlichkeit einfach jemand verdursten und verhungern lassen.
Würde man das bei einem Tier machen, dann würde man wegen Tierquälerei angezeigt.
Selbst ein zum Tode verurteilter stirbt schneller.
Die Vorstellung, jahrelang vollkommen hilflos zu sein, ist eine Horrorvorstellung für mich,
aber verhungern und verdursten zu müssen, weil jemand beschlossen hat, dass es jetzt Zeit ist, zu sterben, das stelle ich mir noch grausamer vor.
Es hat mir wieder gezeigt, dass Gerichte und Gesetze  ein Teil des Rechts sind,
wichtiger für Entscheidungen muss das Gewissen sein.
Ich fand diese ganze Schlammschlacht vor der Öffentlichkeit so daneben, gut, dass es einen Ausknopf bei den Berieslungsmaschinen gibt.
Aber damit wurde vermutlich wieder eine Türe aufgemacht,
die in eine Richtung weist, die Leben unterteilt.
maria
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Gitte am 03.04.05, 00:20
Wie diese Frau sterben mußte ist einfach empörend und unvorstellbar....

Wie kann man so grausam sein, einen Menschen verhungern und verdursten zu lassen. Keiner weiß was Terry noch mitbekommen hat.

Es ist einfach nur zum Kotzen wenn Menschen meinen sie sind Gott und über Leben und Tod entscheiden.

 :'( :'( :'( :'( :'( :'(
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Silli am 03.04.05, 09:58
Das es vielleicht die Angst des Mannes war, das die Eltern den Tod per Kamera festhalten und dann eine Hexenjagd über die Medien auf ihn starten?

Hallo Mirjam,

das letzte Video von Terri war 4 Jahre alt. Wenn die Eltern sie also in ihren letzten Stunden hätten filmen wollen, so hätten sie in den 13 Tagen genügend Gelegenheit gehabt. Da ihr Ehemann die Vormundschaft hatte, hätte er den Besuch eines Fernsehteams in ihrer Todesstunde zu Recht sicherlich auch verbieten lassen.

Um nocheinmal meine Meinung deutlicher zu machen: wenn sie tatsächlich sterben wollte, ist es OK, wie es gelaufen ist (obwohl ich dann eine Injektion als wesentlich humaner empfunden hätte). Aber wenn keine Patientenverfügung vorhanden ist, wird es schwierig zu beurteilen, was sie gewollte hätte. Es gibt die Aussagen vom Ehemann und zwei seiner Freunde gegenüber der Aussage der Eltern, Schwester und dem Bruder. Wer handelte denn nun in ihrem Interesse? Ich weiss es nicht.

Und Terri Schiavo ist in den USA kein Einzelfall. Der Fall wurde nur bekannt, weil sich die Angehörigen so streiten.

Liebe Grüsse
Silli
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beppa am 04.04.05, 08:40
Ich habe am Wochenende mit einem Bekannten gesprochen der wohl durch`s Fernsehen noch einige für mich neue infos hatte.

Zum einen soll Terri Schivo schon früher verfügt haben, dass sie nicht künstlich am Leben geahlten werden soll. Hätte also niemals an die künstliche Ernährung angeschlossen werden dürfen. Und somit entsprach es ihrem Wunsch zu sterben. Damit erklärt sich mir auch die Entscheidung des Gerichtes, dass dies zugelassen hat.

Und zum 2. hätten sich die Eltern wohl jahrelang nicht so sehr um ihre Tochter gekümmert, wie es jetzt im Fernsehen dargestellt wird. Erst zum Schluß als der ganze Rummel losging.

Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beate Mahr am 04.04.05, 12:52
Hallo


Gestern Nacht hab ich zufällig PLANETOPIA gesehen ...
es kam ein Beitrag zum Thema ...

Drama um Wachkoma-Patienten (http://www.sat1.de/tvmagazine/planetopia/themen/37127/=)

u.a. auch über das Schicksal von Marion und Lena Gerken (http://www.marion-lena.de/)
 

(http://www.marion-lena.de/bilder/122-2220_img.jpg)

Beide !!!!! liegen seit einem Unfall im Wachkoma

Dort hat auch Rechtsanwalt Wolfgang Putz erläutert wie er Angehörigen hilft
Sterbehilfe straffrei anzuwenden ...
er sagte z.B. dass wenn die Angehörigen sich über den Willen des Patienten ( Patientenverfügung ) hinwegsetzen
sie wegen Körperverletzung angezeigt werden können

Ich hab keine Ahnung ob die Sendung wiederholt wird.



Gruß
Beate
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beate Mahr am 16.05.05, 16:36
hallo

mal eine frage ....

wo hört humanes sterben auf und wo fängt  sterbehilfe an ???

würd mich über persönliche meinungen sehr freuen.

liebe grüße
beate
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: reserl am 13.10.05, 08:00

Der Hamburger Justizsenator Kusch hat als erster CDU-Politiker eine Änderung des STGB dahingehend gefordert, dass aktive Sterbehilfe nicht mehr unter Strafe gestellt wird.
Nach seiner Auffassung messe die geltende Rechtsordnung mit zweierlei Maß.

Die Wellen schlagen hoch, in der Bevölkerung gibt es aber durchaus Zustimmung.

Habt ihr euch schon mit diesem Thema auseinandergesetzt?
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beate Mahr am 13.10.05, 11:50
Hallo

ich hab mal ein bisschen gestöbert ....

Senator Kusch plädiert für aktive Sterbehilfe (http://www.abendblatt.de/daten/2005/10/11/491027.html?prx=1)

 ~~ Hamburgs Justizsenator Roger Kusch (51, CDU) setzt sich für aktive Sterbehilfe in Deutschland ein.
In einem Beitrag für das Hamburger Abendblatt spricht er sich für die Änderung des Paragraphen 216  des Strafgesetzbuchs (StGB) aus.
Tötung auf Verlangen solle nicht mehr strafbar sein. Kusch weiter:
"Verantwortungsvolle, mitfühlende Sterbehilfe ist für mich kein Verstoß gegen humane Grundwerte,
sondern ein Gebot christlicher Nächstenliebe." ~~

Seine Argumente (http://www.abendblatt.de/daten/2005/10/12/491554.html?prx=1) kann jeder der sich in ** so einer Situation ** befindet nachvoll ziehen.

~~ Eine offene, nachdenkliche Debatte im Abendblatt.
Die Kirchen weisen den Vorstoß des CDU-Politikers Roger Kusch zurück - als Eingriff in die Schöpfung.
Verständnis bei Schriftstellern, Künstlern und der FDP. Ulla Hahn spricht von "bedenkenswerten Argumenten".~~

Wer bestimmt, wann ein Leben zu Ende ist? (http://www.abendblatt.de/daten/2005/10/12/491553.html?prx=1) die Antworten der Debatte im Abendblatt


Ausgelöst wurde die Diskussion, weil die Sterbehilfe-Organisation Dignitas (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,376949,00.html) in Hannover eine Filiale eröffnet hat

Dazu sollte man aber auch wissen
~~ Die Gründung des deutschen Dignitas-Ablegers hat die Debatte um Sterbehilfe und Sterbebegleitung in Deutschland neu entfacht.
Minelli hat sich nach eigenem Bekunden auf die Fahnen geschrieben, in den Diskussionsprozess im Nachbarland einzugreifen
und vor Gericht die Freigabe des tödlichen Medikaments zu erstreiten.
Dass das hierzulande tatsächlich gelingt ist unwahrscheinlich.
So bleibt vielen auch weiterhin nur ein Ziel für ihre letzte Reise: die Schweiz

Seit der Gründung des Vereins im Jahr 1998 haben 453 Menschen die Dienste von "Dignitas" (http://www.dignitas.ch/) in Anspruch genommen.
Mehr als die Hälfte davon kam aus Deutschland.  ~~


Sich mit dem Thema Sterbehilfe beschäftigen ist eins ....
aber dann eine Entscheidung treffen was anderes ...

