Thema: Kombiklassen!?

[reserl]

In diesem Jahr gibt es bei uns am Ort voraussichtlich nur zehn Schulanfänger.
Vor vier Jahren waren es noch 35 (!!).

Nachdem erst ab 13 Schülern in der Grundschule ein Klasse gebildet werden kann, sollen die Erstklässler zu den zwanzig Zweitklässlern dazukommen und in einer Klasse unterrichtet werden.

Im Landkreis gibt es offenbar wegen der rückgängigen Schülerzahlen immer mehr von solchen "jahrgangskombinierten" Klassen.

Wie ist das bei euch?
Wo seht ihr die Vor-/Nachteile?

[andrea]

Hallo Reserl
Ich weiss nicht genau ob es das ist was du meinst, aber ich selber bin meine ganze Primarschulzeit hindurch so in die Schule gegangen. Wir waren eine kleine Aussenschule von drei bis ca. 12-15 Schülern pro Klasse. Bei uns gab es zwei Schulzimmer, eins für die 1.-3. Klasse und eins für die 4.-6. Klasse. Ich kann nur positives davon berichten. Man kriegt als Schüler schon Stoff von den höheren Klassen mit, erklärt mal was den unteren Schülern und einiges wird mehrmals repetiert weil alle Klassen zusammen das gleiche Fach haben. Ich fands super.

[Erika]

Bei uns im Ort läuft dieses Projekt jetzt seit 2-3 Jahren. Bisher mit gutem Erfolg, obwohl da am Anfang schon starke Bedenken der Eltern waren, mir ging es nicht anders.

Die ca. 60 Schüler (1. und 2. Klasse) werden gemischt von drei Lehrerinnen unterrichtet, es stehen auch drei Klassenräume zur Verfügung.

Bei manchen Fächern werden die Schüler nach Alter getrennt, aber Sachunterricht oder Religion ist zum Beispiel gut in der gemischten Gruppe möglich. Die *Kleinen* profitieren sehr oft von den älteren Mitschülern, gucken sich vieles ab und eifern nach.

Bisher sind wir mit den Leistungen sehr zufrieden. Im Vergleich zu den großen Söhnen hat unsere Tochter viel schneller lesen und schreiben gelernt.

[fanni]

Hallo Reserl,

wie hatten hier am Ort noch bis vor 15 Jahren solche Kombiklassen und habe unsere eigene Schule dann aufgegeben, weil Eltern diese Art als unmodern

("Da können sie ja mal nicht aufs Gymmi gehen", so damals die Meinung)

angesehen haben. Nun ,bei noch weiter rückläufigen Kinderzahlen wird wieder sehr positiv darüber dikutiert. Die Lehrerin, die das damals machte ist noch immer aktiv, deshalb ist hier die Umstellung nicht so groß.  Die kleinen Schulen können auch nur so erhalten werden. Und das ist auf alle fälle gut für die Kinder

Gehe ich recht in der Annahme, dass eure 10 Schulanfänger und die 20 Zweitklässler dann aber auch in zwei Kombiklassen unterrichtet werden? Denn sonst wäre das ein Schuss in den Ofen.

Mein ältester (Jahgang1993) hat leider das Pech einem sehr geburtenstarken Jahrgang  anzugehören. Wir hatten in der Grundschule anfangs 28 und zu Schluss wegen Zuzügen 31 Schüler (eine jahrgangsstufe!). Es war die Hölle. Auch jetzt in der Realschule sitzen sie zu 28st in einem Zimmer, das nur für 25 ausgelegt ist (Käfighaltung!) Seine Freunde, die aufs Gymmi gegangen sind hatten zum Anfang Klassenstärken von 35 Schülern, kein Witz !!!


