Hallo Amazone,
dein Beitrag hat ganz kurz die Knoten an meinen Fingern geöffnet.
Wir haben das gleiche Hobby, Buchführung und Betriebswirtschaft, mir obliegt die Verantwortung über das Geld im Betrieb.
IN einem muss ich dir widersprechen- sind es wirklich die Bäuerinnen, die das Geld, dass der Mann mühsam aus dem Betrieb heraus erwirtschaftet hat- so schnell ausgeben?
Meistens arbeiten beide im Betrieb, viele Betriebe werden so geführt, wie es eben Stand der fachlichen Praxis ist-
Bauer hat eine langjährige Ausbildung und Frau wird aus Liebe Bäuerin,
er sagt wo es langgeht, sie hilft mit und macht die Arbeit im Büro, die Anträge und das Dokomentationssystem, erledigt die Buchführung und den Haushalt.
Sind grössere oder grosse Investitionen zu tätigen- ist das Fachwissen der Bäuerin gefragt oder nicht gefragt, je nach Berater, Bauer und Betrieb.
MIr ist bewusst, dass mir nach vielen Jahren praktischer und theoretischer Arbeit in der Landwirtschaft immer noch vieles an Wissen und Können fehlen, ich bin voller Begeisterung zu den internettenden Bäuerinnen dazugestossen, war das doch die einzigartige Möglichkeit, mit Bäuerinnen aus dem deutschsprachigem Raum über die gemeinsamen Sorgen, Probleme und Freuden des Bäuerinnenseins zu diskutieren.
Ich habe bei uns im Betrieb etwas grundlegendes verändert, ich mache nicht mehr nur die Buchführung, sondern aus der Erfahrung heraus- habe ich mir das Recht herausgenommen, mich aktiv in betriebliche Entscheidungen einzuklinken- war am Anfang auch nicht ganz einfach-
denn ich habe ja nur einen käufmännischen Beruf erlernt und Hauswirtschaft auf dem 2. Bildungsweg gemacht.
Um im Betrieb mitreden zu können, bin ich seit jeher in viele Fachvorträge gegangen, habe mir unzählige FAchbücher um die Ohren geschlagen und da ich im Betrieb voll mitarbeite- immer wieder versucht - Praxiswissen und Theorie zu verbinden.
Für die Arbeit der Bäuerin gibt es keine Ausbildung- aber man kann vieles lernen.
Und heute sehe ich es nicht mal mehr als Nachteil an, denn dann brauche ich auch nicht vieles vergessen müssen, wie es mein Mann erlebt hat.
Die Diskussion um die "typische oder untypische Bäuerin" ist mir eigentlich nicht ganz so wichtig, was unsere berufsständischen Vertreterinnen und Vertreter kleidungsmässig tragen- eher nebensächlich- mir sind eher die Inhalte wichtiger-
aber jetzt weiß ich, dass ich scheinbar ziemlich daneben liege.
Nach meinem Gefühl sind es die Bäuerinnen, die das Geld zusammenhalten, die mit Sorge die Entwicklungen der finanziellen Situation eher Warnlampen leuchten sehen- zumindest diskutieren wir in meinem reellen Leben über solche Erfahrungen.
Meine wirklich nachdenklich machenste Erfahrung war, als ich mit einer Freudin die Buchführung verglichen habe- wir haben ähnliche Betriebsgrössen und verschiedenen Wirtschaftsweisen.
Seither hat sich in unserem Betrieb vieles verändert.
Ich Depp habe einen riesengrossen Fehler gemacht, ich dachte, das diese Erfahrungen auch anderen Bäuerinnen helfen könnten, aber das war eine totale Fehleinschätzung,
ich bin mir noch nie so daneben vorgekommen - als hier in vielen Beiträgen und Diskussionen -
- und ich habe eingesehen, dass halt wir uns Gedanken machen müssen, wie sich die gestiegenen Preise für Diesel, für Dünger, für Pflanzenschutz ausgleichen lassen, denn mit gesunkenen Preisen für Milch und Getreide geht die Rechnung so nicht auf.
Ich finde es unheimlich schade, dass über solche Probleme keine Diskussionen zustande kommen.
Es stimmt nach meinem Gefühl vieles nicht mehr in der Landwirtschaft und das trifft mich als Bäuerin genauso wie meinen Mann als Bauer.
