Autor Thema: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.  (Gelesen 59592 mal)

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Offline Jochen

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #30 am: 12.08.06, 15:58 »
Zitat
Andererseits hat ja Mirjam schonmal die Zahlen genannt - wenn ich mich richtig erinnere gibt es gerade auf dem Rindfleischsektor in Deutschland eine gigantische Überproduktion. Mirjam - es waren so ca. 230 % Bedarfsdeckung - oder?

Aus meiner Erinnerung heraus gilt das für Bayern... und das ist genauso verwerflich wie die Tatsache, dass in Baden-Württemberg einige 100% des Württemberger Daimler-Bedrafs produziert werden. Dafür 0% des VW-Bedarfs...


Als Rindfleischerzeuger sollte man das Marktgeschehen EINIGERMAßEN kennen und nicht mit solchen Zahlen um sich schmeißen. Zumal einem heir auf diesen Seiten die beste Unterstützung gegegben wird.

http://lme.agrar.de/20050519-00000/

http://lme.agrar.de/20040408-00001/


http://lme.agrar.de/20041125-00001/
Zitat
Deutschland
schaffte immerhin noch 127 Prozent Eigenversorgung

Diese 27% Überproduktion sind m.E. bei einem EU-Mitglied, das gute Vorraussetzungen für Rindviehhaltung hat, nicht verwerflich.

Und um auf Marys guten aber nicht zu Ende gedachten Vergleich mit Maybach zurückzukommen:

Daimler wird die Kunden von Massenaustos nie auf solche Weise runterputzen um die Elitarität der Maybachkunden hervorzuheben:

Zitat
Uns  ist durchaus bewusst, dass man die heutige autogierigegierige Masse der Verbraucher nicht mit Edelkarossen versorgen kann.

Zäumen wir doch das Pferd mal von der richtigen Seite auf:

Angeblich wird zu viel Rindfleich produziert. Wir haben 4 Mio Milchkühe in Deutschland mit 2 Mio männlichen Nachkommen im Jahr. Diese auf Weiden zu mästen ist schlichtweg unmöglich. Brauchen wir dann in Konkurrenz dazu noch ein Haltungssystem, in dem eine Kuh wie eine Muttersau auschließlich zu dem Zweck gehalten wird, um Fleisch zu erzeugen? Was bei einer Sau mit 20 Nachkommen ökonomisch und volkswirtschaftlich Sinn macht, ist bei einer Kuh, die 1 ha Futterfläche beansprucht und darauf im Jahr ein Kalb im Wert von 300 Euro bringt mehr als fraglich. Und deshalb ist und bleibt diese Haltung eine Nische für Liebhaber und eine Landschaftspflegemaßnahme für ein paar wenige Grenzstandorte.
Ich gönne den Mutterkuhhaltern DORT den Erfolg, wo eine Nachfrage vorhanden ist und wo es aus geografischen Bedingungen keine Alternative gibt. Wenn aber zum Marketing immer das Miesmachen der klassischen Mast von Milchviehnachkommen gehört und z.B. irgendwelche Brillenfabrikanten in den Medien den Verbrauchern suggerieren, wie RICHTIGE Landwirtschaft ihrem Fachwissen nach auszusehen hat, dann kotzt mich das schlichtweg an.


http://www.wams.de/data/2004/12/19/376845.html?s=1

Auch Herr Fielmann betont hier, dass Bullen und Kühe einträchtig auf der Weide sind und die Kälber bei der Mutter bleiben. Und der unbedarfte Leser meint, DIES wäre es, was Biolandwirtschaft gegenüber konventioneller ausmacht. Dass damit nicht nur den konventionellen, sondern auch den Biomilchbauern ans Bein gepisst wird, ist ein Kolleteralschaden der Marketingkampagne.  Dazu die ungerechtfertigten Seitenhiebe auf "Hormone" und "Antibiotika" im Futter.
Dazu passt auch ein Film, der vor einigen Jahren ein paar mal im Fernsehen lief und mit dem heute noch Schüler verdummt werden, sofern ihr ideologisch verblendeter Lehrer das Angebot der FWU nutzt:

http://www.fwu.de/sl/produkte/produktionen/2002/4202723.php

Im Begleittext

http://www.fwu.de/fwu-db/presto-image/42/027/4202723.pdf

wird zwar darauf hingewiesen, dass es sich beim konventionellen Beispiel um Nachkommen aus der Milchviehhaltung handelt und beim biologischen um Mutterkuhhaltug, aber das falsche Fazit suggeriert, dass die Unterschiede zwischen diesen beiden total unterschiedlichen Betriebsformen quasi die Unterschiede zwischen konv. und "ökologisch" wären.
Bioäpfel werden mit konventionellen Birnen verglichen und jedes schulkind findet dann Birnen Scheiße und ordnet sie dem konventionellen Bereich zu.
"Zufällig" war es beim Ökobetrieb ein weibliches Rind.. schließlich kann man dem Zuschauer nicht zumuten, dass den meisten männlichen Nachkommen der Mutterkuhbetriebe die Eier abgeschnitten werden.
Und dass es beim konventionellen Betrieb ein total veralteter Stall war auf einem auslaufenden Nebenerwerbsbetrieb passte auch besser ins Bild als ein moderner Boxenlaufstall. Lange genug gewartet hat man offensichtlich auf eine Schwergeburt... laut Statistik der Landeskontrollverbände bei unter 5% der Geburten vorkommend. Dass der ausgesuchte Bulle vom Kälbermarkt in Bayern nach Norddeutschland und dazu noch in arbeitsteilige Mastbetriebe ging wurde genauso als status Quo dargestellt wie der Rücktransport des ausgewachsenen Tieres in einen bayrischen Schlachthof.






