Autor Thema: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.  (Gelesen 59576 mal)

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Offline Juett

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #15 am: 11.08.06, 08:37 »

Und zum dritten werden leider auch Schlachttiere an den Schlachthöfen vor Ort "vorbeigefahren" - die Irrwege des Lebendviehhandels; ich weiß von Hausmastschweinen die aufgrund der Schließung des Schlachthofes Ansbach  - an Crailsheim dem nähesten vorbei - irgendwo in Westfalen geschlachtet wurden... >:(

Mirjam



Hallo zusammen,
Das haben wir auch schon mal erlebt... Wir haben eines unserer (BIO-)Rinder einem BIO-Fleisch-Erzeuger mitgegeben - blauäugig - aber irgendwie auf den "Bio-Gedanken" vertrauend. Das Tier wurde vom Allgäu nach Würzburg gekarrt (wir haben hier im Allgäu 2 lokale Schlachthöfe einen in 10 km, den anderen in 30 km Entfernung), das sind schon mit dem Auto rund zweieinhalb Stunden Fahrt, wenn es gut läuft. Und die Krönung: Die Woche später ruft ein Ex-Feriengast aus der Nähe von Frankfurt an, er habe in seinem Supermarkt, Fleisch mit unserer Adresse als Herkunftsangabe gekauft.  Sehr ökologisch, dynamisch -wirklich. Vor allem letzteres... Das war die einmal und nie wieder Erfahrung, zumal wir auf die Geldauszahlung auch noch 10 Wochen gewartet haben... >:(

Gruss
Jutta

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #16 am: 11.08.06, 18:40 »
Hallo Jutta,

Deine obigen Schilderungen sind einer von vielen Gründen, warum wir nicht mehr bei BIOLAND sind. Auch von hier (Landkreis Rosenheim) werden Bio-Rinder zum Schlachten nach Würzburg gefahren. Leider haben die Bioverbände viele ihrer schönen Grundsätze aus der Anfangszeit zu Gunsten der großen, zahlungskräftigen Mitglieder vergessen.

Abgesehen davon haben wir überhaupt nur einmal ein Tier lebend weggeschickt. Es war unser erster selbst aufgezogener Stier. Zahm wie er war ist er fast freiwillig in den Anhänger gegangen. Dort stand er dann mit großen Augen und hat am ganzen Körper gezittert. Danach haben wir beschlossen, nie mehr ein Tier lebend zum Schlachten zu bringen und konnten dies bisher auch so durchziehen.

Grüße, Conny
« Letzte Änderung: 11.08.06, 18:42 von Stanzerl »

Offline Jochen

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #17 am: 11.08.06, 19:52 »
Kann ganz Deutschland mit solchem Fleisch versorgt werden? Kann man analoge Methoden auch auf die zwangsläufigen Nachkommen der Milchkuhhaltung anwenden?
Wenn "NEIN", dann kann man Maier und Helmuth zwar als Beispiele erwähnen, aber dies völlig neutral und ohne den versteckten Vorwurf an die Masse der Rindfleischerzeuger, die garkeine Chance haben, so zu produzieren wie es die Propagandisten als "gut" darstellen.
Und schon ist man wieder bei den "Bösen".....

denn der unbedarfte Leser stellt sich vor, dass dies ÜBERALL so möglich sein müßte.

