Autor Thema: Klassifizierung der Mastbullen  (Gelesen 17711 mal)

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Offline Freya

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Re: Klassifizierung der Mastbullen
« Antwort #15 am: 19.11.08, 00:11 »
Hallo Ditz,
unser Metzger im Nachbardorf braucht pro Woche einen Bullen. Er kann u.U. auch mal ein kleines Stück dazwischen verkraften oder eine Färse, wenn wir einen Notfall haben. Er kommt immer wieder mal zum Schauen und sagt dann welche Bullen er haben möchte. Und er will immer schwere. Dann meint er, dass wir den "Willi" nochmal behalten sollen, den holt er dann in 2 Wochen oder so. Aber wir haben ja nicht laufend Nachschub, so wie Du. So viel Platz haben wir gar nicht. Und das letzte Stierkalb was ich auf dem Markt verkauft habe, das war 2006. Dann wurden nur noch Weiber geboren. Wir behalten die Stierkälber, wenn wir eine 5er Box zusammenkriegen, sonst verkaufen wir sie.
Ein E-Stier ist immer einer, der als Kalb nie krank war, meistens lange Vollmilch bekommen hat (Jan.Feb. März wird immer viel Vollmilch gefüttert wegen Überlieferung ) und früh gut angefangen hat zu fressen und deshalb auch schon in den ersten 4 Wochen gut gewachsen ist. Und wenn er dann groß ist und in seiner Box nicht ständigem Stress durch die Nachbarn ausgesetzt ist (Rangkämpfe) und sich keinen Haxen bricht, dann hat er gute Chancen, ein E-Stier zu werden ;) Wir hatten schon mal männl. Zwillinge, die waren 20 Monate alt (realtiv alt) und beide E. Gewicht war ca. 420 kg. Jetzt habe ich schon wieder Zwillinge, den Mani und den Tobi ;) ...aber die sind noch kein halbes Jahr alt.... die waren niemals krank *klopfaufholz*
« Letzte Änderung: 19.11.08, 22:11 von Freya »
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Offline Ditz

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Re: Klassifizierung der Mastbullen
« Antwort #16 am: 19.11.08, 17:56 »
Hallo Schnute,

fahren tu ich die bullen nicht selbst, bin ja auch nur ein kleiner bullenmäster, ich hab auch erst einmal bullen in süddeutschland gehabt eher aus der not herraus.
mein händler, ein kleiner einmannbetrieb, macht das nicht gerne weil er die auch nicht selbst fahren kann, also nicht viel für ihn übrig bleibt.
ich weiß ja nicht woher du aus owl kommst aber schlachthöfe gibts schon noch genug, die entfernung ist doch nicht unbedingt das problem. meist liegt es am händler, je weiter die fahren müssen je weniger bleibt für die übrig.
die meisten metzger schlachten ja nur ein bis zwei bullen pro woche, die müssen das ja auch erstmal loskriegen. am preis liegt das denke ich nicht, ich war mit der bezahlung eigentlich immer zufrieden, nur wenn gar nichts mehr kommt ist ja auch schlecht.
man muß ja auch mal sehen was alles aus dem bullen gemacht / verkauft wird, das fell bringt im moment ja schon 40-50 euro. aber die meisten metzger wenn sie denn noch selbst einkaufen haben ja ihre festen lieferanten.
rinderhälften an den endverbraucher vermarkten, das ist den meisten doch viel zu viel und mit den meisten stücken können die doch nichts anfangen, wollen am liebsten nur rouladen und gehacktes.
auch wird dennen das zu teuer schlachten und zerteilen müssen die ja auch bezahlen und dann noch die arbeit...

also so einfach ist das ja nun nicht einen E oder U bullen zu füttern, erstmal muß das passende kalb dafür her, idr. fleckvieh, nur da werden die qualitäten doch immer schlechter. wenn das kalb schon nicht den passenden rahmen und die genetische voraussetzung hat, dann klappt das nicht.

