Autor Thema: Waldorf- und Montessorischulen  (Gelesen 15459 mal)

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Offline geli.G

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Re:Waldorfschule
« Antwort #15 am: 04.06.04, 21:23 »
Hallo,

immer wieder werden Waldorfschulen und Montessori-Schulen in einen Topf geworfen.

Ich bin überzeugt davon, dass da doch ein ziemlicher Unterschied besteht.

Wie kommt ihr Waldorf- Mütter mit der Lehre Rudolf Steiners klar?
Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben.
Viele Grüße von Geli

Offline LunaR

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Re:Waldorfschule
« Antwort #16 am: 04.06.04, 21:52 »
Hallo Geli,

du hast recht, Montessori- und Waldorfschulen sind unterschiedlich. Kenne nicht genug. von der Mont.-Schule, weiß nur, die sollten getrennt betrachtet werden (das meine ich nicht wertend).

Zu Rudolf Steiner, kann ich nur für mich sagen, dass ich versucht habe mich intensiver mit ihm und seinen Werken zu beschäftigen, einfach um zu wissen, was dahintersteckt. Die Bücher, die er selbst geschrieben hat, fand ich sehr schwer zu lesen und hab darum mehr über ihn oder seine Werke gelesen. Er greift viele Themen und Bereiche, wobei er zu manchen Dingen seine Meinung im Laufe seines Lebens geändert hat oder ganz davon Abstand genommen hat. Manche Ideen sagen mir zu, manche nicht und manche verstehe ich auch nur schwer. Ich finde, sein Lebenswerk ist sehr durch die Zeit des ersten Weltkrieges und die danach geprägt. Ich habe mich oft gefragt, wie seine Meinung zu verschiedenen Themen gewesen wäre, wenn er die Nazizeit und die Teilung Deutschlands erlebt hätte.

Für die Schule meiner Kinder war mir wichtig, dass diese Lehren nicht dogmatisch verbreitet werden und Rudolf Steiner dort nicht so eine Art "Säulenheiliger" ist. Aus diesem Grunde habe ich mich vor der Einschulung unseres ersten Kindes dort vergewissert, ob nicht etwas ein R. Steiner Bild in jeder Klasse hängt. Das war nicht der Fall und ich kann mich nicht erinnern, ob ich in der Schule überhaupt schon auch nur ein einziges Bild gesehen habe. An usnerer Schule ist er kein großes Thema. Bei Jubiläuen wird er als Schulbegründer erwähnt, ab und zu werden Sprüche oder Gedichte von ihm gelesen. Die oberen Jahrgänge werden ihn kennen. Habe aber nicht erlebt, dass er dort Unterichtsthema war. Unseren zweiten Sohn habe ich in der 5. Klasse gefragt, ob er R. Steiner kennt. Da sagt er "Ja, das ist doch irgend so ein Dichter".

Einerseits ist es mir wichtig, dass sich die Schule nicht dogmatisch an Reden und Schriften Steiners hält, immerhin sind seitdem 80 Jahre vergangen, aber es gibt auch Sachen, denen ich mehr Beachtung wünsche. Das kann aber an anderen Schulen auch ganz anders aussehen. Die Schulen sind da überhaupt sehr verschieden. Von den zwei Waldorfschulen in Hannover hat eine den Ruf sehr streng auf diese Dinge zu achten, während das bei der anderen nicht der Fall ist.

Jedenfalls lege ich nicht jedes Wort auf die Goldwaage, was vor 80 Jahren gesagt wurde (es sind aber auch wirklich interessante Vorstellungen dabei, die philosophisch bedacht werden können). Das letzte Urteil erlaube ich mir selbst.

Liebe Grüße
Luna        
Es ist sehr beglückend, sich mit kompetenten Menschen auszutauschen.

