Bäuerinnentreff

Betriebliches => Familie und Betrieb unter einem Hut => Thema gestartet von: Britta am 12.03.06, 12:12

Titel: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: Britta am 12.03.06, 12:12
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Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: brit am 12.03.06, 13:26
hallo bridda ,

find ich gut , das thema abzutrennen.

zu den 20% (oder 10%)..
 wenn nur schon die hälfte der paare (50%) die üblichen familiären und/oder eheprobleme haben  ,
die andern 50% haben betriebliche probleme sind wir bei 100% problemen  :),
oder wo liegt der rechenfehler ?? 8)

also hier  glaub ich mal was ich seh, komm ja viel in kontakt mit andern bauernfamilien..
es gibt probleme durchaus und ganz klar, aber es gibt auch solche die das gut lösen.
und somit positiv zu schlage kommen, meiner ansicht nach die mehrheit ¨!?
( mal anders ausgedrückt, ich staune  wie viele sich doch positiv durchwursteln, obwohl die fakten/umstände doch oft eher erschwerend sind)

müsste man auch unterscheiden zwischen  akuten (aus-der-momentanen-situation-bedingten) problemen, und chronischen (immer-wiederkehrenden-grundsätzlichen)problemen ?!

probleme zu überspielen, ist dann ja nicht nur in der lw das problem, und nach aussen erfolgreich scheinen zu müssen ebenfalls?

lg   brit

Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: Biobauer am 12.03.06, 13:50
Hallo,
ich hab zu den problemen eine these ,ich hoffe ich bring sie einigermassen rüber.
"Die summe der probleme bleibt immer gleich,es verschieben sich nur die gewichtungen"
soll heissen man hat immer irgendetwas ,jemand der vielleicht keine finaziellen probleme und ehesachen hat ,hat zoff mit nachbarn oder kranke kuh oder ausguss verstopft.ich hab hier bekannte in der stadt,da schüttel ich nur immer den kopf was die so bewegt,in meinen augen lappalien ,für die lebenswichtig.daher da in der richtung bissl mehr toleranz.
zu dem schein oder sein auf den höfen,ein alter landwirt sagte mal zu mir,guck immer erst auf die dachrinnen ,wenn die ok sind is auch noch geld da,weil da fängt man als erstes zu sparen an .und diese aussage hat sich schon oft bewahrheitet,man sieht auch noch an ein paar anderen sachen obs finanziell passt.aber sicher nicht am neunen schlepper in der halle,der is meist nur prestige und nicht bezahlt.das sich die ganze finazielle situation geändert hat wird schon daraus ersichtlich ,das vor 20 jahren ne finazierung von nen schlepper noch fast nen fremdwort war,heutzutage schon fast standard.
servus Herbert
Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: Luetten am 12.03.06, 15:00
hallo herbert,
es ist sicherlich so, daß immer ein problem zu finden ist, wenn man sucht ;D aber die Sache mit dem Trecker ist doch etwas weit hergeholt! was kostete vor 20jahren ein schlepper und heute? wer hat vor 20jahren sein auto finanziert und heute? wer mit seinem betrieb noch auf dem stand von vor 20jahren ist, kann sicherlich die zeit absehen. was nicht heißen soll das ich das gut finde!
LG Petra
Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: passivM am 27.03.06, 10:52
Also, ich finde schon, dass Herbert Recht hat...

...was jedoch nicht heißen soll, dass jeder, der einen neuen Schlepper (oder Kuhstall?  ::) ) hat, voll in der Schuldenfalle sitzt. Aber in der Tat wird heute mehr finanziert, wo man früher erst mal angespart hat. Es wird ja zum Teil auch vom Staat bezuschusst (Zinszuschüsse, Förderprogramme für Junglandwirte...).
Aber ich will es nicht überzogen formulieren, daher die Erwähnung, dass es auf der anderen Seite ja zum Beipiel auch Anspar-Abschreibungsmöglichkeiten gibt. - Soll also heißen, dass nicht nur Schulden-machen gefördert wird.
Die Einstellung zum Thema Finanzierung - früher sagte man: Schulden machen - hat sich generell geändert ---- auch in vielen Privathaushalten. Schuldnerberatungen, Privatinsolvenzen.... solche Dinge gibt es ja nicht ohne Grund. Ich will gar nicht wissen, wie viele Leute gut von den Schulden anderer leben; Banker, Berater, Werbeleute, Anwälte.... fast jedes Möbelhaus wirbt doch mittlerweile schon mit "verlockenden" Finanzierungsangeboten.... 
Wer kann da NEIN sagen? Herbert?  Anna?  Petra?  Die Frage muss sich jeder selber beantworten.    ;)
Es gibt aber auch nicht wenige Höfe, da ist es umgekehrt: So manche alte "Klitsche" ;)  ist im Vergleich zu dem einen oder anderen neueren Stall mit einem tollen Maschinenpark ja vielleicht die reinste "Goldgrube" - weil keine Belastungen mehr drauf liegen.

