Autor Thema: Typische Bäuerin?  (Gelesen 53755 mal)

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Offline amazone

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #60 am: 17.07.05, 00:20 »
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« Letzte Änderung: 08.12.17, 20:30 von amazone »
Beste Grüße von
Amazone

Offline mary

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #61 am: 17.07.05, 08:01 »
Hallo Amazone,
dein Beitrag hat ganz kurz die Knoten an meinen Fingern geöffnet.
Wir haben das gleiche Hobby, Buchführung und Betriebswirtschaft, mir obliegt die Verantwortung über das Geld im Betrieb.
IN einem muss ich dir widersprechen- sind es wirklich die Bäuerinnen, die das Geld, dass der Mann mühsam aus dem Betrieb heraus erwirtschaftet hat- so schnell ausgeben?
Meistens arbeiten beide im Betrieb, viele Betriebe werden so geführt, wie es eben Stand der fachlichen Praxis ist-
Bauer hat eine langjährige Ausbildung und Frau wird aus Liebe Bäuerin,
er sagt wo es langgeht, sie hilft mit und macht die Arbeit im Büro, die Anträge und das Dokomentationssystem, erledigt die Buchführung und den Haushalt.
Sind grössere oder grosse Investitionen zu tätigen- ist das Fachwissen der Bäuerin gefragt oder nicht gefragt, je nach Berater, Bauer und Betrieb.
MIr ist bewusst, dass mir nach vielen Jahren praktischer und theoretischer Arbeit in der Landwirtschaft immer noch vieles an Wissen und Können fehlen, ich bin voller Begeisterung zu den internettenden Bäuerinnen dazugestossen, war das doch die einzigartige Möglichkeit, mit Bäuerinnen aus dem deutschsprachigem Raum über die gemeinsamen Sorgen, Probleme und Freuden  des Bäuerinnenseins zu diskutieren.

