Ich denke andererseits aber auch dass sie sich sehr um ihre Mama gekümmert haben als sie krank war und das ist eigentlich wichtiger als Grab.
So sehe ich das auch. Unser Friedhof ähnelt mehr einer Parkanlage. Dadurch, dass es keine Einfassungen gibt und rundherum Rasen ist, ist schon ein ziemlicher Aufwand nötig. Mit ein paar mal im Jahr geht das nicht. Im Sommer ist bei der üblichen Bepflanzung tägliches gießen nötig. Ich sag gerne, auf dem Friedhof liegt so mancher, der sich über so viel Zuwendung zu Lebzeiten gefreut hätte, wie es jetzt sein Grab bekommt.
Die Aussage, die Nachfahren nicht belasten zu wollen kommt hier besonders von älteren Frauen, die selbst über viele Jahre mehrere Gräber pflegen mussten. Weil wir außerdem alles (Unkraut, Verblühtes, alte Pflanzen und Sträuße, den eingewachsenen Rasen von der Umgebung) selbst mit nach Hause nehmen und entsorgen müssen, ist es auch nicht so einfach für jemanden, der selbst kein Auto mehr fährt. Hier hatten wir schon so einige Fälle, dass die Hinterbliebenen selbst schon um die 70 waren, als die Grabpflege für den letzten Elternteil begann. Das heißt dann, 25 Jahre muss man sich kümmern. Die jüngeren Leute wohnen oft gar nicht mehr hier.
Ein Sonderfall ist eine frühere KLassenkameradin. Das Grab ihrer Mutter ist mit Koniferen so zugewachsen, dass man den Namen nicht mehr lesen kann. Aufgrund der Erlebnisse in der Kindheit kann sie es nicht mehr ertragen, den Friedhof zu betreten. Zeitweise habe ich auch schon ähnliche Anwandlungen gehabt. Aber zum Glück schauen bei uns auch meine Geschwister mit nach dem Grab.
Es gibt aber auch Leute, die lassen sich hier durch den Wettkampf um die schönste Grabstelle mitreißen bzw. unter Druck setzen.

So hat meine Freundin von ihrer Schwägerin Druck bekommen, als sie sich auch um das Grab der Eltern gekümmert hat. Von wegen, was sollen die Leute denken.