Hallo Stefan,
als ich noch Vollzeit in meinem Beruf tätig war, bin ich auch "mit Schlips und Kragen" unterwegs gewesen, hatte alle Annehmlichkeiten des Aussendienstes und auch die Verpflichtungen. Erfolg kommt automatisch irgendwann, wenn man sich einen Namen gemacht hat und fleißig ist.
Ich habe meinen Job gern gemacht und nicht nur wegen dem Auto, des Geldes wegen oder Autotelefon und Laptop.
Als ich dann mit dem Baby hier auf dem Bauernhof war und nirgends mehr hinkam habe ich krampfhaft versucht die Vorteile zu sehen, die ich hier habe:
"Ich bin zu Hause, trage zum Familieneinkommen bei durch meine Arbeit und habe mein Kind und meinen Mann bei mir. "
Trotzdem war ich unzufrieden. Das erste Jahr habe ich täglich überlegt, wie ich aus der Misere, die ich mir hier eingebrockt habe, wieder rauskomme.
Bis ich im Dezember auf die Weihnachtsfeier meines ehem. Arbeitgebers eingeladen wurde. Als ich dort die alten Kollegen traf und die Ansprache des Chefs hörte, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren, welchem Druck ich während meiner Tätigkeit ausgesetzt war und unter welchen Erfolgszwang ich mich selbst ständig setzte.
Das konnte ich eigentlich nicht glauben. Daß ich jemals mich so sehr engagiert hatte für die Firma.
Von nun an wollte ich mich für meine "eigene" Firma engagieren, für den Familienbetrieb mit Milchvieh und Bullenmast.
Das ging aber nur so lange gut, bis die Firma nach den 3 Jahren Erziehungsurlaub mich wieder fragte, ob ich nicht stundenweise noch etwas tun will......
Seit 4 Jahren bin ich nur wieder 16 Std. in der Woche in meinem alten job tätig und es hält mich am "Leben" und bei der Stange. Obwohl es mehr Arbeit ist, möchte ich sie nicht missen, denn sie ist anders und motiviert besser. Es ist sicher nicht nur das Geld, das verdiene ich zu Hause ja auch. Aber zu Hause hängt es mir manchmal zum Hals raus und ich muß es trotzdem machen, in der Arbeit kann ich mal ein paar Tage Urlaub nehmen oder mache ganz etwas anders.
Das geht im Betrieb nicht. Die Kühe müssen gemolken werden und alles drum rum muß auch täglich gemacht werden. Aber anderseits ist es so, wenn ich zu Hause mehr arbeite, verdiene ich dadurch auch nicht mehr
Der Ausgleich und das Gleichgewicht von Lob und Anerkennung, das ist das Gewürz des beruflichen Lebens, was mir so wichtig scheint. Denn nur in der Firma bekomme ich ab und zu mal zu hören: " das hast aber jetzt gut hingekriegt, wir haben den Auftrag !" ...
Zu Hause gibt es solche Erfolgserlebnisse nicht. Die dauern zu lange und werden auch niemals sonderlich erwähnt. Lobhudelei der Ehegatten gegenseitig wird ja auch langweilig auf Dauer
Zu Hause sieht man meistens nur, was nicht gemacht wurde. Trotzdem ist es mein Eigenes.
In der Firma geht es nach dem Prinzip: " Wessen Brot ich eß, dessen Lied ich sing".
Aber missen möchte ich beides nicht. Das hält mich auf Trab und bei der Stange.
Ich könnte mich nicht dauerhaft mehr für eines von beiden entscheiden ...... komisch
Übrigens haben wie einen Vollerwerbsbetrieb und mein Mann beklagt oft, daß ich nicht da bin.......