Gruß
Beate






Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Gislinde am 01.11.05, 22:38
Themenabend in Arte

Bin noch total beeindruckt und nachdenklich über die 3 Sendungen heute abend auf Arte

 In Würde Sterben

Werde mal schreiben, wenn ich Zeit habe, wie ich meine SM bis zum letzten Atemzug begleitet habe.

Es gibt mir endlich den Anstoß mein Patiententestament fertigzustellen, nachdem ich schon ein paar Entwürfe gemacht habe.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: reserl am 18.12.05, 01:25
Gerade eben gelesen  :o :'(
Zitat

Berlin, 2. Dezember 2005

Straffreie Kinder-Euthanasie in Holland - eine warnendes Beispiel

Zur Freigabe der Euthanasie behinderter Neugeborener in den Niederlanden
erklärt Hubert Hüppe, Beauftragter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für
die Belange der Menschen mit Behinderungen:

Die Niederlande lassen jetzt die ärztliche Tötung Neugeborener
straffrei, wenn sie gemeldet wird und sogenannte Sorgfaltskriterien
eingehalten werden. Damit gehen unsere westlichen Nachbarn beim
ärztlichen Töten wieder einen Schritt weiter. Dies belegt die
abschüssige Bahn von der Tötung auf Verlangen bei schwerer Krankheit
über die Tötung bei beginnender Demenz zur Tötung ohne jegliches Verlangen.

Die Ausweitung der Euthanasie teilen die Minister für Justiz und
Gesundheit in einem Schreiben vom 29. November dem Parlament mit - eine
formale Gesetzesänderung soll es nicht geben. Vielmehr soll eine
Kommission eingesetzt weden, die bei Spätabtreibungen und
Neugeborenen-Euthanasie dem Staatsanwalt mitteilt, ob die Ärzte
Sorgfaltskriterien eingehalten haben, woraufhin der Staatsanwalt
entscheiden kann, den Arzt nicht strafrechtlich zu verfolgen. ..

 Quelle  (http://www.gemeinsamleben-gemeinsamlernen.de/Aktion%20NL/Pressemitteilung.htm)


Wohin wird das noch führen?   ???

Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Maja am 18.12.05, 08:22
Nehmt es mir nicht übel,aber für mich käme es nie in Frage Sterbehilfe in Form von Verabreichen eines Medikamentes oder Abschalten von Geräten .
Sterbehilfe heißt für mich einen Todgeweihten bis zum letzten Atemzug zu begleiten mit meinem DAsein ,meiner Hilfe durch pflegerische Massnahmen.
Wir Menschen haben nie und nimmer das Recht den Tod eines Anderen Menschen wissentlich und willentlich herbei  zu führen.
IM Fall von Wachkoma PAtienten hat es sich gezeigt dass viele Menschen wieder erwachen,nach endlosen Jahren meist, aber es geschieht.
Da müsste die Forschung noch viel tun um Therapien für  Wachkoma Patienten zu entwickeln.
Habe neulich den Bericht einer jungen Frau gesehen die im Wachkoma lag und jetzt selbst Familie mit KIndern hat.
DA wird zuviel  hineindiskutiert glaube ich.
Wer will sagen dass er das Recht über Leben und Tod hat ,zu entscheiden?
Maja
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Melitta am 19.12.05, 00:20
hallo...
mein beitrag zu diesem thema ist sehr persönlich, da mein damals 17-jähriger bruder nach endlosen wiederbelebungsversuchen 1 1/2 jahre im wachkoma lag...er fiel beim sport einfach um... niemand war in der lage ihn zu reanimieren..bis der notarzt kam..... kurzer tipp am rande ... bei kindern und jugendlichen hilft auch oft ein fester schlag in genick..  im laufe der letzten 14 jahre bin ich sehr häufig mit der frage nach "wäre es nicht bessser, der oder derjenige wäre nicht gestorben? konfrontiert worden...
darüber kann man nicht urteilen... ich liebe meinen bruder heute so, wie er ist...schwerstmehrfachbehindert und eine andere person, als die, die ich 17 jahre erleben durfte...
weil wir einfach die möglichkeit hatten...finanziell...und intelektuell.. ihn dahin zu bringen, wo er heute ist...
was ich mit meinen anfänglichen ausführungen sagen will...

warum lässt die heutige reanimierungsmedizin angehörige so allein..? hat wirklich in dieser gesellschaft jeder die mittel jemandem im wachkoma lebenswerte bedingungen zu ermöglichen?

muss man nicht auch die facetten jeder gesellschaft beachten und ist es wirklich sinnvoll über den tod und nicht auch über die krux der reaniemierunsmedizin zu sprechen?

mir ist klar, dass ich mich damit auf gefährliches terrain wage.. aber meinungen dazu würden mich sehr interessiern..

viele grüße
melitta
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: SHierling am 19.12.05, 09:36
Zitat
Wer will sagen dass er das Recht über Leben und Tod hat ,zu entscheiden?

Hallo,
Das ist dann aber ein sehr einseitiges und egoistisches  Verständnis von "Recht", finde ich.
Wer (für sich) nicht das Recht empfindet, jemanden sterben zu lassen, hat der dann automatisch das Recht, jemand zu jahrelangem Leiden zu verurteilen, womöglich noch dabnebenzusitzen und sich großmütig vorzukommen  dabei?  Wer bibelnaher Christ ist, und an einen barmherzigen Gott glaubt, der  darf auch keine künstlich lebensverlängernden Maßnahmen befürworten, das ist dann Gott ja ebenso ins Handwerk gepfuscht.

Und  wer den Mensch als gottgewollt intelligent und lernend ansieht, der kann nicht nur die eine Seite , die technisch immer perfekteren Maschinen zum "Leben" verlängern befürworten, sondern der muß - meiner Meinung nach - ebenso anerkennen, daß ein verantwortungsvoller Umgang mit Sterbenden auch der Verzicht auf noch eine (menschengemachte) Operation, auf noch eine (menschengemachte) Maschine, auf noch ein Jahr Schmerzen und Leiden sein kann.

Wer schon mal Leute gesehen hat, die  bei klarem Verstand  JAHRELANG weinen, weil sie es vor Schmerzen nicht mehr aushalten, die nie, nie wieder eine ruhige Minute haben, monatelang, die sich nur noch Quälen, der kann meiner  Meinung nach nicht kaltschnäuzig sagen, das sei "Gottes Wille", wenn ER SELBER als Arzt oder Anverwandter darüber  entscheidet, diesen Menschen immer weiter leiden zu lassen.

Ich denke auch, viel an diesen Diskussionen spiegelt nur die eigene mangelnde Vorstellung vom Tod oder die Weigerung, sich überhaupt damit zu beschäftigen, oder  - ganz ganz oft - einfach das "sich weigern, jemanden herzugeben", "nicht verlieren wollen" - eigentlich also Egoismus.
Hat auch - denke ich - viel mit dem Glauben zu tun. Wer vor dem Dilemma steht, an eine Hölle, Fegefeuer und Co zu Glauben hat sicher eine andere Sicht der Dinge als jemand, der dem neuen Testament näher steht und an einen gnädigen Gott glaubt und irgendwann die  Auferstehung erwartet.

