Autor Thema: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft  (Gelesen 42970 mal)

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manurtb

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #30 am: 18.02.11, 15:26 »
Die wurden von klein auf darauf gedrillt, dass die eigene Meinung nichts oder nur sehr enig zählt und es extrem wichtig ist, was andere denken.
Für die ist dann Druck machen lassen Normalszustand, was die Schuld aber auch nicht wirklich von ihnen nimmt, sondern nur etwas relativiert.
Cara, aber dann wirds richtig heftig mit der Schuldzuweisung...

Stell Dir mal vor, dass Du zu so jemandem sagst: 'Mensch ist Dein Rasen aber braun'... Du wolltest nur sagen, dass da vielleicht irgendwas beim Gras nicht stimmt, vielleicht eine Krankheit etc.
Der andere sieht darin dann aber einen Angriff auf sich selbst... Und weil er ohnehin schon den ganzen Tag irgendwie Druck bekommen hat, dreht er sich um, geht in sein Haus und hängt sich auf...
Du warst dann der Auslöser dafür, weil er sich das sehr zu Herzen genommen hat.

Die Verantwortung würde ich so nicht sehen.
Das, was jemand dann macht ist alleine in seiner Verantwortung.
Und das kann ich sagen, obwohl mein Vater an genau so einer Situation, dass man ihn in der Firma loswerden wollte, 'eingegangen' ist. Meine Mutter ist heute noch der Meinung, dass der alte Chef dran schuld ist, dass der Krebs gekommen ist und dass er so verdammt schnell und erbarmungslos gewütet hat.
Ich sag, mein Vater war extrem empfindlich auf dem Gebiet und hat immer darauf gewartet, dass gesehen wird, wieviel er leistet und macht.
Sein Bild war ein völlig anderes, wie das seiner Chefs. Die waren der Meinung: Arbeit ist Arbeit und wenn man einen nicht mehr braucht, dann geht der halt...

Offline cara

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #31 am: 18.02.11, 17:20 »

Cara, aber dann wirds richtig heftig mit der Schuldzuweisung...

Stell Dir mal vor, dass Du zu so jemandem sagst: 'Mensch ist Dein Rasen aber braun'... Du wolltest nur sagen, dass da vielleicht irgendwas beim Gras nicht stimmt, vielleicht eine Krankheit etc.
Der andere sieht darin dann aber einen Angriff auf sich selbst... Und weil er ohnehin schon den ganzen Tag irgendwie Druck bekommen hat, dreht er sich um, geht in sein Haus und hängt sich auf...
Du warst dann der Auslöser dafür, weil er sich das sehr zu Herzen genommen hat.



Manu,
wenn das so ist, dann kann ich das nicht ändern, denn das Problem bin nicht ich, sondern es liegt irgendwo anders.
Die Frage ist dann "WARUM" reagiert der so, wie er reagiert?
Deswegen liegt die Verantwortung nicht bei mir, sondern schon bei dem anderen.
Ich finde nur, es klingt so "einfach", die Schuld auf die depressive Person zu schütten, denn die ist ja oftmals ein Gebilde ihrer Umgebung/Einflüsse..
deswegen schrieb ich ja, dass es die Schuld nicht von ihnen nimmt, sondern es nur relativiert.
LiGrüss cara

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Clara

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #32 am: 21.02.11, 12:08 »
Hallo in die Runde,

ich bitte doch aus Gründen der Pietetät und des Anstandes sich mal zu überlegen, was frau so zu dem Thema zu sagen hat.

Es gibt Situationen im Leben, da meinen Aussenstehende immer mehr und genauer zu wissen, wo die Ursachen für solch eine  Tat liegen.
Ich bin froh, dass ich damit nicht konfrontiert war und bin und hoffe und bete, dass es weder mich noch viele andere Menschen je betrifft.
 
Ein Trauerfall und dann noch ein Suizid, dass hinterlässt Wunden, die kaum heilen.

Es gibt Themen, wo ich das Lied von Daliah Lavi "Meine Art Liebe zu zeigen..." für die beste Antwort halte.

Nachdenkliche Grüße

Anja

Mucki

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #33 am: 21.02.11, 14:43 »
Das ist ein schweres tema,schwer zu vertehen und zu verdauen.

Es geibt für eien Suizid selten eien faktor allei,offt komt auf die person so viel auf einmal zu das man meint man schaft es nicht mehr.
Sei es die Arbeit,das gesundwerden,das leben allgemein,oder auch LW.Klar ist auch die unwelt beteiligt,nahestehende personen,Familie,die offt garnichts ahnen von dem ernst der legen,und dann durch Sprüche ,ratschläge,vorderungen,alles noch schlimmer machen.