(..bitte weder die Klitsche noch die Goldgrube allzu wörtlich nehmen ;) )

goldige Grüsse

Anna
Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: mary am 28.03.06, 08:10
Hallo Petra,
in einem Inforamtionsblatt für die Landwirtschaft fand ich aus Buchführungsauswertungen herausgerechnet- wie sich der Milchpreis in 35 Jahren entwickelt hat-
hier nur der Gewinnbeitrag pro kg erzeugte Milch in den letzten 15 Jahren:
1990 13,3, cent,
98 4,1
2000   o,5 cent
20o1 3,1,
2002 1,7
2003 1,0
2004 - 2,1
2005 2,2 cent.
Ich habe leider keine anderen Zahlen, aber ich bin am suchen,
wie sich die Produktionsmittelkosten in diesem Zeitraum entwickelt haben.
Bei diesen Gewinnspannen ist es nicht mehr ganz einfach weder Fassade noch Realität aufrecht zu erhalten.
Ich weiß selbst, dass man auf einem Hof nie fertig wird und immer was zu bauen, zu reparieren und zu investieren ist.
Aber die Spirale dreht sich immer schneller die Investitionskosten steigen in beachtliche Höhen.
Eben nur beim Beispiel Stallbau oder Traktor-
es hat sich sicher auch die Technik verbessert und mehr Komfort gehört heute dazu.
Allerdings bleibt unterm Strich trotz ständig steigenden Investitonskosten nicht mehr übrig.
Diese heutigen Kosten sind in der Regel aus dem Betrieb nicht mehr finanzierbar, somit steigt der Investionsbedarf aus Krediten. Wenn sich dann Rahmenbedingunen sehr schnell ändern,
entsteht für die Bauern ein gewaltiger Druck. Da trotz bestem Können und Wissen keiner in die Zukunft schauen kann- und heute die Planbarkeit immer mehr abnimmt,nimmt der Druck auf die Bäuerinnen und Bauern sehr stark zu.

Oder sehe ich das so verkehrt?
Herzliche Grüsse
maria
Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: Mathilde am 28.03.06, 11:54

Ich habe leider keine anderen Zahlen, aber ich bin am suchen,
wie sich die Produktionsmittelkosten in diesem Zeitraum entwickelt haben.

Herzliche Grüsse
maria

Maria wie meinst Du das ?

malwiederdummbin aber der Gewinn ist doch das was übrig bleibt trotz der Produktionsmittelkosten ?

Das unser alter Traktor der schon abgeschrieben ist auch am billigsten arbeitet ist mir auch klar aber wenn ich dann überproportional Steuern zahlen würde dann würde ich mirs schon überlegen ob ein neuer vielleicht nicht zwei ältere ersetzen kann und dabei noch weniger Diesel braucht wobei dann wieder die Maschinen dazu kommen die man dann bräuchte..... aber ich glaube das führt in einen andere Box.

Ich glaube da hat Anna schon recht nur an den Maschinen oder den neuen Stallungen kann man noch lange nicht einsehen wie es wirklich ausschaut.