Grüße
Brigitta
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: brit am 19.12.05, 10:33
hallo,

brigitta, das mit dem gnädigen gott hast grad schön geschrieben, ich glaub auch das es eher so ist.sonst macht es irgendwie wenig sinn ;)

natürlich ists was ganz anders wenn man persönlich betroffen ist, da hat man als aussenstehender wahrscheinlich keine ahnung. (da musst mit uns nachsicht haben melitta.)

ich find  deutschland sollt sich zu ner lösung durchringen, es ist ja kein zustand, wennn deutsche zum sterben in die schweiz ode niederlande müssen.
genausowenig wars ein zustand als die schweiz sich nicht für ein abtreibungsgesetz entscheiden konnte. da wars  genau umgekehrt.

die kindereuthanasie die hier im falle niederlanden angesprochen wird,  das sind natürlich absolute extremsituationen , wo eltern eines neugeborenen vor dem entscheid des kürzern oder längern sterbens stehen.
 persönlich find ich das aber traumatisch überfordernd für betroffene. ich mein, da sollte man die schmerzen lindern, und ein friedvolles warten auf den tod begleiten. ich stell mir vor, das eltern sonst lebenslang  zweifeln ob der entscheid richtig war oder nicht.

 das kindlein kann sich ja  nicht dazu äussern, und das find ich eines der wichtigsten kriterien, dass der entscheid persönlich gefällt werden muss. und wer weiss schon wie ein neugeborenes fühlt?? denn ansonsten stell ich mir das sehr belastend für angehörige vor, die dann damit weiterleben müssen.

lg   brit







Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beppa am 01.03.06, 09:44
Gerade eben gelesen  :o :'(
Zitat

Berlin, 2. Dezember 2005

Straffreie Kinder-Euthanasie in Holland - eine warnendes Beispiel

Zur Freigabe der Euthanasie behinderter Neugeborener in den Niederlanden
erklärt Hubert Hüppe, Beauftragter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für
die Belange der Menschen mit Behinderungen:

Die Niederlande lassen jetzt die ärztliche Tötung Neugeborener
straffrei, wenn sie gemeldet wird und sogenannte Sorgfaltskriterien
eingehalten werden. Damit gehen unsere westlichen Nachbarn beim
ärztlichen Töten wieder einen Schritt weiter. Dies belegt die
abschüssige Bahn von der Tötung auf Verlangen bei schwerer Krankheit
über die Tötung bei beginnender Demenz zur Tötung ohne jegliches Verlangen.

Die Ausweitung der Euthanasie teilen die Minister für Justiz und
Gesundheit in einem Schreiben vom 29. November dem Parlament mit - eine
formale Gesetzesänderung soll es nicht geben. Vielmehr soll eine
Kommission eingesetzt weden, die bei Spätabtreibungen und
Neugeborenen-Euthanasie dem Staatsanwalt mitteilt, ob die Ärzte
Sorgfaltskriterien eingehalten haben, woraufhin der Staatsanwalt
entscheiden kann, den Arzt nicht strafrechtlich zu verfolgen. ..

 Quelle  (http://www.gemeinsamleben-gemeinsamlernen.de/Aktion%20NL/Pressemitteilung.htm)


Wohin wird das noch führen?   ???



Das finde ich ja total daneben. Wenn die Kinder nicht lebensfähig sind, dann wird der Körper schon von alleine aufhören zu leben. Mann muß ja wirklich nicht auf Krampf jedes Kind am Leben lassen nur weil es die Technik hergibt.
Aber wenn die Kinder nur getötet werden, weil sie eine Behinderung haben, dann sind wir den "Wunschkindern" wieder ein Stück näher. Und damit meine ich nicht den Wunsch nach einem Kind allgemein sondern, dass sich die Eltern die Kinder nach ihren Wünschen in Aussehen und Charakter formen.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: reserl am 30.12.07, 20:22

Die Diskussion um Sterbehilfe ist wieder neu entbrannt.
In den letzten Wochen beschäftigten sich mehrere Fernsehsendungen mit dem Thema und mit der Organisation "Dignitas" aus der Schweiz, die Sterbehilfe aktiv anbietet.

Auch in meinem Umfeld höre ich immer mehr Stimmen, die sich für ein selbstbestimmtes Sterben aussprechen.

Wie geht ihr mit dem Thema um?
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Cendrillon am 30.12.07, 22:05
hallo reserl,
ich weiss ja nicht, was ich machen würde, wenn ich selber in so einer situation wäre. aber irgendwie finde ich das daneben.
gibt es einen unterschied zwischen "sterbehilfe" und selbstmord? von mir aus gesehen nicht. auf jeden fall nicht, wie es von dignitas rüberkommt.

was mich stört, ist dass so viele von "sterben in würde" sprechen. sie wollen nicht im spital dahinsiechen, sondern eben in würde sterben. wie stirbt man in würde? ich denke, sich beim tod helfen zu lassen ist auch nicht gerade würdevoll.

jedem ist sowieso vorbestimmt, wann er sterben muss. man sollte sich nicht, in den verlauf der natur einmischen.

lg
katrin
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Meli am 30.12.07, 22:07
Hallo Reserl

Ich bin ganz abweisend zur Sterbehilfe. Natürlich wünsche auch ich mir ein Einschlafen am Abend und kein Aufwachen am Morgen,doch das liegt nicht in Menschen Hand.

Wie du vielleicht weist ist meinen Mann vor fast 5 Jahren Heimgegangen. Ich habe auch oft gedacht hoffentlich ist er bald von seinen Schmerzen erlöst und trotzdem wollte ich ihm gerne noch länger bei mir haben. Es ist nicht leicht dieses mit zu leiden und auszuhalten für einen nahen Angehörigen.

Ich weis aber auch, das er gegen die Sterbehilfe war. Schmerzfreiheit und alle Hilfe für ein würdiges Sterben  JA aber keine Verkürzung des Lebens.

Um den Tod und den Verlust zu verkraften habe ich sehr viel gelesen. Hatte selber ein Nahtoderfahrung bei der Geburt meines 3 Kindes und daher in vielem eine andere Meinung als manch Anderer. Wenn wir unser Leben nicht bis zu Ende leben, haben wir die Aufgaben, die wir uns vor der Geburt vorgenommen haben, bis zum Ende nicht erfüllt und werden diesen Aufgaben noch einmal gegenüber stehen. Wir bekommen unser Leben durch Gott geschenkt und gehen erst wieder Heim zu Gott, wenn er uns beim Namen ruft.

Wenn ich mal Sterbe möchte ich meinen Josef wiedersehen und es ist für mich klar, das dies nicht zutrifft, wenn ich mein Leben selbstbestimmend beende.Auf dieses Wiedersehn hoffe ich und nur so kann ich dem Tod ohne angst entgegen sehen, auch wenn es noch viele Jahre dauert.

Liebe Grüße
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: brit am 31.12.07, 08:11
ich find auch , das ist sehr würdelos, was da in letzter zeit abgelaufen ist bei dignitas. und besonders abstossend find ich noch was das kostet (da wird notlage ausgenutzt?)

vielleicht müsste man wissen, was sind das für personen , mit welchen leiden, die sich dahingehend entscheiden ??? um ein bisschen mehr zu verstehen..
(hab mal ein film aus der niederlande gesehen, wo jemand so in den tod begleitet wurde.. makaber.. schockierend )

besonders schwierig ists für die leute die dann den tod abklären müssen, und einsargen müssen. die müssen da sich um mysteriöse todesfälle kümmern, was sie eigentlich gar nicht wollen, und gar nicht befürworten..das ist schon ne gewaltige belastung..
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: fanni am 31.12.07, 08:34
Ich kann mich an eine Fernsehdiskussion zu diesem Thema erinnern.............(Will, Christiansen, Maybrit I.........weiß nicht mehr), da saßen eben verschiedenste Meinungsführer in der Runde.

Was mir aber ins Gedächtnis eingebrannt ist war eine ältere Ärztin, die eben Palliativmedezin vorangetrieben hat in ihrer Arbeit.

Sie erzählte von vielen verzweifelten Patienten mit sehr großen Schmerzen, die eben nach der Sterbehilfe verlangten und als man ihnen anbot eben mit geeigneten Mitteln ein schmerzfreies Hinübergehen zu ermöglichen, wollten sie alle nicht mehr sofort sterben, sondern den Weg so zu Ende gehen auch über einen langen Zeitraum.
Dies konnten diese Leute, denen diese Behandlung zu gute kam noch selbst entscheiden, da sie noch geistig dazu in de Lage waren.