Offline mary

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #18 am: 12.08.06, 07:43 »
Hallo Jochen,
kann ganz Deutschland einen Maybach fahren- sicher nein- und doch werden sie hergestellt und wer sich so einen leisten kann und will, der hat halt dann einen.
Warum soll es bei den Lebensmitteln nicht auch eine sehr hohe Qualität geben- und diese Art des Fleisches ist hochwertig, dass muss ich als ganz normale Fleckviehhaltende Milchbäuerin neidlos feststellen.
Was an qualitativer Verbesserung von Rindfleisch machbar wäre, das haben wir in den letzten Jahren versucht herauszufinden.
Und ich kann dir sagen, es ist eine ganze Menge,
habe auch öfters versucht, bei Genossenschaftsversammlungen Bauern dafür zu begeistern, was mit den in unseren Händen liegenden Möglichkeiten und einer guten Reifung mit Rindfleisch möglich wäre.
Aber da sitzen dann lauter solche Argumentierer wie du, die schimpfen, dass da ein paar meinen würden, sie hätten was besseres und die übrigen wären dann abgewertet.
Da der grösste Teil der heutigen Verbraucher gar keine Unterscheidungsmöglichkeit hat und nur von den argentinischen Steakäusern schwärmt,
frage ich mich, haben wir denn gar keinen Stolz, um herauszufinden, was in unserem Rindfleisch steckt?
Es gibt genügend Untersuchungen, über den hohen gesundheitlichen Wert von Rindfleisch,
er wird zu einem sehr grossen Teil von de Fütterung beeinflusst.
Wenn jemand so wie Conny und viele andere Mutterkuhhalter eine Rindfleischqualität zusammenbringen, dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft, dann sehe ich das nicht als Abwertung der anderen an, sondern als Ansporn,
die eigene Fleischqualität zu verbessern.
Leider sitzen an den Schaltstellen der Genossenschaften, des Fleischhandels und im Einkauf der Supermärkte nur die Betriebswirtschaftler, alles muss sich rechnen, leider bleibt sehr viel auf der Stecke.
Und den Mutterkuhhaltern haben wir es zu verdanken, dass wir uns mit solchen Dingen, wie Fütterung, Schlchtung, Reifung überhaupt befasst haben-
es gibt wenige Metzger, die gutes Rindfleisch haben, aber die verkaufen sehr viel und da frägt auch niemand, um den Preis.
Und wir verlassen uns auf die ganzen Markerl und Wapperl, die an der Fleischqualität nicht sehr viel zum postiven verändert haben.
Wir haben nach der BSE Zeit grundsätzlich in jedem Wirtshaus ein Rindfleischgericht bestellt, aber heute mache ich das nicht mehr, denn was man da oft auf dem Teller hat- kostet viel Geld, aber hat nur den üblichen Einheitsgeschmack.
Inzwischen wissen wir, wo wir was Gutes aus Rindfleisch bekommen.
ich war vor ein paar Jahren in einem Vortrag über die Wichtigkeit und gesundheitliche Wirkung von Rindfleisch, gehalten von einem hochkarätigem Ernährungswissenschaftler, da sind mir als Bäuerin die Augen aufgegangen,
aber die Diskussion war sehr interessant, die ständige Schimpferei über die faulen Weiber, die nicht mehr kochen wollen.
Niemand hat nachgefragt, wie wir als ganz normale Rinderhalter auf annhäernde Qualität kommen können.
Dei Bauern erzeugen zwar das Fleisch, aber sie kaufen nicht ein und was in den Geschäften angeboten ist, ist halt das Rindfleisch, dass wir alle kennen.
Was in diesem Fleisch steckt, die anderen Länder, wei Frankreich, viele südamerikanische Länder, Australien haben eine Rindfleischqualität auch noch in ganz einfachen Teilstücken, da können wir nur mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen.
Wir haben in den letzten Jahren quer durch alle Rassen und Haltungssysteme einschliesslich der Schlachtung und Reifung Rindfleisch gekauft-
haben selbst mit der Fütterung herumprobiert,
wir werden sicher keinen Maybach zusammenbekommen,
aber einen schönen BMW kann man auch mit ganz normalem Fleckvieh, oder Schwarzbunten zusammenbringen.
Leider interessiert das die Bauern nicht, es zählt ja nur die Betriebswirtschaft und dann schimpfen wir, dass die Verbraucher nur auf billig gehen- die kennen doch den Unterschied gar nicht, weil er im Laden und Supermarkt zu einem grossen Teil gar nicht vorhanden ist.
Herzliche Grüsse
maria

Offline Mirjam

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #19 am: 12.08.06, 09:04 »
Hallo,

mich interessieren die immer wieder zitierten "schädlichen" Streßhormone im Fleisch sehr - wo finde ich Informationen welche genau gemessen werden und welche davon im ("toten") Fleisch stabil bleiben z.B. die lange Reifephase bei Rindfleisch über mehrere Wochen hinweg?

Ich finde online leider nur solche Dinge wie die "Plasma-Halbwertszeit" ~ "Abbaugeschwindigkeit" von z.B. dem Streßhormon von Adrenalin von ein bis 3 Minuten.

Vielleicht muss ich doch noch mal mit der BAFF telefonieren.

Gruß

Mirjam

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Offline StanzerlTopic starter

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #20 am: 12.08.06, 10:21 »
Liebe Maria,

danke für Deinen letzten Beitrag - ich hätte es nicht besser sagen können.
Genau das ist es, was wir wollen: auch andere anspornen, etwas zu verbessern und damit nicht zuletzt auch für die Tiere bessere Bedingungen schaffen.