Ich habe bei uns im Betrieb etwas grundlegendes verändert, ich mache nicht mehr nur die Buchführung, sondern aus der Erfahrung heraus- habe ich mir das Recht herausgenommen, mich aktiv in betriebliche Entscheidungen einzuklinken- war am Anfang auch nicht ganz einfach-
denn ich habe ja nur einen käufmännischen Beruf erlernt und Hauswirtschaft auf dem 2. Bildungsweg gemacht.
Um im Betrieb mitreden zu können, bin ich seit jeher in viele Fachvorträge gegangen, habe mir unzählige FAchbücher um die Ohren geschlagen und da ich im Betrieb voll mitarbeite- immer wieder versucht - Praxiswissen und Theorie zu verbinden.
Für die Arbeit der Bäuerin gibt es keine Ausbildung- aber man kann vieles lernen.
Und heute sehe ich es nicht mal mehr als Nachteil an, denn dann brauche ich auch nicht vieles vergessen müssen, wie es mein Mann erlebt hat.
Die Diskussion um die "typische oder untypische Bäuerin" ist mir eigentlich nicht ganz so wichtig, was unsere berufsständischen Vertreterinnen und Vertreter kleidungsmässig tragen- eher nebensächlich- mir sind eher die Inhalte wichtiger-
aber jetzt weiß ich, dass ich scheinbar ziemlich daneben liege.
Nach meinem Gefühl sind es die Bäuerinnen, die das Geld zusammenhalten, die mit Sorge die Entwicklungen der finanziellen Situation eher Warnlampen leuchten sehen- zumindest diskutieren wir in meinem reellen Leben über solche Erfahrungen.
Meine wirklich nachdenklich machenste Erfahrung war, als ich mit einer Freudin die Buchführung verglichen habe- wir haben ähnliche Betriebsgrössen und verschiedenen Wirtschaftsweisen.
Seither hat sich in unserem Betrieb vieles verändert.
Ich Depp habe einen riesengrossen Fehler gemacht, ich dachte, das diese Erfahrungen auch anderen Bäuerinnen helfen könnten, aber das war eine totale Fehleinschätzung,
ich bin mir noch nie so daneben vorgekommen - als hier in vielen Beiträgen und Diskussionen -
- und ich habe eingesehen, dass halt wir uns Gedanken machen müssen, wie sich die gestiegenen Preise für Diesel, für Dünger, für Pflanzenschutz ausgleichen lassen, denn mit gesunkenen Preisen für Milch und Getreide geht die Rechnung so nicht auf.
Ich finde es unheimlich schade, dass über solche Probleme keine Diskussionen zustande kommen.
Es stimmt nach meinem Gefühl vieles nicht mehr in der Landwirtschaft und das trifft mich als Bäuerin genauso wie meinen Mann als Bauer.
Ob mich in Zukunft wieder erstaunte Ausrufe zum Ärgern bringen, wenn es wieder heißt: "Was du bist Bäuerin, das sieht man dir gar nicht an", wichtiger wäre mir, wenn die wirklichen Probleme in der Landwirtschaft besser vertreten würden, ob es im Trachtengewand, im Kostüm, im Anzug oder im Trachtenjanker, das ist für mich ziemlich nebensächlich.
Ich habe mir vorgenommen, mich hier rauszuhalten, es war ja sowieso schon schrittweise,
zuerst die Diskussionen um einen anderen Weg, um Gülle und sonstiges, wo ich mich schon lange zurückhalte, dann habe ich gemerkt, dass selbst die Erfahrungen mit EM und das Interesse für den Boden zu keinen guten Diskussionen führt,  Diskussionen um "typische oder untypsiche Bäuerin" mir auch das Gefühl gibt, ziemlich daneben zu stehen, über Auswirkungen der Gentechnik, die betriebliche Buchführung und Betriebswirtschaft-
in ZUkunft überall Knoten in die Finger,
aber es bleibt noch mein grosses Hobby der Garten, da kann ich mit vielen Blumenfreundinnen  disktuieren, und die längste Box der Welt bleibt ja auch noch.
Ausserdem mache ich in meinem realen Leben weiterhin die Buchführung und meine Arbeit ist auch zu einem grossen Teil ein Hobby.
All das, was mich interessiert, wird auch in Zukunft bleiben, ich schreib nur nichts mehr drüber.
Dein Beitrag war die Ausnahme, denn du hast mir aus dem Herzen und aus der Seele gesprochen-
Ich renne auch nicht mit Lumpen herum, aber ich stelle fest, dass der Euro im Betrieb oder auch im Haushalt, den man eben nicht ausgibt, in schwierigeren Zeiten auch nicht eingenommen werden braucht.
Wenn sich die Rahmenbedingungen wieder verbessern, dann wird die Liste der Wünsche wieder länger.
Dank deinem Beitrag habe ich das Gefühl, dass meine Wahrnehmung der bäuerlichen Welt doch noch nicht ganz daneben liegt- ich bin doch nicht der Pessimist vom Dienst, der nur alles Schwarz sieht.
Ich bin in einer Bäuerinnengruppe- die sich "Bäuerinnen im Betrieb" nennt-
wir haben uns zusammengeschlossen, weil wir gesehen haben, dass wir gleiche Interessen gemeinsam viel besser entwickeln können.
Für Urlaub auf dem Bauernhof, für Direktvermarktung gibt es gute Weiterbildungsmöglichkeiten,, man muss eine Ausbildung haben, wenn man mit der Buckelspritze Ampfer bekämpfen will,
aber für die Probleme er Bäuerin  im Betrieb kann man entweder in reine Männerveranstaltungen gehen ( ichhabe keine Probleme damit, sie haben mich bisher weder gefressen noch rausgeworfen- nur stelle ich fest, dass ich als Frau einfach vieles anders sehe und meinen Mitstreiterinnen ergeht es genauso)
aber dass man die Buchführung nicht nur machen, sondern auch lesen. bzw. auswerten kann,
das gibt es ganz vereinzelt, Wissen um Zusammenhänge von Wachstum und Boden, und und und, die Liste, was uns interessiert, die ist ziemlich lange.
Wir hatten es satt, von Referenten gnädig milde lächelnd, die gestellten Fragen ins Lächerliche gezogen,beanwortet zu bekommen. Wir arbeiten im Betrieb mit und wollen gleichberechtigte Unternehmerinnen sein- und wegen der Schieflage der langjährigen Ausbildung des Bauern im Gegensatz zur kurzfristigen Weiterbildung speziell bei Betriebswirtschaft und Buchführung haben wir unser Schicksal selbst in die Hände genommen, inzwischen sind wir schon lange kein reiner Frauenarbeitskreis mehr- mehr und mehr sind die Ehemänner dazugekommen-
Denn die Arbeit auf einem Hof ist trotz aller Schwierigkeiten - einfach ein befriedigendes Stück Leben.
Ich habe gemerkt, dass ich in meinem realen Leben noch vieles verändern möchte,
die Diskussionen hier kosten mich teilweise einfach viel Kraft und machen  Frust und Ärger.
Also Knoten in die Finger und ab ins reale Leben,
schade, dass du wahrscheinlich irgendwo in Deutschland lebst, so was fachliches wie Dich könnten wir gut  in unserem Arbeitskreis brauchen.
Herzliche Grüsse
maria