Schwierig in der Diskussion wurde es dann, wenn andere entscheiden müssen,wollen, sollen, wenn eben die geistigen Fähigkeiten des Betroffenen nicht mehr da sind.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: annama am 31.12.07, 09:00

Die Diskussion um Sterbehilfe ist wieder neu entbrannt.
In den letzten Wochen beschäftigten sich mehrere Fernsehsendungen mit dem Thema und mit der Organisation "Dignitas" aus der Schweiz, die Sterbehilfe aktiv anbietet.

Auch in meinem Umfeld höre ich immer mehr Stimmen, die sich für ein selbstbestimmtes Sterben aussprechen.

Wie geht ihr mit dem Thema um?

Hallo ,

 schaut doch dem Kerl von "Dignitas" mal in die Augen.
Seht ihr nicht wie verbissen und Geldgierig er aussieht .

Der Tod gehört zum Leben ! ! !

Den Tod habe ich 4 mal in meinem Leben hautnah miterlebt und bin sehr froh darüber das ich all meine Lieben mit Gebeten und Lieder in den Tod begleiten durfte.

Der Herrgott hat einem das Leben geschenkt , er ist es auch Der das Leben beendet .

z.Zt. betreue ich mit Hilfe seiner Gattin einen schwer kranken Bauchspeicheldrüsen Krebs-Patienten. Wenn ich sehe wie er sich an dem Strohhalm Leben festhält ....dann Frage ich mich wie so sind wir berechtigt einem Sterbe-Hilfe zu leisten.
Dank der modernen Medizin braucht keiner mehr zu leiden......aber in unserer schnelllebigen Zeit sind viele nicht mehr bereit Opfer zubringen um ihre Angehörigen zu Pflegen.

Mein Gewissen würde das einfach nicht zulassen!

Nachdenkliche Grüsse
annama
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Mirjam am 31.12.07, 10:26
Hallo,

habe ich es falsch verstanden - geht es bei der Sterbehilfe nicht um den Wunsch des (tod)kranken und nicht um die Wünsche der Angehörigen, Anama? Bist du sicher, dass heute "keiner" mehr Leiden muss?

Was ich allerdings dabei verstehen kann/ebenso kritisch sehe: Wenn erlaubt - bei der heutigen Pflegekostendiskussion verbunden mit Scham - in wie weit sich mancher Patient genötigt fühlen würde, um seine Umgebung zu "entlasten" auf einen Freitod zu bestehen?

Nicht umsonst ist die Diskussion um Einsatz oder Unterlassung zu lebenserhaltenden Maßnahmen derart heikel bzgl. Patientenverfügung.

Fernsehbilderzusammenschnitte als "Interpretationsgrundlage für Charakterstudien" traue ich jedenfalls nicht.

viele Grüsse

Mirjam

P.S. ich fand dazu noch folgende Erläuterungen zur Unterscheidung:

Verschiedene Arten von Sterbehilfe
Aktive Sterbehilfe
Die direkte, aktive Tötung eines Menschen wird als aktive Sterbehilfe bezeichnet. Sie ist zum Zweck der schmerzlosen Tötung eines Sterbenden widerrechtlich und strafbar und wird nach dem § 212 StGB (Totschlag) mit einer Freiheitsstrafe von mindestens 5 Jahren bestraft. Das Verlangen nach dem eigenen Tod des Patienten ändert nichts an der Strafbarkeit, jedoch wird die Tat dann nach § 216 StGB (Tod auf Verlangen) bestraft.

Bereits mehrere Male wurde im Bundestag die Abschaffung des § 216 StGB gefordert. Die Forderung wurde auf die Frage gestützt, warum es nicht möglich sein sollte dem Ernsthaften, bei vollem Bewußtsein geleisteten Todeswunsch zu entsprechen, da ja z.B. auch Selbstmord straffrei sei. Aus praktischen Erwägungen wurde der Paragraph jedoch beibehalten, denn ansonsten hätte jeder wegen Totschlags angeklagte behaupten können, das Opfer hätte den Todeswunsch und müsste somit nach dem Grundsatz "im Zweifel für den Angeklagten" freigesprochen werden.

Indirekte Sterbehilfe
Mit indirekter Sterbehilfe bezeichnet die Tolerierung eines verfrühten Todes aufgrund einer medizinischen schmerzlindernden Behandlung im Einverständnis mit dem Betroffenen. Diese indirekte Sterbehilfe - auch als echte Sterbehilfe bezeichnet - ist nicht strafbar, da die Lebensverkürzung als unbeabsichtigte Nebenfolge einer anderen notwendigen Behandlung auftritt. Denn die Ermöglichung eines Todes in Würde und Schmerzfreiheit gemäß dem erklärten oder mutmaßlichen Patientenwillen ist ein höherwertiges Rechtsgut als die Aussicht, unter schwersten Schmerzen noch kurze Zeit länger leben zu müssen.

Passive Sterbehilfe
Als Passive Sterbehilfe wird der Verzicht auf lebenverlängernde Maßnahmen bezeichnet. Passive Sterbehilfe durch Sterbenlassen ist nur zulässig, wenn die ärztliche Behandlung das Recht eines Menschen auf menschenwürdiges Sterben verletzen würde. Man unterscheidet zwischen passiver Sterbehilfe im engeren Sinn (Sterbevorgang hat bereits eingesetzt) und im weiteren Sinn (keine unmittelbare Todesnähe). Während die Sterbehilfe im engeren Sinn ("Hilfe beim Sterben") straffrei ist, ist die Sterbehilfe im weiteren Sinn ("Hilfe zum Sterben") strafbar. Wird passive Sterbehilfe ohne eine Willenserklärung des Patienten vollzogen, können sich die Garanten nach § 212 StGB (Totschlag) strafbar machen. Garanten sind nächste Familienangehörige wie Ehegatten, Verwandte in gerader Linie und Geschwister. Sie sind verpflichtet sich gegenseitig Beistand und Hilfe bei Gefahren für Leid und Leben zu leisten. Zusätzlich kann es zu einer freiwilligen Übernahme von Schutz und Beistandspflichten kommen, wie etwa der Arzt durch seine ärztliche Behandlung. Dritte (Nichtgaranten) können sich nach diesem Paragraph nur strafbar machen, indem sie aktive Sterbehilfe leisten.

Ist der Wille des Patienten nicht zweifelsfrei zu erkennen, daß die Behandlung abgebrochen werden sollte, muß eine Motivforschung stattfinden. Mit Motivforschung wird die Erforschung des mutmaßlichen Willens des Kranken bezeichnet.

Beihilfe zum Selbstmord
Beihilfe zum Selbstmord bedeutet, einem Menschen einen Selbstmord zu ermöglichen, diesem jedoch muss den letzten Schritt überlassen. Beihilfe zum Selbstmord ist für Nichtgaranten nicht strafbar, jedoch muss dem Betroffenen nach Verlust des Bewusstseins nach §323c (Verpflichtung zur Hilfeleistung) geholfen werden. Eine Unterlassung der Hilfeleistung kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr geahndet werden.

