Pflege ist mehr als nur Waschen und Anziehen ...
Werden Kinder, Eltern, Großeltern oder andere Familienangehörige durch Krankheit oder Alter pflegebedürftig, bedeutet dies auch für diejenigen, die sich zur Pflege in den eigenen vier Wänden entschlossen haben, eine große Umstellung. Meist sind vor allem die Frauen gefordert, auf deren Schultern ohnehin bereits der größte Teil der in der Familie anfallenden Arbeit lastet.
Die Pflege von kranken und alten Menschen kann genauso erlernt werden, wie jede andere Tätigkeit auch. Die Teilnahme an einem Pflegekurs, wie sie verschiedene karitative Einrichtungen anbieten, kann dabei sehr hilfreich sein. Hier treffen sich Menschen mit dem gleichen Anliegen, um unter fachkundiger Anleitung den richtigen Umgang mit dem Pflegebedürftigen zu erlernen. Der Erfahrungsaustausch unter den Kursteilnehmern ist mindestens ebenso nützlich: Denn Gespräche können trösten, ermuntern und aufbauen, wenn der eigene Mut zu sinken droht.
Die Land- und forstwirtschaftlichen Krankenkassen übernehmen für ihre Versicherten die Kosten für solche Pflegekurse. Die Vorteile einer häuslichen Pflege liegen auf der Hand: Der Pflegebedürftige kann in seiner gewohnten Umgebung bleiben, umgeben von Menschen die ihm nahe stehen. Der Versichertengemeinschaft erspart die pflegende Person darüber hinaus die hohen Kosten einer Heimunterbringung.
„Pflege ist eine ganzheitliche Aufgabe: Sie betrifft Körper, Geist, Seele und das gesamte soziale Umfeld des Pflegebedürftigen. Intensive Pflege erfordert große Hingabe und beinhaltet ein hohes Maß an Verantwortung - nicht nur dem zu Pflegenden gegenüber, sondern auch sich selbst“, sagt Ursula Epp. Die Altenpflegerin leitet seit vielen Jahren Haus-krankenpflegekurse von der Sozialstation der Caritas in Bayreuth. „Wir bieten den Kursteil-nehmern 10 Doppelstunden je Kurs an. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie die Umgebung eines zu Pflegenden sein sollte, was Pflegebedürftige wahrnehmen und fühlen, wie die individuelle Körperpflege durchgeführt werden sollte, wie Folgeerkrankungen vorgebeugt werden kann und ähnliches.“
Darüber hinaus beschränkt sich der Kursinhalt nicht nur auf praktische Alltagshilfe. Es wird über mögliche seelische Probleme der Pflegepersonen gesprochen und versucht, Wege aufzuzeigen, wie man mit der Situation besser umgehen kann. „Einen ganzen Abend widmen wir uns zum Beispiel der Sterbebegleitung“, so Ursula Epp. Doch sind solche Regeln zur Bewältigung des Alltags nicht mehr als das notwendige Gerippe. „Waschen, anziehen, Haushaltsführung - das sind ja Dinge, die jeder ohnehin beherrscht. Was neu ist, ist der Umstand, sie für eine andere Person zu tun. Gerade deshalb ist das freundliche Miteinander, der sorgsame Umgang mit dem Kranken besonders wichtig. Einen Menschen zu pflegen heißt, ihn anzunehmen und auf seine Wünsche und Eigenheiten einzugehen, ohne ihn zu bevormunden und - ganz wichtig - ohne sich selbst dabei aufzuarbeiten. Keiner kann alleine die komplette Pflege eines anderen übernehmen. Sorgen Sie deshalb bei Zeiten für eine Routine, die ihnen genügend Freiraum für sich selber lässt“, appelliert Ursula Epp. Alles eine Frage der Organisation - so ihr beruhigender Hinweis. Und auch das ist Gegenstand eines Pflegekurses.
Nach den zehn Doppelstunden haben die Teilnehmer/innen also nicht nur gelernt, den Alltag ihres Pflegebedürftigen zu organisieren und ihn körperlich gesund zu erhalten. Sie haben außerdem gesehen, dass sich viele andere Menschen in einer ähnlichen Situation befinden. Lassen Sie sich von den Mitarbeitern Ihrer LKK beraten, welche Form der häuslichen Pflege für sie die passende ist und mit welchen Hilfen sie rechnen können.