Thema: Aufhören?????

[streifenigel]

Hallo,
heute war bei uns der Viehhändler, hat paar Schlachtsauen/Eber geholt.
Er war danach weiter, zu einem Betrieb der aufhört, die ersten 51 Sauen abholen 
Angeblich bekommt er fast täglich Anrufe, von Betrieben die aufhören.
Wie sieht es bei euch in der Gegend aus?
Lg Isi

[Margret]

Konkret habe ich noch von niemandem hier (Mittl. Neckarraum in BaWü) gehört, der jetzt aufhört und dies in die Wege geleitet hat.
Vollzogen hats in letzter Zeit m.W. noch keiner in der Gegend.  Es sind gar nicht so viele solche Betriebe, "man kennt sich".

Massivst frustriert sind aber schon alle und werden solche Gedanken mal durchdenken.
Mal sehen, was da kommt.

M.E. ist die jetzige Zeit zwar schlimm - aber längst nicht so schwierig wie das, was die nächsten Jahre und Jahrzehnte kommen wird an weiteren rechtlichen Änderungen.  Das wird richtig schwer täglich umzusetzen und auch es zu finanzieren.  Das macht mir noch mehr Sorgen.

Margret

[frankenpower41]

Margret, das sehe ich genauso.
Wie das alles noch werden soll? Manches ist für große Betriebe leichter umzusetzen und angeblich will die Bevölkerung ja, dass kleine Betriebe erhalten bleiben. Besonders die Partei, der wie einen Teil dieser Auflagen verdanken. Erreichen werden sie vermutlich das Gegenteil.

Mich macht das alles sehr nachdenklich. Ich bin richtig froh, dass wir schon so alt sind.
Ups, merke, dass es Schweinbox ist, ist aber bei Rindern nicht anders.

LG
Marianne

[streifenigel]

Rein theoretisch kennen wir uns hier (Mitte Schleswig-Holstein) auch. Aber wir sind meistens so mit der Arbeit beschäftigt, das wir kaum auf Veranstaltungen gehen 
Aber bei den Veranstaltungen in diesem Monat (wo wir waren) war leider schon festzustellen das teilweise nur die Hälfte vom Vorjahr da waren. Aber wir hatten eher gedacht, das die Leute resigniert haben und daher nicht gekommen sind.

Die Zukunft macht uns auch Sorgen. Man mag schon gar nicht mehr irgendetwas umbauen/modernisieren.

[goldbach]

Bei uns hier hören viele Milchbauern und Bullenmäster auf.
Teils im Zuge der Hofübergabe, aber meistens aus Frust über die Preise.
Ebenso die "kleineren" Ferkelerzeuger - für die großen Ställe werden Ferkel in großen Mengen benötigt.
Darum bleiben die kleineren Erzeuger schlichtweg auf der Strecke.
Es gibt hier kaum mehr Mastställe, die nicht nach dem "Rein-Raus"-System wirtschaften.
Die Lage ist insgesamt sehr angespannt.

[Margret]

@ streifenigel
Die Fortbildungen, die wir diese Woche besucht haben,  hatten normale Menge an Zuhörern. Die betroffenen Landwirte waren sogar extrem interessiert an den Neuerungen und es gab sehr rege Diskussionen nach dem Referat.


In der Box, wo gefragt wird, ob die Milchviehhalter resigniert haben, kam der Satz auf,  dass erst diese gegängelt würden (z.B. dass Lidl usw. eventuell keine Milch aus Anbindehaltung mehr nehmen wird),  später dann die Schweinebauern.


Muss dies insofern korrigieren:

Es in der Schweinehaltung schon klar,  dass REWE und andere Abnehmer die Absichtserklärung abgegeben haben, ab vorauss. 2017 kein Fleisch mehr zu verkaufen von betäubungslos kastrierten Schweinen.  Gesetzlicher Termin ist erst 2019 !

