Es ist nicht so, dass ich mir keine Gedanken mehr um diesen unsäglichen Krieg mache....
Es ist nur so, dass ich die vielen Gedanken, die mir dazu oft kommen, gar nicht mehr in Worte fassen kann.
Es ist so komplex und verwirrend und festgefahren...
Auch haben wir hier doch mit den wirtschaftlichen und sanktionsbedingten Folgen nicht unerheblich zu tun.
(Habe das Gefühl, dass uns das nur scheibchenweise präsentiert wird, was in den kommenden Monaten und
Jahren auf uns zukommen kann/wird.)
(Wobei das natürlich in keinem Vergleich steht zu den Regionen in und um die Ukraine, wo direkter Krieg herrscht... mit ANGST
um Gesundheit und Leben, um zerstörte Häuser und Wohnungen, um verminte Felder, um tote und verstümmelte
Soldaten, um vergewaltigte Frauen und Kinder, um traumatisierte Menschen in den Luftschutzkellern, um Gestank,
Elend und Verzweiflung, Hunger, Durst und Chaos)
So ähnlich geht es mir auch. Ich versuche diesen Wirrwar an Gedanken zu ordnen oder zumindest weiter zu denken an der Stelle, wo es im Hirn immer wieder festhakt. Es kommen mir auch ganz unpopuläre Gedanken, die ich einerseits kaum auszusprechen wage, andererseits aber auch mal sagen/schreiben möchte um zu sehen, ob ich damit allein bin.
Das sind Gedanken wie, welchen Preis ist Freiheit wert? Wie sehen das die Menschen in der Ukraine? Freiheit sehen wir als ein sehr hohes Gut. Ich frage mich ist es tatsächlich so (mir ist schon klar, das Unfreiheit schlimm ist, aber möchte man sich vielleicht lieber mit der Unfreiheit arangieren um noch mehr Opfer zu ersparen ??) oder glauben wir Freiheit ist so wichtig und so viele Menschenleben wert, weil wir das schon seit ziemlich langer Zeit immer wieder so zu hören und lesen bekommen haben? Für viele Menschen vor uns war heldenhaftes Verhalten auch lange Zeit wichtig. Heute sehen wir das anders und sagen, Helden sind meistens tot. Auch konnte man mit dem Heldenbild die Bereitschaft im Krieg zu kämpfen verstärken. Wird das heute mit dem Begriff der Freiheit gemacht?
Eine andere Sache, es wird kaum noch von Verhandlungen gesprochen. Wie will man diesen Krieg ohne Verhandlungen beenden? Etwa, bis eines der beteiligten Länder total am Boden liegt? Da mag ich gar nicht darüber nachdenken

Sollten andere Länder/der Westen stärker auf diplomatische Lösungen drängen? Andererseits sehe ich es auch so, dass die Ukraine ohne Waffenliegerungen der westlichen Länder vermutlich untergehen wird.
Neben der Verteidigung der Ukraine spielen mit Sicherheit auch noch andere Interessen eine Rolle. Welche Interessen hat Amerika? "Putin/Rußland darf nie wieder in der Lage sein, so einen Krieg zu führen". Klingt erst mal gut, aber ist "man" dafür bereit so etwas wie einen totalen Krieg auf ukrainischen Boden zu führen? Ist das dann wirklich noch im Interesse der Ukrainer? Findet dort jetzt ein Stellvertreterkrieg statt, wie es sie zu Zeiten des Kalten Krieges öfter gab? Tatsächlich ging es um die Kollision der Interessen von Amerika und Rußland. Welche Interessen hat Putin wirklich? Geht es nur um die Ostukraine oder will er mehr?
Schaden wir uns am Ende mit den Energiesanktionen mehr selbst als Rußland? Verdient Rußland am Ende mehr mit dem von uns nicht abgenommem Öl/Gas, wenn es das an Indien und China liefert? Schließlich ist jetzt der Marktwert höher als in den Verträgen mit Deutschland. Ist irgendwann Gas und Öl in Deutschland und Westeuropa so kanpp, dass wir russische Energie von Indien zukaufen zu einem höheren Preis als vorher?
Wie heißt es so schön, folge der Spur des Geldes. Wer profitiert von diesem Krieg finanziell? Das sind sicher auch bei uns in Deutschland nicht wenige und nicht nur die Waffenindustrie. Auch wenn Amerika seine Vormachtstellung festigen/ausbauen will hängen nicht nur machtpolitische sondern auch finanziele/wirtschaftliche Faktoren damit zusammen.
Neben Geld gibt es noch Angst. Wer sieht einen Vorteil darin, wenn viele Menschen in Angst leben wegen des Krieges oder auch "nur" bei der Vorstellung, dass der Krieg sich ausweitet und näher kommt oder uns am Ende selbst noch betrifft?
Außerdem würde ich gerne eine Blick in die Zukunft werfen können und wissen, wie die Historiker dann den Krieg, die Ursachen dafür und speziell das Handeln und die Rolle Deutschlands beurteilen.