Und dass das Fleisch bei uns so teuer wäre - das stimmt auch nicht wirklich. Wer ganz normal beim Metzger einkauft erhält nicht unbedingt beste Ware und blättert dafür aber Summen hin, die deutlich höher sind als das, was wir für unser 10 kg - Mischpaket verlangen, obwohl wir da sicher mehr dafür bekommen als andere. Nur beim Metzger fällt es nicht auf, weil in der Regel nur kleine Mengen gekauft werden. Und das Mischpaket macht mehr Arbeit, weil man noch portionieren und einfrieren muss. Dennoch wissen es die Leute, die es probiert haben, zu schätzen. Natürlich werden wir die Leute, die aus Zeitmangel oder was weiß ich warum nur noch Feritgpampf kochen, nicht erreichen. Aber das wollen wir auch nicht.


Jochen,

Du brauchst mich nicht immer in die Ecke der "Gut und Böse"-Diskussion zu stellen. In das Eck stellst Du Dich schon selber. Mit ist durchaus bewusst, dass man die heutige fleischgierige Masse der Verbraucher nicht mit Edelfleisch ernähren kann. Andererseits hat ja Mirjam schonmal die Zahlen genannt - wenn ich mich richtig erinnere gibt es gerade auf dem Rindfleischsektor in Deutschland eine gigantische Überproduktion. Mirjam - es waren so ca. 230 % Bedarfsdeckung - oder? Wenn man die abbauen würde, könnte man für eine ganze Menge Tiere etwas verbessern, hätte nebenbei bessere Qualität zu bieten und könnte mit weniger Tieren mehr Geld verdienen.
Das Potential ist da - aber dann muss man sich von der ganzen Propagandamaschine lösen und die Verbraucher überzeugen. Das kann man nicht, wenn man nur Einheitsbrei zu bieten hat.

Eines würde ich aber gerne noch von Dir wissen: hast Du schonmal Fleisch von Rindern gegessen, die so gehalten und geschlachtet wurden wie unsere? Und wo auf die Fleischreife besonderer Wert gelegt wurde? Falls ja - würdest Du es gegen billiges Standard-Rindfleisch aus der Kühltheke eines Supermarktes tauschen wollen?


Mirjam,

die Sache mit den Stresshormonen kann Dir jeder gute Metzger erklären - ich brauche keine Zahlen dafür. Der Gastwirt z.B., der unsere Ochsen kauft, kennt die Unterschiede zwischen den von uns auf der Weide getöteten und den Tieren, die lebend zum Schlachthaus gefahren wurden, sofort. In beiden Fällen geht es um Angus aus biologischer Haltung. Aber versuch doch ruhig mal Zahlen zu bekommen - vielleicht hat sich ja wirklich schonmal jemand dafür wissenschaftlich interessiert. Die Deutschen verlieren sich ja gerne in Detailwissen und verlieren so das Gespür für's Große und Ganze.


Grüße, Conny

Offline Mirjam

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #21 am: 12.08.06, 10:46 »
Hallo Stanzerl,

nur weil etwas "logisch" erscheint oder manche (elitären) Zirkel im "Gefühl" haben muss es noch lange keine Tatsache sein.

Im Bereich Streßhormone wird v.a. bei Schweinen schon lange geforscht und manches ist dabei z.B. Augenwischerei: Kurze Fahrtstrecke ist NICHT automatisch weniger Streß und wenn ich z.B. bei der Kastration von Ferkeln örtliche Betäubung setze, beruhigt dies vor allem das menschliche Gewissen - nicht den Schmerz/Stress fürs Tier.

Es ist ein erheblicher Unterschied, ob ich von den Auswirkungen der Stressituation VOR und BEI der Schlachtung und den bio-chemischen Reaktionsvorgängen post mortem ausgelöst u.a. durch Streßhormone (z.B. Weitung der Blutgefäße durchs Adrenalin = Keimverschleppung durch durchlässige Darmwand über Blutkreislauf) oder offensichtlichem PSE  oder DFD rede,

oder von Streßhormonen, die dann konkret im Fleisch noch bis zum Verbraucher über den Garvorgang hinweg "wirken" sollen wies alleweil überall in derselben Form in Internet mal eben so als Behauptung geschrieben wird.

Mir z.B. könnte niemand erklären, dass das ach so gut und seit jahrzehnten importierte Argentinische Angus-Weide-Beef dann nicht auch voller (nachweisbarer?) Stresshormone sein müßte bei DEN Entfernungen, Transport- und Schlachtbedingungen?