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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #31 am: 12.08.06, 17:04 »
Zitat
dann gehört auch diese Box in den Smalltalk und nicht in den Fachboxenbereich

Liebe Mirjam,

Bei den Stresshormonen ging es auch nicht um die Frage, ob diese schädlich sind, sondern darum, ob sie die Fleischqualität beeinflussen. Und da vertraue ich auf diejenigen Fachleute, die als Metzger und Köche jahrzehntelange Erfahrung und die entsprechenden Vergleichsmöglichkeiten haben. Die kaufen dann ausgerechnet bei solchen Stümpern und Nichtswissern wie uns.

Offensichtlich stört hier einige Leute, dass jemand zu dem steht was er tut. Denn sonst müsstet ihr euch nicht immer so heftig verteidigen und mich mal in die grüne-, mal in die Gutmenschen- und mal in die Tierschutzecke stellen oder so tun, als gehörte ich irgendwelchen "elitären Zirkeln" an. All das ist nicht der Fall. Und mir ist auch egal ob etwas biologisch oder konventionell erzeugt ist - wenn die Qualität stimmt. Ich bin auch nicht gegen Milchviehhalter - deren Sorgen und Nöte und die Zwänge, die damit verbunden sind, ich mir inzwischen anmaße auch ein wenig zu kennen. Und ich wollte nie unsere Tierhaltung als die allein seelig machende für die Welternährung hinstellen. Die Grabenkämpfe hier habe nicht ich begonnen...


Und Jochen,

an uns ist noch kein Tierarzt reich geworden, obwohl wir so wenig wissen und die Tiere wahrscheinlich völlig falsch halten. Ich nehme mal an, das ist das Glück der Dummen. Schwergeburten kennen wir gar nicht - wir hatten bei inzwischen gut über hundert Geburten genau eine, die durch zu frühes Decken hausgemacht war. Kuh und Kalb haben überlebt. Und wir hatten nur ein einziges Mal eine Infektion bei einem Kalb, das aber dann dank Antibiotika - ja wirklich! Du liest richtig, wir haben dieses Teufelszeug verwendet! - wieder wurde.

Das hat aber genauso wie Deine Ergüsse noch weniger mit dem (nicht von mir gewählten) Thema dieser Box zu tun.


Conny

« Letzte Änderung: 13.08.06, 09:59 von Mirjam »

Offline Biobauer

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #32 am: 12.08.06, 17:06 »
Hallo,mal was nicht ganz so fachliches,da kann ich nicht mitreden, interessiert mich auch nicht wirklich .
zum tiertransport:ich fahre zur zeit meine schlachtschweine leider auch einfach 170 km,aber einfach aus dem grund,das bioschweine nur an bestimmten schlchthöfen geschlachtet werden ,noch dazu ist da der preis sehr interessant für meine schweine.aber ich fahre meine schweine selbst,weil ich sie dann tierschonend laden und transportieren kann.ausserdem ist an diesen schlachthof die möglichkeit gegeben ,tags davor anzuliefern ,sie können sich also beruhigen .ausserdem hab ich nun schon selbst gesehen ,das das ganze personal dort sehr ruhig und schonend mit den tieren umgeht.
zur schlachtung:zum teil ja oben schon gesagt,sicher gäbe es auch hier ne möglichkeit in der woche  ein tier zu schlachten und zu vermarkten,bloss was mach ich dann mit den anderen 39.ausserdem hab ich weder die zeit noch die lust dazu,wir hatten da sso ähnlich wie du stanzerl,auch die 10 kilo misch pakete gemacht ,sämtliche verordnungen eingehalten ,angefangen von gesundheitszeugnis bis zur hackfleischverordnung.mein fazit war damals,wenn ich alles rechne ,rentiert ned.
zum Geschmack:als erstes,bio ist nicht unbedingt gleich guter geschmack,ich hab da schon sachen gegessen ,da schüttelts mich heute noch.allerdings sidn die zeiten vorbei ,wo man was verkaufen konnte ,nur weil es bio war.man muss sich abheben von der massenware,wen man mehr verlangen möchte für sein produkt,sei es weil man etwas unter "Wellness" verhöckert,sei es weil es einfach signifikant besser schmeckt.und gerade darum bemüh ich mich ,ich guck mir meine schlachtergebnisse an ,ich schau meine ph-werte an,ich schau mir auch mal die schlachtkörper an wenn es passt ,ist aber selten ,weil wir eben tags davor anliefern  .und natürlich ess ich auch mein fleisch und ich würde sehr beunruhigt reagiern ,sollte es mir einmal nicht schmecken .
übrigends,zum kastrieren noch was ,in der schweiz werden gerade im grossen stil versuche gemacht ,eber zu mästen,angeblich soll die quote von so anrüchigen tieren mittlerweile unter 2% sein,sind und da  in der genetik bissl voraus,begonnen wurde mit so 15 %.weil ich bin mal gespannt ,wie lange es bei uns noch erlaubt ist tiere zu kastriern ,kann man ja aus tierschutzrechtlicher sicht drüber streiten.wobei man dann auch wieder darüber streiten kann ,was nun tierschonender ist ,ein kurzer tupfer mit dem elektrischen treiber oder 20 minuten auf ein tier einzuschreien ,ich schreib hier nicht was ich mach .
servus Herbert
Streite dich nie mit einem Idioten, er zieht dich auf sein Niveau herunter und schlägt dich mit Erfahrung. (Bob Smith, 1962

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #33 am: 12.08.06, 17:20 »
Hallo Hebert,

Zitat
bio ist nicht unbedingt gleich guter geschmack

da hast Du vollkommen Recht. Und wenn ich lese, wie Du das mit Deinen Schweinen hältst, denke ich ist das in Ordnung.