Quelle: http://www.uwenowak.de/arbeiten/sterbehilfe.xhtml
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: maggie am 31.12.07, 11:03
annama ich verstehe dich vollkommen - dignitas ist auch in der schweiz mehr als umstritten -
daneben gibt es noch exit - da muss man mitglied sein und nicht erst seit einigen tagen und dann kostet die sterbehilfe nichts mehr extra, wie bei dignitas, die es sich gut bezahlen lassen -

scheinbar ist das eine "hilfe" die gewünscht wird - denn alle nachbarn wo diese sterbehilfe angeboten wurde haben sich gewehrt - wegen zu öfterem wegführen von särgen -

im moment sind sie in der nähe von zürich in einem industriequartier, da hatte sich nur das "grösste puff" der schweiz gewehrt und bekamen zuerst recht - doch nach einem gerichtsentscheid kann er dort bleiben...

daneben seien die begleiter sehr schlecht vorbereitet auf ihre "arbeit" und bräuchten anschliessend z.t. selbst hilfe -
anderseits - wenn die personen so krank sind und noch längere zeit in ärztlicher behandlung sind, kostet auch das -
keine angst - ich helfe dem "guten" mann nicht, mir ist er auch nicht sympatisch ...

es geht einfach darum - dass die betroffenen abgeschoben werden - in den nachbarländern ist es verboten oder der weg dazu ist zu schwierig, dann begreiffe ich leute die einfach nicht mehr wollen, dass sie sich dort die hilfe suchen wo sie sie bekommen...
auch da - trifft leider zu - angebot und nachfrage bestimmt den markt.... - makaber, aber leider ist es so !

Bereits mehrere Male wurde im Bundestag die Abschaffung des § 216 StGB gefordert. Die Forderung wurde auf die Frage gestützt, warum es nicht möglich sein sollte dem Ernsthaften, bei vollem Bewußtsein geleisteten Todeswunsch zu entsprechen, da ja z.B. auch Selbstmord straffrei sei. Aus praktischen Erwägungen wurde der Paragraph jedoch beibehalten, denn ansonsten hätte jeder wegen Totschlags angeklagte behaupten können, das Opfer hätte den Todeswunsch und müsste somit nach dem Grundsatz "im Zweifel für den Angeklagten" freigesprochen werden.

@mirjam - ist das nicht nur eine ausrede - ich glaube nicht, dass in der schweiz aus diesem grund schon mal jemand freigesprochen wurde....!!
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: mary am 31.12.07, 12:46
Hallo annama,
das sogen. würdige Sterben- in den Zeitungen und Medien dargestellt-
naja, irgendwo einsam mit dieser Todespille????
Der Mann meiner besten Freudin ist Hospitzhelfer und er hat uns schon mal einen Vortrag über "würdiges Sterben" gehalten.
Ich sehe eine Entwicklung kommen, die Pflege und Betreuung von Schwerkranken kostet Geld und da wäre es doch so einfach-
auch an die Pflegebedürftigen zu appellieren, dass sie doch würdig sterben sollten.
herzl. Grüsse
maria
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Lotta am 31.12.07, 13:43
Hallo!
Ich habe auch einen Bericht über Dignitas gesehen- die kommen mir nicht echt vor.
Aber wenn Gott das Leben gibt und auch beenden soll, dann sehe ich das Problem darin, das die Ärzte häufig das Herz künstlich am Leben erhalten. Die Leute KÖNNEN nicht sterben. Das finde ich absurd. Es darf nicht als Unterlassung gelten, wenn man Medikamente absetzt. Denn Leben ist das keines mehr. Dann fuscht man Gott ja auch ins Handwerk.
Ich kann jeden verstehen, der sich bei einer endgültigen Diagnose vor Ärzten und Krankenhäusern zurückzieht um zu Hause sterben zu können. Mit einem guten Schmerztherapeuten ist auch der schmerzhafte Tod erträglich zu gestalten. Ich würde das auch so wollen- auf keinen Fall in irgendeinem Krankenhaus vor mich hinsiechen....... :'(
Und wenn man das alles nicht mehr aushält und nicht mehr will....sollte trotzdem der Wille des Patienten entscheidend sein!
Gruss
Lotta
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: kueken am 01.01.08, 11:24
Ich seh es regelmßig bei der Arbeit, wie uneinsichtig aber im entscheidenden Moment auch die Angehörigen sind. Versteht mich da jetzt nicht falsch, als Beispiel meine Großeltern.
Auf grund meiner Arbeit reden wir viel über unsere Zukunft, wie alles mal wird oder was eben passieren kann/wird. Meine Großeltern (wohnen mit meinen Eltern & Schwester auf dem Hof) sind 85 und 80 Jahre alt, also ein alter in dem man mit allem rechnen muss. Und auch wo man mal als Angehörige drüber nachdenken sollte wie es eben weiter geht, sollte mal was passiere.

Letztes Jahr waren wir auf dem Hof zu besuch. Mein Opa hat die ganze Nacht gebrochen, Kopfschmerzen, ausfallserscheinungen. Meine Oma war die ganze Nacht mit wach! Anstatt meine Eltern 10m weiter zu wecken (auf dem selben Stockwerk) zogen sie ihr ding alleine durch (naja, ältere Leute eben :) ) mit dem effekt das meine Oma bis früh um sieben vorm schlafzimmer meiner Eltern warteten, bis jemand aufstand. Meine Mutter wollte dann den Rettungsdienst rufen und mich aufwecken, mit dem Effekt, das meine Oma völlig ausgerastet ist, weil ja der Rettungsdienst nur bei schlimmen Sachen kommt (was denkt die was ich den ganzen Tag arbeite? Schlimm, das menschen denken als notfallmedizinisches Personal ist man den ganzen Tag nur mit Opfern spekatkulärer Unfälle in berührung) Ich hab gar nicht gefragt und einfach angerufen, so nur was jetzt machen? der Mann ist 85? Schlaganfall!
Meine Oma meinte der Hausarzt reicht, und mein Papa auch... SPITZE!
nach KH und Reha ist er jetzt wieder fit, aber ohne professionelle Hilfe wäre er ein Pflegefall. Die andere Seite der Medallie:

Ein realer Einsatz vor Kurzem:
Patient weiblich, 97 Jahre, Pflegefall vom Feinsten, seit Jahren im Pflegeheim, erleidet nach dem frühstück einen herzstillstand, der Rettungsdienst wird alarmiert, der Sohn der Dame bereits im Seniorenzentrum, verlangt auf biegen und brechen eine Reanimation, obwohl jeder in dem Moment vernünftig denkende das Ablehnen würde und die Frau einfach in Ruhe sterben lassen würde.

Versteht ihr was ich mein, wenn einem auf Grund einer Krankheit bereits beuwsst ist, das man stirbt, kann man das ja einigermaßen selbst steuern, wie bereits von Lotta geschreiben, nur was machen die Personen die ihren Angehörigen in dem Moment "völlig ausgeliefert sind"?
Versteht das nun nur bitte nicht falsch.

lg küken
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: annama am 01.01.08, 12:06
Hallo!
Ich habe auch einen Bericht über Dignitas gesehen- die kommen mir nicht echt vor.
Aber wenn Gott das Leben gibt und auch beenden soll, dann sehe ich das Problem darin, das die Ärzte häufig das Herz künstlich am Leben erhalten. Die Leute KÖNNEN nicht sterben. Das finde ich absurd. Es darf nicht als Unterlassung gelten, wenn man Medikamente absetzt. Denn Leben ist das keines mehr. Dann fuscht man Gott ja auch ins Handwerk.
Ich kann jeden verstehen, der sich bei einer endgültigen Diagnose vor Ärzten und Krankenhäusern zurückzieht um zu Hause sterben zu können. Mit einem guten Schmerztherapeuten ist auch der schmerzhafte Tod erträglich zu gestalten. Ich würde das auch so wollen- auf keinen Fall in irgendeinem Krankenhaus vor mich hinsiechen....... :'(
Und wenn man das alles nicht mehr aushält und nicht mehr will....sollte trotzdem der Wille des Patienten entscheidend sein!
Gruss
Lotta

Hallo Lotta ,

gut geschrieben !

z.Beispiel meine Mutter damals 86 Jahre wegen Blutarmut im Krankenhaus . 1 Woche lang wurde sie jeden Tag untersucht ...nichts wurde gefunden und am letzten Tag wollten sie ihr noch das Brustbein punktieren ....da sagte sie zum Arzt : Jetzt ist Schluss Herr Doktor , ich bin doch hier kein Versuchkaninchen , ich möchte nach Hause und dort in WÜRDE sterben.
Wir haben sie nach Hause geholt und sie lebte noch 3 Jahre im Kreise ihrer Kinder und Enkel als sie mit 89 Jahren mit einem Lächeln friedlich eingeschlafen ist.

