Autor Thema: Wieviel kann und darf man Kindern, Jugendlichen glauben und zutrauen?  (Gelesen 12137 mal)

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Offline Morgana

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Liebe ANNALENA

Kindererziehung oder eher Begleitung zum  erwachsen werden, wie ich es lieber nenne,
ist eine der schwierigsten Aufgaben im Leben.
Und dass die Pubertät ihr übriges dazu tut um das nicht leichter zu machen wissen alle Eltern.

Zuhören ist sehr sehr wichtig.
Ich habe aber immer wieder bei uns erlebt und das obwohl mein Sohn eine
starke Persönlichkeit und genau wußte was er wollte, dass es doch notwendig war lenkend einzugreifen,
Wege aufzuzeigen und mitzugehen.
Es waren nicht immer auf Anhieb die richtigen, da gabs etliche Irrwege und wir sind weiß Gott
oft genug zusammengerauscht. Schließlich sind wir beide wie Alphatiere.
Wie oft habe ich von ihm gehört, du brauchst jetzt nicht die Psychologin rauszukehren, bloß weil du es gelernt hast.
Aber wir haben es hingekriegt.

Ich denke ihr werdet genauso euren Weg finden und gehen.
Es ist nicht leicht, aber machbar.

ANNALENA

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Liebe Morgana,
Danke!!

Mir ist die letzten Tage viel durch den Kopf gegangen.🤯

Beide sind sehr unterschiedlich. Und wir, SE, mein Mann und ich meinten mal vor Jahren, S. soll🙈auch wie M. Interesse am Handwerk haben und beide sollen gemeinsam in der Werkstatt werkeln.

Klappte nur bedingt😉☺️der große ist
Sehr, sehr ordentlich und S. Mein kleiner
zerstreuter Professor. Hat er von mir, wie oft suche ich was???

Mein hat auch alles an einem Platz.
Und SV früher.
S. Und ich schlagen aus der Art.

Der eine war stundenlang draußen, Garten, Bulldog, Tiere.
S. Lieber am PC.

Aber wir haben keine PLAYSTATION.
S. Hat einen Flightsimulator und fliegt durch die Gegend. Braucht der Bruder Hilfe, hilft er, beim Zäunen, bedingt im Garten, Rasen mähen...

Aber S. IST KEIN ARBEITER...
Im Fach Technik wo Bruder immer eine eins hatte, hatte er letztes Jahr eine fünf.

Fand ich nicht schlimm. Aber der Bruder😉😊

Jetzt 8. Klasse und nächstes Jahr ist er im Zweig Wirtschaft.
Wäre beim Großen undenkbar gewesen.

Auch Englisch, der große hat es gehasst. S. LIEBT ES!

UND ist der beste in dem Fach, besonders beim vorlesen.
Er schaut auch Videos in Englisch.

S. Möchte mal nach Kanada, Schweden und Australien.
M. Wollte nicht mit zur Abschlussfahrt letztes Jahr mit, Kroatien.

Ich sagte, fahr mit, das ist doch toll. Das Meer, feiern...
Nein, Mama, ich möchte lieber Heu machen, mich um meine Schafe kümmern...

Berlin, 8. Klasse, auch so ein Ding, er wollte nicht.
Corona half ihm😉😉🙃

Und Kroatien, hab ign eine Woche krank
gemeldet, der Lehrer wusste Bescheid  Ein andres Kind fuhr auch nicht mit.
Und er war glücklich, hat geheut.

Ich verstand es nicht.

Mein Mann meint S. müsste sich unbedingt mit dem Handwerk auseinandersetzen.
Akkuschrauber, einfache Dinge...

Was macht er  wenn er mal Haus bauen möchte??
Das seh ich lockerer.
Er kann schon was, wenn er will.
Zum Beispiel Radl reparieren.

M. bekam mit 12 eine Werkbank zum Geburtstag. Aber eine kleine, günstige.
Er wollte nie was anderes als Schreiner
werden. Nie!

Und trotzdem musste er von der Schule aus, in einem anderen Zweig schnuppern.

Schmiede, Spenglerei.
Sein Wunsch.
Da sagte er zum Meister mit damals 14,
Ich mach das die Woche, aber werden will ich das nicht. Ich möchte Schreiner
Werden.

