Betriebliches > Familie und Betrieb unter einem Hut

Können die "Jungen" noch mithalten?

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Mirjam:
Hallo,

um was es mir bei der Fragestellung geht - ist die Veränderung der Rolle / Arbeit der Frau am Hof und die Vergleicherei und auch das Anspruchsdenken; aber auch die eigenen Fähigkeiten.

Die Diskussion höre alleweil aus Gesprächen "älterer" selbstständiger Betriebsleiterinnen (nicht mal Landwirtschaft, sondern auch Gewerbe!) heraus. Das die "jungen" das gar nicht mehr so machen/schaffen, wie sie selbst geschafft haben:

Früh Kinder bekommen von Nachts bis Nachts am Betrieb, "nebenbei" noch Familienfeste mit locker über 30 Gästen, Kinder aufziehen und VollAK am Betrieb. Oder das auch nicht mehr mitmachen - wollen... (faul!?)

Einerseits: Solche tatkräfige Frauen kenne/lese ich ja heute auch noch  8)  - andrerseits ist das auch ein Bereich, der so manche nicht-aus-LW stammenden abschreckt, wieviel eine Frau "schaffen" kann ... (was sie vielleicht vorher in der eignen Familie nicht so erlebten).

Ich als "LW-Tochter" kenne diesen "Schaff-Geist" schon noch so, dass meine Mom nach dem Stall "mal eben" ein Zimmer freiräumte, neu tapezierte, strich und spätestens  8) am nächsten Tag wieder einräumte oder
diverse Sperrmüll-Aufräumaktionen, Stall-Weißeln oder Familienfeste mit kalten Bufet für 30 Leut, ohne in Panik zu geraten, dass dafür eben mal 2 Tage die Wäsche liegenbleibt. 5 Kinder und sie mit uns trotzdem häufiger am Badesse war als Kinder aus Angestellten-Mietwohnungs-Familien.

Mir fällts dann alleweil schwer, noch bewundernd zu loben, wenn eine Bekannte schon einen Aufstand wegen 5 Gästen, 3 Gastkindern, Schaufel in die Hand nehmen oder 5 qm Zimmerstreichen machen..  ::).

Auch mit einer Freundin hab ich schon drüber geplaudert, dass es für die Freundinnen ihrer Brüder auch "hart" ist: Sie hat den Haushalt im Griff, Backen perfekt, auf Arbeit gehen genauso wie Bulldogfahren oder auch Ferkelkastrieren - es gibt wenig, was sie nicht kann/macht und da sind dann die Ansprüche der Brüder an die (zukünftige) Partnerin grad nicht gering.

Wie gehts euch mit diesem Thema?

viele Grüsse

Mirjam



bemisine:
Die jungen Frauen können bestimmt mithalten. Man muß nicht immer nur alles so machen wie es
die letzte Generation vorgelebt hat. Schau sie dir nur mal genau an die Frauen um die 60. Sind
diese sogenannten Vorbilder nicht alle miteinander total zusammengerackert. Also ich denke viele von
ihnen haben nicht nur bis zur Belastungsgrenze gearbeitet sondern darüber hinweg und kein Mensch wird einer von ihnen jemals auch nur ein Dankeschön dafür sagen oder kann ihnen ihre Gesundheit zurück geben.
Also für mich als junge Bäuerin ist es deshalb nicht wichtig immer nur die Erwartungen der Schwiegermutter
oder meines Mannes zu erfüllen. Man muß vielmehr heraus finden was für einen selber wichtig erscheint.
(Gerade bei der SM ist es ja sowieso gern so, macht man es auf diese Weise ist es verkehrt und macht man es anders ist es auch verkehrt) .
Vieleicht hast du Recht daß die Brüder eine hohe Erwartung an die zukünftig Partnerin haben. Darf ich fragen ob sie eine Freundin haben. Ich kenne nämlich genügend junge Bauern die wären schon froh, wenn sie überhaupt
eine hätten. Da gehen die Ansprüche dann schon von selber zurück.
Jedenfalls möchte ich noch sagen daß bestimmt auch heute noch jede junge Frau die gerne Bäuerin ist oder
werden möchte und der diese Art von Arbeit gefällt auch bestimmt jede Menge leistet, wenn auch vieles anders
ist als früher. (z. B. Büroarbeit, die meist von den Alten gar nicht als Arbeit angesehen wird und doch sehr viel
Zeit beansprucht und heute über viel Geld entscheidet).

Margret:
Hallo Mirjam ,

das sind viele interessante Aspekte  und mir fällt einiges dazu ein,  wobei Bemisine vieles schon sehr  treffend dargestellt hat.

Eindeutig  haben sich die Prioritäten  in der Lebensgestaltung und -vorstellung  und auch bei der Arbeit  verschoben.