Mein Fazit: Kombiklassen ja, aber nur mit kleiner Klassenstärke (max 20 und darunter!!!) Und es muss wirklich gut begleitet sein. Manchmal hab ich das Gefühl , dass diese Kombiklassen jetzt sehr stark propagiert werden, aber dass es dabei weniger um gute Konzepte für die Zukunft sondern einmal wieder ums Lehrersparen geht. Also wirklich nur kleine Klassen, nix anderes. Und das hätten die früheren Jahrgänge auch schon gebraucht, dann wäre uns wirklich geholfen gewesen, aber da war man machtlos, leider.

Fanni

[fanni]

Genau meine Meinung,

26 Schüler, das geht nicht. Das ist für eine "normale" Klasse nämlich schon sehr viel, vor allem weil man inzwischen davon ausgehen muss, und es hat sich auch in meiner Schulerfahrung bestätigt, dass pro Klasse 1-2-3 Schüler drin sind, die, ich sags jetzt mal liebevoll, intensivere Betreuung brauchen, aufgrund ihres Sozialverhaltens. Vom Leistungsgefälle möchte ich gar nicht reden, weil die Kinder und Lehrer damit in jeder Klasse konfrontiert sind.

Also lasst euch auf nix ein, was über die 20 geht.

Fanni

[reserl]

Danke für eure zahlreichen Meinungen dazu.

@Fanni: Ich denke, es ist so angedacht, dass die 30 Kinder in einer Klasse unterrichtet werden.
Für den grundlegenden Unterricht sollen die Kinder "geteilt" und von einer zusätzlichen Lehrkraft betreut werden.

Bei uns hängt von der Kombiklasse der Bestand der Grundschule ab.
Heuer verlassen 36 Schüler die vierte Klasse und es gibt nur zehn Schulanfänger.
Die nächsten Jahre wird im Normalfall zwar wieder die Mindestklassenstärke von 13 erreicht, aber es wird schon über eine Schließung der Grundschule spekuliert, weil sie zudem auch noch generalsaniert werden müsste.

Sollte es tatsächlich soweit kommen, fände ich das fatal für das ganze Dorfleben.

[fanni]

Reserl,

das ist wirklich schwierig. Wir haben zu diesem Thema auch einen Schulstreit, der die Gemeinde spaltet. Von den Kindern redet allerdings schon lange keiner mehr. Die Schule wird nur für politische auseinandersetzungen benutzt.

Hier hab ich noch einen Link.

http://www.bllv.de/archiv/presse/2006/20060707.shtml

Fanni

[Antonia]

bei uns ist das Projekt einer Kombiklasse nach einem Jahr (zum Glück) aufgegeben worden, die Elternvertreter haben sich dagegen ausgesprochen.
Für die nächsten fünf Jahre besteht wieder das alte System.
Sie fand es als täglichen Spagat, ob sie allen ihren Schülern gerecht werden kann.
Es mag funktionieren, wenn es sich um kleine homogene Klassen handelt.

Ich habe schon im Rahmen meiner auserhäusigen Arbeit mit solchen Klassen gearbeitet. Ich weiß, dass derzeit in Ba-Wü diese Klassen auf freiwilliger Basis gebildet werden können, noch nicht verpflichtend. Ich bin der Ansicht, es sollte nicht zum Gesetz werden zwecks mangelnder Schülerzahlen Kombiklassen bilden zu müssen. Wenn für 1 Klasse mit über 30 Schülern dann doch 3 Lehrerinnen benötigt werden, kann die Klasse getrennt nach Jahrgangsstufen unterrichtet werden.
Mir ging es wie oben -  es war ein Spagat, gerade 1+2. Klasse zusammen für mich der Horror war. Wie bekomme ich die eine Klassenstufe in Griff wenn die andere etwas mehr gefordert wird vom Lernstoff her, Diziplin ist meist ein Fremdwort für die Kids. Ich habe nach den 1. Unterrichtstunden dieser Art betreffendem Rektor gesagt, ich würde als Lehrer das Lehramt an den Nagel hängen, wenn diese Art von Unterricht vorgeschrieben wird von "oben" mit der Klassenstärke von über 24 Kinder.
Ich könnte mir noch eher Klasse 3+4 vorstellen und der Übergang auf weiterführende Schulen sollte dann eben nicht nach Klasse 4 sondern erst nach 5 od. 6 statt finden. Das Sozialverhalten wird gefördert, dem spreche ich nichts ab. Aber die Vermittlung von Lerninhalten, beherrschen des Stoffes nach den Lehrplänen, das zweifle ich einfach an.
Es bleibt zu hoffen mit der Geschichte geht´s wie einst mit der Mengenlehre, sie kam mit viel Bejahung und war fix wieder von der Bildfläche verschwunden.

