an uns ist noch kein Tierarzt reich geworden, obwohl wir so wenig wissen und die Tiere wahrscheinlich völlig falsch halten. Ich nehme mal an, das ist das Glück der Dummen.
Stanzerl, da hast Du aber eine schlechte Meinung von Euch....

Ich glaube schon, dass Ihr genug wisst um Mutterkühe zu halten. Und die Haltung ist für diese Betriebsform vermutlich völlig in Ordnung. Nur keine falsche Bescheidenheit... Ihr macht das ganz toll. Ehrlich und ohne Ironie.
Es gibt auch Menschen, die völlig gesund leben. Den Oberförster, der täglich durch den Wald streift und für das Grobe seine Arbeiter hat, den Selbsständigen Kopfarbeiter mit Häuschen im Grünen, der seine Zeit frei einteilen kann und gut honoriert wird, den freischaffenden Lebenskünstler der im Sommer im Schwarzwald lebt und im Winter auf Teneriffa usw.
Sie alle sind wichtige Mitglieder unserer Gesellschaft (naja... abgesehen vom Lebenskünstler) und wenn sie auch sonst auf ihre Gesundheit achten werden sie uralt und niemals krank. Nur leider begründet sich unser Wohlstand und unsere Gesellschaft nicht nur auf Oberförster und Lebenskünstler sondern hauptsächlich auf Menschen, die keine solchen Privilegien haben.
Menschen, die täglich in überfüllten Zügen (jeder Tiertransport dieser Art würde auf der ertsen Seite der Bildzeitung stehen) zur Arbeit fahren und spätestens 2 Tage, nachdem 5 Sitze weiter ein verschnupfter Mitfahrer niest, selbst die Grippe haben.
Menschen, die sich auf einer Baustelle das Kreuz ruinieren oder am Fließband den Finger einklemmen.
Menschen, die auf dem weg zur arbeit einen Unfall erleiden.
Und trotz diesen Widrigkeiten geht es all diesen Menschen besser als ihren Vorfahren. Das sieht man schon an der heutigen Lebenserwartung. Die heutige Lebensqualität und der Wohlstand kann niemals auf Oberförstern beruhen. Diese Tatsache ist allgemein anerkannt. Dass die Grundversorgung all dieser menschen genausowenig auf Landwirtschaft beruhen kann, wie sie von traumtänzern als einzig richtig dargestellt wird, geht komischerweise nicht in die Köpfe.
Und hier noch ein wenig Konfrontation mit der Realität:
Ich beliefere einen Metzger in 7 km Entfernung mit Schweinen. Bis vor ein paar Jahren um 5 Uhr morgends. Dann wurde daneben ein Neubau bezogen und kurz darauf ging dem Landratsamt ein Protestbrief über "frühmorgends um 5 in Todesangst schreienden Schweinen" zu. Diese Schreie hab ich zwar nie gehört, aber die Behörde verordnete nach Ortstermin unter Mitwirkung von WKD, Gewerbeaufsichtsamt und weiß der Herr wem noch alles, keine Schweine vor 6 Uhr anzuliefern. Was meinen Metzger zwang, eine Aushilfskraft zum Schlachten anzustellen, da er Montags den Laden offen hat und rechtzeitig vorher fertigwerden muß.
Seit ca einem Jahr ist Lebendbeschau vorgeschrieben. Der städtische Tierarzzt muß diese Montagmorgends bei 4 Betrieben durchführen und mir wurde die Uhrzeit 5:45 verordnet, zu der ich gefälligst beim Metzger zu sein habe. Er schaut kurz in den anhänger um sich zu vergewissern, dass ........
na was denn überhaupt?

Was kann eine lebende sau haben das ein Fachmann nicht auch der toten ansieht?

?
Egal. EU-VORSCHRIFT! BASTA! Maul halten.
Ich drehe anschließend eine Viertelstunde Däumchen oder (Für Mitleser aus den Behörden: Folgendes erhebt keinen anspruch auf Richtigkeit!!!!!! Vor Gericht werde ich diese aussage widerrufen!!!) plaudere mit meinem Metzger in der wurstküche, die ich wegen falscher Farbe der Guimmistiefel eigentlich garnicht betreten darf.
Man stelle sich Strukturen vor wie noch vor 20 Jahren: In jedem Kaff 2 Metzger und jeder schlachtet Montagmorgends. Eine Hundertschaft würde kaum genügen, die Lebendbeschau durchzuführen!
Als der Stadttierarzt in Urlaub war, mußte sein Kollege (ein Tierarzt alten Schlages mit einer gehörigen Portion gesundem Menschenverstand) aus 30 km Entfernung anrücken. Schaute in den Anhänger und fragte anschließend den Metzger, wann die Schlachthälften beschaubar wären. So gegen 7 Uhr, sagte dieser. Ob er (der tierarzt) noch zu anderen Betrieben müsse? Nein, er wäre fertig. "Ich fahre jetzt in eine Seitenstraße und lese solange ein Buch".
Mir gegenüber hat er Klartext gesprochen was er von all dem hält und ich gebe es nicht wieder, um ihn nicht in Schwierigkeiten zu bringen. schließlich mußte er mal (gerüchteweise) 500 Euro strafe zahlen, weil ein aufmerksamer Nachbar eines anderen Metzgers der Behörde gesteckt hat, dass ein Spanferkel nur tot beschaut wurde. das Spanferkel ging anschließend "das Loch runter".
Als sein Kollege dann wieder (anscheinend nicht gut erholt) aus dem Urlaub zurück war, bekam ich einen ganz aufgeregten Anruf vom Metzger. Der Tierarzt hätte völlig aufgebracht beanstandet, dass die Schweine nicht gestempelt wären. Beim nächsten Mal würde er sie nicht abnehmen. Also das nächste Mal den schlagstempel draufgehauen und den tierarzt gaaaanz vorsichtig gefragt, was das soll. Schließlich haben sie ja auch Ohrmarken. Er könne die Schlachthälften nicht mehr zuordnen, wenn die Ohren weg sind.
Doch.. er könne sie zuordnen! Der Metzger hat AUSSCHLIESSLICH VON MIR Schweine, er könne ALLE mir zuordnen.
EU_VORSCHRIFT!!!! BASTA!!!! Maul halten.
All diese Maßnahmen im Namen des Verbraucherschutzes kosten natürlich Geld und deshalb dürfen die Landratsämter neuerdings die Kosten weitergeben und es gibt keine festen Pauschalen mehr. was eine Steigerung der Beschaukosten innerhalb eines Jahres von 3 auf 12 Euro/Sau bedeutete.
Da mein Metzger auch Partyservice und außer-Haus-Lieferung hat, muß er eine EU-konforme Schlachtstätte haben. Getrennter Zerlege- und Wurstraum sind baulich nicht möglich und so erledigt sich das Prpblem wohl nächstes Jahr von selbst. Ich muß die Schweine in einen von uns beiden ca 30 km entfernten Schlachthof zur Lohnschlachtung bringen. Dort sind dann wenigstens die Beschaukosten wegen der Stückzahl von über 100 wesentlich niedriger.
So, stanzerl....
Und jetzt können wir darüber streiten ob wir dieses Schilda den Produzenten zu verdanken haben, die nur minderwertige Scheiße produzieren oder irgendwelchen Populisten, welche jedes geschrei über ANGEBLICH produzierte Scheiße zum anlass nehmen, einen Bürokratie- und Verordnungswahn in die welt zu schaffen.