Offline Maja

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #62 am: 17.07.05, 08:05 »
Frommer Wunsch liebe Amazone!
Wird sich nicht unbedingt erfüllen.
Na mir sagt man auch nach dass ich Geld genug haben müsste weil ich ab und zu einen Mitsubishi 3D-iD fahre. Da grins ich mir eins weil ich mir sage,man braucht so`n Auto nicht selbst zu haben aber muss wissen wo es steht.
Von ausssen sieht vieles anders aus als es ist.Nie urteilen nach dem Schein.
So ist auch manchmal der Mann der jenige der das Geld zu schnell ausgibt weil es ja die oder die Maschine sein muss,man könnte sie aber auch ausleihen.
Also langsam mit dem urteilen über andere Menschen .
Wie schon gesagt nicht alles ist so wie es scheint.

Mir scheint jetzt schon die Sonne und ich hoffe vielen anderen Bäuerinnen auch.
Werde jetzt mein Sonntagsfrühstück geniesen und mich daNN WIEDER AN MEINEN Schreibtisch begeben ,weil es ja nichts schöneres gibt als  Buchhaltung und zu sehen wo das Geld bleibt und wieviel unsinniges Geld wieder dem Staat zu Gute kommt.
 Der verschleudert unser sauer verdientes Geld an unnütze Personen die nicht zu ihren Untaten stehen müssen und für ihr frevlerisches Tun noch hohe Diäten einstecken.
Darüber sollte man nachdenken wie das zu vermeidem wäre.

Eigentlich ist der Tag zu schade für so einen Schiet. Aber wat mut dat mut sacht der Hamburger.....!!!!
Schönen Sonntag EUch Allen
Maja

Offline heike

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #63 am: 17.07.05, 10:58 »
Hallo Maja

Da hast du recht, nur weil einer in geflickten Hosen in die Bank geht muss er noch lange nicht arm sein. Da gibt es doch so eine Redensart von dem reichsten Bauern trägt die "ärmste Kleidung" oder so.

Auf der anderen Seite wenn ich schon so eine grossen Schuldenberg habe, den ich niemals im Leben abbezahlen kann, warum soll ich mir nicht trotzdem was gönnen. Warum nicht einen Urlaub auf Kuba, einen tollen neuen Trecker, einen schicken Benz und Diamantohrringe. Die Schulden hat man sowieso, mehr oder weniger was macht das aus solange die Bank das Geld ausleiht.

Das System ist ja doch so gemacht das man nichts besitzen darf, zumindest hier in DK. Wer keine Schulden hat und vielleicht noch ein bischen sein eigen nennen darf, ein kleines Häuschen und ein Auto zum Beispiel, der wird doch von vorne bis hinten bestraft. Der darf Steuern zahlen das ihm fast nichts mehr bleibt. Sich etwas aufsparen lohnt sich schon garnicht irgendwie wird einem das immer aus der Tasche gezogen.

Typisch Bäuerin. Bin ich eigentlich noch Bäuerin wenn ich mich nur um den Haushalt und Kinder kümmer obwohl mein Mann Landwirt ist? Bin auch eine typische Bäuerin wenn ich einer Arbeit nachgehe und mit meinem Einkommen den ganzen Haushalt bestreite während aus dem grossen Betrieb meines Mannes, in dem er von morgens bis abend hart schuftet, seit Jahren nichts kommt?