Ein mensch der das gefühl hat am ende zu sein egal ob aus krankheit,übervorderung oder sonstige braucht profesonell hilfe und keien ratschläge,was auch hilft ist liebe,verständis,zusammen halt,versuchen zu verstehen .

Am ende muß der jenig selber aus dem delemmer rauskommen, sich wieder öffenen.

Meiner meinung nach giebts meist Mitschuldige,die wissen es aber offt nicht das ihr verhalten es war ,was der auslöser oder das letzte tüpfelchen war,also kann man niemanden verurteilen.
Es barucht sehr viel gespür um zu erkene wie weit unten ist mein gegenüber wirklich,meist zeigen die jenigen nicht wie es um sie steht,man muß den schein warhren(alles erziehung) man darf nicht schwächeln.Wer schwach ist verleirt vermittelt uns die geschichte der menscheid,die erziehung,fernsehn,Zeitung und so weiter.

Wer am abrund steht fragt nicht mehr nach schuld,er kennt nur noch eine Lösung,einen unwiederufliche.
Was mir aufällt wen offt abschiedbriefe gefunden werden steht da offt etwas von verzeiht mir ,ich konnte nicht anders.
Selten steht das was von ihr habt mich so weit getreiben ihr seit schuld.
Es liegt war scheindlich dadran das die Parson selber denk sie selber sei an allem schuld,zu schach,zu schlecht,zu dumm, unfähig.


Wer diese weg gegangen ist und früh genug umgekert ist, also vorm Abgrund halt macht,braucht viel mehr Stärker wie alle andern den es geibt nix schlimmeres als sich seinen eigenen Ängsten zu stellen.Der leichter weg ist in dem Moment zu Springen :'(

LG Mucki




Offline gammi

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #34 am: 21.02.11, 15:09 »
Das hast Du schön geschrieben Mucki.

Ich denke auch niemand ist wirklich schuld. Es sind einfach so viele Dinge die zusammenspielen. Dem einen macht es mehr aus, dem anderen weniger. Und wer wirklich suizid-gefährdet ist, der gibt es nach außen gar nicht preis.

Ich sehe allerdings schon die Gefahr, dass immer mehr Auflagen, Verordungen, Gestze in der Landwirtschaft immer mehr Menschen an ihre Grenzen bringen. Es ist ja nicht nur die körperliche Belastung. In sehr vielen Fällen ist es auch die finanzielle Belastung. In anderen Bereichen ist es dasselbe, aber hier geht es um Landwirtschaft.

Viele Landwirte hätten  in Altgebäuden noch sehr gut bis ins Rentenalter - vielleicht zwar manchmal etwas mühsamer - durcharbeiten können. Bei vielen mußte aber investiert werden, weil oft Kleinigkeiten nicht mehr erlaubt sind. Bei uns sind es z. B. die Kälbereinzelboxen. Die sind 4 cm zu schmal. Jetzt sind aber 20 Jahre lang darin die Käber auch sehr gut gewachsen. (Wir haben sie nur noch im Einsatz, wenn wir mal ganz viele Kalbungen auf einmal haben).
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Offline Pierette

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #35 am: 21.02.11, 15:35 »
Ich möchte gammi zustimmen und ich finde es gut, dass Du zum Thema zurück kehrst.
Von "Schuld" oder  "Anteilen an der Entstehung der Situation/Beziehung" zu sprechen, macht überhaupt keinen Sinn.

Wer in einer solchen Situation zurückbleibt, wird sich immer, immer die Frage nach dem Warum stellen, eine Frage, die nie beantwortet werden wird.
Der oder diejenigen, die den Freitod wählen, sind sehr krank und auch wenn es Hilfen gibt, wer des Lebens müde ist, der geht diesen Weg.

Im Prinzip liegt das (Über)leben und die Erhaltung der Art doch in der menschlichen Natur und damit die Lösung von Problemen, aber es gelingt eben nicht allen, mit beispielsweise schwierigen fianziellen Situationen klar zu kommen. Die sind dann womöglich Auslöser für unwiderrufliche Schritte.

Dies ist ein schwieriges Thema und sollte  aus Pietät und Anstand nicht schon wieder zerredet werden.



Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte sein Geld nicht einem Affen anvertrauen (aus Afrika)

Offline gammi

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #36 am: 21.02.11, 15:47 »
...ich glaub in der Landwirtschaft gibt es gar nicht soviele Suizide.......denn die meisten Landwirte hängen an ihren Tieren und raffen sich wegen denen jeden Tag aufs neue auf ;D
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Offline cara

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #37 am: 21.02.11, 17:10 »
Zitat
Bei Bauern wird in der Literatur eine im Vergleich zur Gesamtbevölkerung und/oder anderen ländlichen Bevölkerung erhöhte Suizidrate beschrieben (Malmberg et al. 1997; Judd et al. 2006).
Dissertation Thomas Lochthowe

in selbiger Dissertation steht auch:
Zitat
Auf Grund der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen und in manchen abgelegenen Regionen auch auf Grund der schweren Verfügbarkeit, wird häufig keine professionelle Hilfe aufgesucht, bzw. psychische Probleme werden verleugnet (Judd et al. 2006)

vielleicht sollte einem das zu denken geben...
LiGrüss cara

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Offline geli.G

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #38 am: 22.02.11, 09:00 »
ja ich glaubs auch ,nicht mehr wie in anderen berufen---------

....die letzten fünf die mir auf Anhieb einfallen, waren ein Bauer, eine Bäuerin, und drei Lehrerinnen.... :'(
Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben.
Viele Grüße von Geli

Clara

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #39 am: 22.02.11, 13:15 »
Hallo Mirjam,

nun mal ganz konkret an dich die Frage, weil du ja gerade für schwierige Lebenslagen scheinbar eine besondere Antenne hast...

Stell dir vor, es ist Sonntagmorgen... du sitzt mit deiner Familie zu Tisch... das Telefon klingelt... eien monotone Stimme sagt dir: Mein Mann ist gestern abend  in die Güllegrube gesprungen, die Feuerwehr hat ihn heute morgen geborgen. Mehr sagt die Frau am andern Ende nicht und legt auf.

Der Verstorbene ist ein junger, pfiffiger, innovativer, kreativer Bauer und Vater von 3 Kindern im Alter zwischen 3 und 15 Jahren. Der Betrieb ist gut geführt und es fanden regelmässige Investionen statt. Die letzte Investition ist ein Neubau eines Mastschweinestalles mit allem Schnickschnack, was die Technik rund um Arbeitserleichterung und Kostenoptimierung bietet.
Du bist mit der Familie beruflich und familiär verbunden.

Was machst du jetzt? Was schreibst du in die Trauerkarte? Das und nur das schreib jetzt mal hier auf.

Fragende Grüße

Anja

Offline passivM

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #40 am: 22.02.11, 14:03 »
Vielleicht etwas in dieser Art ?

Es gibt Fragen, auf die haben wir keine Antwort. Hohle Trostworte verdriesen den Trauernden nur. Deshalb ist es so schwer, unser tiefes Mitgefühl in Worte zu fassen. - Manchmal muss man vielleicht erstmal nur einen Tag nach dem anderen überstehen. Mehr sollte man sich wohl erstmal gar nicht vornehmen. Und vielleicht fallen mir bald tröstlichere Gedanken ein, als diese. Dann melde ich mich. Spätestens dann. Ruf' an, wann immer du magst. Wir sind auch alle sehr, sehr traurig und bestürzt.
Ganz liebe Grüße...
Liebe Grüße
aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern

onkelheri

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #41 am: 22.02.11, 15:37 »
"Depris sollten einen nicht soweit runterziehen das gar kein Sonnenlicht mehr durch das Meer der Tränen auf den Herzengrund gelangen ...
Niemand wird dich scheel anschauen wenn doch ein Sonnenstrahl dein Herz erreicht und dir diese Wärme ein Lächeln auf die Lippen zaubert"

Was auch immer den Menschen veranlasst hat-weiß man das es Suizid war (Abschiedsbrief)? Hat es Ehe/ Treueprobleme gegeben? War die Investition doch zu hoch?

Offline Mathilde

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #42 am: 22.02.11, 16:33 »
Hallo Clara,

wenn die Frau die mich anruft nicht so sehr weit weg wohnt (würde da auch 300 km noch fahren) dann setze ich mich in mein Auto und fahre dorthin und nehme diese Frau erst mal wortlos in den Arm.
Schreiben nun da würde mir bestimmt auch etwas einfallen denn 2 Jahre mit 4 Kindern (14Jahre-9Monate) und einem Betrieb am Bein und Depressionen beim Mann die prägen Dich das kann ich Dir sagen......... :'(
Bei mir gings dann Gott sei Dank nicht so weit wie bei Dir beschrieben

LG Mathilde
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Offline muellerin

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #43 am: 22.02.11, 17:26 »
Gut geschrieben, Mathilde, das unterschreibe ich voll!

Offline passivM

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Re: Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
« Antwort #44 am: 22.02.11, 19:54 »
Hallo onkelheri (netter Nick  ;) )
das hast du schön geschrieben; Ich denke, ich weiß, was du meinst. - Aber ob das sooooo auf einer Trauerkarte gut wäre...? Es sei denn, es geht so an jemanden, der dich persönlich kennt (und mag). In diesem Falle fände ich deine Formulierung gut und sehr authentisch, sehr glaubwürdig.
Liebe Grüße
aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern