Autor Thema: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?  (Gelesen 9314 mal)

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Britta

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« Letzte Änderung: 12.10.08, 10:24 von Bridda »

brit

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hallo bridda ,

find ich gut , das thema abzutrennen.

zu den 20% (oder 10%)..
 wenn nur schon die hälfte der paare (50%) die üblichen familiären und/oder eheprobleme haben  ,
die andern 50% haben betriebliche probleme sind wir bei 100% problemen  :),
oder wo liegt der rechenfehler ?? 8)

also hier  glaub ich mal was ich seh, komm ja viel in kontakt mit andern bauernfamilien..
es gibt probleme durchaus und ganz klar, aber es gibt auch solche die das gut lösen.
und somit positiv zu schlage kommen, meiner ansicht nach die mehrheit ¨!?
( mal anders ausgedrückt, ich staune  wie viele sich doch positiv durchwursteln, obwohl die fakten/umstände doch oft eher erschwerend sind)

müsste man auch unterscheiden zwischen  akuten (aus-der-momentanen-situation-bedingten) problemen, und chronischen (immer-wiederkehrenden-grundsätzlichen)problemen ?!

probleme zu überspielen, ist dann ja nicht nur in der lw das problem, und nach aussen erfolgreich scheinen zu müssen ebenfalls?

lg   brit

« Letzte Änderung: 12.03.06, 13:42 von brit »

Offline Biobauer

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Hallo,
ich hab zu den problemen eine these ,ich hoffe ich bring sie einigermassen rüber.
"Die summe der probleme bleibt immer gleich,es verschieben sich nur die gewichtungen"
soll heissen man hat immer irgendetwas ,jemand der vielleicht keine finaziellen probleme und ehesachen hat ,hat zoff mit nachbarn oder kranke kuh oder ausguss verstopft.ich hab hier bekannte in der stadt,da schüttel ich nur immer den kopf was die so bewegt,in meinen augen lappalien ,für die lebenswichtig.daher da in der richtung bissl mehr toleranz.
zu dem schein oder sein auf den höfen,ein alter landwirt sagte mal zu mir,guck immer erst auf die dachrinnen ,wenn die ok sind is auch noch geld da,weil da fängt man als erstes zu sparen an .und diese aussage hat sich schon oft bewahrheitet,man sieht auch noch an ein paar anderen sachen obs finanziell passt.aber sicher nicht am neunen schlepper in der halle,der is meist nur prestige und nicht bezahlt.das sich die ganze finazielle situation geändert hat wird schon daraus ersichtlich ,das vor 20 jahren ne finazierung von nen schlepper noch fast nen fremdwort war,heutzutage schon fast standard.
servus Herbert
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Offline Luetten

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hallo herbert,
es ist sicherlich so, daß immer ein problem zu finden ist, wenn man sucht ;D aber die Sache mit dem Trecker ist doch etwas weit hergeholt! was kostete vor 20jahren ein schlepper und heute? wer hat vor 20jahren sein auto finanziert und heute? wer mit seinem betrieb noch auf dem stand von vor 20jahren ist, kann sicherlich die zeit absehen. was nicht heißen soll das ich das gut finde!
LG Petra
Man sollte nie mit vollem Mund über Bauern schimpfen!

Offline passivM

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Also, ich finde schon, dass Herbert Recht hat...

...was jedoch nicht heißen soll, dass jeder, der einen neuen Schlepper (oder Kuhstall?  ::) ) hat, voll in der Schuldenfalle sitzt. Aber in der Tat wird heute mehr finanziert, wo man früher erst mal angespart hat. Es wird ja zum Teil auch vom Staat bezuschusst (Zinszuschüsse, Förderprogramme für Junglandwirte...).
Aber ich will es nicht überzogen formulieren, daher die Erwähnung, dass es auf der anderen Seite ja zum Beipiel auch Anspar-Abschreibungsmöglichkeiten gibt. - Soll also heißen, dass nicht nur Schulden-machen gefördert wird.
Die Einstellung zum Thema Finanzierung - früher sagte man: Schulden machen - hat sich generell geändert ---- auch in vielen Privathaushalten. Schuldnerberatungen, Privatinsolvenzen.... solche Dinge gibt es ja nicht ohne Grund. Ich will gar nicht wissen, wie viele Leute gut von den Schulden anderer leben; Banker, Berater, Werbeleute, Anwälte.... fast jedes Möbelhaus wirbt doch mittlerweile schon mit "verlockenden" Finanzierungsangeboten.... 
Wer kann da NEIN sagen? Herbert?  Anna?  Petra?  Die Frage muss sich jeder selber beantworten.    ;)
Es gibt aber auch nicht wenige Höfe, da ist es umgekehrt: So manche alte "Klitsche" ;)  ist im Vergleich zu dem einen oder anderen neueren Stall mit einem tollen Maschinenpark ja vielleicht die reinste "Goldgrube" - weil keine Belastungen mehr drauf liegen.