Die Möglichkeiten der Betäubung beim Kastrieren sind aber nach derzeitigem Forschungsstand keinesfalls praktikabel bzw. wirkungvoll. Teilweise wirken sich die möglichen Mittel stark gesundheitsschädigend auf den Anwender aus ! Tierärzte verweigern reihenweise die Anwendung aus berechtigter Sorge um ihre Gesundheit.

Es bliebe also nach heutigem Stand noch die sog. Immunokastration,  die aber von der Öffentlichkeit vermutlich mit großen Vorbehalten betrachtet wird.

Alternativ gäbe es noch die Ebermast. Die wenigen Versuche zeigen,  dass es nicht auf allen Betrieben funktioniert. Ursache ist meist nicht ermittelbar.  Wo es nicht klappt, kommt es zu schwerem gegenseitigem Verletzen der Eber.   
Die Probleme mit dem Auffinden von geruchsauffälligen Tieren am Schlachthof sind auch noch nicht gelöst und verursachen auf jeden Fall großen zeitlichen und personellen Aufwand.

Margret

[Margret]

Seit den letzten Beiträgen sind fast drei Monate vergangen.

Die Ferkelpreise haben sich nur leicht erhöht, 
die Mastschweine sind gestern drastisch noch weiter abgestürzt.

Wie sind eure Überlegungen, Gedanken, Beobachtungen, Lösungsansätze ?

Margret

[mamaimdienst]

Lösungsansätze: es gibt keine!!! Zumindest keine, die jetzt praxistauglich sind

Mein Mann war gestern auf einer Veranstaltung. Dort ging es darum "Wie soll der Schweinestall der Zukunft aussehen". Das ist klar: Tierschutz. Mit Beschäftigungsbereich, Freilauf, Eber und
kein Schwanzkupieren und natürlich Stroh... Was allerdings nicht klar ist: die Umsetzung. Bekannte von meinem Mann haben einen Stall, der den baulichen Vorgaben (bis auf das Stroh) sehr nahe kommt.
Wir haben mal ausgerechnet, wie groß dieser Stall sein müsste, wenn wir für 1000 Mastschweine bauen würden: über 150 m bei gut 10 m Breite. . Was traurig ist in meinen Augen, wir hatten
 jetzt Arbeitseffektive, Hygienische, optimale Ställe, das will "man" einfach nicht mehr. Ich bezweifle, daß der Verbraucher wirklich weiß, was er da nicht mehr will.

Fakt ist, daß immer mehr Ferkelerzeuger aufgeben (wohlgemerkt aufgeben!), einfach weil viele Dinge in bestehenden Ställen nicht umsetzbar sind oder wenn, dann nur mit großem Aufwand,
der sich schlicht nicht lohnt. Die Folge: Höfesterben, die großen werden größer (will doch der Verbraucher ja nicht  ), die Landschaft verändert sich deswegen (wer baut dann noch Gerste an),
Maisanbau wird verstärkt (schon wieder was, was der Verbraucher ja nicht will) usw.....

Wie lange wir noch durchhalten, keine Ahnung.

Falls jemand doch praxistaugliche Lösungen hat, immer her damit....

[gammi]

Das ist ja das traurige, dass der "Verbraucher" gar nicht weiß dass er mit seinen Foderungen genau die mittleren Betriebe aushebelt. Und er eigentlich genau das bekämpft was er im Grunde haben will. Übrig bleiben ein paar kleiner Nischenbetriebe und dann die großen Mastanlagen.

Was ich aber auch noch frustrierend finde, dass ja im Grunde fast 98% der Verbraucher eigentlich mit dem zufrieden ist, was er im Supermarkt/Discounter bekommt. Und es im Grunde nur ein ganz kleiner Teil der Bevölkerung ist, der immer noch höhere Ansprüche stellt.
Warum müssen wir nun alle auf diesen Zug aufspringen?



Dazu sollten wir aber auch viel mehr in die Öffentlichkeit. Das ist nicht immer einfach und nimmt auch sehr viel Zeit in Anspruch.