Der Chef hat gelacht.

Und er ist einer der besten in der Schule, da bin ich echt sehr stolz!!

Und auf S. genauso.
Was er alles PCmässig drauf hat, echt gut.

Jeder ist anders, bin gespannt wie es weitergeht.

LG

Online LunaR

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Annalena, die Unterschiede muss man respektieren. Meine beiden Söhne sind auch total unterschiedlich. Wie oft haben wir das beim Elternsprechtag gehört. So unterschiedliche Brüder hätten sie noch nie gesehen, meinten die Lehrer.

Der Älteste brauchte immer etwas mit den Händen zu tun, hat dann aber Groß- und Außenhandel gelernt. Was ich überhaupt nicht verstanden habe. Zum Glück war es im Baubereich. Heute, mit über 30 hat er sich selbständig gemacht in dem Bereich, den ich ihm schon damals vorgeschlagen hatte. Obwohl er nicht die Ausbildung hat, macht er seine Sache gut und bekommt seine neuen Aufträge auf Empfehlung oder weil seine Arbeiten gesehen wurden. Er macht auch viel selbst an seinem Haus.

Der Jüngere hat einen technischen Beruf, macht auch mal einige handwerkliche Sachen, aber ohne Leidenschaft. Er will mit seiner Frau zusammen bauen. Beide sind sich einig, dass sie so gut wie nichts selbst machen wollen  ::) . Für uns kaum vorstellbar.

Dann gibt es noch unseren Schwiegersohn, der anfangs, auch von seinem zu Hause aus, fast von nichts Ahnung hatte. Da hat unsere Tochter dann viel gemacht. Sie hat aber erwartet, dass er dabei mithilft und sich auch etwas aneignet. Da haben wir immer gesagt, bei den beiden ist es besser, sie haben kein Eigentum. Das wird schon an kleinen Reparaturen scheitern oder Tochter ist nur noch Handwerker. Dann hat aber der SS angefangen, nebenbei bei unserem Ältesten zu arbeiten (dachten wir, das wird nichts) und hat tatsächlich Gefallen an den Arbeiten gefunden.

So kann sich auch noch manches im Leben ändern. Aber es ist eben nicht jeder ein Handwerker.
Es ist sehr beglückend, sich mit kompetenten Menschen auszutauschen.

Ein lieber Gruß Luna


Verschwendete Zeit ist Dasein.
Gebrauchte Zeit ist Leben.

Offline Morgana

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Mein Mann hat sich zu Hause immer vor allem gedrückt. Ist lieber mit seinen Kumpels unterwegs gewesen.
Man kann auch sagen, er hatte von nichts eine Ahnung als wir uns kennen lernten.
Als Kaufmann war er super. Das ist sein Leben.
Dann kam er hier auf den Hof. Als er die erste Zapfwelle verbogen hatte, weil er dachte auf der Wiese kann
man wie auf der Straße fahren hat ihn das total geschockt. Kam recht geknickt heim.
Mein Vater sagte, geh zum Schmied, lass sie grad machen und dann fährst wieder raus und schaust dir
die Wiese genau an. Von da an ist ihm das nie mehr passiert. ;D

Wir haben ein Haus gebaut, Fertighaus mit Selbstausbau.
War happig, aber wir haben es hingekriegt. Dämmen, Fliesen legen, einfach alles.
Wenn man will und es einen interessiert kann man sehr viel.

Mein Mann hat als Kind viel mit Lego und  Matchbox Autos gespielt. Hat alles aufgehoben und wollte mit seinem
Sohn spielen. Der hatte aber null interesse dran. War für meinen Mann nicht leicht, aber er hat es akzeptiert.

Junior wollte schon immer nur Musik machen.
Mein Mann und ich waren als wir noch nicht zusammen waren immer überall wo Party oder Remidemi war.
Junior ist nicht mal mit zur Abschlußfahrt nach Loret de Mar. Wozu, kostet Geld und ich schau denen beim Saufen zu
war seine Meinung.
Ne danke, da kauf ich mir lieber was für mein Studio.