Mary, sicher bist du im grossen und ganzen eine typische Bäuerin. Es gibt aber soviele landw.Ehefrauen die einer anderen Arbeit nachgehen. Die dann nach Feierabend und am Wochenende noch eine ganze Mannschaft versorgen, die Buchführung machen und andere wichtige Sachen. Die für einen Garten und Mithilfe im Betrieb überhaupt keine Zeit haben. Die haben auch meinen Respekt.
Venlig hilsen fra Danmark
Heike

Offline mary

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #64 am: 17.07.05, 11:58 »
Hallo Heike,
von meiner Umwelt bekomme ich mit, dass ich keine typische Bäuerin bin, aber das ist eigentlich nicht wichtig.
Ob ich als hauptberufliche Vollzeitbäuerin - oder die berufstätige  Frau, die nebenher einen Haushalt, die Buchführung und sonstiges managt, da macht doch jeder gleichwertig Arbeit- die auch gleichwertig geschätzt werden sollte.
Deswegen ist frau doch nicht mehr oder weniger wert, die eine macht halt in ihrer Freizeit noch gerne den Garten und viele Blumen, jemand anders liegt sich mit dem Buch in den Liegestuhl und geniesst die Stille, (was ich auch hin- und wieder ganz gerne mache),
es geht doch bei der Diskussion um eine typische Bäuerin nicht um die Wertung.
Aber die Probleme, die wir in der Landwirtschaft haben- machen vor uns nicht halt, nicht vor der typischen und nicht vor der untypischen Bäuerin.
Und da muss ich Amazone einfach in vielen recht geben, es kann doch nicht sein, dass die Arbeit des Bauern immer weniger bezahlt- dann dazu führt, dass die Frau mit ihrem Einkommen die Familie ernährt,  und der Bauer grad noch den Betrieb über die Runden bringt.
Ich gebe ihr nur nicht recht, dass die Bäuerinnen das Geld leichtfertig ausgeben, ich sehe eher, dass im Betrieb einfach gebraucht wird, eine neue Maschine, ein neues Gebäude, die entsprechenden Betriebsmittel, der Treibstoff-
der Dünger, der Pflanzenschutz, die Pacht, die Quoten - um mithalten zu können.
Anschauffungen im Haushalt werden oftmals hinten an gestellt,
aber wenn Frau mit Diskussionen daher kommt, ob das was uns geraten wird, immer Sinn macht,
dann bekommt frau von überall her die Keule drauf.
Ich werde sicher der nächste Kandidat für die Vierteilung,
aber in der Landwirtschaft sind massive Probleme, die gelöst werden müssen, leider hat Bauer oftmals vor lauter ARbeit keine Kraft und keine Energie mehr, um nachzudenken.
Ich weiß nicht, wie in Dänemark Landwirtschaft läuft und organisiert ist,
ich kann ja nur aus meinem oberbayerischen Blickwinkel heraus urteilen.
Es scheint die bäuerliche Welt vollkommen in Ordnung, wenn es so wichtig ist, mit welcher Kleidung Landesbäuerin und andere Representantinnen Veranstaltungen besuchen-
mir wären die Inhalte wichtiger,
denn ich bewerte Frauen ob mit Trachtenkostüm, das in Oberbayern oder Östereich keine Verkleidung oder Kostümierung bedeutet, sondern mit modischem Chic gefertig worden sind - genauso nach ihrem Auftreten als die normalkostümtragende Frau-
ihrer Persönlichkeit, ihrer klaren Worte, ihrer Aussagen.
Wer sich vorne am Rednerpult hinstellt und tacheles redet - damit bin ich zufrieden, das kann sehr wohl mit weiblichen Charme und Einfühlungsvermögen unters Volk gebracht werden.
Es geht auch nicht darum, dass wir uns nichts gönnen dürfen,
sondern mir fällt auf, dass z. B. in Veranstaltungen, egal ob es sich um Agrarpolitik, um Gentechnik, um betriebliche Belange, die die Frauen in ihren Auswirkungen massiv beieinträchtigen-
eigentlich von nur ganz wenigen Frauen besucht werden, die überwiegende Masse sind Männer,
ich erlebe oft genug, dass sich die Frauen um die Besamung, um Kälberaufzucht, um Buchführung kümmern, in den entsprechenden Veranstaltungen sieht man aber nur wieder die üblichen paar Frauen. Die bäuerliche Welt ist eine männliche Welt, Frauen tragen zwar bestimmt die Hauptlast mit,
aber Entscheidungen werden aus männlicher Sichtweise getroffen, egal ob in der Politik, in der Forschung, ob es um den Zuchtverband oder sonstiges geht-
die ganzen Repräsentanten des ländl. Raumes sind zum überwiegenden Teil Männer.
Mir steigt inzwischen der Blutdruck, wenn ich in einer Veranstaltung wo es um Qualität bei Fleisch geht, nur die Bauern drinnen sitzen und schimpfen, dass die Frauen nicht mehr kochen wollen,
aber wenn man als Bäuerin und Verbraucherin aufsteht und seine Meinung sagt, dann wird man belächelt, wenn man sich zu Fragen der GEntechnik seine Befürchtungen und Meinung dazu äussert, dann wird man ebenfalls nicht ernst genommen.
Wenn dann wieder mal ein grösserer Supergau in der Landwirtschaft kommt, dann sind die Bäuerinnen wieder gut genug, um mit Lächeln und Charme für Verbrauchervertrauen zu werden,
grrrrrrrrrrrrrrr
ich merke, ich höre jetzt lieber auf.
Denn es ist besser, ich kaufe mir was schönes zum Anziehen, kümmere mich lieber nicht mehr um solche Dinge, ändern sind sie oftmals sowieso nicht, aber ich möchte halt meinen Kindern auch eine Welt vorbereiten, wo sie nicht nur finanziell gesehen gut leben können, und dann kann ich eben doch nicht einfach mein Gehirn ausschalten.
Ich hoffe, dass sich jetzt wieder nicht alles angegriffen fühlt, das sind nur meine Erfahrungen als Bäuerin-
Aber ich hätte noch eine andere Bitte, Heike kannst du mir mehr über eure Rinderrasse schreiben, gehört leider nicht hierher, aber ich möchte gerne mehr drüber wissen-
würde gerne damit besamen.
Herzliche Grüsse
maria