Ditz

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Re: Klassifizierung der Mastbullen
« Antwort #17 am: 19.11.08, 22:17 »
also so einfach ist das ja nun nicht einen E oder U bullen zu füttern, erstmal muß das passende kalb dafür her, idr. fleckvieh, nur da werden die qualitäten doch immer schlechter. wenn das kalb schon nicht den passenden rahmen und die genetische voraussetzung hat, dann klappt das nicht.

Ditz

....da müssen sich die Züchter mal wieder darauf besinnen, dass sie nicht nur Top-Milchvererber zur Zucht hernehmen, sondern auch auf Rahmen, Bemuskelung und Zunahmen, etc. achten. Aber da ist ja FV als Zweinutzungsrasse prädestiniert. Und ich kann mir vorstellen, dass auch die reinen Milchviehbetriebe gerne 500 Euro oder mehr für ihr FV Stierkalb haben wollen, dann müssen sie auch auf die Vererber achten. ;) ;)
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Re: Klassifizierung der Mastbullen
« Antwort #18 am: 19.11.08, 22:35 »

Hallo Ditz,

hab gerade mal gegoogelt und tatsächlich 'ne ganze Menge Schlachthöfe gefunden *staun*.
Mit dem Händler kommen wir ganz gut aus, ist auch bisher der einzige, der uns eine Abrechnung vom Schlachthof mitschickt. Werden mit ihm sprechen über alle offenen Fragen und die Wahl des Schlachthofes.
Er hat vor vier Wochen bei besagtem O-Bullen wohl auch geschimpft wie ein Rohrspatz (O-Ton eines Westfleischmitarbeiters, der sich an das Spektakel vor vier Wochen noch gut erinnern konnte), geändert haben sie's natürlich trotzdem nicht.

Den Preis, den du bekommst meinte ich ja nicht, sondern den Preis, den der Verbraucher beim Metzger zahlen muss. Der wird vielen zu hoch sein, darum haben sie ja Mühe das Fleisch wieder loszuwerden. Und brauchen halt dementsprechend nicht so viele Bullen.

Den meisten Kunden sind kleine Mengen schon lieber, daher versuchen wir möglichst klein aufzuteilen. Manchmal teilen sich drei Kunden z.B. ein Achtel (wird aber fix und fertig nach dem Zerteilen ausgewogen).
Früher haben wir auch schon mal Einzelstücke abgegeben, machen wir aber nicht mehr, weil wir dann auf den Knochen sitzen bleiben - so viel Suppe kann ich gar nicht kochen ;). Du hast schon recht, die Suche nach neuen Kunden ist mühselig.

Die besten Bullen für eine U-Klassifizierung sind bei uns bisher Weiß-Blaue-Belgier und Piemonteser gewesen. Davon war bei meinem Besuch letzte Woche auch einer dabei, der bekam U. Ein anderer (Lim x SB) war R und der eingekreuzte Pinzgauer, wie schon gesagt, fiel in O.
Ich wollte ja auch aus einem SB keinen U-Bullen zaubern ;D ist mir schon klar, dass er die Voraussetzung mitbringen muss. Denk mir nur, dass da futtertechnisch noch was möglich ist, oder meinst du nicht? Bin doch nie nich kein Futterexperte ;) ich denk grad nur laut (ähem...schriftlich und manchmal leider in die falsche Richtung, da lasse ich mich aber gern von dir verbessern).

@Freya
Da ist was dran, die Bullen toben sich manchmal ganz schön aus. Haben da schon mal einen an die Kette legen müssen, weil er's zu arg getrieben hat. Das ist wiederum Streß für den an der Kette und ebenfalls negativ für die Zunahme.
Eine andere Art von Streß ist die Trauer, die sie zeigen, wenn wir Bullen aus der Bucht nehmen und z.B. nur zwei übrig bleiben. Die fressen erst mal schlechter und brauchen ein paar Tage, bis sie das überwunden haben.
Welche Rasse waren die männl. Zwillinge?

