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Bäuerliche Kultur

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mary:
In einer Missionszeitschrift war vor ein paar Tagen ein Beitrag zu lesen, die Sehnsucht und Wehmut nach der bäuerlichen Kultur, die angeblich vom aussterben bedroht ist.

Was ist bäuerliche Kultur?

Wie definiert man überhaupt Kultur?
Ist nicht generell Kultur im Schwinden begriffen,
ersetzt durch die schöne neue Welt des Fernsehens,
und globalisierten braunen Sprudelgetränken, dazu ein Hamburger?

Kultur, Esskultur????

Fragen über Fragen,
passt nicht ganz rein, aber viele Länder haben auch kulturelle Speisen, ob es in Frankreich, in Italien, in Österreich,

und bei uns, gibt es eigentlich noch deutsche Speisen, die nicht verrissen und als gesundheitsgefährdend abgetan werden.

Regionale Küche, ersetzt durch Tiefkühlpizza, Dognut,
durch tiefgefrorerne standartisierte Einheitsgericht,
was bleibt da noch übrig?
Nur noch das Salatbüffet?

Das Verschwinden der Esskultur hat auch ziemlich nachhaltige Auswirkungen auf die bäuerliche Kultur,
eine Gesellschaft, die nicht mehr Kochen kann oder will,
was braucht die gesunde heimische Produkte aus der Region,
das kann doch in den industriellen  Küchen der MultiKonzerne
bestens und billigst aus der ganzen Welt zusammen gekarrt, mit Geschmacksstoffen und haltbar gemacht,
die Landwirtschaft in unserem Land überflüssig machen.
Was ist bäuerlich?

was ist bäuerliche Kultur?

Würd mich freuen, wenn da eine lebhafte Diskussion zusammenkäme.

Herzliche Grüsse
maria

manurtb:
Hat es nicht immer schon diesen 'Kulturverfall' gegeben? Egal, ob die Römer uns ihre Kultur brachten, wir den Franzosen nachgeeifert haben oder jetzt eben den Amerikanern?
Wäre das nicht eine seltsame Kultur, die sich nicht an die Gegebenheiten der Zeit anpasst? Nur konservieren konnte man sich zu keiner Zeit leisten! Es ist wichtig zu wissen, was früher war, aber wir leben jetzt und hier und müssen auch damit zurechtkommen!

mary:
Vorgestern war ich in einer Veranstaltung über die Auswirkungen einer Klimaveränderung,
aber ich merke eine Klimaveränderung in den Beziehungen, und auch eine Veränderung, bzw. ein Verschwinden einer bäuerlichen Kultur.
Wir sind in einem sehr alten Beruf tätig, es gibt noch ein paar Handwerksberufe, die ebenfalls sehr lange zurückblicken.
Ohne Vergangenheit gibt es keine Zukunft-
kann es nicht sein, dass wir, um eine Zukunft zu haben,
wieder einen Blick zurück machen müssen, einen Blick auf unsere Wurzeln, auf unsere bäuerliche Kultur.
Wir brauchen nicht den verklärenden Blick zurück, der alles besser und heiler sah, aber den Blick, dass wir aus der Natur und mit der Natur lebend, irgendwie eingebunden sind in einen Kreislauf.
Da ist vieles verloren gegangen, vieles verschüttet,
nur Landwirtschaft aus der betriebswirtschaftlichen  Sicht zu sehen, ist vielleicht zu kurz gedacht.
Wir sind auch Träger einer bäuerlichen Kultur, auf dessen Wurzeln wir uns womöglich doch wieder besinnen müssen.
herzliche Grüsse
maria