Ein lieber Gruß Luna


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Offline Antonia

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Re: Montessori-Pädagogik
« Antwort #17 am: 22.02.05, 17:19 »
dieses Thema mal wieder anschiebe,  ;)
weil ich Verknüpfungen sehe die evtl. die Förderschule bei manchen Kindern überflüssig machen würde.
Kam drauf weil ich eben in der BOX Förderschule gelesen.
Ich habe mit der Montessori-Pädagogik sehr gute Erfahrungen gemacht bei meinen Kindern.
Unser Sohn wurde mit 7 Jahre eingeschult, zum Ende des 1. Schuljahres hielt die Lehrerin es für sinnig, er solle die 1.Klasse wiederholen. Das er kein Vorzeigeschüler sei, mußte ich ja eingestehn aber so schlecht kam er mir wieder nicht vor, dass ich gleich diese Idee mit tragen wollte. So wandte ich mich erstmal an den Hausarzt, weil er ein fast magersüchtig wirkendes Bürschle war, dennoch war er zäh, seltenst krank. Der Hausarzt schickte uns um das Leistungsnivau des Jungen zu testen an das Sozialpädiatrische Zentrum einer Klinik im Landkreis. Die untersuchende Ärztin meinte, der Junge wäre durchaus tragbar für eine 2. Klasse. Eine Montessori-Schule das wär´s was der bräuchte. Doch damals gab es eine Einzige im Landkreis und mit dem Bus schlecht zu erreichen. Also beschlossen wir bei einer Pädagogin dieser Fachrichtung Nachhilfe zu holen, ließen ihn auf der Grundschule, und es wirkte wahre Wunder. Die Klassenlehrerin war überrascht, sie kannte den Jungen nicht wieder was seine Leistungen betrafen. Die Grundschulen sind meines Erachtens einfach überfüllt was die Klassenstärke betrifft.
Jedenfalls wird nun im Schuljahr 2005/2006 erstmals eine Grundschulklasse der 1. Klassenstufe  eingeführt im benachbarten Städtchen.
Finde das längst überfällig und denke, im Sinne der Kinder es Schule machen sollte, flächendeckend solche Klassen anbieten zu können.
Es scheitert vermutlich am Geld wie überall, denn Pädagogen sind durchaus da, die bereit wären solche Ausbildung zu machen und mit den Kindern nach der Methode zu lernen. Ansätze davon bringen viele Pädagogen auch in den Regelschulen mit ein.
Es bleibt da nur die Chance über Fördervereine etwas zu erreichen, oder Schulgeld zu zahlen.
 
herzliche Grüße aus dem Süden
Antonia

aymankatze

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Re: Montessori-Pädagogik
« Antwort #18 am: 22.02.05, 18:45 »
hallo,
zum Thema Montessori Schule kann ich auch einen Beitrag leisten.
Wir haben 1989 mit anderen Eltern und einer engagierten Lehrkraft einen Verein und eine Schule gegründet, in die dann unser jüngster Sohn eingeschult wurde. Wir mußten damals 150 DM Schulgeld zahlen.
Für uns war der Montessori Ansatz "Hilf mir es selbst zu tun", die Art der Wissensvermittlung und der soziale Aspekt im Umgang miteinander ausschlaggebend für dieses Schulsystem. Der morgendliche Stuhlkreis in dem die Kinder, die Dinge, die sie stark beschäftigten oder bedrückten zum Ausdruck bringen konnten, war eine für`s Lernen sehr förderliche Einrichtung.
Es gab auch 2 behinderte Kinder in der Klasse, was die Kinder als selbstverständlich ansahen.
Die Förderung der Kinder mit ihren ganz spezifischen Möglichkeiten, das Miteinander lernen und nicht die Konkurrenz standen im Vordergrund dieser Schule. Die Klassen waren sehr klein und ab der 2. Klasse auch jahrgangsübergreifend. Unser Sohn hat nach der 4. Klasse aufs Gymnasium gewechselt und auch diesen Wechsel dann ganz gut verkraftet, obwohl einige Lehrer es diesen Kindern nicht unbedingt erleichtert haben, zu groß war die Skepsis gegenüber dem anderen System. Alle Klassenkameraden die mit ihm gewechselt haben konnten ohne Ehrenrunde das Abitur machen.
Gruss Aymankatze




Offline Ingrid2

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Re: Montessori-Pädagogik
« Antwort #19 am: 22.02.05, 21:16 »
Hallo,
also meine Kinder gingen alle auf eine "normale" Grundschule. Was mir auch nicht immer gefallen hat. Aber ich hatte einen relativ genauen Überblick, wie weit die Klasse insgesamt ist und wie meine Kinder "mitkommen". Ich bin nicht die Mutter, die dauernd Hausaufgaben kontrolliert, Klassenarbeiten mitvorbereitet und immer alles nachfragt. Es kommt schon mal vor, daß was an mir vorbeigeht. Liegt einerseits daran, daß bei veir Kindern mal der Überblick fehlt und natürlich auch an nicht zu wenig Arbeit.