Gruß Mirjam
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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #22 am: 12.08.06, 11:59 »
Zitat
manche (elitären) Zirkel

Na denn - wenn jetzt schon ein ganz normaler Metzger (allerdings mit langjähriger Erfahrung) und Gasthofbetreiber (Brauereigasthof - nicht Feinschmeckerlokal) zu "elitären Zirkeln" gehört - das muss ich ihm glatt mal sagen. Der wird sich wegschmeißen vor Lachen. ;D Und Helmuth und ich sind weiß Gott auch nicht die Typen, die in solchen "Zirkeln" verkehren.  ;D ;D

Und Du weißt das natürlich alles mal wieder ganz genau - ich sage Dir: der Wirt und sein Sohn (ebenfalls Metzger und Koch) haben es getestet - sie bekommen ja nicht nur von uns Bio-Angusochsen - sie kennen es am Geschmack. Über Schweine möchte ich mich dagegen hier nicht auslassen, denn davon verstehe ich nichts. Ich kann Dir aber verraten, dass ich nicht viel Schweinefleisch esse und dasjenige bevorzuge, von dem ich weiß woher es stammt und dass es nicht weit transportiert wurde. Und das schmeckt mir auch, weil die Qualität insgesamt einfach stimmt. 8)

Zitat
Mir z.B. könnte niemand erklären, dass das ach so gut und seit jahrzehnten importierte Argentinische Angus-Weide-Beef dann nicht auch voller (nachweisbarer?) Stresshormone sein müßte bei DEN Entfernungen, Transport- und Schlachtbedingungen?

Mirjam, dass ist das was ich oben schon geschrieben habe:

Zitat
Die Deutschen verlieren sich ja gerne in Detailwissen

Der Stress ist doch nicht der einzige Faktor, der die Fleischqualität ausmacht. Bitte reduziere das Thema jetzt nicht alleine darauf. Die Fähigkeit zu etwas mehr vernetztem Denken hätte ich Dir schon zugetraut. Fleischqualität beginnt bei der Geburt - wird gebildet während des Wachstums (Haltungsform) und endet nach der Schlachtung bei der Reifung. Auch unser Wirt sagt, dass die Qualitätsunterscheide zwischen Bio-Angus und Bio-Angus nicht groß sind - aber bei uns scheint die Tötung auf der Weider noch das Tüpfelchen auf dem "i" auszumachen.


Gruß, Conny

Offline Mirjam

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #23 am: 12.08.06, 12:15 »
Hallo Conny,

wenn du mir schon den Mangel an "vernetztem Denken" vorwirfst, dann bitte hier auch nicht auslassen, dass Fleischqualität nicht erst bei der Haltung sondern bei der Genetik/Rasse anfängt genauso wie die Fleischqualität dann im Hinblick auf den Transport/strecke diskutiert wurde  - eben sie hängt nicht allein davon ab  ::).

Wogegen ich mich schlichtweg wehre, ist dass einfach mal detailerte Schlagworte in einer Argumentation benutzt werden wie ebs besagte "Stresshormone" die im Fleisch sein sollen - und dann eine schlüssige Erklärung/Belege ausser subjektiven Erfahrung fehlen - und wenn man dann konkret nachfragt, dann ists auf einmal wieder der Mangel an der Übersicht der Zusammenhänge und eine unwichtige Detailfrage...

Mirjam




« Letzte Änderung: 12.08.06, 12:17 von Mirjam »
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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #24 am: 12.08.06, 12:27 »
Oje - ist denn subjektives Empfinden wirklich so verkehrt? Hast Du kein Vertrauen in Deine Gefühle und Empfindungen?
Nur weil man diese nicht messen, zählen oder wiegen kann müssen sie doch nicht verkehrt sein??? Selbst in der Medizin geht man inzwischen vermehrt von ganzheitlichen Ansätzen aus...

Natürlich gehört die Rasse auch zur Fleischqualtät - wie konnte ich das nur vergessen. Aber dann hätte man mir hier sicher wieder nur unterstellt, ständig in eigener Sache Werbung machen zu wollen und mich als Gutmensch darzustellen. Es ist schon mühsam, hier zu diskutieren, wenn ständig nur Erbsen gezählt werden.

Offline mary

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #25 am: 12.08.06, 13:05 »
Wenn ich mir hier die Beiträge so durchlese,
dann frage ich mich, um was geht es denn eigentlich?
QM-Fleisch, Schlachtung, Dokumentation, Stempel sind doch zu einem grossen Teil nach dem grössten Crash den Rindfleisch bisher erlebt hat- ins Leben gerufen worden.
All dies sollte doch wieder einen genussvollen Verbrauch von Rindfleisch ermöglichen.
Sind es denn wirklich nur ein bisschen mehr als 5 Jahre her, als man sich in Disussionen verwickelt sah, die die rinderhaltenden Bauern nur verlieren konnten?
Sind es wirklch nur gut 5 Jahre her, als unsere Tochter fix und fertig nach Hause kam, weil sie noch Rindfleisch in der Ausbildung verwendet hatte, mit einem riesigen Anschiss und einigen Konsequenzen zu rechnen hatte?
Sind es nur gut 5 Jahre her, dass ein amerikanischer Botschafter deutsches Rindfleisch total abgewertet hatte, nur für Hamburger und Hundefutter zu gebrauchen?
Sind es nur gut 5 Jahre her, als sich alles ekelerregt vom Rindfleisch abgewandt hatte, wo wir als rinderhaltende Bäuerinnen und Bauern unsere Kinder trösten mussten, weil sie mit vielen Dingen nicht mehr fertig geworden sind?
Traut man heute nicht mal seinen eigenen subjektiven Geschmacksknospen mehr?
Haben wir aus dem ganzen Schlamassel nicht mehr gelernt, als das Rind mit Siegeln und Stempeln vollzupflastern?
Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus-
kann ich meinem gesunden Menschenverstand, meinen Sinnen nicht mehr vertrauen?
Wir hatten jetzt schon ein paar Mal einen österr. Koch und Metzger als Referenten hier,
Aufzucht, Fütterung, Schlachtung, Reifung, Zuschnitt und dann die sachgerechte Zubereitung-
ergibt ein Ganzes.
Rindfleisch richtig zubereiten ist auch eine Kunst- und in kurzer Zeit kann hier auch die Mühe und Arbeit von Bauern, Metzger zunichte gemacht werden.
Eigentlich sollte doch dann auf dem Teller ein Stück Rind- liegen, wohlschmeckend und gesund, eben ein Stück Lebenskraft-
dafür musste ein Tier sein Leben lassen, es verdient auch ein Stück Achtung und Dankbarkeit dafür.
Sind wir selbst schon so weit weg von dem Ganzen?
maria

Offline Mirjam

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #26 am: 12.08.06, 13:15 »
Hallo Stanzerl,

keine Frage - subjektive Erfahrunge sind o.k.

Aber wenn dann zum Beweis oder zur Herleitung der "Bauchgefühle" halbwissentschaftliche Argumentationen und wissentschaftliche Fachbegriffe verwendet werden  ??? und dass Nachfragen dann an sich schon problematisch ist,
dann gehört auch diese Box in den Smalltalk und nicht in den Fachboxenbereich.

Nein, ich glaube immer noch nicht, das mír "jeder gute Metzger" das mit den Streßhormonen erklären kann; ich habe (trotz beruflicher Ausbildung in dieser Richtung) noch keinen getroffen, der sich hier mit Katecholamine Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin im Fleisch auseinandergesetzt hat.

Ich hab mich auch schon mit Metzgermeisterinnen gezofft, die mich ausgelacht haben, als ich von dem Temperaturanstieg post mortem bis zu 42 °C berichtete: Leider haben sie z.B. nie wie ich hunderte von Schlachtkörpern durchgemessen... Gefühl kann trotz der langen Ausbildung auch gewaltig täuschen und Blindsversuche im Fleischbereich bringen häufig erstaunliche Ergebnisse.

Und solange mir jemand nicht nachvollziehbar, schlüssig und übertragbar erklären kann, werde ich in den Raum geworfenen Behauptungen wie diese Streßhormone im Fleisch in Frage stellen.

Aber kein Zweifel - gute Metzger sollten erkennen was gutes Fleisch ist, auch ohne dieses Wissen.

