Bei Pillen purzeln die Preise
Günstiger Internethandel - Sparen bei Zuzahlungen
Lichtscheue Gestalten bestellen ihre Potenzmittelchen oder Psychopharmaka anomym per Mausklick, gutgläubige Kunden erhalten gefälschte oder abgelaufene Medikamente ohne Beipackzettel - dem Image des Internet-Arzneihandels haftete lange Zeit etwas Unseriöses an. Damit dürfte seit dem 1. Januar diesen Jahres Schluss sein, denn der Versandhandel von Medikamenten über das Internet hat vom Bundesgesundheitsministerium grünes Licht erhalten. Mit Inkrafttreten der Gesundheitsreform ist der Versand von rezeptfreien sowie von rezeptpflichtigen Arzneien erlaubt und damit ein langjähriger Streit zwischen Internet-Apotheken mit Sitz im Ausland und deutschen Apothekerverbänden beendet.
Der freie Warenverkehr in Europa gilt jetzt auch bei Medikamenten. Per Mausklick werden Arzneien für Patienten günstiger.
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Krankenkassen zeigen sich offen
In die Schußlinie sind Internet-Apotheken wie der Marktführer
www.docmorris.com mit Sitz in Holland deshalb geraten, weil sie viele Medikamente günstiger anbieten als die Apotheke um die Ecke. Das liegt u. a. daran, dass beispielsweise in Holland nur 6 Prozent Umsatzsteuer auf Arzneimittel erhoben werden, statt 16 Prozent in Deutschland und dass im europäischen Ausland keine Preisbindung für Medikamente besteht. Mit günstigen Preisen wirbt auch die niederländische Internet-Apotheke
www.pharmakontor.com. Rund 65 000 deutsche und holländische Produkte gibt es hier zu bestellen und das zu Preisen, die zwischen 10 und 20 Prozent unter den deutschen Apothekenpreisen liegen. Für deutsche Kunden, die ab dem 1. Januar 2004 rezeptfreie Arzneimittel ganz aus eigener Tasche bezahlen müssen, sind solche Preisvorteile interessant. Auch deutsche Krankenkassen stehen den Internet-Apotheken aufgeschlossen gegenüber, da sie ebenfalls von günstigeren Arzneimittelpreisen profitieren.
Der Einkauf in der Internet-Apotheke ist ebenso einfach wie in jedem anderen Internet-Shop. Nur beim Kauf von rezeptpflichtigen Arzneien muss zuvor das Rezept per Post eingeschickt werden, was unter Umständen einige Tage Wartezeit bedeuten kann. Die Abrechnung nimmt die Internet-Apotheke direkt mit der Krankenkasse vor, nur die gesetzlich vorgeschriebenen Zuzahlungen werden über das Bankeinzugsverfahren direkt beim Kunden erhoben. Doch selbst hier lässt sich Geld sparen: So gewährt DocMorris beim Einkauf einen Bonus in Höhe der halben Zuzahlung auf den Arzneimittelpreis.
Was den Kunden gefällt, ist Apothekern ein Dorn im Auge: Sie rechnen durch die virtuelle Konkurrenz mit jährlich 2,6 Mio. Euro Umsatzeinbußen. Da hilft es wenig, dass mit Jahresbeginn die Preisbindung für rezeptfreie Arznei wegfällt und die Apotheken mehr Spielraum in ihrer Preisgestaltung haben, denn Kunden können Preise leichter per Mausklick vergleichen, als von Apotheke zu Apotheke zu laufen.
Einen ersten Schritt deutscher Apotheken in Richtung Internet stellt
www.aponet.de dar: Auf dem Web-Forum lassen sich bereits bei einigen Apotheken Medikamente bestellen und meist am selben Tag abholen. Noch ist das Internet für viele der 22 000 deutschen Apotheker Neuland, und spannend bleibt, ob und wie sie die neuen Freiräume nutzen.
www.docmorris.comwww.pharmakontor.comwww.aponet.deVon DOMINIQUE SALCHER
Quelle =
http://www.merkur-online.de/nachrichten/vermischtes/comaktuell/378,230634.html