Ich weiß auch, dass das was wir machen eine Nische ist und wir haben eben das Glück, in der Nähe des Münchner Speckgürtels gut Kunden gewinnen zu können. Den Rest nimmt der Wirt - als Hälften ab Schlachthaus. Das funktioniert sicher nicht überall so gut. Für mich persönlich käme aber eine andere Methode wie unsere nicht in Frage - dann würde ich lieber mit der Tierhaltung aufhören.


Grüße, Conny

Offline mary

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #34 am: 12.08.06, 17:27 »
Wir geben unseren Tieren am Abend vor dem Schlachten grundsätzlich Aconit in einer relativ hohen Verdünnung.
Molekular ist da nichts mehr nachweisbar, aber die Tiere sind vollkommen ruhig, und das Fleisch schmeckt sehr gut.
Ich bin bestimmt auch für neueste wissenschaftliche Erkenntnisse offen, aber ich sehe sie nicht als die alleinseligmachende Wahrheit an, denn die Erkenntnisse von heute überholen  den Irrtum von gestern.
Wir arbeiten mit Lebewesen und diese lassen sich nicht alle in starren Schemen pressen.
Newton prägte einen sehr interessanten Spruch:
Was wir wissen ist ein Tropfen, was wir nicht wissen ist ein Ozean.
Herzliche Grüsse
maria

Offline Mirjam

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #35 am: 12.08.06, 17:41 »
Hallo

@ "Liebe" Conny: Die Frage nach den Stresshormonen IM Fleisch NACH Schlachtung bzgl. Fleischqualtiät nach der Schlachtung hab ich offen und nicht an dich gestellt.

@ Topinambur: Die Frage "hinter den Produkten stehen" hat ziemlich viel mit Fleischqualität und den QM-Programmen zu tun WEIL ja nur noch ein kleiner Prozentsatz der Erzeuger direkt Kontakt zum Kunde hat und die Schlussfolgerung (ob funktioniert oder nicht) diejenige war mit QM-Programmen, Herkunft, Weg und Sicherheit zu garantieren.

Bei der ZMP ist regelmäßig sehr schön nachzulesen, wo der Verbraucher entwicklungsmäßig einkauft, ob uns das nun gefällt oder nicht - die Discounter verkaufen schon mehr Fleisch über den SB Bereich als alle Metzger zusammen und die Tendenz ist steil:

http://www.zmp.de/presse/agrarwoche/marktgrafik/zbgrafik16.pdf

Und es ist - siehe Jochens Beitrag - ist sehr ausschlaggebend, was-wo-behauptet wird. Meiner Meinung nach ist es nicht o.k. wenn man einfach solche Behauptungen aufstellt - die dann die Runde machen.

Spasseshalber mal "Stresshormone" und "Fleisch" in google nämlich eingegeben - erhält man seitenweise dann Auszüge, wo dies dann behauptend verwendet wird und grundsätzlich den Fleischkonsum bzw. die Fleischqualität in Frage stellt wie z.B. hier:

"Christian Opitz: Ernährung für Mensch und Erde (..) o Psyche "Körper des Schlachttieres produziert Stresshormone.. ACTH im Fleisch -> Körper vergiftet -> erhöhter Stress, innere Unruhe.. Fleischverzicht, wenn man innere Ruhe/Ausgeglichenheit erreichen will" S.112) http://www.well-live-essence.de/onlineshop/index.html?bioaktivstoffe.htm

@ Herby: Bei Schweinen kann ein längerer Transport, ordentlich geladen (d.h. nicht zu locker  ;)) und ruhig-gleichmäßig gefahren mit schonendem Verladen von Tieren die schon Transport gewöhnt sind (z.B. als Ferkel) weitaus besser sein, als ein Stopp-and-Go indem mehrere Kleinpartieen "noch-nie-transportierter-Tiere" erst "eingesammelt" werden und die Tiere ohne Ruhe-Liegephase zur Schlachtung kommen. Ich hoffe, du hast dir einen "Sachkundenachweis Tiertransport" ausstellen lassen vom LRA  ;)?

viele Grüsse

Mirjam
« Letzte Änderung: 13.08.06, 09:59 von Mirjam »
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #36 am: 12.08.06, 18:33 »
Zitat
wo wann Diskussionen laufen hat viele Gründe

Was für eine tiefgründige Aussage - ich habe jedenfalls gelernt: unliebsame Beiträge landen im Smalltalk. :P

Hier ein Link zum Thema Stress und Fleischqualität, den ich im Web gefunden habe:

http://bioanalytik.wzw.tum.de/dynfiles/6%20Sem%20EW%20Biogenese%20II%20Tier%20Teil%201.pdf

habe leider sonst auch nichts seriöses gefunden. Vielleicht kannst Du ja das Fazit auf der letzten Seite des pdf-Files mit Zahlen der BAFF widerlegen, wenn Du mit denen telefoniert hast. Deren Internetseite hat zum Thema allerdings auch nichts hergegeben.


Conny

Offline Jochen

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #37 am: 13.08.06, 19:49 »
Zitat
an uns ist noch kein Tierarzt reich geworden, obwohl wir so wenig wissen und die Tiere wahrscheinlich völlig falsch halten. Ich nehme mal an, das ist das Glück der Dummen.

Stanzerl, da hast Du aber eine schlechte Meinung von Euch.... ;)
Ich glaube schon, dass Ihr genug wisst um Mutterkühe zu halten. Und die Haltung ist für diese Betriebsform vermutlich völlig in Ordnung. Nur keine falsche Bescheidenheit... Ihr macht das ganz toll. Ehrlich und ohne Ironie.

Es gibt auch Menschen, die völlig gesund leben. Den Oberförster, der täglich durch den Wald streift und für das Grobe seine Arbeiter hat, den Selbsständigen Kopfarbeiter mit Häuschen im Grünen, der seine Zeit frei einteilen kann und gut honoriert wird, den freischaffenden Lebenskünstler der im Sommer im Schwarzwald lebt und im Winter auf Teneriffa usw.
Sie alle sind wichtige Mitglieder unserer Gesellschaft (naja... abgesehen vom Lebenskünstler) und wenn sie auch sonst auf ihre Gesundheit achten werden sie uralt und niemals krank. Nur leider begründet sich unser Wohlstand und unsere Gesellschaft nicht nur auf Oberförster und Lebenskünstler sondern hauptsächlich auf Menschen, die keine solchen Privilegien haben.
Menschen, die täglich in überfüllten Zügen (jeder Tiertransport dieser Art würde auf der ertsen Seite der Bildzeitung stehen) zur Arbeit fahren und spätestens 2 Tage, nachdem 5 Sitze weiter ein verschnupfter Mitfahrer niest, selbst die Grippe haben.
Menschen, die sich auf einer Baustelle das Kreuz ruinieren oder am Fließband den Finger einklemmen.
Menschen, die auf dem weg zur arbeit einen Unfall erleiden.
Und trotz diesen Widrigkeiten geht es all diesen Menschen besser als ihren Vorfahren. Das sieht man schon an der heutigen Lebenserwartung. Die heutige Lebensqualität und der Wohlstand kann niemals auf  Oberförstern beruhen. Diese Tatsache ist allgemein anerkannt. Dass die Grundversorgung all dieser menschen genausowenig auf Landwirtschaft beruhen kann, wie sie von traumtänzern als einzig richtig dargestellt wird, geht komischerweise nicht in die Köpfe.

Und hier noch ein wenig Konfrontation mit der Realität:

Ich beliefere einen Metzger in 7 km Entfernung mit Schweinen. Bis vor ein paar Jahren um 5 Uhr morgends. Dann wurde daneben ein Neubau bezogen und kurz darauf ging dem Landratsamt ein Protestbrief über "frühmorgends um 5 in Todesangst schreienden Schweinen" zu. Diese Schreie hab ich zwar nie gehört, aber die Behörde verordnete nach Ortstermin unter Mitwirkung von  WKD, Gewerbeaufsichtsamt und weiß der Herr wem noch alles, keine Schweine vor 6 Uhr anzuliefern. Was meinen Metzger zwang, eine Aushilfskraft zum Schlachten anzustellen, da er Montags den Laden offen hat und rechtzeitig vorher fertigwerden muß.
Seit ca einem Jahr ist Lebendbeschau vorgeschrieben. Der städtische Tierarzzt muß diese Montagmorgends bei 4 Betrieben durchführen und mir wurde die Uhrzeit 5:45 verordnet, zu der ich gefälligst beim Metzger zu sein habe. Er schaut kurz in den anhänger um sich zu vergewissern, dass ........
na was denn überhaupt???? Was kann eine lebende sau haben das ein Fachmann nicht auch der toten ansieht?????
Egal. EU-VORSCHRIFT!   BASTA! Maul halten.
Ich drehe anschließend eine Viertelstunde Däumchen oder (Für Mitleser aus den Behörden: Folgendes erhebt keinen anspruch auf Richtigkeit!!!!!! Vor Gericht werde ich diese aussage widerrufen!!!) plaudere mit meinem Metzger in der wurstküche, die ich wegen falscher Farbe der Guimmistiefel eigentlich garnicht betreten darf.
Man stelle sich Strukturen vor wie noch vor 20 Jahren: In jedem Kaff 2 Metzger und jeder schlachtet Montagmorgends. Eine Hundertschaft würde kaum genügen, die Lebendbeschau durchzuführen!
Als der Stadttierarzt in Urlaub war, mußte sein Kollege (ein Tierarzt alten Schlages mit einer gehörigen Portion gesundem Menschenverstand) aus 30 km Entfernung anrücken. Schaute in den Anhänger und fragte anschließend den Metzger, wann die Schlachthälften beschaubar wären. So gegen 7 Uhr, sagte dieser. Ob er (der tierarzt) noch zu anderen Betrieben müsse? Nein, er wäre fertig. "Ich fahre jetzt in eine Seitenstraße und lese solange ein Buch".
Mir gegenüber hat er Klartext gesprochen was er von all dem hält und ich gebe es nicht wieder, um ihn nicht in Schwierigkeiten zu bringen. schließlich mußte er mal (gerüchteweise) 500 Euro strafe zahlen, weil ein aufmerksamer Nachbar eines anderen Metzgers der Behörde gesteckt hat, dass ein Spanferkel nur tot beschaut wurde. das Spanferkel ging anschließend "das Loch runter".
Als sein Kollege dann wieder (anscheinend nicht gut erholt) aus dem Urlaub zurück war, bekam ich einen ganz aufgeregten Anruf vom Metzger. Der Tierarzt hätte völlig aufgebracht beanstandet, dass die Schweine nicht gestempelt wären. Beim nächsten Mal würde er sie nicht abnehmen. Also das nächste Mal den schlagstempel draufgehauen und den tierarzt gaaaanz vorsichtig gefragt, was das soll. Schließlich haben sie ja auch Ohrmarken. Er könne die Schlachthälften nicht mehr zuordnen, wenn die Ohren weg sind.
Doch.. er könne sie zuordnen! Der Metzger hat AUSSCHLIESSLICH VON MIR Schweine, er könne ALLE mir zuordnen.
EU_VORSCHRIFT!!!!  BASTA!!!!   Maul halten.
All diese Maßnahmen im Namen des Verbraucherschutzes kosten natürlich Geld und deshalb dürfen die Landratsämter neuerdings die Kosten weitergeben und es gibt keine festen Pauschalen mehr. was eine Steigerung der Beschaukosten innerhalb eines Jahres von 3 auf 12 Euro/Sau bedeutete.
Da mein Metzger auch Partyservice und außer-Haus-Lieferung hat, muß er eine EU-konforme Schlachtstätte haben. Getrennter Zerlege- und Wurstraum sind baulich nicht möglich und so erledigt sich das Prpblem wohl nächstes Jahr von selbst. Ich muß die Schweine in einen von uns beiden ca 30 km entfernten Schlachthof zur Lohnschlachtung bringen. Dort sind dann wenigstens die Beschaukosten wegen der Stückzahl von über 100 wesentlich niedriger.