Mirjam


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Topinambur

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #27 am: 12.08.06, 15:20 »
Vielleicht ist es auch die Frage, ob wir alles messen können. Man entdeckt ja nur, was man schon kennt und weiß.
Meine Mutter kocht gut. Der Rinderbraten vom Metzger gelingt ihr immer. Aber der Braten, den sie aus unsrem eigenen Rind gezaubert hat, war unglaublich,lecker- ich war total perplex.
Die Art der Fütterung spielt bestimmt eine Rolle, die Tatsache, dass unsere Tiere keine Medikamente bekommen, zu jederzeit draussen sind.
Mirjam, übertrag die Diskussion doch mal in den Leistungssport. Eine ganze Pallette von unfairen Mittelchen kann den Sportlern nachgewiesen werden. Eigentlich dumm, wer die benutzt. Es wird aber nicht bezweifelt, dass Mittel verwendet werden, die noch nicht nachgewiesen werden können. So wird es immer sein.
Ich kenne den Stressfaktor bisher auch nur von den Erzählungen. Vielleicht wird man ihn einmal messen können und seinen Einfluss auf den Geschmack nachweisen können.
Tatsache ist, dass es vollkommen verschiedene Fleischqualitäten/Bratenqualitäten gibt. Bei gleicher Köchin, gleichem Herd und gleichem Rezept.
Ich glaube, es geht bei der Frage gar nicht um die juristische Genaugkeit. Es geht ganz einfach um den empfindbaen und beschreibbaren Geschmack.

Schöne Grüße
Topi

Topinambur

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #28 am: 12.08.06, 15:38 »
Und es geht darum hinter dem Fleisch, das man anbietet zu stehen.
Wir haben ein paar böse Überraschungen mit Viehhändlern erlebt und bringen unsere Tiere nun gleich zurAusschlachtung weg. Uns hat immer der Gedanke beunruhigt, unsere Tiere könnten nach dem Verkauf von anderen mit irgendwelchem Zeugs dick und fett gefüttert werden. Wenn dann etwas kriminelles bei einer Untersuchung nachgewiesen würde, würden alle Finger auf uns zeigen: Da haben wir gekauft!
Horrorvorstellung.
Ich finde die Methode der Eigenschlachtung gut. Nicht jeder hat dazu die Möglichkeiten.
Wozu etwas nachweisen? Soll jetzt eine Versuchsreihe gestartet werden? Tiere unter Stress geschlachtet und mit weniger Stress?
die Leute sind einfach misstrauisch geworden. Und man kann es ihnen nicht übelnehmen. Ich traue ja auch nur wirklich dem Obst und Gemüse aus unserem Garten.
Aber viele Leute wollen gerne vertrauen. Und wenn jemand überzeugt ist, dass er/sie gute Sachen verkauft - und wenn die Leute die Reife und Klasse schmecken, dann glauben sie auch , dass sie Gutes essen.
Die Bemerkung ohne wissenschaftlichen Tiefgang gehört ein Beitrag in die Rubrik Smalltalk finde ich ziemlich herb.

Schöne Grüße
Topi

Offline Mirjam

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #29 am: 12.08.06, 15:46 »
Hallo Topi,

der Streßfaktor - ob Zucht, Transport oder Schlachtprozess sind schon sehr weit-reich-end erforscht und den incl. der Auswirkungen auf die Fleischqualität - es gibt dazu ja nicht umsonst die BAFF in Kulmbach.

Aber irgendwelche "Streßhormone im Lebensmittel Fleisch" zu unterstellen die man gerade aus dem Humanbereich wo sie nicht anders sind und deswegen sehr gut erforscht/Nachweismethoden (deswegen ja über das Fleisch so negativ auf den Menschen wirken sollen  - Stress und Hormone sind  ja in unserer Sprache so schön negativ besetzt, wobei Adrenalin eigentlich ein Überlebenswerkzeug der Natur ist) nur weil man "ja nicht genau wissen könnte"  ::) - ist meiner Meinung ohne Beleg Spekulation und mich ärgert, dass mit solchen Behauptungen regelmäßig in der Fleisch/Lebensmitteldiskussion so ein negatives, imaginäres Bild gemalt wird und fallen bei denjenigen auf fruchtbaren Boden, die eben von den Fakten wenig Kenntnis haben, aber mit der Wortkombination Stress+Hormon etwas assozieren können.

DA würde ich mir doch mehr Gedanken drum machen, ob nicht vielleicht Stresshormone (wegs Haltungsbedingungen) in der Milch (ultra-kurz-hoch-erhitzt bzw. frisch) oder gar im gänzlich unbehandelten Ei drin sind?

Übrigens - Im Hochleistungssport werden ja sogar Personen wie im letzten Wintersportskandal dann Doping vorgeworfen - die nachweislich halt in der ganzen Familie in diesem Bereich erhöhte Blutwerte haben  ::).

Gruß Mirjam
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