Autor Thema: Q-Fieber bei kleinen Wiederkäuern  (Gelesen 32885 mal)

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Q-Fieber bei kleinen Wiederkäuern
« am: 14.12.09, 16:13 »

In die Niederlände  fangen jetzt grosse Schwierigkeiten an wegen die Ziegenkrankheit Q-Koorts (Q-fieber?) Der Landbau-Minister will alle Milchziegen von positive betriebe die schwanger sind, auch die geïmpfte, verenden lassen.


edit: link deaktiviert


Hallo Monique,

erst einmal willkommen im BT, schön, dass es auch mal wieder Verstärkung von Ausserhalb gibt ;o)

Die Q-Fieber-Problematik ist allerdings auch in Deutschland bekannt, auch wenn es (noch?) nicht so viele Fälle wie in NL gibt, aber es greigt mehr um sich, als man denken mag..
Mit Verenden lassen meinst du sicherlich töten, oder auch "keulen", wie man in Deutschland sagt?
Denn Q-Fieber ist ja nicht unbedingt tötlich für die Schafe und Ziegen..
« Letzte Änderung: 15.12.09, 16:41 von cara »
LiGrüss cara

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Re: Q-Fieber bei kleinen Wiederkäuern
« Antwort #1 am: 15.12.09, 16:52 »
na, wenn es denn ein fleissiger Wichtel schon abgetrennt hat, dann schreibe ich doch noch ein bisschen was dazu.

Q-Fieber ist eine Krankheit vornehmlich der kleinen Wiederkäuer, Schafe & Ziegen, es können aber auch alle anderen Tiere inkl . Schadnager (Übertragungsweg!!!) als Überträger in Frage kommen.
Sie wird verursacht von Coxiella burnetii, einem gramnegativem strikt intrazellulär lebenden Bakterium - auf jeden Fall wird es zu den Bakterien gerechnet, auch wenn es Zellen zum vermehren wie die Viren braucht.

Q-Fieber ist eine Zoonose, d.h. eine Krankheit, die von Tieren auf Menschen übertragen wird.

Bei den kleinen Wiederkäuern gibt es hauptsächlich Probleme im Reproduktionsbereich, d.h. die Tiere nehmen schlechter auf und verlammen auch mal.
Grosses Problem ist, dass das Fruchtwasser dann hochgradig mit Coxiellen belastet ist.

Wenn es dann so nette Sachen gibt, wie vor ein paar Jahren mal in Hessen, als ein Q-Fieber-infiziertes Schaf auf einem Bauernmarkt abgelammt hat, kann es dann auch zu Massenerkrankungen kommen.
Auch eine Gefahr ist eine positive Schafherde in Dorfnähe, wie es dieses Jahr auch in Hessen vorgekommen ist.

Beim Menschen äussert sich das Q-Fieber durch Grippe-ähnliche Symptome, also starkes Fieber, stechender Kopfschmerz und Abgeschlagenheit. Nicht lustig, ich hatte es selbst diesen Sommer..
kommt davon, wenn man eine hochpathogene Herde in der Untersuchung hat...
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Offline IngeE

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Re: Q-Fieber bei kleinen Wiederkäuern
« Antwort #2 am: 15.12.09, 21:11 »
Kenne die Problematik hier noch nicht, worauf wird getestet und womit?
Gruss
Inge

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Re: Q-Fieber bei kleinen Wiederkäuern
« Antwort #3 am: 16.12.09, 15:41 »
es gibt zwei Möglichkeiten:

1. Antigen Nachweis
d.h. da werden die Coxiellen selbst nachgewiesen, das geht mit der PCR am Besten aus Abort oder Nachgeburt.
Geht aber auch aus Milch, Urin oder Blut, aber das nicht ganz so zuverlässig.

2. Antikörper Nachweis
Wenn ein Lebewesen mit einem Krankheitserreger bereits Kontakt hatte, bildet es spezifische Antikörper aus, die kann man dann mit einem ELISA aus dem Serum nachweisen.
Je nach Konzentration (der sog. Titer) kann man in etwa sagen, ob es eine frische Infektion ist oder diese schon eine Weile zurückliegt.
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meelmuisje

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Re: Q-Fieber bei kleinen Wiederkäuern
« Antwort #4 am: 22.12.09, 09:27 »
Es ist Gestern angefangen, die totale "Vernichtung" von alle schwangere Ziege in die Niederlande. Es sollten 40.000 Ziege sein, aber seit Gestern spricht mann über 80.000 Ziegen die die ankommende wochen "gekeult" werden.
80.000x2 (Lämmer)= 160.000 Ziege gegen 6 Menschen die dieses Jahr durch die Folge von Q-fieber gestorben sind. Wen mann die Zwillinge mitrechnet soll das heissen das für EIN Menschenleben 27.000 Ziegen gekeuld werden, jetzt und in die ankommende wochen! Totale Wahnsinn!