Meine Freundin hat ihre Kinder auf einer Montessori-Schule. Sie ist auch in der gleichen Situation wie ich - viele Kinder, viel Arbeit. Und sie merkt eben sehr lange nicht, wenn es wirklich Lernprobleme bei ihren Kindern gibt. Eben weil jedes Kind für sich in seinem Tempo lernt, keine täglichen Hausaufgaben kommen sondern nur Wochenaufgaben. Ich habe das Gefühl, daß bei dieser Schulart die Eltern sehr gefordert sind. Und daß die Lehrer wirklich erstklassig sein müssen - es gibt wohl auch an diesen Schulen solche und solche. Die Kinder meiner Freundin haben jetzt beim Schulwechsel schon Probleme, regelmäßig zu lernen und auch einfach ein gewisses Tempo mitzuhalten.

Es ist zwar sicher richtig, Kinder nicht zu überfordern, aber ich denke, die Mischung machts. Immer nur das persönliche Tempo, die eigene Tagesform, ich erwarte eigentlich schon, daß meine Kinder die Anlagen und die Talente die sie haben, auch nutzen. Und da denke ich schon, daß immer wieder auch Druck notwendig ist.

Viele Grüße Ingrid

Offline Jacqueline

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Re: Waldorf- und Montessorischulen
« Antwort #20 am: 20.11.07, 11:11 »
Montessori finde ich klasse, doch mit Rudolf Stein und seiner Philiosophie kann ich weniger anfangen. Ich habe ein Buch von Maria Montessori gelesen und finde ihre Pädagogik anwendbar.
http://de.wikipedia.org/wiki/Montessorip%C3%A4dagogik

Zitat
Die Montessorimethode konzentriert sich als Pädagogik auf die Bedürfnisse, Talente und Begabungen des einzelnen Kindes. Montessori-Lehrer und -Pädagogen sind der Meinung, dass Kinder am besten in ihrem eigenen Rhythmus und in ihrer eigenen Art lernen. Kinder werden dazu ermutigt, das Tempo, das Thema und die Wiederholung der Lektionen selbstständig zu steuern.

Das Leitmotiv der Methode ist die Pflege der natürlichen Freude des Kindes am Lernen. Nach Montessori stellt diese Freude am Lernen einen Kernbestandteil des Wesens eines jeden Kindes dar. Mit Respekt und Achtung unterstützt und angeleitet führt sie zu einer Entwicklung einer in sich ruhenden und ausgeglichenen Persönlichkeit.

Kinder, die in ihrem eigenen Rhythmus und den eigenen Interessen folgend lernen, erleben Selbstvertrauen und Selbstständigkeit und verinnerlichen das Gelernte so am besten.

Wenn  ich zwei von unseren fünf Kinder in eine solche Schule hätte schicken können, beide litten und leiden noch unter unserem Schulsystem.
Jacqueline "Wenn wir uns von unseren Träumen leiten lassen,
wird der Erfolg all unsere Erwartungen übertreffen..."
Henry David Thoreau

liddy

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Re: Waldorf- und Montessorischulen
« Antwort #21 am: 15.09.10, 09:45 »
Hey  :D
Wo sind denn die Mütter von der Waldorfschule?
Könnt ihr mal wieder berichten wies euren Kindern geht auf der Schule-- oder wars eine falsche endscheidung?
Mein Kind ist von der Regelschule jetzt auf die Waldorfschule 3 Klasse  gekommen
Danke

Wer hat noch eine Pentatonische Flöte zu Hause die nicht mehr gebraucht wird? Hätte intresse.
« Letzte Änderung: 15.09.10, 10:02 von kürbis »

Offline fanni

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Re: Waldorf- und Montessorischulen
« Antwort #22 am: 15.09.10, 10:53 »
Servus,

ich hatte immer Vorurteile gegen Waldorfschüler *zugeb ;)* *auf die Brust schlag* :P

aber seit einem halben Jahr kenne ich einen erfolgreichen Studenten der Physik (mein neuer Nachbarssohn) mit seiner Familie und der spielt auch noch saugut Saxophon und deshalb bin ich jetzt ein wenig weniger skeptisch ;)
Herzliche Grüße von Fanni

Nelly

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Re: Waldorf- und Montessorischulen
« Antwort #23 am: 11.02.14, 09:03 »
Hallo,
möchte das Thema mal wieder anschubsen.

