Hallo Reka,
das Thema Geld ist auf den Höfen immer sehr schwierig und nicht umsonst das Streitthema Nummer 1. Ich würde dir allerdings raten, jetzt auf die Hinterfüße zu stehen und das Thema zu klären und nicht blind später im Übereifer und in der Hoffnung es wird dadurch besser den Hof blind zu übernehmen. Hat dein Mann Zugang zum Steuerberater oder halten seine Eltern die Buchhaltung unter Verschluss? Das ist elementar wichtig. Der Steuerberater kann sehr gut Auskunft geben, was sich euer Betrieb leisten kann und was nicht. Und wenn er sich zwei Generationen nicht leisten kann, dann muss man schauen woran es liegt und wie man das ändern kann oder ob das wirklich die Zukunft für euch ist. So bitter das klingen mag.
Es gibt natürlich zwei Möglichkeiten. Entweder steht der Betrieb gar nicht so gut da und kann nicht mehr zahlen oder die Eltern sehen es eigentlich nicht ein, das man privat mehr ausgibt und das Kapital lieber im Betrieb beläßt. Wenn du sagst, die Eltern bekommen das doppelte, weil ihre Anteile höher sind, dann wäre ich vorsichtig ob es nicht um was anderes geht. Oder wissen die vielleicht gar nicht, was bei euch finanziell los ist?
Es kann jedenfalls nicht sein, das es am Ende des Monats knapp wird und du deine Ersparnisse angreifen musst, wenn dein Mann Vollzeit im Betrieb arbeitet. Trotz Mietfreiheit, die man natürlich berücksichtigen muss.
Als ich auf einen ziemlich großen Vollerwerbsbetrieb eingeheiratet habe vor über 20 Jahren, haben meine Schwiegereltern auch gemeint, der Sohn bekommt ja mal den Hof, da braucht der doch keinen Lohn. Wir haben zwar auch mietfrei gewohnt, aber haben die ersten Jahren rein vom Kindergeld und Geldgeschenken von meinen Eltern leben müssen. Um mich nur ja anzupassen ging es am Anfang soweit, das ich die Klamotten für die Kinder bei der Caritas geholt habe.
Mein Hochzeitskleid habe ich von ebay ersteigert. Unser Auto wurde von meinen Ersparnissen finanziert. Es war die ersten Jahre schlimm.
So schlimm, bis ich der ganzen Familie gesagt habe, ich gehe jetzt aufs Sozialamt und verlange Unterhalt von meinem Mann für die Kinder. Er arbeitet den ganzen Tag und bringt aber kein Geld nach Hause. Das geht nicht. Oh Gott, was gab das für ein Geschrei. Mein Mann und ich waren fast soweit auseinander zu laufen, alle
waren total auf Hass und entsetzt. Aber ich konnte nicht mehr. Ewig dieses Geld dreimal umdrehen und dann zugucken müssen, wie die Traktoren immer mehr und größer wurden, ging einfach nicht mehr.
Mein Mann und ich sind dann zu einer Landwirtschaftlichen Beratungsstelle. Die haben aufgeräumt bei uns, im warsten Sinne des Wortes. Meinem Mann die Augen geöffnet, Verantwortung für Frau und Kinder zu übernehmen. Es war ein harter Weg und nicht einfach. Aber ich wäre untergegangen damals und bin noch heute dankbar für diese Anlaufstelle.
Heute bezahlt mein Haupteinkommen zwei Generationen, Karma läßt grüßen. Aber ich bin jetzt im Reinen mit unserem Weg.
Erspare dir viel Leid und klärt das Thema Geld vor der Hofübergabe.
Ich wünsche euch gutes Gelingen.
Gruß
Lulu