LG Mathilde

Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: Mathilde am 28.03.06, 13:26
ich denke da triffst du einen irrglauben ... wenn ich "überzählige" steuern in eine maschine investiere, deren arbeiten von der alten genauso gut und günstig gemacht werden,

Du sagst es. Wenn aber die alten am Limit sind, Du einen neuen Stall hast und Land noch nicht zu kaufen geht................... ::)

LG Mathilde
Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: Biobauer am 29.03.06, 11:02
Hallo,
gehn wir mal wieder weg von den maschinen,ich fahr auch gerne neue ,komfortable,als so alte kracher wo alles weh tut.und wenn die auslastung da ist dafür rechnet sich jede maschine.
ich musste in letzter zeit ziemlich viel rechnen wegen  größerer investitionen ,hab mir auch teilweise hilfe dazugeholt.diese hilfe war ein unabhängiger berater ,der auf landwirtsczaftlichen betrieben sowohl buchführung als auch finazberatung oder ähnliches macht .man kommt dann auch mal ins ratschen ,da erzählte er ,ohne das er natürlich irgendwelche namen nannte ,das 30 % der betriebe zahlungsunfähig sind ,30 %  gehts grade so um und grade der rest verdient noch einigermassen geld,aber auch nix berauschendes.diese zahlen gelten  für bayern ,wie es im osten oder im norden aussschaut weiss ich nicht .
nun stellt euch mal hin und zählt ab ,jeder  dritte is pleite . :D
da ich mal annehme das hier im forum nur lauter vorbildliche landwirte und -innen zugange sind,sind eure nachbarn in schwierigkeiten .
servus Herbert
Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: Pierette am 29.03.06, 11:24
 Mathilde Gestern um 11:54
......"aber der Gewinn ist doch das was übrig bleibt trotz der Produktionsmittelkosten ?"
genauso ist das, jedoch 
ist 1. dieser Gewinn von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich, d.h. abhängig von der Betriebsleitung und deren Umgang mit den Einzelfaktoren, das zeigen immer wieder die Arbeitskreis-Auswertungen,
hat 2. jeder, der Steuern zahlt einen Gewinn erwirtschaftet und das ist gut so,
kann 3. das Streben, der Besteuerung aus dem Weg zu gehen, nicht das Ziel eines Betriebes sein. Wenn eine wichtige!!! Maschine kaputt ist, muß eine neue her, aber nicht, um dem FA ein Schnäppchen zu schlagen und möglicherweise Probleme mit der Liquidität zu bekommen (s. Herbert's Beitrag).
Ich teile übr. nicht die Meinung, dass es heute einfach ist, Finanzierungen durchzuführen, Stichwort Basel II.

Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: Susanna am 29.03.06, 11:25
Immerhin geht es dann noch 40 % gut! Ist das kein Grund zu Optimismus?? Ich dachte, es sei viel schlimmer
Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: Biobauer am 29.03.06, 11:58
Hallo,
wegen steuern sag ich mal so ,ein betrieb der langfristig keine steuern zahlt erwirtschaftet auch keinen gewinn,sprich geht bald den bach runter.sicher versucht man seine steuerlast zu reduziern mit ansparabschreibungen ,sonderabschreibungen oder auch mal nen maschinenkauf ,der viellicht nen jahr früher is als sonst .
ich finde basel II eher ein vorteil ,besonders für gutwirtschaftente betriebe.weil jetzt eben nicht mehr nur auf viele ha ,sprich sicherheiten geguckt wird,sondern jetzt werden auch mal bilanzen gewichtet.man muss sich nur vor augen halten ,banken wolln ja geld verleihen davon leben sie nämlich ,und da ist ihnen mittlerweile ebenein leistungsfähiger betrieb oder eine gutes konzept viel wichtiger als nen paar ha land hinterm hof,sie haben nämlich kein grosses interesse daran ,einmal die immobilien des kreditnehmers zu verkaufen. das A und O ist mit seinen banker zu reden ,und zwar nicht  am schalter sondern einen termin machen  und sich da dann in ruhe darauf vorbereiten und dann gut informiert  ein sachliches gespräch führen.oder auch mal den banker zu sich am betrieb einladen.die sind sehr froh wenn sie mal aus ihrer bude rauskommen ,ausserdem wolln die auch sehn was man mit dem geld so vorhat bzw geleistet hat.
servus Herbert
Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: mary am 29.03.06, 12:23
Zu diesem Thema kann ich von meinen Freundinnen genauso mitschreiben, sie sind Unternehmerfrauen, dort herrscht ein noch gnadenloserer Konkurrenzdruck,
grosse Baustellen können sie sich abschminken, weil aus dem östl. Europa billigst als Subunternehmer gearbeitet wird.
Egal ob als Dienstleister, ob als Handwerksbetrieb, so heil ist die Stimmung in Deutschland auch bei den anderen Bereichen nicht mehr.
Es stehen sehr viele Arbeitsplätze auf der Kippe, im Handwerk und im Handel wird noch viel mehr auf die Fassade geschaut, niemand lässt sich in die Karten schauen.
Im geweblichen Bereich stehen bestimmt bei genauso vielen Betrieben grosse Umbrüche an,
werden noch sehr viele Betriebe geschlossen.
Und so wird es auch mit der Landwirtschaft passieren.
Leider scheint die Politik noch nicht gemerkt zu haben, dass der Mittelstand das Fundament des betriebswirtschaftlichen Wirkens ist und dieser die Hauptlast trägt.
Alle können nicht nach Südostasien expandieren, wobei auch hier die Bäume nicht in den Himmel wachsen werden, denn Know How und Ausbildung ist dort bestimmt nicht lange hinten nach.
So gesehen werden wir uns damit abfinden müssen, irgendwann so wie die Gastarbeiter in andere Länder zu deren Bedingungen arbeiten müssen.
herzl. Grüsse
maria
Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: Wolkentanz am 29.03.06, 13:46
mary ...........gut erkannt..............so ist es ..............und unsere politiker werden sich noch wundern.
auch nichts gegen reformen.........aber je mehr der kleine mann abgestraft wird ........desto schlechter geht es auch den betrieben.
kaufkraft schwindet überall ..........im betrieb und auch privat.
---
basel 2 hat mir nur nachteile gebracht, als mein kredit verlängert werden muste , durfte ich aufeinmal höhere zinsen bezahlen, nur weil
sicherheiten fast nichts mehr zählen und wir keine buchführung ( als kleiner betrieb )  haben.
Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: Susanna am 29.03.06, 15:01
Jau Michi, die Franzosen haben da schon ein anderes Temperament als wir. Wir maulen und jammern immer nur rum... :(