So, stanzerl....
Und jetzt können wir darüber streiten ob wir dieses Schilda den Produzenten zu verdanken haben, die nur minderwertige Scheiße produzieren oder irgendwelchen Populisten, welche jedes geschrei über ANGEBLICH produzierte Scheiße zum anlass nehmen, einen Bürokratie- und Verordnungswahn in die welt zu schaffen.
« Letzte Änderung: 13.08.06, 19:55 von Jochen »

Offline Jochen

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #38 am: 13.08.06, 20:13 »
Mirjam, gibt es tatsächlich Erkenntnisse darüber, dass als Ferkel transportierte Tiere dies nach 3 bis 4 Monaten noch "gewöhnt" sind?
Zum Schlachttiertransport an sich:
Da ich meinen Metzger zuverlässig mit Schweinen im richtigen Gewichtsbereich beliefern muß, muß ich mit der Anzahl der masttiere großzügig vorhalten. Was bedeutet, dass ich ab und zu überzählige habe, die über den Mastkontrollring nach Österreich gehen. Nun lese ich auf Tierschutzseiten, aber auch auf als seriös zu erachtenden, immer wieder wahre Horrorzahlen über Transportausfälle. Komischerweise kam bei mir bei mittlerweile über 100 gelieferten Schweinen JEDES lebend und schlachtbar an. Ausfallquoten also im Promillebereich und Lichtjahre von den zahlen entfernt, die durch die Köpfe geistern.

Offline Mirjam

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #39 am: 13.08.06, 20:30 »
Hallo Conny,

Die von dir verlinkte PDF-Seite ist eine - meiner Meinung nach - nur grobe Zusammenfassung dieser komplexen Materie die sich bis in die Fleischhygiene und Entblutungs-/Betäubungseffizienz zieht.

Nochmal: Die Auswirkungen von Stress = Ausschüttung von Stresshormonen => in Prozess setzen von biochemischen Vorgängen über die anaerobe Energiegewinnung bzgl. ATP und ADP, Glykogenreserven, pH-Wert-Verschiebung/Entwicklung sind schon längst viel weitreichender erforscht (sehr informativ hierzu BAFF Kulmbacher Reihe, Band 7, Rindfleich: Schlachtkörperwert und Fleischqualtität 1987, 339 Seiten).

Was ich suche sind Infos darüber, in wie weit die Behauptungen:

Stresshormone IM Fleisch würden a) erhalten bleiben = nachweisbar sein und/oder b) beim Konsumenten dann negative Genuß/Gesundheitsauswirkungen haben  - belegt/belegbar sind.

Ich hab hier noch was viel "heißeres" liegen - die Studie zum Thema Tierschutz bei Schweineschlachtung CO2-Anlagen von Schwarzenbeck 2000, wo man dann genau versteht, warum die das BMVEL unter Künast hat in einer Schublade verschwinden lassen. Könnte man nämlich direkt Schmerz = Stresshormone kurz vor/während Schlachtvorgang nachweisen - würde sich wahrscheinlich die ganze Schlachtindustrie verändern, weil Stressresistenz bzgl. Fleischqualität kann ich züchterisch bearbeiten, "Angst- oder Schmerzresitenz" nicht.

Diese Themen sind vielleicht zu speziell und deshalb lasse ich sie nun ruhen.

@ Jochen: Ferkel die von der Abferkelbucht an Laufen gewöhnt sind - laufen auch später ohne dass man ihnen Stress machen muss. Ferkel die Laufen gewöhnt sind aber unsachgemäß am Hänger transportiert/verladen werden - werden immer Stress haben  :-[. Wenn Wetter umschlägt, draussen - 18 °C oder + 40 °C oder zu starke Sonne oder manchmal weiß man nicht warum: Laufen Mastschweine: Gar nicht ;). Siehe Box: Treiben von Schweinen.

Die Verluste sind tw. weniger als auf den Tierschutzseiten gemeldet, im Prinzip müßte man das zahlenmäßig sogar am Schlachthof habe, weil die toten Tiere ja entsorgt werden müssen. Bei vielen Transporteuren ists dann so, dass die Fahrer Prämien für nicht-Ausfälle oder Abzüge für Ausfälle über Durchschnitt bekommen; wobei auch viel dran liegt, wie ordentlich die Mäster nüchtern.