LG schnute
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Offline Ditz

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Re: Klassifizierung der Mastbullen
« Antwort #19 am: 20.11.08, 17:19 »
Hallo Schnute,

ich denke mal zu disconterpreisen kann ein metzger nicht verkaufen, aber wenn ihr selbst bullen zum metzger liefert, dann weißt du ja selbst das es da auch qualität zu kaufen gibt. und die kostet nun mal etwas mehr.
wie kommt ihr an so viele unterschiedliche rassen? an blau - weißen hätte ich auch spaß, sind mir aber als kalb zu teuer. ich hab ganz gerne  einige FV x SB dazwischen, sind günstig als kalb und oftmals gar nicht schlecht bei den zunahmen. nur darf man es da nicht übertreiben weil ich die ja zum festpreis verkauf.

also die abrechnung vom schlachthof und die abrechnung von den kälberauktionen kriege ich auch, sollte auch so sein wenn der händler nichts zu verbergen hat.
sicher beeinflußt man durch die fütterung auch die qualität, vor allem bei der fettklasse wobei 2er bullen fütterungstechnisch eigentlich unterversorgt sind. wichtig ist auch die tiere entsprechend ihrem rahmen schwer genug zu machen damit sie besser klassifiziert werden. ist zwar nicht immer möglich wenn ganze gruppen weg sollen.
meiner meinung trägt auch die haltung dazu bei, bullen auf stroh werden selten verfetten. bullen die fleisch an setzen sollen müssen sich bewegen können.
streß ist immer schlecht für die tiere, wenn bei mir einige bullen aus der gruppe rauskommen dann ist erstmal unruhe angesagt, dann wird eine neue rangordnung festgelegt.

Ditz

Offline Freya

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Re: Klassifizierung der Mastbullen
« Antwort #20 am: 20.11.08, 17:40 »
Hallo Schnute, wir haben nur Fleckvieh ;)
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Re: Klassifizierung der Mastbullen
« Antwort #21 am: 21.11.08, 00:04 »

Hallo Ditz,

der von mir erwähnte höhere Preis beim Metzger sollte auch nur eine Erklärung für den geringeren Bedarf an Bullen darstellen. Auf keinen Fall bin ich der Meinung, dass das Fleisch günstiger verkauft werden soll. Reicht ja schon, wenn es in den großen Ketten verschleudert wird.

Wir haben Ammenkühe, die schon unterschiedlicher Rasse sind, reinrassig Charolais, eingekreuzte Limousin, Charolais, Fleckvieh. Je nachdem wie oft oder ob überhaupt schon eine gekalbt hat, suchen wir die Rassen aus, mit denen sie belegt werden. Nach jeder Kalbung (wenn keine Zwillinge) kaufen wir ein Bullenkalb dazu, nach ca. 4-5 Monaten werden die Kälber abgesetzt und für jede Kuh wird wieder ein Bullenkalb zugekauft, das bis zum Trockenstellen dabei bleibt. Also drei Kälber pro Kuh und Jahr.
Die zugekauften Kälber kommen von Milchviehbetrieben, die mit Charolais, Weiß-Blaue-Belgier, Limousin und Pinzgauer belegen. Einige haben eigene Zuchtbullen, andere besamen.

Wir geben selten (na, eigentlich nie) ganze Gruppen ab, nur die besten einer Gruppe gehen weg. Die anderen können weiter zunehmen bis sie passend sind.
Gehalten werden sie ausschließlich auf Stroh, freilaufend. Die Frühjahrskälber sind von Anfang bis Ende Weidezeit draußen.
Die Rassen MI x FL neigen schon auch auf Stroh ein wenig Fett anzusetzen, die sind schneller fertig als die Fleischrassen.
Wie meinst du das, dass sie unterversorgt sind? Könnten die mehr Kraftfutter vertragen?

Streß lässt sich leider nicht ganz vermeiden. Heute haben die einjährigen nach der Rotation von einer Bucht zur anderen, in neuer Bucht angekommen, ganz schön Gas gegeben. So nach dem Motto: neuer Stall!? dann gibt's auch 'ne neue Ordnung.

@Freya
Schade, dass ihr so weit weg wohnt. Würden euch die Bullenkälber schon gerne abnehmen.:D

LG schnute
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