Gibt es bei Euch auch absolute Nicht-Landwirte, die Euch als Hofnachfolgerin geheiratet haben? Mein Mann ist so ein Exemplar. Wir lernten uns kennen, als ich in der Lehre war. Als ich mich nach Zuraten meiner Eltern für eine landwirtschaftliche Ausbildung und die Übernahme des recht gut laufenden Betriebes entschied, war ich 19 und hatte nur sehr vereinzelt Bauern oder der Landwirtschaft nahestehende Leute in meinem Freundeskreis. Das änderte sich auch während der ziemlich langen Zeit der Ausbildung (Lehre, Fachschule, Studium, Ausland) nicht großartig. Und die große Liebe war nun mal ER.
War das ein großes Problem?
Eltern:
O.k., es war schon zu spüren, daß es für sie einfacher im Umgang mit dem gängigen Procedere gewesen wäre, daß eine helfende, zupackende Männerhand auf einen Hof gehört. Sie kamen gegenüber ihren Bekannten ja ständig in Erklärungsnot. Aber ich merkte auch, daß sie stolz darauf waren, daß ich den Laden auch alleine schmeißen kann. Schließlich habe ich ja genau das gleiche gelernt, wie meine männlichen Berufskollegen und war auf den Lehrhöfen und in allen Schulen gleichberechtigt. Der Generationenwechsel verursachte einige Probleme, die ich aber von den Jungs teilweise viel heftiger geschildert bekam.
Arbeit:
Die anfallenden Arbeiten zu erledigen war nie das Problem. Wie gesagt, ich hatte ja alles, was die Jungs gelernt hatten, auch gelernt und lernte, wie sie, auch ständig dazu. Wenn ich was ich alleine nicht schaffe, suche ich mir Hilfe. Die kostet natürlich Geld. Aber auf wieviel Geld und Lebensqualität würden wir verzichten, wenn mein Mann und ich uns um Führungskompetenzen in die Haare kriegen würden?
Und das ist in meinen Augen ein riesiger Pluspunkt, eben diesen Mann geehelicht zu haben: er quatscht mir nirgendwo rein und ich ihm nicht. Wie das sonst manchmal aussehen könnte, wird bei Haushalt und Kinderbetreuung sichtbar...
Umwelt:
die Umwelt, die uns nicht so gut kennt, macht uns-oder eigentlich meinem Mann, das Leben manchmal schwer. Unsere Art zu leben ist ihnen einfach zu fremd. Die männlichen bäuerlichen Nachbarn unterhalten sich bei einem Zusammentreffen lieber mit mir, als mit meinem Mann, weil sie dann auch fachliche Dinge besprechen können. Aber nicht nur. Sie sprechen auch schon mal über soziale Dinge im weiteren Sinne. Das machen sie mit ihren Geschlechtsgenossen eher nicht. Mit meinem Mann können sie also weder über fachliche, noch über mentale Dinge reden. Sehr irritierend ist auch oft das Verhalten der weiblichen Landbevölkerung, sofern sie die Betriebsleitung ihren Männern überlassen hat. Da kommt oft zum Asudruck, daß ich doch, obwohl Landwirtin, doch nicht so richtig Landfrau bin. Komisch. Oder Neid?? Mit meinem Mann reden sie lieber gar nicht.
Ehe:
Es gibt hin und wieder ein wenig Land-Überdruß. Mein Mann kommt zwar auch aus einem kleineren Ort, liebt aber sehr das Stadtleben und langweilt sich zeitweise sehr hier. Es passiert ja auch wenig. Dann bedauert er, daß wir nicht so einfach wegziehen können, wie andere Leute mit "normalen" Berufen. Und er haßt die Fahrt zur Arbeit, im Winter besonders.
Um zum Ende zu kommen: Wir leben nun seit 11 Jahren in einer "verkehrten" Welt und sind froh, alle Kämpfe bisher gut überstanden zu haben. Eins weiß ich genau: Hätten meine Eltern mich damals vor die Wahl gestellt, Er oder der Hof, ich hätte ihn genommen. Ich bin froh, daß ich, manchmal mit vielen Spagats, beides haben kann.
Ich freue mich auf Eure Antworten, vieleicht ist ja jemand in ener ähnlichen Situation. Hatte es 1992 den Bäuerinnentreff schon gegeben, hätte ich sicher hier um manchen Rat gefragt.
Gruß
Ixte