[mamaimdienst]

Hallo zusammen,
mein Sohnemann kommt im Herbst in die Zweite Klasse. Momentan sind es zwei Erste Klassen mit je 18 Schüler.
Also echt gut. In die zukünftige erste Klasse kommen 33 Kinder, also eigentlich auch zwei kleine Klassen.
Jetzt war vor den Pfingstferien ein Infoabend, wo uns Eltern die ach so tolle (und ganz neu erfundene  )
Kombiklasse (also erst und zweite Klasse zusammen in einem Klassenzimmer) vorgestellt wurde. Zweck des Abends
war es (lt Aussage des Schulamtsdirektors, der auch zugegen war) möglichst viele Eltern zu finden, die freiwillig
ihre Kinder in eine Kombiklasse geben wollen. Das ganze stieß bei den Eltern auf breiten Widerstand, da (wenn
die Kombiklasse kommen sollte) dann eine Klasse wegfallen würde. Also eine Kombiklasse, eine erste Klasse und
eine zweite Klasse. Ich finde das total besch...., da dann in der zweiten Klasse statt bisher 18 zukünftig 26 Kinder
zusammen sind. Mittlerweile kommen alle Kinder in der Klasse untereinander gut aus, jedes Kind hat sozusagen
seinen Platz gefunden. Und da es ja (noch) keine Kombiklasse 3/4 an unserer Schule gibt, würden die Kinder dann
schon wieder auseinandergerissen werden.
Ich kenne in BaWü jemanden deren Kinder in einer Kombiklasse sind, und die von dem System so was von nicht
überzeugt ist.
Da der Schulamtsdirektor auf die Frage "Was passiert, wenn sich keine Eltern freiwillig für die Kombiklasse entscheiden?"
geantwortet hat: "Dann gibt es zwei erste Klassen". War für uns Eltern das Ganze erledigt. Jetzt hat mein Sohn
heute die Einladung für einen zweiten Infoabend mit nach Hause gebracht. Ich denke nun, das Ganze war von
vornherein ein abgekartetes Spiel und es gibt doch wohl die Kombiklasse. (Und man spart ja einen Lehrer!! )

So, jetzt meine Frage an Euch: Hat jemand von Euch schon Erfahrungen mit der Kombiklasse?

Dunja

[creimer]

Hallo,

Eure bedenken bezüglich der Kombiklasse sind durchaus berechtigt und verständlich. Und wenn es nur darum geht Lehrkräfte einzusparen auch sicherlich nicht in Ordnung. Aber seht das Thema Kombiklasse auch mal von einer anderen Seite.
Mein Neffe ist zur Zeit in der Grundschule. Ich weiß nicht, ob er vielleicht Hochbegabt ist, oder wie das heißt. Aber es geht ihm eigentlich viel zu langsam. Er sieht nicht ein Hausaufgaben zu machen, denn er weiß doch längst wie das geht. Im Unterricht stört er oft, weil ihm langweilig ist. Aber es ist schwierig, den Lehrern begreiflich zu machen, zu versuchen, ob er vielleicht eine Klasse überspringen sollte, um mehr gefordert zu sein.