Auch unser ehemalige Bauernhof ist dabei, Die Eigentümer haben schon lange her alle Ziege imfen lassen. Aber das hat kein Zweck,

Sündenböcke braucht mann immer.

Gersternabend habe ich ein Gedicht geschrieben, für die Tierartzte die diese schlimme arbeit das töten von gesunde Ziege die hochschwanger sind. Auch vor diese Menschen, die studiert haben um Leben zu RETTEN, ist es ein ALPTRAUM!

Es ist auf Holländisch

Vee-artsen zijn er om levens te redden, niet te beëindigen!!!

G eit, och arme geit...
E cht, het is zo gebeurd
N iet treuren, alsjeblieft
O ok al is het te zwaar om
C ardiotoxische troep als dit
I n je aderen te spuiten
D ood door schuld zegt men
E liminatie is je dank!... Slaap zacht..... Jij, en je ongeboren kind....... Het is voorbij.

(versuche so gut wie möglich zu übersetzen)

Ziege, arme Ziege
Wirklich, gleich ist es vorbei
Nicht weinen, bitte
Obwohl es zu schwer ist um
Kardiotoxischen scheisse wie dies
In deine Adern zu spritzen
Fahrlässige Tötung, sagt man
Eliminierung ist deine dank.....Schlaf gut..... Du, und dein ungeborenes Kind....... Es ist vorbei.




Offline mary

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Re: Q-Fieber bei kleinen Wiederkäuern
« Antwort #5 am: 22.12.09, 09:54 »
Mich erinnert diese Schlachterei an den Tag der unschuldigen Kinder.
Warum müssen die Tiere gekeult werden?
Und das vor Weihnachten.
Ich fühle mit allen mit, die davon betroffen sind,
denn wir hatten vor einer Ewigkeit auch im Betrieb Q-Fieber und ich weiß noch, was es für uns bedeutete.
Was mir im nachhinein aufgefallen ist, inzwischen kenne ich einige´, die auch damit zu tun hatten. Wir suchten nach Gemeinsamkeiten- von den Schafen kann es wohl nicht gekommen sein, weil es bei uns fast keine Schafe mehr gibt.
Wir alle hatten eine Gemeinsamkeit.
mitfühlende Grüsse
maria

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Re: Q-Fieber bei kleinen Wiederkäuern
« Antwort #6 am: 22.12.09, 21:17 »
Aus dem westfälischen Wochenblatt  51/2009

AKTUELLES
Q-Fieber: Wie sieht es in Deutschland aus?



Dr. Wilfried Adams, Landwirtschaftskammer NRW, gibt Auskunft zum aktuellen Q-Fieber-Ausbruch in den Niederlanden.

 

Wochenblatt:
Zeitungsberichten zufolge sollen zehntausende Ziegen in den Niederlanden geschlachtet werden, um eine Ausbreitung des Q-Fiebers zu verhindern. Um was für eine Erkrankung handelt es sich?

Dr. Wilfried Adams:
Das Q-Fieber (englisch Q = query = Frage) ist eine meldepflichtige, bakteriell bedingte Infektionskrankheit, die durch „Coxiella burnetti“ hervorgerufen wird und nahezu weltweit vorkommt. Als Zoonose kann die Infektion zwischen Wirbeltieren und Menschen übertragen werden. Die Grippe zeichnet sich durch ein großes Wirtsspektrum aus; am häufigsten wird sie im Zusammenhang mit der Haltung von Schafen, Rindern und Ziegen genannt, aber auch andere Haus- und Wildtiere können klinisch unauffällig infiziert sein. Zecken spielen bei der Übertragung eine maßgebliche Rolle. Menschen infizieren sich leicht durch das Einatmen des im Vlies von Schafen befindlichen, staubförmigen Zeckenkotes.

Wochenblatt:
Wie sieht der klinische Verlauf aus?

Dr. Adams:
Die Infektion verläuft bei Wiederkäuern abgesehen von einzelnen Aborten, Frühgeburten, lebensschwachen Früchten oder unspezifischen Fruchtbarkeitsstörungen in der Regel ohne klinische Symptomatik.
Beim Menschen verläuft etwa die Hälfte der Coxiella-Infektionen klinisch unauffällig oder aber es stellen sich zwei bis vier Wochen nach einer Infektion schwache, Grippe-ähnliche Symptome ein, die auch ohne Behandlung nach ein bis zwei Wochen wieder abklingen. Es kann auch zu einem akuten Verlauf mit erhöhter Körpertemperatur (Fieber über 40° C), trockenem Husten, Lungenentzündungen, Schüttelfrost, Muskel- und Kopfschmerzen kommen. Exponierte Berufsgruppen sind Schäfer, Landwirte, Tierärzte oder Personen, die sich mit der Wollverarbeitung beschäftigen.