Wobei irgendwo hab ich mal eine europaweite Studie in den Fingern gehabt, wo es genau um diese Ausfälle Weg zur Schlachtung ging und wir Deutschen echt schlecht abgeschnitten haben, WEIL wir tw. noch so kleine Erzeugerstrukturen haben = lange "Sammelfahrten" der Kleingruppen (deswegen der Schlagstempel in normalen Schlachthöfen u.a. weil auch die Schweine bei der Schlachtung durcheinanderkommen auch wenn nacheinander die Partien geschlachtet werden)  und nicht wie in größeren Strukturen: Ein 3-Stock-Zug mit Hydraulikheck und -böden  ohne Rampe an einem Standort vollladen - 2 Stunden fahren - abladen.

viele Grüsse

Mirjam
« Letzte Änderung: 13.08.06, 21:05 von Mirjam »
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Käseherby

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #40 am: 13.08.06, 22:30 »
hi mirjam


Nochmal: Die Auswirkungen von Stress = Ausschüttung von Stresshormonen => in Prozess setzen von biochemischen Vorgängen über die anaerobe Energiegewinnung bzgl. ATP und ADP, Glykogenreserven, pH-Wert-Verschiebung/Entwicklung sind schon längst viel weitreichender erforscht (sehr informativ hierzu BAFF Kulmbacher Reihe, Band 7, Rindfleich: Schlachtkörperwert und Fleischqualtität 1987, 339 Seiten).

Was ich suche sind Infos darüber, in wie weit die Behauptungen:

Stresshormone IM Fleisch würden a) erhalten bleiben = nachweisbar sein und/oder b) beim Konsumenten dann negative Genuß/Gesundheitsauswirkungen haben  - belegt/belegbar sind.


mir ist das zu chemisch. ich kenne persönlich drei spitzenköche die es mit dem daumen feststellen können ganz ohne labor. ich habe meine kaninchen in der schweiz immer mit einem 6mm kleinkalibergewehr erschossen indem ich sie in eine kiste setzte und kraulte bis sie ruhig dalagen und dann hinter den ohren schräg nach vorne durchs genick geschossen. ein kanichen zuckte aber mal weg und ich schoss ihm nur das eine auge weg. erst auf der wiese habe ich es dann mit dem dritten schuss erlegen können. wahrlich keine glanzleistung schlachterischer fähigkeiten. dieses kaninchen habe ich wie dutzende vor ihm und nach ihm in rotwein und essig eingelegt. nach fünf tagen waren alle kaninchen leckere braten nur dieses eine kanichen war im wein und essig schon nach drei tagen verfault.

natürlich habe ich keine chemische analyse darüber gemacht warum, und schon mein gewissen verbietet es mir jetzt zu chemischen versuchen noch einem kaninchen ein auge auszuschiessen, aber da hat sich stress bei der schlachtung so ausgewirkt dass das fleisch sogar zur weiterverarbeitung unbrauchbar wurde. das gleiche erzälte mir ein jäger über ein wildschwein dass er nach einem verkehrsunfall gesucht und geschossen hat.

ich mache seit 40 jahren käse. 1998 tauchte ein neues problem auf. plötzlich hatten käsereien ein problem mit klebriger schmiere. es wurde geforscht und geforscht und gesucht. neue kulturen entwickelt und ab 2001 hatte man es dank neuen und teuren kulturen fast im griff.

heute im jahre 2006 weiss man das ein zulieferer der landwirtschaft in der schweiz bei einem produkt die zusammensetzung 1998 leicht geändert hat und damit das problem in der käseindustrie auslöste. das rezept wurde wieder auf die alte version umgestellt und die klebrige schmiere ist verschwunden.
noch heute ist der nachweis dieser substanz nicht möglich im käse und trotzdem wirkt er sich aus denn nur wenn dieses produkt von einzelnen milchbauern verwendet wurde trat dieses phänomen auf und seit das produkt nicht mehr im handel ist ist es weg.

mir ist es egal ob irgendwas irgendwo nachweisbar ist. solange ich persönlich den unterschied merke udn es fachleute gibt die den unterschied merken ist er da, ob das die chemiker nachweisen können oder nicht oder in china fällt ein sack reis um ist etwa gleich wichtig.

liebe grüsse

herby

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #41 am: 14.08.06, 11:02 »
Zitat
Wenn aber zum Marketing immer das Miesmachen der klassischen Mast von Milchviehnachkommen gehört

Entschuldige Jochen, wenn Du das immer so verstehst - aber selbst Du wirst nicht leugnen können, dass die Fleischqualität einfach eine andere ist. Darf man das nicht sagen? ???

Wie Mirjam weiter oben richtig geschrieben hat, spielt da schon die Rasse eine Rolle - von der Haltung ganz zu schweigen. Wir mit unseren 15 Mutterkühen erheben auch nicht den Anspruch, die Welt ernähren zu wollen. Das würden wir schon rein mengenmäßig nicht ganz schaffen...  ::)

Außerdem bin ich durchaus der Meinung, dass zum Beispiel ein Fleckviehabkömmling, der so aufwächst wie unsere Angus, fast ebenso gut schmecken kann. Nur die Fleischstruktur ist ein bisschen anders. Gut - bei HF wird es schon schwieriger. Dennoch - wenn der Milchüberschuss mehr zurückgefahren würde, würden auch mehr Weideflächen frei, die dann zur Aufzucht dieser Milchviehnachkommen verwendet werden könnten - vorausgesetzt, die Biogasanlagen schlucken nicht künftig alles. In manchen Großschlachthäusern wird angeblich schon gejammert, weil die Bauern lieber die Biogasanlagen mit Mais füttern und nicht mehr genug Tiere zum Schlachten da sind.

Ja - die Probleme in der Landwirtschaft sind vielfältig und ich mache mir meine eigenen Gedanken dazu - ob es Dir passt oder nicht.