(..bitte weder die Klitsche noch die Goldgrube allzu wörtlich nehmen ;) )

goldige Grüsse

Anna
Liebe Grüße
aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern

Offline mary

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Hallo Petra,
in einem Inforamtionsblatt für die Landwirtschaft fand ich aus Buchführungsauswertungen herausgerechnet- wie sich der Milchpreis in 35 Jahren entwickelt hat-
hier nur der Gewinnbeitrag pro kg erzeugte Milch in den letzten 15 Jahren:
1990 13,3, cent,
98 4,1
2000   o,5 cent
20o1 3,1,
2002 1,7
2003 1,0
2004 - 2,1
2005 2,2 cent.
Ich habe leider keine anderen Zahlen, aber ich bin am suchen,
wie sich die Produktionsmittelkosten in diesem Zeitraum entwickelt haben.
Bei diesen Gewinnspannen ist es nicht mehr ganz einfach weder Fassade noch Realität aufrecht zu erhalten.
Ich weiß selbst, dass man auf einem Hof nie fertig wird und immer was zu bauen, zu reparieren und zu investieren ist.
Aber die Spirale dreht sich immer schneller die Investitionskosten steigen in beachtliche Höhen.
Eben nur beim Beispiel Stallbau oder Traktor-
es hat sich sicher auch die Technik verbessert und mehr Komfort gehört heute dazu.
Allerdings bleibt unterm Strich trotz ständig steigenden Investitonskosten nicht mehr übrig.
Diese heutigen Kosten sind in der Regel aus dem Betrieb nicht mehr finanzierbar, somit steigt der Investionsbedarf aus Krediten. Wenn sich dann Rahmenbedingunen sehr schnell ändern,
entsteht für die Bauern ein gewaltiger Druck. Da trotz bestem Können und Wissen keiner in die Zukunft schauen kann- und heute die Planbarkeit immer mehr abnimmt,nimmt der Druck auf die Bäuerinnen und Bauern sehr stark zu.

Oder sehe ich das so verkehrt?
Herzliche Grüsse
maria

Mathilde

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Ich habe leider keine anderen Zahlen, aber ich bin am suchen,
wie sich die Produktionsmittelkosten in diesem Zeitraum entwickelt haben.

Herzliche Grüsse
maria

Maria wie meinst Du das ?

malwiederdummbin aber der Gewinn ist doch das was übrig bleibt trotz der Produktionsmittelkosten ?

Das unser alter Traktor der schon abgeschrieben ist auch am billigsten arbeitet ist mir auch klar aber wenn ich dann überproportional Steuern zahlen würde dann würde ich mirs schon überlegen ob ein neuer vielleicht nicht zwei ältere ersetzen kann und dabei noch weniger Diesel braucht wobei dann wieder die Maschinen dazu kommen die man dann bräuchte..... aber ich glaube das führt in einen andere Box.

Ich glaube da hat Anna schon recht nur an den Maschinen oder den neuen Stallungen kann man noch lange nicht einsehen wie es wirklich ausschaut.

LG Mathilde


Mathilde

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ich denke da triffst du einen irrglauben ... wenn ich "überzählige" steuern in eine maschine investiere, deren arbeiten von der alten genauso gut und günstig gemacht werden,

Du sagst es. Wenn aber die alten am Limit sind, Du einen neuen Stall hast und Land noch nicht zu kaufen geht................... ::)

LG Mathilde

Offline Biobauer

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Hallo,
gehn wir mal wieder weg von den maschinen,ich fahr auch gerne neue ,komfortable,als so alte kracher wo alles weh tut.und wenn die auslastung da ist dafür rechnet sich jede maschine.
ich musste in letzter zeit ziemlich viel rechnen wegen  größerer investitionen ,hab mir auch teilweise hilfe dazugeholt.diese hilfe war ein unabhängiger berater ,der auf landwirtsczaftlichen betrieben sowohl buchführung als auch finazberatung oder ähnliches macht .man kommt dann auch mal ins ratschen ,da erzählte er ,ohne das er natürlich irgendwelche namen nannte ,das 30 % der betriebe zahlungsunfähig sind ,30 %  gehts grade so um und grade der rest verdient noch einigermassen geld,aber auch nix berauschendes.diese zahlen gelten  für bayern ,wie es im osten oder im norden aussschaut weiss ich nicht .
nun stellt euch mal hin und zählt ab ,jeder  dritte is pleite . :D
da ich mal annehme das hier im forum nur lauter vorbildliche landwirte und -innen zugange sind,sind eure nachbarn in schwierigkeiten .
servus Herbert
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Offline Pierette

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 Mathilde Gestern um 11:54
......"aber der Gewinn ist doch das was übrig bleibt trotz der Produktionsmittelkosten ?"
genauso ist das, jedoch 
ist 1. dieser Gewinn von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich, d.h. abhängig von der Betriebsleitung und deren Umgang mit den Einzelfaktoren, das zeigen immer wieder die Arbeitskreis-Auswertungen,
hat 2. jeder, der Steuern zahlt einen Gewinn erwirtschaftet und das ist gut so,
kann 3. das Streben, der Besteuerung aus dem Weg zu gehen, nicht das Ziel eines Betriebes sein. Wenn eine wichtige!!! Maschine kaputt ist, muß eine neue her, aber nicht, um dem FA ein Schnäppchen zu schlagen und möglicherweise Probleme mit der Liquidität zu bekommen (s. Herbert's Beitrag).
Ich teile übr. nicht die Meinung, dass es heute einfach ist, Finanzierungen durchzuführen, Stichwort Basel II.

Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte sein Geld nicht einem Affen anvertrauen (aus Afrika)

Offline Susanna

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Immerhin geht es dann noch 40 % gut! Ist das kein Grund zu Optimismus?? Ich dachte, es sei viel schlimmer
Viele Grüße
Susanna

Offline Biobauer

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Hallo,
wegen steuern sag ich mal so ,ein betrieb der langfristig keine steuern zahlt erwirtschaftet auch keinen gewinn,sprich geht bald den bach runter.sicher versucht man seine steuerlast zu reduziern mit ansparabschreibungen ,sonderabschreibungen oder auch mal nen maschinenkauf ,der viellicht nen jahr früher is als sonst .
ich finde basel II eher ein vorteil ,besonders für gutwirtschaftente betriebe.weil jetzt eben nicht mehr nur auf viele ha ,sprich sicherheiten geguckt wird,sondern jetzt werden auch mal bilanzen gewichtet.man muss sich nur vor augen halten ,banken wolln ja geld verleihen davon leben sie nämlich ,und da ist ihnen mittlerweile ebenein leistungsfähiger betrieb oder eine gutes konzept viel wichtiger als nen paar ha land hinterm hof,sie haben nämlich kein grosses interesse daran ,einmal die immobilien des kreditnehmers zu verkaufen. das A und O ist mit seinen banker zu reden ,und zwar nicht  am schalter sondern einen termin machen  und sich da dann in ruhe darauf vorbereiten und dann gut informiert  ein sachliches gespräch führen.oder auch mal den banker zu sich am betrieb einladen.die sind sehr froh wenn sie mal aus ihrer bude rauskommen ,ausserdem wolln die auch sehn was man mit dem geld so vorhat bzw geleistet hat.
servus Herbert
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Offline mary

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Zu diesem Thema kann ich von meinen Freundinnen genauso mitschreiben, sie sind Unternehmerfrauen, dort herrscht ein noch gnadenloserer Konkurrenzdruck,
grosse Baustellen können sie sich abschminken, weil aus dem östl. Europa billigst als Subunternehmer gearbeitet wird.
Egal ob als Dienstleister, ob als Handwerksbetrieb, so heil ist die Stimmung in Deutschland auch bei den anderen Bereichen nicht mehr.
Es stehen sehr viele Arbeitsplätze auf der Kippe, im Handwerk und im Handel wird noch viel mehr auf die Fassade geschaut, niemand lässt sich in die Karten schauen.
Im geweblichen Bereich stehen bestimmt bei genauso vielen Betrieben grosse Umbrüche an,
werden noch sehr viele Betriebe geschlossen.
Und so wird es auch mit der Landwirtschaft passieren.
Leider scheint die Politik noch nicht gemerkt zu haben, dass der Mittelstand das Fundament des betriebswirtschaftlichen Wirkens ist und dieser die Hauptlast trägt.
Alle können nicht nach Südostasien expandieren, wobei auch hier die Bäume nicht in den Himmel wachsen werden, denn Know How und Ausbildung ist dort bestimmt nicht lange hinten nach.
So gesehen werden wir uns damit abfinden müssen, irgendwann so wie die Gastarbeiter in andere Länder zu deren Bedingungen arbeiten müssen.
herzl. Grüsse
maria

Offline Wolkentanz

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mary ...........gut erkannt..............so ist es ..............und unsere politiker werden sich noch wundern.
auch nichts gegen reformen.........aber je mehr der kleine mann abgestraft wird ........desto schlechter geht es auch den betrieben.
kaufkraft schwindet überall ..........im betrieb und auch privat.
---
basel 2 hat mir nur nachteile gebracht, als mein kredit verlängert werden muste , durfte ich aufeinmal höhere zinsen bezahlen, nur weil
sicherheiten fast nichts mehr zählen und wir keine buchführung ( als kleiner betrieb )  haben.
Das Leben ist so hart, es sollte ein Job sein, man sollte Geld, dafür bekommen,
dass man es schafft..  (Tomte )

Offline Susanna

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Jau Michi, die Franzosen haben da schon ein anderes Temperament als wir. Wir maulen und jammern immer nur rum... :(

Na ja, die Krawalle müssten nicht grade so heftig sein.
Viele Grüße
Susanna