Erst gestern beim Füttern senierte ich so vor mir hin, wieviele Generationen wohl noch folgen werden ...? Für mich ist es ein schönes Gefühl, der Anfang einer hoffentlich langen Reihe zu sein.
Guten Morgen alle zusammen,
mit diesem Thema haben mein Freund und ich uns auch in den letzten Tagen oft beschäftigt.
Sein Vater hat den Hof in den 50iger Jahren am Ortsrand gebaut, nachdem wie bei vielen hier in unserer Gegend der Hof mitten im Ort zu klein wurde. Ich denke, er hat damals auch gedacht, daß er damit für viele Generationen die Zukunft sichert. Der Hof hatte zu der Zeit die größte Scheune weit und breit (die Leute sagten wohl, er sei verrückt
) und ein Stall für 30 Kühe war damals auch schon was.
Und wie sieht es heute aus? Der Vater ist leider viel zu früh gestorben, mein Freund war damals noch ein Kind, ohne irgendwas geregelt zu haben. Es war aber wohl immer klar, daß mein Freund den Betrieb weiterführen sollte. Nun hängt die ganze Erbengemeinschaft (Mutter und 4 Geschwister) Tag für Tag auf dem Hof, und meinem Freund wird keine Möglichkeit gegeben, seine eigene Zukunft auf dem Hof zu verwirklichen und zu gestalten. Ich bin nicht die erste Freundin, die mit ihm den Betrieb weitergeführt hätte, aber je besser die Beziehung zu einer Freundin läuft, um so mehr wird die Freundin von den Geschwistern als Feindbild gesehen. Mein Freund sagt immer, Du bist halt Konkurrenz, die haben Angst um ihr Erbe. Mein Freund ist der jüngste der Geschwister und durch den frühen Tod des Vaters, der Mutter ging es damals sehr schlecht, ist ganz fest in sein Gehirn eingebrannt: Die Familie muß doch zusammenhalten!
Er sagt selbst, daß er nicht den Mut hat, das Thema bei seiner Familie anzusprechen und ich kann es bei soviel Neid und Mißgunst auch irgendwo verstehen.
Da ich mittlerweile eingesehen habe, daß sich an der Situation nichts ändern wird, haben wir ja nun das Milchvieh abgeschafft (ging nur, weil ich das Milchvieh gemacht habe, da mein Freund mittlerweile auch noch einen Job hat). Nun kann ich sehen, daß ich meine (zweite) Ausbildung möglichst rasch beende und wir dann mit unseren beiden "außerlandwirtschaftlichen" Jobs unabhängig von dem Hof und der Erbengemeinschaft sind. Das sieht mein Freund auch so, auch wenn es ihm nicht Einerlei ist, daß er das von seinem Vater aufgebaute nicht fortführt.
Aber welche Konsequenzen hat das für den Hof?
Ich befürchte, das läuft erstmal so weiter bis die Mutter irgendwann mal stirbt. Vielleicht geht es dann los, daß die Geschwister ausbezahlt werden wollen. In den letzten Jahren wurde auch nicht mehr viel gemacht auf dem Hof (es gehört ja keinem wirklich) und es muß demnächst viel renoviert werden. Vielleicht wird der Hof dann verkauft und das Geld unter den Erben aufgeteilt.
Vielleicht duldet die jetzige Generation das auch weiter so (was glaube ich auch davon abhängt, ob mein Freund eine Freundin hat oder nicht). Aber spätestens in der nächsten Generation wollen dann mit Sicherheit einige Geld sehen und spätestens dann wird der Hof verkauft...
Und alles wegen dem Motto: Die Familie muß doch zusammenhalten!
Glaube nicht, daß sich der Vater das für den Hof gewünscht hätte. Ich denke, er wäre sehr traurig darüber.
Deswegen meine Bitte an Euch: Nehmt Euren Nachkommen die Last von den Schulter und regelt rechtzeitig die Zukunft Eures Hofes. Glaube, da gibt es wirklich genug Möglichkeiten, daß alle zufrieden sein können (wurde ja schon an anderer Stelle im BT besprochen) - dann heißt es hoffentlich wirklich mal: der Hof ist schon seit xx Generationen im Familienbesitz...
Lieben Gruß - Marjellche