Wochenblatt:
Wie hoch ist das Risiko für den Menschen, sich bei infizierten Ziegen mit Q-Fieber anzustecken?

Dr. Adams:
Uns sind aus jüngerer Vergangenheit keine Fälle bekannt, dass sich – wie aus den Niederlanden berichtet – Menschen in unserer Region durch Kontakt mit Ziegen angesteckt haben. Das dürfte damit zusammenhängen, dass wir hier nur einzelne größere Ziegenbestände haben, und der Tierverkehr in diesen Betrieben begrenzt ist. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass es sporadisch auch hier durch direkten oder indirekten Kontakt des Menschen mit Ziegen oder Schafen zur Ansteckung kommt, zumal die Mehrzahl infizierter Tiere klinisch unauffällig ist. Es liegen Berichte vor, dass kontaminiertes Material über Distanzen von bis zu 2 km übertragen werden kann. Bei einer indirekten Übertragung, zum Beispiel über verschmutzte Kleidung, sollen sogar noch größere Distanzen überwunden werden können. Die Bakterien werden auch mit der Milch infizierter Wiederkäuer ausgeschieden; die übliche Pasteurisierung der Milch führt jedoch zu einer sicheren Inaktivierung der Erreger.

Wochenblatt:
Müssen wir damit rechnen, auch hierzulande einen Q-Fieber-Ausbruch zu bekommen?

Dr. Adams:
Die Statistiken zeigen, dass etwa seit 2000 eine zunehmende Zahl von Q-Fieber-Fällen beim Mensch gemeldet wird. Von diesen Q-Fieber-Ausbrüchen sind nicht nur die bislang bekannten Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern und Hessen betroffen, sondern auch zunehmend nördliche Bundesländer sowie Nachbarländer wie die Niederlande und Belgien. Q-Fieber-Erkrankungen treten schwerpunktmäßig in den Sommermonaten auf, bedingt durch eine vermehrte Zeckenaktivität.

Wochenblatt:
Was sollten Ziegen- und Schafhalter hierzulande beachten, um ihre Tiere vor der Krankheit zu schützen?

Dr. Adams:
Schaf- und Ziegenhalter sollten möglichst nachstehende Maßnahmen befolgen, um sich und andere Personen vor einer Q-Fieberinfektion zu schützen:
Das Ablammen sollte bei in der Nähe befindliche Wohnbebauungen in geschlossenen Ställen erfolgen, wobei die Stalltüren möglichst geschlossen gehalten werden.
Muttertiere und Lämmer frühestens nach 14 Tagen aus dem Stall verbringen, das heißt Kontakt fremder Personen zur Herde bis 14 Tage nach dem Ablammen unterbinden.
Konsequente Geburtshygiene: Saubere Einstreu, gegebenenfalls Zwischendesinfektion der Ablammbuchten, regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Hände, sofortiges Entfernen von Totgeburten und Eihäuten aus dem Stall. Potenziell infektiöses Material keinesfalls offen lagern. Aufbewahrungsbehälter anschließend unverzüglich reinigen und mit einem Desinfektionsmittel auf Aldehydbasis desinfizieren.
Das Scheren von Schafen sollte außerhalb von Wohngebieten und möglichst in Ställen erfolgen. Die Schur und die anschließende Behandlung gegen Ektoparasiten verringert den von der Wolle ausgehenden Infektionsdruck.

Beim Handel bzw. bei Ausstellungen und sonstigen Veranstaltungen mit Publikumsverkehr ist darauf zu achten, dass:
keine Tiere im letzten Trächtigkeitsdrittel ausgestellt werden;
alle auszustellenden Tiere vorher gegen Ektoparasiten behandelt worden sind und nur Zecken- und Zeckenkot-freie Schafe zur Ausstellung kommen;
Tierzukäufe, besonders aus den genannten Regionen, weitgehend reduziert werden.


Wochenblatt:
Sollte es in Deutschland zu einem Ausbruch kommen, wird dann auch hier die Maßnahme der Wahl das Schlachten etlicher Tiere sein?

Dr. Adams:
Ein Antibiotika-Einsatz bei latent infizierten bzw. serologisch positiven Tieren ist nicht sinnvoll bzw. üblich. Versuche mit in Deutschland nicht zugelassenen Coxiella-Impfstoffen haben gezeigt, dass man durch konsequente Impfung aller Tiere ab einem Alter von drei Monaten den von einer betroffenen Herde ausgehenden Erregerdruck eindämmen kann. Eine Elimination des Erregers scheint jedoch zurzeit durch Impfung nicht erreichbar. Bei Einhaltung der beschriebenen Maßnahmen und gegebenfalls Nutzung immunprophylaktischer Maßnahmen dürfte eine Schlachtung von Reagenten nicht erforderlich sein.
Anne Huntemann
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