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Betriebsauflösung?

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passivM:
Das Thema lässt mir keine Ruhe, hab' den Computer nochmal angeworfen:

Nachdem SV gestorben ist, wurde sein Vermögen aufgeteilt. Die Geschwister meines Mannes erhielten je ein Haus (bis auf die eine Schwester, die soll ein Haus bekommen, das aber zum Betriebsvermögen zählt, da das Grd-Stück damals nicht vor Baubeginn ins Private überführt wurde - wegen der Steuern).

Zum Hof gehört auch Bauland. Nun will SM den Geschwistern davon auch gerne etwas abgeben. (Der Hof gehör ihr.) Aber auch da müsste sie natürlich einen Haufen Steuern zahlen. Der Steuersatz würde sich verringern, wenn sie eine komplette Betriebsauflösung machen würde. Vorher soll SM - wenn es nach dem Willen meines Mannes geht - den Verkaufserlös reinvestieren. Irgendwo in einen anderen Betrieb. Ein Konzept, wie es dann weitergehen soll, kann mein Mann mir aber auch nicht sagen. Wenn ich mit ihm darüber reden will, bin ich hinterher genauso schlau, wie vorher.

Hier, der Betrieb hat einen Kuhstall der mal saniert werden müsste, und einen hohen Pachtlandanteil.
Mein Mann rennt sich die Hacken ab, um eine gute Reinvestitionsmöglichkeit zu finden. Das Interesse von SM ist relativ gering, seine Geschwister zeigen gar kein Interesse. Weil das mit dem Reinvestieren oder Flächentausch mit der Kommune so langsam läuft, blockiert SM im Grunde die ganze Baugebietsgeschichte. Davon sind ja auch noch viele andere Eigentümer betroffen. Der Berater meinte zur SM, dass sie, wenn sie so weiter macht, wohlmöglich noch Drohanrufe bekommt. Fakt ist, dass mein Mann - obwohl das schon lange mit der Kommune mündlich ausgehandelt ist - immernoch auf ausstehende Pachtverträge für Ackerflächen wartet. Ich sehe da einen Zusammenhang.

Wir hatten uns, ein ungenutztes Wirtschaftsgebäude zum Wohnhaus ausgebaut. Lt. Grundbuch gehört es SM: Die Belege sind verschwunden. Ich hatte meinem Mann immer gesagt, dass er sein Büro bei uns im Haus machen soll, aber er bestand/und besteht immernoch darauf, das bei seiner Mutter im Haus zu machen - und nun sind die Belege weg, mit denen wir belegen könnten, was wir in das Gebäude gesteckt haben. Einen Teil davon konnte ich nacherstellen lassen, aber bei weitem nicht alles. Ich habe die Belege ja auch für die Buchführung gebraucht.  - Ein merkwürdiger "Zufall" dass die Belege weg sind...

Mein Mann hat sein Leben lang immer auf dem Hof gearbeitet, ohne Lohn. Jetzt ist er schon über die Mitte 40, und sie ziehen ihm den Betrieb unterm Hintern weg. So sehe ich das. Er will es drauf ankommen lassen. Wenn ich ihn so höre, hab' ich das Gefühl, er pokert.

Aber ich kenne mich nicht mehr aus. Mal will er selbstverständlich auf dem Hof bleiben - weil wir "es" uns doch sooo schön ausgebaut haben, dann meint er, dass er überall leben kann, redet von den neuen Bundesländern. Eine Zeitlang hat er ja mal von einer Betriebsaussiedlung auf Fremdkapitalbasis gedacht, was auch bezuschussungsfähig ist. Aber das war finanziell zu riskant, und ist daher vom Tisch. Ich weiß gar nichts mehr. Ich hab' das Gefühl, ich lebe an einem Abgrund, den ich jederzeit runterfallen könnte.

Hat jemand von euch Erfahrungen mit Betriebsauflösungen? Was ist mit den Jahren, unbezahlter Arbeit, die mein Mann geleistet hat? Können die Geschwister rechtlich nochmal was vom Hof verlangen, nachdem sie aus dem Privaten schon was erhalten haben? Mein Mann hat eine Koppel bekommen, von der er jedes Jahr zwei Runballen Heu holt, was mit der Rendite aus einem Mietshaus natürlich nicht zu vergleichen ist. Sein Steuerberater, der auch der Steuerberater von SM ist, meinte dass er seine Geschwister abfinden müsse, wenn SM ihm den Betrieb überschreibt.
SM kann angeblich nicht überschreiben, weil sie sonst "nichts mehr zu melden" hat. Sie tendiert wahrscheinlich eher dahin, dass sie das Bauland verkaufen will, ins Private ziehen und unter den Kindern aufteilen. Aber so richtig entschieden hat sie sich noch nicht.