Junior hat 5 Jahre bei einem Sportartikelvertrieb gearbeitet. Dort hat er alles mitbekommen.
Konnte am Schluß mit allem möglichen Gerätschaften umgehen, inclusive Staplerschein.
Er hat sich vieles beim Hausbau angeeignet. Schneidet bildschöne Scheiben vom Baum mit der Kettensäge.
Geht alles wenn man will. Aber wenn man nicht will dann geht alles nicht.
Und auch das ist zu akzeptieren.
Jeder hat seinen Platz im leben. Der eine findet ihn halt früher der andere später.


ANNALENA

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Ich kann gar nichts technisches, höchstens Bild aufhängen.


Musste ich nie machen, auch Traktor fahren daheim. Warum? Sind doch Opa, Papa und zwei Brüder da??

Fand ich sehr schade!
Aber was sollte ich machen. Ich weiß nicht als mein Opa von meiner Schwägerin beim Heukran abgelöst wurde.

Opa war fast 90. Und er sah s hlecht.
Der hat meine Schwägerin wie ein Geier
beobachtet, beleidigt.

Muss oft lachen, wenn die Buben was gemeinsam nachen. Der große hat keine Geduld mit S. Und das ist manchmal lustig!

Müsstet ihr sehen, kann ich nicht erklären.

Mit Bulldog Rasen mähen, immer hat nur der große das gemacht.
Ich kann es nicht.

Jetzt ist der in der Lehre, also hat S. gemäht.

Der war sooo stolz. Ja, es war nicht perfekt, egal. Ich sagte nix.
Hab ihn sehr gelobt.

Kommt der Bruder abends heim.
Und hat nur kritisiert.
Obwohl er sonst oft sagt, S. tut zu wenig.
Anderes Thema...

Ist schon witzig, und das mit dem Garten verzaubert mich immer, mit welcher Liebe er pflanzt und alles pflegt.

S. Hat halt andere Interessen. Er interessiert sich auch sehr für die Weltpolitik, weiß vieles, ist so offen neuem gegenüber, fragt viel.

Kann am PC die tollsten Sachen machen.
Nur handwerklich ist er wie ich😉

 

Offline Ingrid1

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Ich wurde letztens von meinem 25 jährigen geschimpft wollt schon als 16 jähriger Feuerwehrmann werden, das ging auch weil es ein Ausbildungsberuf ist. Ich sagte du sollst erst etwas gescheites lernen, hat er auch ist Elektriker und jetzt macht er noch mal die Ausbildung zum Werkfeuerwehrmann am Flughafen München und ist über glücklich.

Er wollt damals zu Wacker Burghausen die Bilden damals schon den Beruf aus.

Annalena das wäre doch was für deinen Sohn denn dort macht er auch gleich die Sänitätsausbildung zum Rettungssanitäter und noch viel mehr. Es ist auch etwas Handwerkliches dabei dann ist dein Mann auch zufrieden. Den Beruf kannst du auch mit Hauptschulabschluss lernen.
Schöne Grüße von Ingrid

ANNALENA

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Wacker ist 60 bis 70km entfernt.
Ich lese nichts von einer Sanitäterausbildung.


Offline Ingrid1

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Die ist dabei den mein Sohn macht sie in Wacker dort kommen alles Wekfeuerwehrmänner zusammen und machen die Schulung dort. Was sind schon 60 km es können nicht alle immer zuhause einen Beruf erlernen. Wie gesagt mein großer hat mich letztens drauf hingewiesen. 60 km hätte ich mir bei meiner Tochter damals auch gewünscht aber die ging gute 150 km von zu hause weg, nach Bad Ischl in die Torismusfachschule weil sie in Deutschland nicht lernen durfte (zu jung), aber dadurch werden die Kinder erwachsen.
Schöne Grüße von Ingrid

Offline Bergli

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Nur eine kurze Frage: wer macht die Lehre? Wer "muss" in dem Beruf (ungeliebten?) arbeiten? wir Mütter/Eltern oder die Kinder? 🙊
Logisch haben wir Eltern Sorge um die Kinder, wir sind ja die Eltern.... aber lasst die Kinder entscheiden was und wo sie lernen möchten.... Eltern dürfen die Kinder unterstützen, helfen, aber tun müssen die Kinder selber. Bitte ....
„Glücklich sein bedeutet nicht, das beste von allem zu haben, sondern das beste aus allem zu machen.“

Offline Morgana

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Bergli, ich geb dir zu 100% recht.
Die Kinder müssen die Lehre machen, jeden Tag dorthin gehen und damit fertig werden.
Ich könnte mir als Mutter nie verzeihen meinem Kind sowas auf zu drücken.