Zitat
Und hier noch ein wenig Konfrontation mit der Realität:

Danke Jochen - aber ich bin nicht so blauäugig, dass mir die "Realität", wie Du es nennst, nicht bekannt wäre. Auch in meiner Arbeit habe ich ständig mit ähnlichen Vorgängen, wie dem von Dir geschilderten, zu tun. Da geht es oft "nur" um Lkw-Anlieferungen an Supermärkte vor 6 Uhr morgens. Nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz sind diese eben zwischen 22 Uhr und 6 Uhr nicht zulässig, selbst wenn da ganz leise ausgeladen wird. Gerade die von Dir beschriebenen Leute

Zitat
Menschen, die keine solchen Privilegien haben.
Menschen, die täglich in überfüllten Zügen (jeder Tiertransport dieser Art würde auf der ertsen Seite der Bildzeitung stehen) zur Arbeit fahren und spätestens 2 Tage, nachdem 5 Sitze weiter ein verschnupfter Mitfahrer niest, selbst die Grippe haben.
Menschen, die sich auf einer Baustelle das Kreuz ruinieren oder am Fließband den Finger einklemmen.
Menschen, die auf dem weg zur arbeit einen Unfall erleiden.

sind eben auch die, die ihren Schlaf brauchen, weil sie vielleicht den ganzen Tag bis spät Stress hatten und dann gerne morgens etwas länger als bis um 5 Uhr schlafen wollen. Ich glaube, dass es da mehr um die Störung der Nachtruhe als um angeblich gequälte Tiere geht. Die werden nur vorgeschoben, damit Ruhe wird. Wenn man gestresst ist schläft man eben auch nicht so gut und auch eine kleine Störung führt dann dazu, dass man nicht mehr einschlafen kann.

Ich finde es genauso wie Du schade, wenn auf diese Weise ein nahe gelegener Schlachthof verschwinden muss. Er erleidet das selbe Schicksal wie mancher Bauernhof, der zunehmend von Wohnhäusern eingekesselt wird. Hier ist die Politik gefragt, um das zu verhindern. Aber ebenso könnte man darüber lamentieren, warum trotz aller Gefahren nach wie vor in Hochwassergebieten und lawinengefährdeten Gebirgstälern gesiedelt wird. Land ist eben erst etwas wert, wenn man darauf bauen kann und wie die Interessen abgewogen werden ist uns ja hinreichend bekannt.

Die Sache mit der Bürokratie - da hast Du mich auf Deiner Seite. Ich finde auch, dass wir zu viele und zudem viele falsche Vorschriften haben. Und wie man gesehen hat, konnten all diese Vorschriften die letzten Fleischskandale nicht verhindern. Im Gegenteil - sie blockieren allenfalls diejenigen, die es versuchen richtig zu machen, denn vieles was in den Vorschriften steht, kann man gar nicht erfüllen.
Die Vorschriften werden eben am Schreibtisch gemacht und man muss wahrscheinlich schon dankbar sein, wenn einer der beteiligten Juristen schonmal einen Schlachthof von innen gesehen hat. Diese Juristen sitzen aber nicht nur in Brüssel sondern auch bei uns. Es gäbe für die Mitgliedsländer der EU viele Mitwirkungsmöglichkeiten, die sie leider nicht nutzen - dafür ist das Geschrei dann umso größer, wenn uns wieder ein neues bürokratisches Monster von Gesetzeswerk übergestülpt wird. Auch die Bauernverbände schlafen in dieser Hinsicht immer wieder (vielleicht absichtlich?).
Ein Beispiel ist die neue Hygieneverordnung, die schon seit 01.01.2006 in Kraft sein soll aber bisher nur intern in den Veterinärämtern diskutiert wird. Wir haben nur durch Zufall davon erfahren, weil wir wegen einer ganz anderen Sache beim Veterinäramt angerufen haben. Angeblich wurden die Verbände informiert - man hat aber "vergessen", dass es eben auch viele gibt, die nicht bei irgendeinem Verband sind. Gerade die "Kleinen" fallen so mal wieder durchs Raster. Eine wichtige Chance zur Mitwirkung wurde so vertan.


Mirjam,

Zitat
dir verlinkte PDF-Seite ist eine - meiner Meinung nach - nur grobe Zusammenfassung
es handelt sich wohl um eine Powerpoint-Präsentation zu einer oder mehreren Unterrichtseinheiten. Schon klar, dass die nicht vollständig ist.

Zitat
Was ich suche sind Infos darüber, in wie weit die Behauptungen:
Stresshormone IM Fleisch würden a) erhalten bleiben = nachweisbar sein und/oder b) beim Konsumenten dann negative Genuß/Gesundheitsauswirkungen haben  - belegt/belegbar sind.

Das geht aber meines Erachtens aus dem PDF-File hervor. Und ich glaube gerade bei Schweinen ist das PSE-Fleisch und die Ursachen dafür hinreichend bekannt. Inwischen hat man durch weniger stressanfällige Züchtungen da sicher einiges verbessert und natürlich kommt es auch darauf an, wie Tiere transportiert werden und nicht nur ob sie transportiert werden.

Trotzdem dürfte das Optimale die Tötung auf der Weide sein, wie sie Herr Maier praktiziert. So stressfrei wie dort geht es bei uns nicht, weil wir die Tiere vor dem Bolzenschuss fangen. Da die Tiere die Fanganlage inzwischen aber kennen und die Jungtiere ruhiger sind als die Mutterkühe, die ständig über ihren Nachwuchs wachen, hält sich die Aufregung sehr in Grenzen. Auch wir gehen da noch einen Kompromiss ein - es geht eben nicht anders.

Ein Lebendtransport wäre aber für solche Tiere der Wahnsinn. Die letzten beiden Zuchtkühe, die wir gekauft haben, waren zwei ältere Damen, die ohne Sedierung geliefert wurden. Mir ist ein Rätsel, wie sie aufgeladen werden konnten. Jedenfalls kamen sie in einem Pferdehänger an - schweißüberströmt von oben bis unten. Beiden Kühen musste das Strickhalfter vom Kopf geschnitten werden, weil es so festgezogen war. Ich habe so etwas noch nie gesehen und möchte mir nicht vorwerfen lassen müssen, dass unsere Tiere so beim Schlachthof ankommen.