[Frieda]

Die Forderungen sind - egal ob im Milchviehbereich oder bei den Schweinen- schon gar nicht mehr wirklich umsetzbar. Zumindest nicht bezahlbar und zum arbeiten - bei den derzeitigen Preisen schon gleich zweimal nicht.

[LunaR]

Wir haben mal ausgerechnet, wie groß dieser Stall sein müsste, wenn wir für 1000 Mastschweine bauen würden: über 150 m bei gut 10 m Breite.

... und dann noch die Freilauffläche für 1000 Schweine.  Bei den daraus resultierenden Protesten könnte sich ein Schweinehalter nicht mehr auf die Straße wagen.

Liebe Grüße
Luna

[frankenpower41]

Wir sind zwar Milchvieh, aber ich hatte erst heute früh bevor Sohn weg ist zur Schule Diskussion mit ihm.
In der Zeitung ist heute Bericht vom Milchviehhaltertag im Landkreis.
Die Überschrift zum Artikel darüber lautet  " Es gibt reichlich Verbesserungsbedarf"
Dann heisst es im Artikel u.a.   Vor 40 Jahren ist es fast nur um Leistungssteigerung gegangen. Heute stehe Tierwohl im Vordergrund. Nach Einschätzung das Referenten (er war von der Landwirtschaftskammer NRW) wird in 10 jahren die Diskussion darüber abgelöst von der Betrachtung, welche Ställe welche Auswirkungen auf Umwelt und hätten und wie ökologisch sie sind.

Ich bin wirklich froh, dass wir damit dann (hoffentlich) nichts mehr mit zu schaffen haben.
Es geht ja inzwischen nicht mehr nur um staatliche Vorschriften, auch die Vorgaben des Handels werden immer mehr, der eine fängt an mit irgend was zu werben was bei seinen Produkten besser ist und nicht lange dauert es, dann muss es Standard werden. Bezahlt wird das einem alles nicht.

Ich bin heute schon den ganzen Tag wieder sehr nachdenklich.

Marianne

[amber]

Bei uns sind noch 40 Mastschweine im Stall, die fast ausgemästet sind, und dann ist Schluss. Wir hatten geschlossenes System im Nebenerwerb.

Es wird nur gefordert und gleichzeitig sind die Preise im untersten Keller, weil alles billig sein muss. Wer soll unter diesen Bedingungen noch überlebensfähig sein? Wir sind/waren es nicht. Man kann sich nicht mal mehr gerade so über Wasser halten, von investieren ganz zu schweigen.

Und wenn das kommt, dass Ebern Hormone injiziert werden, dass das Fleisch nicht riecht, verzichte ich auf Schweinefleisch und Wurstwaren. Das können diejenigen essen und an sich ausprobieren welche Folgen es hat, auf deren Mist das gewachsen ist.

Sollte es nach Jahren mal rauskommen, dass diese Immunokastration gesundheitsschädlich ist, ist sowieso der raffgierige Landwirt wieder der Buhmann. Wer denn sonst? 

LG Gitte

[Tina]

Moin Naima, ich möchte das mal klarstellen,
wir mästen Hähnchen. Und wir kaufen die Küken und verkaufen die fertigen Broiler. Richtig ist, das wir an eine Firma gebunden sind, ist aber unsere Entscheidung.
Der Gewinn oder Erfolg hängt davon ab, wie gut oder schlecht der Durchgang ist. Es ist aber keine Lohnmast.
Und bei Schweinemästern ist es doch ähnlich. Der Mäster kauft in der Regel die Ferkel vom gleichen Betrieb (aus Hygienegründen) und vermarktet werden die fertigen Schweine doch auch in der Regel über den selben Vermarkter. Was wir allerdings nicht können, wir können keine Kontrakte für das Futter abschließen.
Aber das wissen wir auch, manchmal gewinnst du mit Kontrakten und manchmal verlierst Du.

[gammi]

Das Problem mit dem Aufhören ist halt in den meisten Fällen...............was gibt es für eine Alternative?