Ich habe bereits in der 4. Klasse zur Lehrerin gesagt, dass es mir scheißegal ist was
mein Sohn später mal arbeitet. Wenn er zur Müllabfuhr geht ist mir das auch recht.
Da sagte sie: Das kann doch nicht Ihr ernst sein:
Doch war es und ich stehe noch heute dazu. Wir können über jeden froh sein der das macht.

ANNALENA

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Unser Sohn darf alles lernen was er will.
Aber ein bisschen realistisch muß man auch sein.

S. ist knapp 17 wenn er aus der Schule kommt.
Und dann soll er alleine in einer Wohnung oder einem Heim leben??

Oder jeden Tag 70 km hin und hergondeln??
Er möchte überhaupt nicht in so einer großen Firma wie Wacker lernen.

Wir haben eine ähnlich große Firma in der Nähe, das möchte er nicht.
@Ingrid, mein Großer lernt Schreiner 5km entfernt im Nachbarort.

Und fährt bei jedem Wetter mit dem Rad, ja es ist ein Ebike, dort  hin.
Ebike weil er kein Mofa wollte. Und er hat den größten Teil davon selbst bezahlt.

Und M. ist sehr selbständig und erwachsen.
Das wird man auch, wenn man nicht weiter weg lernt.

So ist das.

Wenn S. etwas lernen möchte, das weiter weg ist, kann er das machen.
Da finden wir eine Lösung, aber aufzwingen werden wir es nicht.
« Letzte Änderung: 20.10.22, 14:22 von ANNALENA »

Offline Steinbock

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ANNALENA, Euere Jungs haben sich großartig entwickelt!

Ich freue mich sehr für Euch!

Ist doch super, wenn die Jungs verschiedene Interessen und Schwerpunkte haben.
Nützt alles! Handwerker sind wichtig und PC-Fertigkeiten genauso!

Dass die Brüder ihre kleinen Scharmützel haben, zeigt, dass sie gesund und
wohlauf sind.  ;D (Sei froh, dass Du Jungs hast. Bei Mädchen geht verbal
viel mehr....)
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne... (H.Hesse)

Offline Frieda

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Meine Mutter hatte mal die Anwandlung mir als ich so 12 Jahre war, ihren Wunschberuf, den sie nicht machen durfte (damals bei ihr hatte es finanzielle Gründe), nämlich Lehrerin, einreden zu wollen. Hätte ich nie gemacht. Liegt mir nicht.
Kinder haben oft ganz andere Interessen, als die Eltern und auch als die Eltern gerne hätten.
Es wäre ja schlimm, wenn alle die gleichen Interessen und gleichen Begabungen hätten.
Viele Grüße,

Jesus verspricht: Ich bin bei euch alle Tages eures Lebens bis ans Ende der Zeit (Mt 28,20)

ANNALENA

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Ich muss nochwas einfügen.
In einem Lehrlingsheim dürfte S. gerne wohnen.

Aber er ist minderjährig, und da schon ganz alleine, Nein.

Ich bin froh das M. im Nachbarort lernt, jeden Tag heimkommt und so eine vielseitige Schreinerei gefunden hat.

Er darf soviel machen, total alleine, es wird ihm soviel zugetraut.
Abends ist er müde aber glücklich.


Offline Steinbock

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ANNALENA, Euer S. geht in die 8. Klasse. Seit ca. 6 Wochen?!
Sind noch fast zwei Jahre bis zum Schulabschluss. Da wird
er schon noch Erwachsener werden...

Nur so zum Vergleich... Unsere große Tochter hat die 10. Klasse
im europäischen Ausland besucht. Ja, richtig. Sie war ca. 10
Monate von Zuhause weg. Ihren 16. Geburtstag hat sie in der
Gastfamilie gefeiert.
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne... (H.Hesse)