mary:
Häuser die voller Lichter strahlen, Weihnachtsmänner an den Balkonen, blinkende Renntiere im Garten,
eine wunderschöne Kirchen, Adventsingen und Geschichten, Musik von Mozart oder Madonna,
architektonische Kunstwerke, ein stimmungsvoller Sonnenuntergang,
gemeinsam als Familie Hausmusik zu betreiben,
das alles hat mit bäuerlicher Kultur nicht allzuviel zu tun,
Bauernmalerei- als Nachahmung des bürgerlichen und höfischen Lebensstils,
die Verpackung des Bundestagsgebäudes in Berlin durch den Verpackungskünstler Christo,
Museen, Vernissagen und Ausstellungen-
Kultur- Kunst- das hängt zusammen-
bäuerliche Kultur, bäuerliche Kunst- gehört ebenso dazu-
aber was ist noch Kultur, was ist Kunst?
Was ist noch bäuerliche Kultur- was bäuerliche Kunst?
In unserem Nachbarland wird der bäuerlichen Tradition und den bäuerlichen Werten ein viel grösserer Stellenwert beigemessen, die Pflege und der Erhalt der Kulturlandschaft scheint in Österreich anders gesehen zu werden, als bei uns-
Bäuerliche Kultur als wichtiges Grundfest des ländlichen Raumes -
aber wenn ich bäuerliche Kultur beschreiben müsste, dann hapert es-
aber allgemein Kultur zu beschreiben- da bin ich genauso überfordert,
abendländische Kultur, christliche Kultur-
auf was baut sich eigentlich unsere Kultur auf?
Sie hat sicher andere Wurzeln als die asiatische, afrikanische oder südamerikanische Kultur.
Bäuerliche Kultur schaut wahrscheinlich in Oberbayern anders aus, als in Thüringen, in Friesland anders, als in Baden Würtemberg, in Salzburg anders als im Burgenland und in Südafrika sicher auch anders als in Spanien-
wo ist das gemeinsame und wo das trennende bäuerlicher Kultur -
oder haben wir überhaupt noch eine bäuerliche Kultur?
Wie sieht Ihr das?
Herzliche Grüsse
maria

mary:
Hallo Bridda,
die verschiedenen Kulturen zu vermengen war auch nicht meine Absicht.
Mich hätte nur interessiert, wie in anderen Landesteilen bäuerliche Kultur gesehen wird,
ich bin momentan am Überlegen, welche bäuerliche Kultur wir überhaupt noch haben.
Bauernbrot, Bauerngeräuchertes, Bauernpressack, Bauernmöbel, Bauernmalerei, Bauerngarten,
das kann doch nicht das ganze Erbe unserer bäuerlichen Kultur sein.
Nach meiner Vermutung hängt Kultur, Brauchtum und Tradition ziemlich eng zusammen-
es wird uns auch nichts nützen, nur in die Vergangenheit zu schauen,
in der früheren bäuerlichen Geschichte wurden die Einflüsse von adeligen, bürgerlichen "Vorbildern" von den Bauern kopiert- sie wollten auch dazugehören- leider war in der damaligen Zeit so ziemlich alles reglementiert, selbst die Kleidung, die Haartracht, ob jemand einen Bart tragen durfte- und auch bei den Frauen- war klar geregelt, was sie anziehen durften-
so gesehen- haben wir noch Luft.
Das Handwrk hatte früher durch die Zünfte und die Bergleute durch die Knappschaften ihren gesicherten Raum- da gab es auch bestimmte Bräuche oder Kultur.
Was aus der Kulturvergangenheit für die Zukunft brauchbar ist-
das wird sich herausstellen,
die Kultur eines bestimmten Zeitabschnittes im letzten Jahrhundert hat niemanden was gutes gebracht, nur Krieg und namenloses Elend.
Wo und was in unserer Gegend noch als bäuerliche Kultur gilt, ich bin selbst am suchen.
In unserem Nachbarland Österreich wird diese bäuerliche Kultur, die Tradition etwas bewusster gepflegt, da gehört z. B. die Tracht in den Berggebieten einfach selbstverständlich dazu-
ebenso die Volksmusik. Und wer oben auf einer Alm einen Jodler hört, das ist kein altmodisches Relikt, sondern es war die Verständigung von Alm zu Alm in Zeiten ohne Fernsprecher.
Unsere Gegend ist keine Berggegend, wir tun uns wesentlich schwerer mit unserer bäuerlichen kulturellen Identität.
Ich habe in den letzten Tagen öfters drüber nachgedacht, welche Kultur wir unseren Kindern vermittelt haben- welche Werte?
Herzliche Grüsse
maria


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