Na ja, die Krawalle müssten nicht grade so heftig sein.
Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: mary am 30.03.06, 06:18
Hallo Michi,
ich weiß nicht, Gewalt erzeugt immer Gegengewalt. Ob damit etwas erreicht wird?
Wir machen einen vermutlich viel mühsameren Weg, Versuch, wieder in Kreisläufen zu denken,
regionale Wirtschaftskreisläufe ins Bewusstsein zu bringen und am Leben zu halten.
Veränderungen kommen bestimmt nicht von der Politik, dort ist ausser Lippenbekenntnissen nicht viel zu erwarten.
Aber es gibt doch einen afrikanischen Spruch:
Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, dann können sie die Welt verändern.
Ich halte nichs davon, zu warten, dass eine Handvoll der "Besten" übrig bleibt, denn auch sie werden irgendwann von noch "Besseren" verdrängt.
Es ist für mich interessant, wieviele Bereiche es z.B. in der Landwirtschaft gibt, die uns etwas verkaufen wollen, sie leben alle von uns- und wir leben wieder von anderen Bereichen.
Wir haben im ländlichen Raum nur eine Chance, wenn wir sehen, dass wir alle in einem Boot sitzen. Als Produzierende und als Konsumierende.
Solange nur auf den Preis geschaut wird- und nicht das ganze Bild - wird es so weitergehen.
Es hängt irgendwie doch alles zusammen, Globalisierung ohne Verantwortung macht die ganze Welt kaputt.
Und da hängt nicht nur die Landwirtschaft drinnen, sondern viele andere Bereiche,
z.B. die Steinmetze haben eine Aktion gestartet, keine Grabsteine mehr aus Indien zu vertreiben, weil die dort von 12 jährigen Kindern ohne Gehörschutz mit dem Presslufthammer herausgearbeitet werden.
Bei Bekleidung, Schuhen, Ernährung wissen wir ja schon längst, unter welchen Bedingungen teilweise diese Erzeugnisse hergestellt worden sind.
Irgendwann fällt das auf uns zurück, irgendwann müssen wir zu ähnlichen Bedingungen arbeiten, ohne Rechte, ohne Würde- mit sehr wenig Lohn.
Wollen wir irgendwann als Gastarbeiter so arbeiten, wie es weltweit gängige Praxis ist?
Da sind wir dann aber nicht mehr die grossen Deutschen.
Es werden noch sehr viele Arbeitsplätze ins Ausland verlagert und die mittleren und kleineren Betriebe bei uns auf dem Land kaputt gemacht.
Ohne Arbeitsplätze ist der ländliche Raum verloren, da helfen auch die momentanen Lippenbekenntnisse über die Wichtigkeit der Landwirtschaft aus der Politk nichts mehr.
Weil wir ohne Infrastrutkur keine guten Karten haben und der Strukturwandel in der Landwirtschaft ja unverändert weitergeht.
Wo sollen die Menschen denn hin, die paar Bauern die noch übrig bleiben- können den ländl. Raum nicht am Leben erhalten.
herzl. Grüsse
maria

Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: SHierling am 30.03.06, 08:35
Hallo,
Vielleicht sollte man ab und zu einfach mal die Verhältnisse bedenken. Selbst wenn ALLE Bauern irgendwo demonstrieren würden, wäre das lächerlich wenig im Vergleich zum Anteil der Bevölkerung, der immer noch billige Lebensmittel haben will. Und
Zitat
Ohne Arbeitsplätze ist der ländliche Raum verloren, da helfen auch die momentanen Lippenbekenntnisse über die Wichtigkeit der Landwirtschaft aus der Politk nichts mehr.
Im Moment ernährt ein Bauer, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ca 180 Arbeiter. Wenn die alle Arbeit haben, Steuern und Sozialbeiträge zahlen, dann ist das bißchen Geld für die paar arbeitslosen Landwirte lässig über. Die Arbeitsplätze in der Landwirtschaft sind doch schon lange vor denen in der Industrie abgeschafft worden, nannte sich damals Mechanisierung. Melkmaschine, Rübenhacke & Spritze statt Melker und Landarbeiter, das waren über 90% aller Stellen bis schließlich "jeder nur noch für sich selber" arbeitete. In der Industrie passiert das ganze halt nur etwas später, aber ausgerechnet von der Landwirtschaft aus zu meinen, man müsse die selbe kostensparende Mechanisierung in den Industrie- und Handwerksbetrieben nun anfeinden, finde ich schon sehr inkonsequent.

Abgesehen davon gibt es in den allermeisten landwirtschaftlich genutzten Gebieten weder Rohstoffe noch nennenswert Arbeitskräfte (je km¹ dünn besiedelte Gebiete) , wer soll denn da Arbeitsplätze schaffen und vor allem wovon?

Wenn man mit Erfolg demonstrieren will, dann ist das erste und wichtigste, meiner Meinung nach, das man den Leuten vermittelt, worum es geht - nur dann hat man Chancen. Und das geht nicht (nur) mit Krakehlen, sondern mit Berichten, Zeitungen, Kursen, Seminaren, Information auf den Verpackungen, Schildern in den Feldern, all solche Sachen. Ich seh's schon vor mir, so eine "richtige Bauerndemo" - *achtung satire* mit dem Hintern auf einem Schlepper für zwei Arbeiter-Jahresgehälter sitzend, für einen Monat ALG II Klamotten am Leib, und dann Verständnis beim Verbraucher erwarten ... *satire aus*

Grüße
Brigitta
PS: und ich weiß schon, das die Arbeitsplätze in der Landwirtschaft "nun mal kapitalintensiv" sind. Darum gehts nicht. Es geht darum, dem Verbraucher/Staat/Wähler begreiflich zu machen, warum er diese kapitalintensiven Privatbetriebe im Vergleich zu "billigen Industriearbeitsplätzen" bevorzugt behandeln soll.
Titel: Re: Fassade und Realität - mehr Schein als Sein auf den Höfen?
Beitrag von: mary am 30.03.06, 13:00
Hallo Michi,
ein Politker hat einmal gesagt, Veränderungen gehen immer von Minderheiten aus, nie von Mehrheiten. ;D
Aber es braucht schon oft einiges an Mut, Rückgrat und Ausdauer, um für wichtige Dinge einzutreten.
Wird sicher nicht nur meine Erfahrung sein, vermutlich seit Beginn der Menschheit.
Entscheidend ist, bei sich selbst anzufangen.
Und beim Einkauf habe ich wirklich selbst in der Hand zu entscheiden.
Herzl. Grüsse
maria