Hallo Mirjam,
das hätte keiner besser schreiben können
Diese Phasen, die du beschreibst, sind mir nur allzusehr bekannt. Da ich die ersten Jahre, die ich mit meinem jetzigen Mann zusammen war, nur sporadisch hier mitgeholfen habe, kamen diese Phasen erst sehr viel später. Als ich hier einzog bin ich weiterhin meinem Beruf nachgegangen, bis zu der von Martina genannten Babypause. Seitdem helfe ich hier mit. Morgens grundsätzlich immer, jedoch nachmittags nur, wenn unser Sohn es zeitig genug ins Bett schafft.
Kämpfe haben wir hier allerdings auch nach 8 Jahren heute immer noch auszufechten, sei es, das SE mir zu wenig zutrauen, da ich ja ein "Stadtkind" bin, sei es, dass Dinge eintreten, die ich in meinen vorherigen Mails schon ausführlich beschrieben habe. SE sind leider manchmal sehr neugierig, leider auch pessimistisch und bei jeder Kleinigkeit aufs allerhöchste alarmiert.
Trotzdem sind seit kurzem die Fronten stärker geklärt, weil es immer wieder Krach aufgrund von Kleinigkeiten (ich berichtete) im Melkstand gab, so dass SM morgens nun nicht mehr mitmelkt, sondern nur noch abends, wenn ich eh nicht mit im Stall bin. So können wir uns etwas aus dem Weg gehen.
Wolkentanz, deine Einstellung ehrt dich. Ich denke, die wenigsten Bauern vertreten diese Ansicht, umso toller finde ich es, dass du sie hier ansprichst.
Mein Mann hat mir am Anfang schon gesagt, dass er mich hier später brauchen wird - nicht als billige Arbeitskraft, sondern wir sind schon ein Team und entscheiden alles zusammen. Allerdings ist es für meinen Mann nicht selbstverständlich, er bedankt sich oft bei mir dafür, dass ich ihn hier so unterstütze und das alles mitmache - mit all seinen Vor- und Nachteilen.
Er weiss es also zu schätzen, auch wenn es schon etwas zur Bedingung wurde, dass ich hier später mithelfen muss und meinen Beruf nun nicht mehr ausüben kann. Wenn ich das aber nicht gewollt hätte, hätte ich diese Beziehung nicht vertieft. Und eine Beziehung macht auch solche Dinge aus. Man muss gemeinsame Ziele finden, in die gleiche Richtung blicken. Das macht den Erfolg einer Beziehung und einer Familie aus. Partner mit absolut unterschiedlichen Ansichten werden wohl nie auf einen Nenner kommen oder eine glückliche Beziehung führen. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich denke, wenn die Frau weiter arbeiten geht, taugt die Beziehung nichts. Ich bin auch arbeiten gegangen, bevor unser Sohn geboren wurde und das hat auch geklappt. Ich meine nur, dass beide ihre Sichtweise klar machen und auf einen Nenner bringen müssen. Wenn du akzeptierst, dass deine Frau vielleicht nicht im Stall hilft sondern arbeiten geht, so ist das auch möglich. Würdest du es aber absolut nicht akzeptieren und sie würde es trotzdem machen und du würdest ihr tagtäglich mit Vorwürfen in den Ohren hängen, dann wäre das sicherlich irgendwann das aus, weil entweder sie keine Lust mehr hätte oder du ihre Einstellung nicht mehr einsehen würdest.
Mein Erziehungsurlaub endet bald, und natürlich hat sich auch bei mir die Frage gestellt, ob ich jetzt wieder einsteige. Ich habe es nicht getan, weil ich weiter auch für unser Kind dasein möchte, was zeitlich mit meiner Arbeit schwierig geworden wäre, unser Kind den ganzen Tag ins Hort geben wollte ich nicht, was ich aber auch nicht will, ist Hausmütterchen spielen - und das muss ich hier ja auch nicht, d.h. Sohnemann ist morgens im Kindergarten, und ich kann mit der neu gewonnen "Freizeit" meinem Mann noch mehr helfen, der Rest vom Tag ab Mittag läuft dann wie gehabt. Und ich muss nicht pendeln, kein Stress auf Autobahnen und im Betrieb mit Vorgesetzten - stattdessen eigener Chef und Familie - das ist für mich o.k. so.
Und wenn mein Mann doch schonmal durchblicken lässt, seine körperliche Arbeit sei anstrengender als das, was ich den ganzen Tag mache (mal abgesehen von den ganzen Berufen, die eine Hausfrau und Mutter und Landwirtin so vertritt) dann bekommt er von mir mal eine Breitseite und ist wieder der beste Ehemann von allen
Und zum Glück gehört er nicht zu denen, die sich abends nur vor den Fernseher setzen und sich die Pantoffeln bringen lassen.
Er bietet fast immer (fast wenn er nicht gerade vollkommen geschafft ist, was ja auch schon mal vorkommt) seine Hilfe an, wenn ich uns noch was koche oder das Abendbrot herrichte.
In diesem Sinne liebe Grüße von Britta