Er hätte in einer Kombiklasse die Möglichkeit schon den Stoff vom nächsten Schuljahr mitzubekommen und vielleicht für ihn passender gefordert zu werden, oder gleitend ein Schuljahr zu überspringen (2 Schuljahre in einem Jahr machen) damit ihm nicht zu langweilig wird, und die, die langsamer lernen nicht durch ihn gestört werden. Aber bei uns gibt es diese Schulform noch nicht.

mit nachdenklichen Grüßen

Claudia

[maggie]

liebe claudia,

und bei uns werden diese schulklassen vom nächsten schuljahr an abgeschafft - unsere kinder fahren in der 1. u. 2. klasse ins nachbardorf - ca. 5 km - mit dem öffentl. buch und begleitperson - für den anfang jedenfalls - evt. eine mutter -
3. u. 4. klasse kommen in unser dorf
und ab der 5. geht es dann bis zur 9. klasse im nachbardorf -

bis heute waren sie bis zur 6. klasse hier und immer 2 klassen bei der gleichen lehrperson - normalerweise so 15 - 18 schüler - manchmal mehr, oft auch weniger -

bei unseren beiden grossen waren sogar nur 2 lehrkräfte und 1 - 3 kl. u. 4. - 6. -
z.b. der älteste jahrgang 75 - da waren sie am anfang zu 2 !!! - in der 2. kl. etwa 6 und in der 3. auch ungefähr 6 - aber jahrgang 72 z.b. waren 14 schüler !!! -
da mussten wir dann später eine andere trennung machen -
da waren dann 1. - 4. klasse in einem zimmer und 5. u. 6.

ich fand das gut - sie mussten so schon von der 1. klasse an selbständig arbeiten - und auch unser grosser hat sehr viel von den 2. klässlern gelernt - im ersten schuljahr - und auch später - es gab dann fächer die haben sie von anfang an zusammen genommen so z.b. heimatkunde... etc..

[mamaimdienst]

Hallo Claudia,
das ist schon richtig, daß die Erstklässler den Stoff der 2. Klasse mitbekommt,
nur meiner kommt in die 2. Klasse. Und findet es total doof mit "Kleinen" in der
Klasse zu sein (hab ihn gefragt und versucht zu erklären was evtl auf ihn zukommt).

Dunja

[lindenblüte]

Hallo Danja,
bei uns an der Schule gibt es seit mehreren Jahren die sog. Kombiklasse und es läuft sehr gut.
Mein Sohn ist jetzt auch in der 2. Klasse - Kombi. Er war praktisch in der 1. Klasse mit 2. Klässlern zusammen und jetzt eben mit 1.Klässlern.Obwohl er bereits mit noch nicht mal 6 in die Schule kam, hatte er keine Probleme. Bei guter Ausbildung der Lehrkräfte gibt es auch  keine Probleme. Besonders die Großen sind Stolz, wenn sie den Kleinen was beibringen dürfen. Das wichtigste ist jedoch eine positive Einstellung der Eltern gegenüber diesem System. An unserer Schule läuft auch schon Kombi 3-4. Darüber hab ich noch nichts negatives gehört.

lg Lindenblüte

[Erdbeere]

Mein Sohn kommt im Herbst in die erste Klasse. Da sind dann 12 Erstklässer und 11 Viertklässler beinander. Das ist allerdings eine Montessorischule. Die Lehrer dort sind sehr begeistert von solchen Klassen.

[Cendrillon]

liebe claudia,

und bei uns werden diese schulklassen vom nächsten schuljahr an abgeschafft - unsere kinder fahren in der 1. u. 2. klasse ins nachbardorf - ca. 5 km - mit dem öffentl. buch und begleitperson - für den anfang jedenfalls - evt. eine mutter -
3. u. 4. klasse kommen in unser dorf
und ab der 5. geht es dann bis zur 9. klasse im nachbardorf -

ist das dein ernst? das ist ja schlimmer als bei uns, wo aus einem nachbardorf alle kinder zu uns geschickt werden, damit wir die 3.klässler dorthin schicken können