Dies hängt mit Verschiedenem zusammen,  u.a.

- stärkerer Wertigkeit  der Kindererziehung (man will und muss  sich bewusster Zeit für die Kinder nehmen als es unsere Mütter oder gar Großmütter taten)

- größerer Mut zu "Egoismus",  d.h. Frauen tun,  was Geist ,  Körper und Psyche guttut (was sich kurz- und  langfristig immer  ausahlt  durch froheres, ermuntertes Schaffen  und längere Gesunderhaltung) 

- andere  Ausbildung und Bildung der Frauen  früher und heute (Schulbildung,  "guter Beruf",  weitere Kenntnisse und Möglichkeiten)

- extrem veränderte Freizeitgewohnheiten der gesamten  Gesellschaft    ( die  Dauer und Häufigkeit von Urlaubsreisen  hat drastisch zugenommen  und  die Freizeit-und Spassgesellschaft lauert überall...)

- fortgeschrittene Emanzipation der Frau  und teilw.  geänderte Rollenverteilungen  (z.B.  meine Schwiegermutter sagt,  dass Frauen eigntlich nie Ferkel kastriert haben,   dass hier im Weingbaugebiet  ganz  früher die Frauen nicht Wengertschneiden "durften",...)

- Selbstbewusstsein der Frau definiert sich heute über ganz andere Werte und Wertigkeiten  wie vor Jahren
(die Anzahl der gefüllten Einmachgläser  oder der hergestellten Weihnachtsgebäcksorten oder.......   befriedigt nicht mehr bzw. nicht ausschließlich)

- Wandel der anfallenden Arbeiten    bzw. neu hinzugekommene Aufgaben  (wenn jemand den Gemeinsamen Antrag versucht auszufüllen,  kann er nicht gleichzeitig Stallfenster putzen - es geht nur eines in der Zeit !)

Sicher nicht abschließend die Aufzählung !

Was fällt euch ein ?

Margret

Mirjam:
Hallo Bemisine,

mir wurde ein Fall erzählt, bei dem eine junge Frau nicht auf den Hof ihres Freundes ziehen wollte, weil sie sich mit der Aufgabenvielfalt dort überfordert sah bzw. es sich nicht zutraute.

Ich persönllich denke, es ist für manche Frauen schon schwer, dass sie in kurzer Zeit das alles "aufholen", was auf einem Bauernhof selbstverständlich sein kann:

Körperlicher Arbeit, Verantwortung für viele Tiere tragen, Schlachten, Gästebewirtung im großen Maßstab, Reifenwechseln, mal eine Handstichsäge oder Akkuschrauber in der Hand halten und Bulldog fahren.
Einfach auch handwerkliches Geschick (sei es im Haushalt oder Küche) oder "draussen".

Vielleicht habe ich auch das Thema falsch gestartet, ich denke es gibt heute auch schon viele junge Männer, die nicht wissen, wie man mittels Bohrschlaghammer einen 12er Dübel versenkt.

Ich hab das Thema jetzt mal geändert, denn es geht mir und meiner Freundin auch so, dass wir - wie von unseren Brüdern und Vätern gewöhnt - erwarten, das Männer SELBSTVERSTÄNDLICH schweißen, maurern oder einen Ölwechsel machen können  8).


viele Grüsse

Mirjam

reserl:

--- Zitat von: Mirjam am 16.04.05, 09:23 ---Ich persönllich denke, es ist für manche Frauen schon schwer, dass sie in kurzer Zeit das alles "aufholen", was auf einem Bauernhof selbstverständlich ist:

Körperlicher Arbeit, Verantwortung für viele Tiere tragen, Schlachten, Gästebewirtung im großen Maßstab, Reifenwechseln, mal eine Handstichsäge oder Akkuschrauber in der Hand halten und Bulldog fahren.


--- Ende Zitat ---

Hallo Mirjam,

für mich sind solche Aufgaben nicht selbstverständlich.

Ich kann weder schlachten noch Reifen wechseln.
Mit einer Handstichsäge hab ich auch noch nie hantiert und Traktor fahren kann ich auch nicht.  8)

Jede hat andere Qualitäten. 8) ;D
Solche Dinge wurden auch nie von mir erwartet und da bin ich froh drum. Manches hab ich mir noch angeeignet, aber ich bin auch der Meinung, das man nicht alles können kann/muss.

Bei uns auf dem Hof herrscht eher die "klassische" Rollenverteilung und mir ist das auch ganz recht so.  ;)

Meine Schwiegermutter hat sicherlich früher auch viel anders gemacht, aber die Zeiten ändern sich.
Das hat Margret schon sehr gut ausgedrückt.


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