Meine Meinung bei aller Liebe zum Alter :" Hier könnte einiges im Gesundheitssystem gespart werden wenn dem künstlichen verlängerten Leben ein schnelles Ende gemacht wird."

Für den Leidenden und die Angehörigen ein Segen.

Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh mit mancherlei Beschwerden
der ewigen Heimat zu .

annama
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: manurtb am 01.01.08, 18:46
Auf der anderen Seite muss man noch beachten, dass vielen Älteren (gerade gesetzlich Versicherten) aufgrund ihres Alters einfache Hilfe nicht gegeben wird. Weil der ja ohnehin schon alt ist.
Ich denke, man muss hier wahnsinnig vorsichtig sein in alle Richtungen. Es gibt einfach kein richtig oder falsch, das ist alles Ermessenssache...
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Hopfi am 01.01.08, 21:36

 
ich habe da eine Frage.
Welches Krankenhaus fährt ein Rettungsdienst als erstes an.
Das wo am nächsten liegt ? oder
ist das Ermessenssache des Rettungsdienstes bzw. Notarztes.
Darf man bei der Auswahl des Krankenhauses auch mitbestimmen ?


Gruß Hopfi
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Cendrillon am 01.01.08, 21:57
hallo hopfi,

ich denke im notfall wird einfach das nächste krankenhaus angefahren. dem patienten ist es in dem moment sowieso "egal" in welches spital er kommt, hauptsache er kommt schnell an.

lg
katrin
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: kueken am 02.01.08, 10:51
Da kann ich weiter helfen, prinzipiell gilt immer das nächste Krankenhaus. natürlich nur eins das auch weiterhelfen kann.
Was bringts jemanden der sich ne Hand abgesägt hat nicht in ne Handchirurgie zu bringen.
Aber als eigentlich einzige große Ausnahmen gelten natürlich Polytraumatisierte patienten, die in ein haus der Maximalversorgung müssen (evt. mit dem Helikopter) Apoplexien, die in eine Stroke Unit sollten/müssten und auch Herpatienten, die in ein Haus mit Herzkathedermöglichkeiten müssen.

Klar hat man auch die Wahl, ABER ganz ehrlich, wegen einer fraktur fährt kein RD 100km wenn 3km weiter ein Haus ist. Aber grad bei so sachen wir Knie oder Schulter schaut man (also wir zumindest) das wir in ein gutes KH fahren, wenn gewünscht. Gut heißt nicht das andere schlechter sind, aber hier in der gegend gibts nen Kniespezialisten und da fahren wir dann schon mal 30km :)

lg küken

PS: Der Zeitfaktor muss aber immer im AUge behalten werden, oder dann eben auf schnellere Transportmöglichkeiten umgestiegen werden muss, also entweder RTH oder eben ITH.

lg
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Beate Mahr am 28.04.08, 14:27
Hallo

heute Abend läuft im ZDF um 20.15 Uhr ein Film zum Thema

Zeit zu leben (http://fernsehfilm.zdf.de/ZDFde/inhalt/17/0,1872,7186577,00.html)

Ein Familiendrama mit Thrillerelementen

Was tut man, wenn die eigenen Eltern beschlossen haben,
in wenigen Wochen gemeinsam ihrem Leben ein Ende zu setzen?
Annabelle reagiert fassungslos, als sie nach langen Jahren im Ausland
ihre Eltern Lena und Rolf in Deutschland besucht
und beim Mittagessen im Kreise der Familie von deren Entscheidung hört.



Liebe Grüße
Beate
Titel: Hans Küng sieht den Tod nahen ......
Beitrag von: Vronerl am 07.10.13, 19:42
Hallo ihr Lieben,

Vor einigen Tagen las ich in unserer Zeitung, dass Hans Küng kein weiteres Buch mehr schreiben wird und auch nicht kann, weil er merkt, wie seine Lebenskraft schwindet.
Er hat letztes Jahr die Diagnose Parkinson erhalten und leidet außerdem an einer Makula-Degeneration(verhängnisvolle Augenkrankheit), wegen der er schon bald seine Sehkraft verlieren werde.
Man vermutet, dass er sich mit der Sterbehilfe befasst, denn er sagt, "dass er nicht im Schatten seiner selbst WEITEREXISTIEREN will."
Er denkt nach, notfalls mit Hilfe einer Schweizer Sterbehilfeorganisation aus dem Leben zu scheiden.

Es wäre ein letzter Affront gegen die Kirche, die jegliche Form der Sterbehilfe strikt ablehnt.
Sein Grab auf dem Tübinger Stadtfriedhof, unweit der letzten Ruhestätte von Walter Jens, hat Küng längst ausgesucht.

Da staunt der Laie, ...... sowas hätte ich ihm nicht zugetraut.

Grüße von Vronerl
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Luetten am 07.10.13, 19:51
Vronerl, bist du kath. ? Bei unserer Kirche (ev.) wird Sterbehilfe nicht generell abgelehnt.
LG Lütten
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Suri am 27.01.17, 14:49
Hallo,

hatte heute vormittag das Radio laufen.
Da ja Palliativmedizin auch eine Form von Sterbehilfe ist, passt der folgende link von der heutigen SWR1 Leute-Sendung ganz gut in diese Box:

http://www.swr.de/swr1/bw/programm/leute/gottschling-prof/-/id=1895042/did=18681126/nid=1895042/ynoqnn/index.html

Die meisten Menschen wollen zu Hause sterben, doch die meisten sterben in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Und viele von ihnen unter nicht schönen Bedingungen. Sie haben starke Schmerzen und sie haben große Angst. Prof. Sven Gottschling leitet das Zentrum für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie des Uniklinikums des Saarlandes. Seine wichtigste Aufgabe sieht er darin, Sterbenden die Ängste und die Schmerzen zu nehmen. Darüber hat er ein Buch geschrieben mit dem Titel: "Leben bis zuletzt".

LG Susi
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: annelie am 27.01.17, 15:12
Auch eine sehr gute und eindringliche Sendung zu dem Thema, lief diese Woche im TV.

https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-ich-sterbe-wie-ich-will-100.html

Ich sterbe wie ich will

37 Grad trifft drei kranke Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben. Wie sie sterben möchten, darüber hat jeder seine eigene Vorstellung. Selbstbestimmt und in Würde, das ist für alle wichtig.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Mathilde am 23.11.20, 23:35
Hallo,

Gott

https://www.ardmediathek.de/ard/video/gott-von-ferdinand-von-schirach/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2dvdHQtdm9uLWZlcmRpbmFuZC12b24tc2NoaXJhY2gvODhhYmI2NjMtYmNiZS00MWMzLWIzODYtMTQ5YzUzNzRlNzgw/


Wer von Euch hat den Film ebenfalls gesehen?
Ich fand er hat das Thema sehr gut herausgearbeitet und es hat mich wieder einmal ratlos zurückgelassen.
Das Abstimmungsergebnis in hart aber fair hat mich nahezu entsetzt.
Dieser sprunghafte Anstieg in den Niederlanden ebenso. Ein Land hat das ja jetzt auch für Kinder freigegeben.