Ich weiß überhaupt nichts mehr. Was meint denn ihr zu der Sache?

verwirrte Grüsse

Pierette:
Guten Morgen Anna!
Deine Beschreibung hat furchtbare Erinnerungen in mir geweckt....! Aber das spielt heute keine Rolle mehr.
Mit Mitte 40 sollte der Betrieb eigentlich übergeben sein und damit klar sein, wer Chef im Laden ist. Stell Dir mal vor, ihr wollt z.B. eine Förderung in Anspruch nehmen und müßt immer SM um Unterschriften bitten.
Und dann wäre es allehöchste Zeit, dass Ihr Euch mit dem Steuerberater ( aber nur einer für Landwirtsch., der Eure Interessen vertritt) und einem Juristen für die restlichen Fragen zusammensetzt (z.B. Bauernverband), damit die Sachlage auseinandergedröselt wird.
Da geht soviel durcheinander
"Aber auch da müsste sie natürlich einen Haufen Steuern zahlen. Der Steuersatz würde sich verringern, wenn sie eine komplette Betriebsauflösung machen würde. Vorher soll SM - wenn es nach dem Willen meines Mannes geht - den Verkaufserlös reinvestieren. Irgendwo in einen anderen Betrieb. " warum dann nicht direkt reinvestieren? Solange die Flächen nicht aus dem Betriebsvermögen herausgenommen werden, gehören sie steuerlich gesehen weiterhin zum Betrieb. Und wenn reinvestiert wird, dann muß genau darauf geachtet werden, worin, die Möglichkeiten sind ausgesprochen begrenzt. Dazu gehört u.a. Landkauf.

Die Geschicht mit dem Grundbuch dreht mir ehrlich gesgt, den Magen um und macht deutlich, was da gebacken ist.

"Mein Mann hat sein Leben lang immer auf dem Hof gearbeitet, ohne Lohn. Jetzt ist er schon über die Mitte 40, und sie ziehen ihm den Betrieb unterm Hintern weg. "
Aber, wenn ich mich nicht ganz täusche, hat die Rechsprechung für diesen Fall auch Urteile gefällt (Jurist!).

Mein Eindruck täuscht sicher nicht, dass Du auch viel Engagement in diesen Betrieb gesteckt hast und nun mächtig unter der unklaren Situation leidest. Ich kann natürlich nur aus meiner Überzeugung heraus sprechen: die Betriebsübergabe ist längst überfällig und wenn sich da nicht bald Klärung und Linie einstellt, mußt Du Konsequenzen ziehen. Ihr werdet älter und müßtet Eure Kraft eigentlich in die Betriebsentwicklung stecken, statt einer unsicheren Zukunft entgegenzusteuern.
Ganz wichtig ist aber, dass Du für Dich eine Entscheidung triffst: Was und wohin will ich? Warten auf andere? Egal was und wie Du entscheidest, Du mußt Intiative übernehmen.
Vielleicht mußt Du einfach anfangen, Fakten mit entsprechenden Leuten zu klären und die Ergebnisse Deinem Mann vorlegen, ihm sagen, wo er eigentlich steht. Er soll doch mal überlegen, was passiert, wenn der Betrieb weg ist, mit fast 50 noch Arbeit finden? 

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Kraft und vor allem Mut, den Weg zu verlassen. Du mußt zwar nicht den Abgrund hinabstürzen, aber immer daran entlanglaufen bringt Dich nicht weiter und ist perspektivlos.



Jacqueline:
Liebe Anne
ich denke an Dich und ich hoffe, dass Ihr eine gute Lösung findet wedet.
Ist Dein Mann offen einen Rechtsanwalt der Ladwirtschaftlichen Gesetze und Bedingungen kennt zu involvieren und Rat zu holen?

passivM:
Ich habe meinem Mann schon oft geraten, sich bei einem Anwalt Rat zu holen. Aber er schreckt davor zurück.

Ich hatte ihm gerade heute morgen wieder angeboten, dass ICH mal mit meiner SM rede. Aber er will nicht, dass ICH mit ihr spreche. Wenn, dann könne er auch selber mit ihr reden, meint er. --- Die Tatsache, dass er den letzten Termin mit dem Betriebsberater bei seiner Mutter im Haus gemacht hat, und dass ich nicht dabei sein "durfte", spricht ja auch dafür, dass er mich bei wichtigen Fragen außen vor lassen will.

Die Anwälte beim Bauernverband beraten auch nicht mehr kostenlos. Ich könnte also dort nicht - hinter seinem Rücken - vorsprechen. Ich bin aber drauf und dran, dass ich es doch mache. Allerdings: Vor etlichen Jahren waren wir schon mal da. ...und alles, was der uns geraten hat war, dass mein Mann mit seiner Mutter reden soll, und dass er "sehen soll", dass sie ihm den Betrieb überschreibt. - TOLL !  Genau das macht sie aber nicht. Man kann sie doch nicht dazu zwingen, oder doch?

Ich hab' mal was gehört, von der Möglichkeit der "Zuweisung".  Weiß jemand von euch da was näheres?
...und, falls wirklich alles aufgeteilt wird: Kann mein Mann so was wie Lohn nachfordern - da er durch seine unbezahlte Arbeit doch zur Wertsteigerung des Betriebes beigetragen hat, in gutem Glauben, dass er den Hof mal bekommt?


Ich denke, ich rufe doch mal beim BV an, hinter seinem Rücken...


liebe Grüsse

Anna

Jacqueline:

--- Zitat von: AnnaAnna am 19.04.06, 10:30 ---
Ich denke, ich rufe doch mal beim BV an, hinter seinem Rücken...

liebe Grüsse

Anna

--- Ende Zitat ---

Eine gute Idee und so ein Anruf ist ja unverbindlich und kostenlos!

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