Hallo Mirjam,
schon wieder eine Studie,
die zeigen soll, wie schlecht es den Bäuerinnen geht.
Bei uns gibt es eine ganz klare Regelung,
jeder leistet an seinem Platz, nach seinen Fähigkeiten, sein Bestes und das finanzielle Ergebnis wird geteilt.
Ob ich im Stall die Kühe melke, mit dem Traktor fahre, weil es gerade wichtig ist,
ob es ein gesundes und wohlschmeckendes Essen geben soll,
ein Haus, in dem man sich wohlfühlt,
das zählt für mich zu einem Leben, in dem Lebensqualität herrscht.
Ich bin selbständig und ich kann sehr vieles gestalten und ausführen.
Jetzt würde mich wirklich interessieren Mirjam, du wohnst auf einem Bauernhof,
als was siehst du dich eigentlich?
@Brigitta,
es mag sein, dass es in den verschiedenen Gegenden verschiedene Bekleidungssichweisen gibt.
Ich wollte einfach aus neugierde ausprobieren, wie man gesehen wird, wenn man " so wie du schreibst als Tourist oder Karnevalsleiche" gekleidet ist.
Normalerweise trage ich bei der Arbeit, in der Freizeit, im alltäglichen Leben meistens Hosen,
ich kann mit schmalen, engen Röcken leider nichts anfangen und wegen eines Bänderschadens auch keine hohen Schuhe mehr tragen.
Es war eine interessante Erfahrung, mit meinem absoluten Lieblingsdirndl in Berlin auf einer feierlichen Abendveranstaltung zu erscheinen, sicher ist man alleine, alles trägt Kostüm und Hosenanzüge, aber so einen interessanten Abend mit noch interessanteren Gesprächen hatte ich mir gar nicht vorgestellt, von negativer Bewertung keine Spur, im Gegenteil, aus dem üblichen Einerlei herauszustechen, habe ich nicht als nachteilig erlebt.
Für eine Stadtrundfahrt griff ich halt wieder zu meinen trachtigen Lieblingsstück, hielt mich in der Gedächtniskirche auf und wohnte dort einer kurzen Andacht bei, der dortige Pfarrer verabschiedete jeden per Handschlag. Als er mich sah, fragte er, ob ich aus Bayern käme und fiel sofort aus seiner berlinischen Hochsprache in unsere bayerische Sprache.
Wir kamen ins Gespräch, er war überglücklich, wieder einmal seinen Heimatdialekt zu hören, er stammte zufällig aus unserem Landkreis und das Leben hat ihn ganz woanders hin verschlagen.
Egal wo ich hinkomme, negative Bewertung ist mir eigentlich noch keine untergekommen,
weder als Bäuerin, noch als gerne Trachten tragende Frau.
IM Gegenteil, es ergaben sich daraus schon sehr interessante Gespräche und Begebenheiten.
Ob mich jemand höher wertet, oder abwertet, das ist dessen Problem.
Für mich ist ein schönes Dirndl einfach das tollste Kleidungsstück, das es gibt und wenn ich eine Weltreise machen würde, dann kämen in meine Koffer mit Sicherheit meine absoluten Lieblingsstücke.
Würde mich direkt reizen, auf der Freiheitsstatue in New York, auf dem Zuckerhut mit Dirndl,
das hätte was für sich.
Sigrid in Neuseeland einen Besuch zu machen, natürlich mit einem Dirndl,
ich glaube nicht, dass sich meine Lebens- und Kontaktchancen verschlechtern, nur weil ich eben absolut kein Kostümtyp bin.
Wenn ich hier so lese, dann habe ich das Gefühl, wir sehen uns von anderen viel schlechter bewertet, als es wirklich der Fall ist.
Ich bin gerne Bäuerin und habe kein Problem als solche gesehen zu werden.
Da man egal wo man hinfährt, sich selbst mitnimmt, ist die Kleidung nur ein kleiner Teil der Persönlichkeit.
Ob Frauen sich für die Landwirtschaft entscheiden oder abgeschreckt werden,
das hängt sicher nicht vom Dirndl ab, sondern von uns selbst.
Da gäbe es noch vieles zu schreiben.
Ob jetzt jemand eine typische Bäuerin ist oder eine untypische-
soll frau jetzt stolz sein, weil es heißt, du schaust gar nicht wie eine Bäuerin aus?
Auf die Frage - wie denn eine Bäuerin aussehen soll- kommen keine Antworten.
Eine Friseuse zieht sich vielleicht anders an, meine Freundinnen haben die verschiedensten Berufe,
mit der Zeit schleift sich bei jeder einen bestimmte Lebenshaltung ein.
Ich hätte jetzt noch nie feststellen können, dass sich die Unternehmerin besser oder schlechter fühlt, als die Psychologin, die kaufm. Angestellte besser als die Bäuerin. Jede hat ihr Scherflein zu tragen.
Entscheidend sind die inneren Werte, aber scheinbar haben wir als Bäuerinnen selbst unsere Probleme mit unserem Selbstbild.
maria