Habe selbst mal ein JAhr an einer Waldorfschule gearbeitet, habe aber nicht die Qualifikation/Ausbildung gemacht, sondern bin ausgebildete Regelschullehrerin. BIn ungeplant an die Stelle gekommen, war froh, dass in der einstellungsknappen ZEit diese halbe Stelle zu kriegen war und kam dann auch mit Steiners Ansichten und dem gesamten pädagogischen Konzept nicht klar.

Habe dann jahrelang an staatlichen Schulen gearbeitet und habe mich jetzt ganz aktuell an einer Montessori-Schule beworben (die Stellenangebote sind hier so rar, dass ich ewig auf eine Ausschreibung gewartet habe). Habe vor längerer ZEit Schriften von/über Maria Montessori in die Hände bekommen und es war wie eine Erleuchtung, dass es das ist, was ich will und das ist wie ich mit Kindern arbeiten möchte.

DAs Diplom kann ich berufsbegleitend machen, soviel weiß ich schon. Habe mich durch die Bücher gefressen, nur fehlen mir noch Elternberichte:

ALSO: Wie sind eure Erfahrungen mit der MONTESSORI-SCHULE (egal ob Grundschule oder weiterführender Bereich).....

Nell

Offline Erdbeere

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Re: Waldorf- und Montessorischulen
« Antwort #24 am: 11.02.14, 13:01 »
Hallo Nelly,
Meine Kinder sind alle ( bis jetzt die zwei Großen) auf einer Montessori Grundschule. Ich bin SEHR zufrieden.
Die Kinder können im eigenen Tempo lernen., immer zwei Lehrkräfte pro Klasse. Altersgemischte Klassen.
Referate schon in der ersten Klasse. Kinder lernen auch Backen, kochen, garteln,...
Die Kinder haben jeden Tag eine Spielpause, die eine halbe Stunde dauert. Konflikte lösen sie untereinander.
In der Freiarbeit lernen sie das selbstständige arbeiten.

Noten gibt es keine.
Als Eltern muss man den Lehrern wirklich absolut vertrauen. An unserer Schule gibt es auch Hausaufgaben.
In die Montessori Mittelschule werde ich meine Kinder allerdings nicht schicken. Dort gibt es ( bei uns) nämlich keine Hausaufgaben mehr. Und das Niveau ist Hauptschulniveau. Das will ich nicht.
Mein Sohn muss nun im Mai die Übertrittsprüfung machen, dass er auf das Gymnasium bzw. Realschule kann.
Die Kinder werden aber optimal vorbereitet.

Wenn man eine schöne, stressfreie Grundschulzeit für sein Kind möchte, ist die Montessorischule Ideal!!
Liebe Grüße

Offline Lulu

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Re: Waldorf- und Montessorischulen
« Antwort #25 am: 11.02.14, 17:24 »
Hallo Nelly,

auf unserer Dorfgrundschule sind nur die ersten zwei Jahre Montessori. Dort können die Kinder in ihrem Tempe lernen. Kindergarten war schon Montessori, von daher kannten die Kinder das selbständige Lernen und sich beschäftigen. Die Kinder dürfen sich für die ersten 2 Schuljahre, ganze
drei Jahre Zeit lassen. Das finde ich sehr gut. Ohne das es irgendwelche Nachteile hätte. Da haben auch Kinder einen guten Start, die sehr früh eingeschult werden. Für Sohnemann ist dieses System im Moment ideal.

Bei meiner Tochter muss ich sagen, sie ist jetzt in der 3. Klasse (normaler Lehrplan) und ich finde es für Sie im Moment besser. In der zweiten Klasse hat meine Tochter nämlich perfektioniert, wie man sich nur die leichten Materialien sucht und wie man geschickt um die Hausaufgaben kommt (man braucht bloß zu jammern, man hätte stress gehabt oder wäre erschöpft gewesen!). Sagen wir mal so, Töchterlein wusste diesen "Weichspülgang" gut für sich zu nutzen. Jetzt habe ich das Gefühl, Sie hatt mehr Zug und Ehrgeiz dahinter. Das hatte Sie gar nicht vorher.

Das mit dem backen, werkeln, gärtnern stimmt und das finde ich super gut. Auch werden viele Ausflüge mit Natur und Wanderungen verbracht oder es wird im Sommer auch mal draußen gelernt.

Als Lehrerin mit Montessori zu arbeiten ist bestimmt ein schönes Arbeiten, kann ich mir vorstellen. Zumindest machen unsere Lehrerinnen einen tiefenentspannten Eindruck... 8)

Gruß
Lulu