Und weiter oben hat jemand geschrieben, Rohana soll ins Bett gehen. Auch ein Erfahrungswert! Zu wenig Schlaf fördert Depression!
Ja, ich habe weiter vorne geschrieben... "wie wärs mit schlafen?"
War halt so die erste und naheliegendste Idee, aber, ich muss jetzt auch sagen, dass mir (und Göga) von SE dauernd vorgehalten wurde, wir sollten früher ins Bett gehen. Gerade im Winter gingen sie um 21.00 Uhr ins Bett, und wenn sie mal abends weg gingen haben sie beim Nachhausekommen immer bei uns ans Fenster geklopft, weil wir meistens lange wach waren und halt noch Licht hatten. Geht jetzt endlich ins Bett und schlaft! ... hat es dann geheissen.
Ja, wir konnten es schon nicht mehr hören. Zwischen Arbeit und schlafen braucht man einfach auch etwas Zeit für sich, aber für SE gibt es nichts anderes im Leben, nur Arbeiten - und schlafen. Ich bin eine Leseratte, habe manchmal halbe Nächte lang gelesen, gerade als die Harry-Potter Bücher erschienen sind. Ich bin trotzdem früh auf und habe meine Arbeit getan.
Ich war auch, trotz SE im Haus, "alleinerziehend, aber ohne Geldsorgen".
Das sagt mein Mann heute selber, und heute könnte er sich vielleicht auch eher gegen seine Eltern stellen in Sachen Kinderbetreuung. Damals aber hatte ich keine Unterstützung oder Rückendeckung von ihm, und es brauchte lange, bis er sich seinen Eltern gegenüber abgrenzen konnte. Logisch konnte er nicht dauernd kleine Kinder betreuen und noch alle Arbeit am Hof machen, aber ich habe trotz Kinder immer draussen geholfen, oft auch im Stall, da wäre es nicht zu viel verlangt gewesen, wenn er zumindest ab und zu hätte einspringen können bei der Kinderbetreuung.
Unsere Kinder spötteln heute manchmal, dass Göga erst merkte, dass er Kinder hatte, als er sie zum Arbeiten einspannen konnte. Aber wie gesagt, mit meinen SE war und ist es sehr, sehr schwierig - bis heute. Nur dass die Kinder inzwischen erwachsen sind, und ich staune selber ... zwei haben Landwirt gelernt und sind mit Freude an der Arbeit. Alle vier stehen gut im Leben, das ist heute nicht mehr selbstverständlich, und darum kann ich mich mit der ganzen Situation auch etwas aussöhnen (habe zwar manchmal wieder einen Rückfall und dann ärgert es mich oder ich bin traurig über das Vergangene, oder das Leben, dass wir ohne SE und ihr Diktat hätten haben können, aber im Grossen und Ganzen komme ich damit klar)
Gemäss SE hätte ich nebst den vier Kleinkindern und oft 8 bis 10 Leute am Mittagstisch noch zehn Stunden draussen arbeiten sollen, Haus und Garten perfekt in Ordnung halten und, und, und...
Nein, Schwimmkurse oder sowas wäre nie in Frage gekommen. Ich bin im Sommer jeweils abends mit den Kindern zum See, so haben sie trotzdem schwimmen gelernt. Auch sonst hätten unsere Kinder nichts machen dürfen, ausser Arbeiten. Gingen sie später einem Hobby nach, wurde das kritisiert, weil sie ja dann nicht arbeiteten, und wenn sie auf Weihnachten oder zu Geburtstag was Materielles bekamen, war die erste Frage: Was hat das wieder gekostet?
Auch mit anderen Frauen zusammensitzen und sich austauschen - ein No-Go. Ich könnte Bücher füllen mit Geschichten wegen SE. Aber ich denke, das könnten viele andere hier auch.
Ich glaube, die grösste Angst meiner SE ist oder war, dass ich als damals "neue und junge" Frau am Hof nicht richtig Arbeite und die Kinder es dadurch auch nicht lernen, dass ich zu viel Geld ausgebe, dass wir gegen "aussen" schlecht dastehen könnten, so nach "was würden auch die Leute sagen".
Wenn unsere Kinder Hausaufgaben machten, wetterte SV draussen schon, ob die eigentlich nichts schaffen.
Seit nun alle Kinder berufstätig sind, hat sich so einiges entspannt. Und ich lass mir von SE nicht mehr dreinreden. Göga auch nicht. Er sieht heute auch vieles etwas anders, und ich staune manchmal, dass wir das überhaupt so überstanden haben. Wir sind heute ein gutes Team, und es erfüllt mich auch mit Freude, dass wir den oft steinigen Weg trotzdem immer weiter gegangen sind.
Könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich glaub eine Mediation machen, wo mal alle Beteiligten "ran" müssten und die Konflikte am Hof mit Hilfe von Aussen mal angesprochen würden. Göga meint zwar, mit seinen Eltern hätte das gar nichts gebracht. Aber zumindest hätte man etwas versucht.