Ob mich in Zukunft wieder erstaunte Ausrufe zum Ärgern bringen, wenn es wieder heißt: "Was du bist Bäuerin, das sieht man dir gar nicht an", wichtiger wäre mir, wenn die wirklichen Probleme in der Landwirtschaft besser vertreten würden, ob es im Trachtengewand, im Kostüm, im Anzug oder im Trachtenjanker, das ist für mich ziemlich nebensächlich.
Ich habe mir vorgenommen, mich hier rauszuhalten, es war ja sowieso schon schrittweise,
zuerst die Diskussionen um einen anderen Weg, um Gülle und sonstiges, wo ich mich schon lange zurückhalte, dann habe ich gemerkt, dass selbst die Erfahrungen mit EM und das Interesse für den Boden zu keinen guten Diskussionen führt, Diskussionen um "typische oder untypsiche Bäuerin" mir auch das Gefühl gibt, ziemlich daneben zu stehen, über Auswirkungen der Gentechnik, die betriebliche Buchführung und Betriebswirtschaft-
in ZUkunft überall Knoten in die Finger,
aber es bleibt noch mein grosses Hobby der Garten, da kann ich mit vielen Blumenfreundinnen disktuieren, und die längste Box der Welt bleibt ja auch noch.
Ausserdem mache ich in meinem realen Leben weiterhin die Buchführung und meine Arbeit ist auch zu einem grossen Teil ein Hobby.
All das, was mich interessiert, wird auch in Zukunft bleiben, ich schreib nur nichts mehr drüber.
Dein Beitrag war die Ausnahme, denn du hast mir aus dem Herzen und aus der Seele gesprochen-
Ich renne auch nicht mit Lumpen herum, aber ich stelle fest, dass der Euro im Betrieb oder auch im Haushalt, den man eben nicht ausgibt, in schwierigeren Zeiten auch nicht eingenommen werden braucht.
Wenn sich die Rahmenbedingungen wieder verbessern, dann wird die Liste der Wünsche wieder länger.
Dank deinem Beitrag habe ich das Gefühl, dass meine Wahrnehmung der bäuerlichen Welt doch noch nicht ganz daneben liegt- ich bin doch nicht der Pessimist vom Dienst, der nur alles Schwarz sieht.
Ich bin in einer Bäuerinnengruppe- die sich "Bäuerinnen im Betrieb" nennt-
wir haben uns zusammengeschlossen, weil wir gesehen haben, dass wir gleiche Interessen gemeinsam viel besser entwickeln können.
Für Urlaub auf dem Bauernhof, für Direktvermarktung gibt es gute Weiterbildungsmöglichkeiten,, man muss eine Ausbildung haben, wenn man mit der Buckelspritze Ampfer bekämpfen will,
aber für die Probleme er Bäuerin im Betrieb kann man entweder in reine Männerveranstaltungen gehen ( ichhabe keine Probleme damit, sie haben mich bisher weder gefressen noch rausgeworfen- nur stelle ich fest, dass ich als Frau einfach vieles anders sehe und meinen Mitstreiterinnen ergeht es genauso)
aber dass man die Buchführung nicht nur machen, sondern auch lesen. bzw. auswerten kann,
das gibt es ganz vereinzelt, Wissen um Zusammenhänge von Wachstum und Boden, und und und, die Liste, was uns interessiert, die ist ziemlich lange.
Wir hatten es satt, von Referenten gnädig milde lächelnd, die gestellten Fragen ins Lächerliche gezogen,beanwortet zu bekommen. Wir arbeiten im Betrieb mit und wollen gleichberechtigte Unternehmerinnen sein- und wegen der Schieflage der langjährigen Ausbildung des Bauern im Gegensatz zur kurzfristigen Weiterbildung speziell bei Betriebswirtschaft und Buchführung haben wir unser Schicksal selbst in die Hände genommen, inzwischen sind wir schon lange kein reiner Frauenarbeitskreis mehr- mehr und mehr sind die Ehemänner dazugekommen-
Denn die Arbeit auf einem Hof ist trotz aller Schwierigkeiten - einfach ein befriedigendes Stück Leben.
Ich habe gemerkt, dass ich in meinem realen Leben noch vieles verändern möchte,
die Diskussionen hier kosten mich teilweise einfach viel Kraft und machen Frust und Ärger.
Also Knoten in die Finger und ab ins reale Leben,
schade, dass du wahrscheinlich irgendwo in Deutschland lebst, so was fachliches wie Dich könnten wir gut in unserem Arbeitskreis brauchen.
Herzliche Grüsse
maria