Ostfriesin

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #65 am: 17.07.05, 12:32 »
Für mich - ich bin Grafikerin - ist eine typische Bäuerin eine bodenständige, praktische, gut organisierte Frau, die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt.

Durch den Umgang mit Tieren, Haus, Hof und Garten, Familie, womöglich Feriengästen hat die typische Bäuerin einen reichen Erfahrungsschatz. Die typische Bäuerin kocht und backt leckere Sachen. Sie tut gerne so, als sei das alles keine Arbeit...

Ist ein bisschen überzeichnet - aber "typisch" ist doch so gemeint, oder?

Ich habe mal eine Gruppe von Bäuerinnen PC-Unterricht gegeben. Und mir fiel die praktische Art unheimlich auf (im Verhältnis zu anderen Kursgruppen). Sowohl beim Unterrichtsstoff an sich als auch bei den Planungen der Pausen, die selbst bestritten werden mussten. Da gab es kein langes Herumgerede, schnell war organisiert, wer Kaffee mitbringt usw..

Mir sagt man gelegentlich: "du siehst gar nicht wie eine Grafikerin aus."  :)
Bin nicht schick genug - eher bequem gekleidet.

Zum Thema Dirndl und Tracht: Hier in der Gegend und auch in S-H, wo ich aufgewachsen bin, gibt es mit Sicherheit auch eine Tracht (oder gab es). Nur sieht man jetzt kaum mehr jemanden damit. Ich kann mich erinnern, als ich Kind war, dass eine Nachbarin, eine alte Dame, immer in schwarzer Friesentracht gekleidet war, mit Haube und Schnürleibchen. Das sah sehr festlich aus. Die Bäuerinnen, die ich kenne, tragen überwiegend Jeans und Pulli. Für festlichere Anlässe, gibt es dann je nach Geschmack und Anlass Varianten vom Hosenanzug bis zum langen Abendkleid.
Ich finde, dass Dirndl sehr hübsch aussehen, jede Frau sieht darin gut aus. Nur: wenn ich hier mit Dirndl auftauchen würde, würde das schon eher als Verkleidung aufgefasst werden, so ungewöhnlich ist diese Bekleidung hier.

Grüße von Ute

Offline annama

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #66 am: 17.07.05, 13:16 »
Für mich - ich bin Grafikerin - ist eine typische Bäuerin eine bodenständige, praktische, gut organisierte Frau, die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt.