LG Mathilde
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: gina67 am 24.11.20, 12:01
Hallo
ich habe den Film nicht gesehen, habe mich aber schon mit dem Thema beschäftigt.
Ein Klassenkamerad von mir ist elendig an Krebs gestorben, den habe ich einige Wochen vor seinem Tod getroffen. Der sagte mir, dass Tiere eingeschläfert würden wenn die unheilbar krank seien und Menschen müssten das Krepieren bis zum Schluss aushalten.
Da gab es unser Hospiz noch nicht, da können Schwerkranke würdevoll und schmerzfrei sterben.
Es ist wirklich ein sehr schwieriges Thema und ich bin auch ratlos wie man sich verhalten sollte. Sterbehilfe sollte, wenn überhaupt, nur den Schwerstkranken vorbehalten sein.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Karpfenkanone am 24.11.20, 12:22
Hi,

Ich habe weder den Film noch Plasberg geschaut.
Die Beschreibung des Films habe ich mir vorhin durchgelesen und
den Titel der Sendung hart aber fair.
Für mich sind schon Filmtitel wie auch der Sendungstitel von hart aber fair sehr befremdlich.

Das Abstimmungsergebnis finde ich auch erschreckend, schließlich wollen fast 30% der Abstimmenden
dem Menschen eine Art Lebenspflicht aufzwingen, oder ihn womöglich dazu treiben,
völlig fremde Menschen in Versuche der Selbsttötung zu verwickeln.(Sprung von der AB-Brücke, Bahn,
was man sich halt so vorstellen kann)
Leiden sind individuell zu betrachten. Wenn ein Mensch aufgrund des Todes eines anderen Menschen keinerlei
Lebensqualität für sich mehr hat und das Leben dadurch nur noch aus Leiden und Qualen besteht, wer ist man
dann, demjenigen einen angenehmen Tod zu verwehren?
Anderen Menschen den freien und selbstbestimmten Tod zu verwehren halte ich dann
tatsächlich für inhuman.

Ohne Probleme ist aber auch das alles nicht. Es gibt genug Menschen, die andere Menschen wie auch immer manipulieren und
ausbeuten wollen.
Desswegen hat der Gesetzgeber und gerne auch andere Institutionen sicherzustellen, dass der Wunsch das eigene Leben beenden
zu wollen, auch tatsächlich eine selbstbestimmte und freie Entscheidung ist.


Oder um die Begründung des BVerG anzuführen:

Artikel 2.1* in Verbindung mit Artikel 1.1** des Grundgesetztes gewährleisten das Recht selbstbestimmt die Entscheidung zu treffen
sein Leben eigenhändig, bewusst und gewollt zu beenden und bei der Umsetzung der Selbsttötung auf die Hilfe Dritter zurück zu greifen.






* Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen
die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

**Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: annelie am 24.11.20, 12:36
Ich habe den Film "Gott" angeschaut und er war sehr interessant und hervorragend gemacht.  Der Film regt zum Nachdenken an. Für solch schwierige Themen gibts für mich keine einfachen Antworten.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: LunaR am 24.11.20, 14:42
Ein Thema, das mich schon oft beschäftigt hat und schwierig zu lösen. Die Beste bei uns mögliche Variante ist m. M. ein Hospiz und ich wünsche vielen Schwerkranken ihre letzte Zeit an so einem Ort verbringen zu können. In einem Fernsehbericht (schonn länger her) sagte einer der dort Wohnenden, schwerstkrank und totgeweiht, aber er bekam an Schmerzmitteln was er brauchte, "hier habe ich erst an zu leben gefangen". Das hat mich sehr berührt. Ich empfinde deren Konzept als sehr respektvoll den Kranken gegenüber.

Wie man zur Sterbehilfe an sich steht hängt neben so manchen andderen Dingen auch damit zusammen, was man selbst erlebt hat. In meinem Umfeld sind schon viele an Krebs verstorben. Auch meine Eltern. Meine Mutter hat bei ihrem letzten KH-Aufenthalt, etwa eine Woche vor ihrem Tod, keine Schmerzmittel bekommen, obwohl sie dem Arzt von ihren Schmerzen berichtet hat. Darum sehe ich es auch so

Zitat
Ein Klassenkamerad von mir ist elendig an Krebs gestorben, den habe ich einige Wochen vor seinem Tod getroffen. Der sagte mir, dass Tiere eingeschläfert würden wenn die unheilbar krank seien und Menschen müssten das Krepieren bis zum Schluss aushalten.

Den Gnadentod gibt es nur für Tiiere und die meisten Menschen empfinden auch Mitleid mit einem Tier, was sich sehr quält. Auch für einen Menschen kann das Ende qualvoll und land sein. Zum Glück setzen sich Schmerzmittel in den Krankenhäusern verstärkt durch, aber immer wieder höre ich von furchtbarem Sterben, das für die Angehörigen zu einem Trauma wird. Ich finde, es sollte alles dafür getan werden, dem Menschen bei seinem Ende die Schmerzen und die Angst zu nehmen (für beides gibt es Medikamente) was möglich ist. Und wer sein Leben absolut nicht mehr aushalten kann, sollte einschlafen dürfen und zwar in Ruhe in seinem Bett und wenn er will mit seinem Liebsten und nicht gezsungen werden sein Leben auf schreckliche Weise beenden zu müssen und evtl. noch andere mit einzubeziehen.

Bei meinem letzten Krankenhausaufenthalt hatte ich ein gutes Gespräch darüber mit einer über 80jährigen, sehr gläubigen Katholikin. Ihre Cousine war in Amerika diesen Weg gegangen. Hatte vielen noch einen ausführlichen Brief geschrieben und sich verabschiedet und war an ihrem letzten Tag nicht allein gewesen. Ihr hätte nur noch eine kurze Lebenszeit mit viel Elend bevor gestanden. Meine Mitpatientin war natürlich anfangs erschrocken, aber sie konnte ihre Cousine durch den Brief auch verstehen und hat für sich auch einen Weg gefunden, das mit ihrem Glauben vereinbaren zu können.

Ich frage mich oft, was hat man getan, als es noch nicht die vielen Möglichkeiten gab, das Leben zu erhalten, egal in welchem Zustand? Uns fällt es heute oft schwer, den Tod zuzulassen.

Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Steinbock am 24.11.20, 14:57
Luna, ich verstehen Deinen letzten Satz nicht.

Früher ist sicher in den meisten Fällen schneller gestorben worden, es gab
kaum medizinische, noch pflegerische Maßnahmen, um zu heilen oder zu lindern.
(Für die Adligen und Reichen gab's da sicher mehr Möglichkeiten)

Ich vermute mal (kann das nicht beweisen), dass es Sterbehilfe (Gnadentod) schon
immer auch gegeben hat. Über sowas spricht man nicht, wie über Abtreibung usw.
Sind sehr heikle/sensible Themen, von der Kirche ist eine klare Meinung vorgegeben.
Außerdem ist alles auch rechtlich eine Grauzone.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: LunaR am 24.11.20, 15:14
Ich meine damit, dass man vor den heutigen Möglichkeiten den Tod zulassen musste. Es gab keine Wahl. Da wurde mehr darüber nachgedacht, wie man dem Sterbenden das Ende erleichtern konnte. Gerade bei Medizinern  ist es heute oft ein Problem, einen Menschen sterben zu lassen, seinen Tod zuzulassen.

Der Mann meiner Freundin hatte eine Patientenverfügung und es war an seinem Ende so, als ob in jedem seiner Krankenhäuser vermieden werden sollte, dass er dort in der Sterbestatistik auftaucht. Er war Herzpatient und wäre bei einem Weiterleben Schwerstpflegefall gewesen. Er wurde noch in ein anderes Krankenhaus gebraucht, von dort in die Reha (schon fast sterbend), musste auf dem Weg dorthin mehrmals reanimiert werden, von der Reha wieder zurück.

