Hallo Petra,
wir hatten früher einen sehr grossen Obstgarten, mit etlichen Baumaßnahmen gings den alten Bäumen an den Kragen. Hab damals auch nur das viele Obst und die damit verbundende Arbeit gesehen. Die Auflage Hochstämme zu Pflanzen, was hab ich mich geärgert.
Inzwischen hab ich meine Meinung in Richtung Obstgarten schwer verändert, alte Bäume sind sehr tauglich für Baumhäuser, für Hängematte, für Schaukel,
sie bieten auch den Vögeln und Insekten einiges, die Blüte im Frühjahr und die Ernte im Herbst, das hat was für sich. Es dauert sehr lange, bis ein Baum wirklich was darstellt.
In einem kleinen Siedlungsgarten hätten wir sicher auch nur Zwerg- oder Säulenbäume, wir leisten uns den Luxus einer Streuobstwiese, sie macht Arbeit, aber das macht eine Rasenfläche auch.
Sicher wird man belächelt, wenn man sich die Mühe mit dem eigenen Obst und den Bäumen macht, allerdings die Vielfalt macht schon was mit einem selbst.
Vor ein paar Jahren konnte ich im Herbst wegen einer Krankheit überhaupt nichts machen, ich stand mit Tränen in den Augen draussen und musste mich damit abfinden, dass das Obst unter den Bäumen vererden musste.
Ein paar Apfelbegeisterte holten sich etliches, die Amseln haben wohl den gedeckten Tisch geschätzt, im Frühjahr war alles weg.
Letztes Jahr hab ich das angefaulte Obst in den Kompost gegeben, was angeblich nicht geht- ich bin selbst gespannt, was dabei herauskommt.
Quitten haben ausser ihrem Zierwert auch wirklich was zu bieten, Schlehen wirken in einer Hecke mit ihrer frühen Blüte sehr gut.
Ich sehe das Obst als Geschenk, das wir und wer noch mag, nutzen, was nicht gebraucht wird, können Vögel und andere Tiere fressen, der Rest vererdet, im Spätherbst kommt Steinmehl und die Reste von Brennessel- und andere Gartenjauchen unter die Bäume.
Ich sehe den Obstgarten nicht mehr nur als Obst- und Arbeitslieferanten, sondern auch als altes bäuerliches Kulturgut, als Erholungsfläche mit ganz vielen zusätzlichen Nebennutzen. Gartenmöbel unter den Obstbäumen, gemütliches Kaffetrinken unter den schattigen Bäumen, da kann keine noch so tolle Terasse mithalten.
Eine Madam Verte muss ich noch unbedingt haben, alles was sonst noch mein Obstherz begeistern könnte, kommt nur noch über die Veredlung der bestehenden Bäume.
Vielleicht denkst über die Bäume noch mal nach, in ein paar Jahren braucht Max ein Baumhaus, Schaukel in den Bäumen, man kann das Fertigteilzeugs in den Baumärkten alles haben, aber das, was uns diese Bäume dazu liefern, gibts nicht zu kaufen.
Ausserdem haben die Bäume noch etwas, sie vermitteln uns etwas von der Geschichte des Hofes, der Hochzeitsbaum, die Bäume, die so alt sind als die Kinder, der Baum, der so alt ist, wie unser Enkel, die Bäume von den Schwiegereltern, von inzwischen verstorbenen Obstliebhabern leben noch weiter und erinnern mich an sie.
Herzliche Grüsse von einer obstbaumbegeisterten
Maria