Klar regen sich Stallkühe nicht so auf - sie sind ja auch einen ganz anderen Umgang mit Menschen gewohnt. Aber nur weil sie nicht paniken und vieles einfach erdulden kann man nicht behaupten, die ganze Transportiererei würde ihnen nichts ausmachen.


Conny

Offline Jochen

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #42 am: 14.08.06, 11:51 »
Hallo Stanzerl,

Zitat
Entschuldige Jochen, wenn Du das immer so verstehst - aber selbst Du wirst nicht leugnen können, dass die Fleischqualität einfach eine andere ist. Darf man das nicht sagen? 


die von mir verlinkten Artikel über Fielmann und den Unterrichtsfilm sind wohl nicht falsch zu verstehen. Sie beschränken sich keinesfalls auf die Hervorhebung der Fleischqualität. Und sie suggerieren sehr wohl, dass ALLES Fleisch mit dieser Qualität produzierbar ist.
Der Zugewinn von Weideflächen aufgrund der Rückführung von der Milchproduktion wäre vernachlässigbar. Schließlich überwiegt in der Milchkuhhaltung die Stallhaltung. Und unkastrierte männliche Masttiere auf der Weide außerhalb eines gewachsenen "Familienverbands" sind für mich nicht vorstellbar. Zumindest muß man sich da vorher über eine ausreichende Haftpflichtdeckung vergewissern.
Von meinen stark 20 Hektar Grünland wären definitiv nur 3 Hektar am Hof und weitere 2,5 Hektar 1 km entfernt weidefähig. Und so ähnlich gilt es auch für andere Betriebe.
Klar gibt es genug Mutterkuhbetriebe auf Fleckviehbasis, die ähnliche Fleischqualitäten wie ihr erzeugen. Aber das ist eben wieder die Betriebsform Mutterkuhhaltung. Falls die Fleischqualität das einzige Kriterium wäre, müßten wir uns eingestehen, dass wir am Besten alles rindfleisch aus Argentinien kommen lassen.
Und sei doch ehrlich: Die heutige Milchwirtschaft mit Leistungen im 5-stelligen Bereich und dazu noch mit HF-Tieren ist Dir doch auch ein Gräuel. Würde man die Leistungen mit Dir sympatischen Rassen und Fütterungen auf ein Öko-konformes Niveau herunterfahren, hätten wir trotz Reduktion der Gesamtmilchmenge wesentlich mehr Milchkühe und entsprechend mehr Bullen....

Offline heike

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #43 am: 14.08.06, 12:06 »
Hallo Stanzerl

Wenn es rein die Qualität geht kommt denn zarteste, leckerste Fleisch nicht von den Jerseys? Eben Klasse statt Masse.
Ist nur so das ich zufällig einige Leute kenne die sich jedes einen Jerseybullen für die eigene Gefriertruhe gross ziehen. Darunter ist auch ein Mutterkuhhalter. Und ein HF-Rind hat zwar auch nicht die Masse an Fleisch aber für das Fleisch gibt es auch Liebhaber.
Es ist nur sehr schade das die meisten für fettes, grosses Steak mehr ausgeben. Wenn es für das feine Fleisch auch einen Markt gebe, der auch die höheren Unkosten bezahlen würde, bräuchte man die neugeborenen Bullkälber nicht zu töten.
Venlig hilsen fra Danmark
Heike

Offline Mirjam

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Re: QM-Fleisch- Schlachtung, Dokumentation, Stempel etc.
« Antwort #44 am: 14.08.06, 12:55 »
Zitat
Was ich suche sind Infos darüber, in wie weit die Behauptungen:
Stresshormone IM Fleisch würden a) erhalten bleiben = nachweisbar sein und/oder b) beim Konsumenten dann negative Genuß/Gesundheitsauswirkungen haben  - belegt/belegbar sind.

Das geht aber meines Erachtens aus dem PDF-File hervor.

Nein - eben nicht!

Es geht NICHT darum, welche Prozesse (PSE, DCB) die Hormone im Tier, Fleisch auslösen , sondern (ober überhaupt) über den "Träger" Fleisch dann im Menschen.

Siehe Nachtmilch -> 4x soviel Hormon Melantonin -> steuert Tag-Nacht-Rhytmus -> mehr Hormon davon in der Milch soll -> Menschen beim Schlafen helfen.

These alleweil zu lesen ist Stress bei Tieren bei Schlachtung -> mehr Hormone im Fleisch -> werden von Menschen übers Fleisch aufgenommen -> Stresshormone aus z.B. Schweine sind schädlich für die Gesundheit vom Menschen.
PSE oder DFD-Fleisch ist ja im Prinzip nicht gesundheitschädlich, es hat minderwertige Genuß- und Kochqualitäten.

Mit der "normalen Milchqualität" pH-Wert der Milch, dem Fett/-zusammensetzung usw. hat das dann wiederum wenig zu tun - siehe Fleischqualtät.

@ Herby: Mir gehts es um nachweislich meßbare Beurteilungsfaktoren für die industrielle Schlachtung von Millionen z.B. Schweinen in Deutschland von 250 bis zu Anlagen von 1400 geschlachteten Tieren JE STUNDE und hier MÜSSEN Kritierien FÜR den Tierschutz gefunden werden, die belegbar sind und wo es nicht um Bauchgefühle, Ermessensache usw. gehen kann.

Ich mache mir dafür weniger Gedanken um Käse.


Gruß Mirjam
« Letzte Änderung: 14.08.06, 19:14 von Mirjam »
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