Durch den Umgang mit Tieren, Haus, Hof und Garten, Familie, womöglich Feriengästen hat die typische Bäuerin einen reichen Erfahrungsschatz. Die typische Bäuerin kocht und backt leckere Sachen. Sie tut gerne so, als sei das alles keine Arbeit...

Grüße von Ute

Hallo Ute,

du hast mir aus der Seele geschrieben. Bravo!
Mit solch einer Kategorie Bäuerinnen fühle ich mich verbunden.Mein ganzes Leben hat mir diese Arbeit Spass und Freude gemacht, besonders dass ich 12 Jahre junge Damen in der Hauswirtschaft ausbilden durfte.Durch meine Tätigkeit im Prüfungsausschuss und in mehreren Gremien habe ich weit über Tellerrand bäuerlicher Betriebe im In-und Ausland (Polen,France,Benelux,USA) schauen dürfen.

Fazit: Es wird überall nur mit Wasser gekocht!
Und nirgends hat die Welt sich in den letzten 50 J. so schnelllebig verändert wie in der Landwirtschaft!

Herzliche Grüsse
annama
Gerade wenn eine Frau meint ihre Arbeit sei getan
wird sie Grossmutter

Liebe Grüsse annama

evareiterer

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #67 am: 17.07.05, 21:44 »
Hallo, nun habe ich mir auch den ganzen Beitrag angetan und finde das zum Schluß das Thema etwas abhandengekommen ist. Nun will aber ich als Österreicherin auch noch meinen Senf dazu geben, schon mal wir am Anfang lobend erwähnt wurden.

Ich finde unsere Bäuerinnenvertretung nicht so toll, zumindest nicht bei uns in der Steiermark. Auch ich ärgere mich über unsere Vertreterinnen, die nur im Dirndl oder mit irgendwelchen Trachtentücherln präsent sind und entweder jammern oder schönreden(O-Ton unserer Landesbäurin Zechner:"Das Zusammenleben mehrerer Generationen funktioniert wunderbar, wenn man nur will" - furchtbar, oder? und das ist nur ein Beispiel).

Es ist eben so, das die Kleidung eben auch eine Botschaft rüber bringt und ein Dirndl steht nun mal für Tradition, Bodenständigkeit,... . Maria bitte sei mir nun nicht böse, ich schätze deine Artikel oft sehr, aber du musst dir auch bewusst sein, dass eben Kleidung auch eine Botschaft übermittelt. Es stimmt, bei uns ist die Tracht lebendig und ich trage selbst auch oft eines meiner Dirndlkleider, zum Ertnedankfest, beim Bauernbundball, beim Kirchweihfest, usw. aber wenn ich in der Öffentlichkeit auftrete, nur sehr selten.

Ich nehme mir da gerne unsere Weinbauern zum Vorbild. Die südsteirischen Weinbauern haben etwas geschafft, wo wir uns alle ein Scheibchen runterschneiden können. Sie sind durch geschicktes Marketing zu einer sehr geachteten Berufsgruppe geworden. Wir wohnen in einer Weingegend und die Weinbauern kennst du unter allen heraus. Die treten mit einem Selbstbewusstsein auf, das gigantisch ist. Die Jammern nicht, reden auch nicht dauernt davon, was für tüchtige Unternehmer sie sind, sondern die präsentieren sich. Zwei meiner Schwager sind junge Weinbauern. Wenn ich nun die Schwiegermütter meiner Schwestern hernehme, so sind das zwei Frauen, Mitte fünfzig, sehr gepflegt, flott gekleidet, oft in Tracht aber immer sehr modebewusst und die sagen mit Stolz: ich bin Weinbäuerin. Unsere Weinbauern haben auch kein Nachfolgerproblem und selten Probleme, Frauen zu bekommen. Nur noch zum Beispiel der Betrieb meines Schwagers. Dort arbeiteten seine Eltern (50), er selbst als Weinbauingeneur (28), sein Bruder (26) besuchte als Facharbeiter die Weinbauschule Silberberg (gilt als die Kaderschmiede der jungen Weinbauern) und sein jüngster Bruder (20) als frischgebackener Maturant an der HLA für Weinbau. Die weiten den Betrieb nun enorm aus, damit alle Arbeit und Gehalt haben.