Ich möchte damit auch sagen, wenn der Mensch an seinem Ende ruhig einschlafen darf und er dabei die medizinische Hilfe in Form von Schmerzmitteln, angstdämpfenden Medikamten und Schlafmitteln bekommt, wir als Gesellschaft und die Mediziner wieder lernen, das Ende des Lebens anzunehmen, wird in vielen Fällen das Thema Sterbehilfe nicht mehr anstehen. Auch die Angst vieler Menschen vor dem Sterben kann gemildert werden. Die Angst vor dem Tod ist oft die Angst vor dem Leiden davor.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Karpfenkanone am 24.11.20, 15:33
Die Angst vor dem Tod ist oft die Angst vor dem Leiden davor.
Natürlich.
Aber sowas haben nicht andere zu bestimmen, sondern der Mensch den es betrifft.
Wenn jetzt ein anfang 20 Jähriger, pyhsisch gesunder Mensch mit Depressionen, dissoziativen Störungen und Borderline-Syndrom
austherapiert ist und dann äußert "Ich würde gerne leben, aber ich kann dieses Leid und diese Qualen nicht mehr ertragen".
Soll man diesem Mensch dann sagen: "Tja, Pech gehabt, wir verbieten dir das selbstbestimmte Sterben.Wir verbieten dir, über dein eigenes Leben
zu bestimmen.".



Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Mathilde am 24.11.20, 16:03
Die Angst vor dem Tod ist oft die Angst vor dem Leiden davor.
Natürlich.
Aber sowas haben nicht andere zu bestimmen, sondern der Mensch den es betrifft.
Wenn jetzt ein anfang 20 Jähriger, pyhsisch gesunder Mensch mit Depressionen, dissoziativen Störungen und Borderline-Syndrom
austherapiert ist und dann äußert "Ich würde gerne leben, aber ich kann dieses Leid und diese Qualen nicht mehr ertragen".
Soll man diesem Mensch dann sagen: "Tja, Pech gehabt, wir verbieten dir das selbstbestimmte Sterben.Wir verbieten dir, über dein eigenes Leben
zu bestimmen.".

Und wo liegt dann der Anspruch an Andere es ihm zu ermöglichen oder es womöglich noch aktiv zu tun?
Im übrigen machen das solche Menschen sowieso.

Nein sowas ist für mich nicht das Maß der Dinge.

LG Mathilde
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Rohana am 24.11.20, 17:33
Uns fällt es heute oft schwer, den Tod zuzulassen.
Das ist ein bemerkenswerter Satz. Ich finde, er trifft des Pudels Kern. Der Tod gehört zum Leben dazu. Warum also ist es anscheinend nicht möglich, jemanden der selbstbestimmt leben "darf", auch über seinen Tod bestimmen zu lassen, soweit das denn eben geht...
Ich weiss, das beisst sich mit "du sollst nicht töten" und auch mit meiner Auffassung, dass das Leben ein Geschenk ist, das man nicht zurückweisen darf/soll. Ich kann aber anderen eine andere Meinung zugestehen.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: frankenpower41 am 24.11.20, 17:43
Ich meine damit, dass man vor den heutigen Möglichkeiten den Tod zulassen musste. Es gab keine Wahl. Da wurde mehr darüber nachgedacht, wie man dem Sterbenden das Ende erleichtern konnte. Gerade bei Medizinern  ist es heute oft ein Problem, einen Menschen sterben zu lassen, seinen Tod zuzulassen.

Der Mann meiner Freundin hatte eine Patientenverfügung und es war an seinem Ende so, als ob in jedem seiner Krankenhäuser vermieden werden sollte, dass er dort in der Sterbestatistik auftaucht. Er war Herzpatient und wäre bei einem Weiterleben Schwerstpflegefall gewesen. Er wurde noch in ein anderes Krankenhaus gebraucht, von dort in die Reha (schon fast sterbend), musste auf dem Weg dorthin mehrmals reanimiert werden, von der Reha wieder zurück.

Ich möchte damit auch sagen, wenn der Mensch an seinem Ende ruhig einschlafen darf und er dabei die medizinische Hilfe in Form von Schmerzmitteln, angstdämpfenden Medikamten und Schlafmitteln bekommt, wir als Gesellschaft und die Mediziner wieder lernen, das Ende des Lebens anzunehmen, wird in vielen Fällen das Thema Sterbehilfe nicht mehr anstehen. Auch die Angst vieler Menschen vor dem Sterben kann gemildert werden. Die Angst vor dem Tod ist oft die Angst vor dem Leiden davor.


DAs kann ich nur unterschreiben.
Für mich war mein Vater tot als ich dazugerufen wurde, auch wenn sein Leben, nach längerem Leiden, noch am seidenen Faden hing.
Da Sonntag war und Hausarzt nicht erreichbar kam Rettungswagen mit Damdam angerast, vorher saßen wir ja schon eine halbe Stunde bei ihm bevor wir anriefen.
Eigentlich sollte nur sein Tod festgestellt werden.
Und was war das 1. Wort des Rettungssanitäters  "Sie wissen schon dass wir jetzt das volle Programm mit Wiederbelebung usw. fahren müssen"
Ich denke das ist auch das was Du meinst.  Sterben zulassen.  Zum Glück war Patientenverfügung greifbar.
Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: Ingrid2 am 24.11.20, 17:52
Und trotzdem habe ich bei diesem Thema Bauchschmerzen wenn es um das selbstbestimmte Sterben geht. Viele schwerkranke Menschen wissen ja, dass sie für Ihre Angehörigen eine Last sind (oder zumindest denken sie so) und dass es dann ja besser wäre sie würden gleich sterben. Viele Menschen wollen für ihre Umgebung keine Last sein. Wer soll da entscheiden? Wollen die Schwerkranken das wirklich? Die Entscheidung zu sterben ist ja unumkehrbar.

Titel: Re: Sterbehilfe ja/nein und in welcher Form ???
Beitrag von: LunaR am 24.11.20, 18:43
Zitat
Zum Glück war Patientenverfügung greifbar.

... und zum Glück wurde die berücksichtigt. Mir fallen gleich drei Fälle in meinem Umkreis ein, da wurde in solchen Fällen gesagt, dass ist jetzt ein Notfall und dann gilt die Patientenverfügung nicht.  :o

Ja, das ist ein schweres, sehr schweren Thema. Natürlich sollte es selbstbestimmt sein, aber schon da werden Grenzen aufgezeigt, wenn es eine gesetztliche Regelung gibt. Auch ein Gesetz bestimmt über jemand anderen. Das heißt jetzt nicht, dass ich gegen eine solche Reglung bin. Ich will nur sagen, wie schwierig es ist. Ebenso im Falle des jungen Menschen mit psychischer Erkrankung, der aber nach dem Gesetzt erwachsen ist. Oder bei jemanden der eindeutig für Sterbehilfe war und sich dann an seinem Ende aber nicht mehr zu seinem eigenen Wünschen äußern kann. Ebenso die vielen Fälle, wo sich in einem alles dagegen streubt, das zuzulassen.

Ich möchte noch mal betonen, ich habe sehr großen Respekt vor dem Leben und den Menschen, in jeder Phase seines Daseins. Was ich mir Wünsche, ist Gnade mit den leidenden und angsterfüllten Menschen zu haben. In den Hospizen geht es so, wie ich mir das vorstelle. Leider haben nur wenige Menschen die Möglichkeit, dort die letzte Zeit ihres Lebens verbringen zu können. Darum hoffe ich sehr, dass sich diese Haltung auch in den Krankenhäusern durchsetzt. Alles medizinisch Mögliche zu tun, Leiden zu mindern am Ende des Lebens. Sterbehilfe als Hilfe beim letzten Weg.

Die religiöse Seite muss jeder mit sich selbst ausmachen. Da kann niemand einem anderen etwas vorschreiben. Ich denke immer an den Satz einer Großtante von mir, den sie zu mir in einem anderen Zusammenhang sagte, als ich noch jugendlich war: Manchmal ist Gott gnädiger als die Menschen.