Was es sonst noch gibt > Religion und Glauben

Ein Platz zum Trauern?

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Mathilde:
Hallo,

ich bin gerade am Trauerkarte schreiben und suche nach den richtigen Worten.
Jetzt bin ich hier gelandet und möchte auch etwas von meinen Erfahrungen dazu schreiben.
Meine Mutter ist ja letztes Jahr im September gestorben und das Grab ist 670 Kilometer weg von mir. Was mich aber  sehr beschäftigt ist die Tatsache dass es mir schwer fällt den Tod meiner Mutter zu realisieren...ich mein so ganz in mir drin. Durch die räumliche Trennung die wir ja vorher schon hatten habe ich ein Problem damit loszulassen. Das ist nicht einfach. Noch immer habe ich es nicht über mich gebracht die Erinnerung "Mama anrufen"aus dem Kalender zu streichen. Das kann hier sicherlich niemand nachvollziehen aber mir geht es einfach so.

LG Mathilde

Morgana:
Liebe Mathilde,

deine Mutter und du, ihr wart sehr weit räumlich getrennt, dass es da noch schwieriger ist den Tod zu realisieren kann ich mir gut vorstellen. Außerdem ist erst gut ein Jahr vergangen.

Bei uns steht nach 12 Jahren noch die Telefonnummer im Speicher.

Das muss niemand nachvollziehen können. Dir alleine muss es gut tun und dir was
bedeuten. Was andere denken oder meinen ist gerade bei Trauer nicht wichtig.

Rohana:
"Mama anrufen" geht dann vielleicht nicht mehr mit dem Telefon, nur noch mit dem Herzen, aber warum sollte man deshalb den Kalendereintrag löschen?

Du allein entscheidest wie du trauerst und wie du damit umgehst.

LunaR:
Mathilde, vielleicht kannst du dir einen Platz zum trauern bei dir zu Hause einrichten? Aus einem anderen Zusammenhang (nach Fehlgeburten, wo die Mütter kein Grab für ihr verlorenes Kind haben) kenne ich das so, einen besonderen Stein, Edelstein oder ein schönes Bild oder auch ein Andenken an deine Mutter aufstellen und eine Kerze davor.

Bei meiner Freundin ist es so, dass ihr verstorbener Mann in seiner alten Heimat bestattet wurde, ca. 2000 Km von hier. Sie kann nur selten dort sein. Es wurde eine Miniurne mit etwas von seiner Asche gefüllt und im Garten von der Familie bestattet . Sie haben einen Baum darüber gepflanzt und dort einen schönen Ort eingerichtet.

Auch ich kann nur schwer loslassen. Ich denke, das braucht Zeit, bei jedem Individuell. So konnte ich es nicht zulassen, dass idie Handarbeiten meiner Mutter entsorgt werden. Obwohl ich sie nicht brauche, liegen sie hier immer noch, nach über 20 Jahren. Dazu gehören auch die Kopfkissen mit aufgesticktem Monogram. So viel Arbeit ...

Irgendwann lässt es uns etwas los. Bis dahin ist Zeit.

Maja:
Mathilde.....Mama anrufen! den Gedanken finde ich toll, der darf ruhig im Kalender stehen. Ganz bewusst sich auf Mama einlassen,auch wenn sie nicht mehr als Person greifbar ist.
Mit ihr im Geist reden, an sie denken, das tut doch gut.
Ich habe auch manchmal den Gedanken, das muss ich Mama mal fragen..... dabei ist sie schon 20 Jahre tot.
Die Monogramm gestickten Kopfkissen gibt es hier auch noch. Sie liegen im Schrank. Ich konnte die Kleider meiner Mutter auch nicht einfach entsorgen.
Mit Vater war damals ja noch da, er hätte es tun müssen, können, dürfen.
Ich glaube, wenn die Person die gegangen ist, nicht im Hausstand gelebt hat, dann ändert sich im täglichen Ablauf ja nichts,  dann ist es schwer zu realisieren.
JEDER TRAUERT ANDERS  und das ist okay so.

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