Ich glaube nur so geht es. Selbstbewusst auftreten, nicht jammern und nur über Probleme reden, aber auch nicht schönreden, auf sich selbst schauen und Lebensqualität schaffen, zeigen, daß man auch als Bauer Freizeit hat und in den Urlaub fahren kann (wir fahren heuer eine Woche nach Grado) und vor allem vielseitig interressiert sein und auch über andere Themen reden können.

Voriges Jahr sagte ein Gast aus Stuttgard zu mir: Sie kommen mir gar nicht vor wie eine Bäuerin, sie sind ja so modern! Ich empfand das fast als Kompliment und entgegnete: So sind wir Bäuerinnen nun einmal! - diese Episode zeigte mir aber auch, das wir an unseren Image noch viel arbeiten müssen.

So nun ist ein Roman geworden, aber es war mir irgendwie doch wichtig!

Liebe Grüße Eva

Offline Maja

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #68 am: 17.07.05, 23:16 »
Hallo ihr lieben Bäuerinnen alle.
mary,evareiterer,ute usw. Ihr habt alle recht!!Jede auf ihre weise und von jeder kann man etwas lernen ,oder besser gesagt über jden Beitrag kann man nachdenken.
es ist richtig dass man mit seiner Kleidung nach aussen ein positives oder negatives Signal gibt.
besonders wichtig ist es dass man auf sich schaut,wie man im östereichischen so schön sagt,und genauso wichtig ist es dass man sein Gehirn nicht ausschaltet.
Ich gebe dir liebe Mary in allem recht.
Es ist schon so dass der Haushalt immer zuletzt kommt und erst eine Maschine angeschafft wird für den Hof bevor das Haus was abkriegt.Viele Landwirte sind keine mehr,weil sie den Hof aufgegebn haben,aufgeben mussten weil es sich nicht mehr rentiert.Aber wie gesagt nicht jammern hilft.
Es gefällt mir gut wie Ostfriesin eine typische Bäuerin sieht.
Vor allem fällt mir auf,wir dürfen nicht zu verbissen etwas wollen ,sondern einfach immer unsere Logik und Diplomatie anwenden.So kommen wir weiter.
Lieber manchmal über etwas schlafen und am anderen Tag wieder neu besehen..
Dann findet sich die Spur wie man weiter gehen soll fast von allein.
Zu verbissen sich an Themen heranzuwagen macht hart und bitter.
Wünsche mir dass alle Bäuerinnen  ob typisch oder nicht  ihre Arbeit mit innerem Frieden tun können.
Auch ich möchte meinen Kindern und Enkeln eine gute Welt hinterlassen.Das schaffe ich aber nur im Kleinen ,in der Familie im Zusammenhalt .
Bemühen will ich mich auch um  mein Umfeld und den Freundeskreis,aber da bin ich nicht mehr allein verantwortlich und so ist es auch im Staat und der Welt.Ich hoff ihr versteht was ich sagen will,manchmal bringt mans ja nicht so richtig rüber.
Allen einen guten Start in die neue woche
und verliert bei allen Widrigkeiten nicht euren Humor.
Das wünscht Euch
Maja

Offline geli.G

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #69 am: 18.07.05, 08:41 »
Ich glaube nur so geht es. Selbstbewusst auftreten, nicht jammern und nur über Probleme reden, aber auch nicht schönreden, auf sich selbst schauen und Lebensqualität schaffen, zeigen, daß man auch als Bauer Freizeit hat und in den Urlaub fahren kann (wir fahren heuer eine Woche nach Grado) und vor allem vielseitig interressiert sein und auch über andere Themen reden können.

Danke Eva, das hast du super geschrieben. Ich glaube auch, dass in Österreich nicht alles anders ist als bei uns. Wir wohnen ja nicht weit und ich bin gerne drüben, aber seit Österreich zur EU gehört ist dort auch vieles anders geworden....nicht unbedingt besser, glaube ich.... Auswandern würde ich auf keinen Fall....ich lebe gerne in Bayern.... ;D

Jetzt noch zum Thema, das Doro hier eröffnet hat. Viele meiner Freundinnen stammen aus Bauernhöfen. Ich bin die einzige Bäuerin. Ich hab nicht den Eindruck, dass ich mich von denen unterscheide. Außer wenn ich zur Stallzeit mit Latzhose und Kopftuch rumrenne. Und ich hab nicht die Zeit um mich zum Frühstücken zu treffen....zumindest nicht oft. Aber ansonsten fällt mir da nix ein. Die haben übrigens alle ein Dirndlkleid und tragen das auch..... ist halt hier so und hat nix aber auch gar nix mit einer Bäuerin zu tun. ;) ;D
Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben.
Viele Grüße von Geli

Offline reserl

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #70 am: 23.08.09, 10:25 »

Ich will dieses "alte" und doch immer wieder aktuelle Thema mal wieder aus der Versenkung holen. 8) ;)

Im BayLaWo gibts in dieser Woche auch einen Artikel über das Berufsbild der Bäuerin.

Wie seht Ihr Eure Rolle am Hof?

Ich gebe zu, dass ich mich seitdem ich nicht mehr melke und damit nicht mehr so im Betrieb miteingebunden bin als früher mit der Berufsbezeichung "Bäuerin" für mich auch schwerer tue. 8)
lieben Gruß
Reserl



Manchmal ist es ein großes Glück,
nicht zu bekommen, was man haben will.

Offline mamaimdienst

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #71 am: 23.08.09, 11:07 »
Mein Aufgabenbereich ist das Haus und alles was damit zu tun hat. Kinder, Küche, teilweise Büro... Ich bin sozusagen die erste Anlaufstelle im Betrieb, was meines Erachtens sehr wichtig ist. Solange meine SE so fit sind muß ich keinen Stalldienst verrichten. Solange meine Kinder so klein sind ist das auch ganz gut so. Wenn es jetzt bald mit der Kartoffelernte losgeht bin ich davor verantwortlich daß immer genügend "Bodenpersonal" eingeteilt ist und alle versorg sind. Ich habe kein Problem damit, mich als Bäuerin zu bezeichnen obwohl ich nicht in den Stall gehe und Feldarbeit auch eher selten auf dem Progamm steht  ;)
Bevor man seine Feinde liebt, sollte man netter zu seinen Freunden sein. - Mark Twain-

Offline mary

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #72 am: 23.08.09, 11:29 »
Hallo Reserl,
hab den Artikel gestern abend noch durchgelesen.
Eigentlich nichts Neues.
Die Frage nach der "typischen Bäuerin" wird es wohl seit dem Zeitpunkt geben, seit Landwirtschaft betrieben wird.

Ich war wohl noch nie eine "typische Bäuerin und werd es auch nie werden, hab auch noch nie so genau erfragen können, was eine typische Bäuerin überhaupt ist.
Mich beschäftigt eher, wie es zu schaffen ist, dass es uns auf dem Hof einigermaßen gut geht, sowohl in finanzieller als auch in arbeitsmässiger Hinsicht.
Wie wir Lebensqualität auf unserem Hof schaffen - erscheint mir wesentlich wichtiger als darüber nachzudenken, ob frau denn nun eine solche oder eine andere Bäuerin sei.
Ich hab mal von einem Bauern gehört, dass die Bäuerin das Herz des Hofes sei- damit kann ich mich sofort identifizieren.
Herzl. Grüsse
maria


Offline Maja

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #73 am: 23.08.09, 11:58 »
Ja, das ist treffend.
Die Bäuerin das Herz des Hofes.
Wenn die Bäuerin mal schlecht gelaunt ist, fällt es auf alle Mitglieder des Hofes

Offline marikat

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Re: Typische Bäuerin?
« Antwort #74 am: 23.08.09, 13:42 »
Ach Mary,

das tut mir im Moment richtig gut.

Ich bin Bäuerin ob ich in das Schema typisch passe weiss ich nicht. Wenn ich mal wieder eine tolle Idee hatte, und mein Mann muss mich raushauen sagt er immer typisch marikat.

Es gehört schon ein gewisser Typ Mensch zu bestimmten Berufen. Wer in den sozialen Bereich strebt wird sich im betriebswirtschaftlichen Bereich nicht wohlfühlen.
Bei uns ist es so, dass wir breit aufgestellt sein müssen um die sozialen- betrieblichen und familiären Aufgaben zu unserer Zufriedenheit ausfüllen zu können.

marikat